Wie die Proteste in Kasachstan begannen und warum sie wichtig waren

Vor weniger als drei Jahren trat Kasachstans alternder Präsident Nursultan Nasarbajew, heute 81, zurück. Als ehemaliger Stahlarbeiter und Führer der Kommunistischen Partei kam er 1989 in Kasachstan an die Macht, als es noch zur Sowjetunion gehörte. Während seiner Herrschaft zog er enorme Investitionen ausländischer Energieunternehmen an, um die Ölreserven des Landes zu erschließen, die mit geschätzten 30 Milliarden Barrel zu den größten aller ehemaligen Sowjetrepubliken gehören.

Als letzter überlebender Präsident in Zentralasien, der sein Land nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in die Unabhängigkeit geführt hat, übergab er 2019 die Macht an Herrn Tokajew, damals Sprecher des Oberhauses des Parlaments und ehemaliger Premierminister und Außenminister.

Herr Tokajew wird weithin als handverlesener Nachfolger von Herrn Nasarbajew angesehen, dem bis vor kurzem eine beträchtliche Macht zugesprochen wurde, der den Titel „Führer der Nation“ trug und als Vorsitzender des Sicherheitsrats des Landes fungierte. Aber die Revolte könnte ein entscheidender Bruch mit seiner Herrschaft sein.

Der neue Präsident ist zwar ein Loyalist, versucht aber dennoch, sich eine stärkere Rolle zu erarbeiten. Das wiederum hat die Bürokratie und Eliten Kasachstans desorientiert und dazu beigetragen, dass die Regierung langsam auf die Forderungen der Demonstranten reagiert, sagen Analysten.

Während seiner drei Jahrzehnte langen Amtszeit gewann Herr Nasarbajew wiederholt Wahlen mit fast 100 Prozent der Stimmen, wobei er häufig politische Gegner oder Journalisten inhaftierte, die ihn kritisierten. Kasachstan wählte Herrn Tokajew im Juni 2019, jedoch mit einseitigen Wahlergebnissen in einer streng kontrollierten Abstimmung, die von Hunderten von Festnahmen von Demonstranten überschattet wurde.

Die Wahl wurde von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa als unfair verurteilt. Das Ergebnis und das damalige brutale Vorgehen der Polizei gegen friedliche Demonstranten deuteten darauf hin, dass der Veteranenführer des Landes zwar die Präsidentschaft niedergelegt hatte, das System, das er während seiner langen Amtszeit etablierte, jedoch fest in Kraft blieb.

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