VW, BMW und Mercedes könnten in China genauer unter die Lupe genommen werden

BERLIN – Das deutsche Außenministerium plant, die Regeln für Unternehmen, darunter Autohersteller, die stark in China engagiert sind, zu verschärfen, sie dazu zu bringen, mehr Informationen offenzulegen und möglicherweise Stresstests für geopolitische Risiken durchzuführen, heißt es in einem vertraulichen Dokumententwurf, der Reuters vorliegt.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind Teil einer neuen Geschäftsstrategie gegenüber China, die die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz ausarbeitet, um die Abhängigkeit von der Wirtschaftsmacht Asien zu verringern.

„Ziel ist es, die Anreizstruktur für deutsche Unternehmen mit marktwirtschaftlichen Instrumenten so zu verändern, dass die Verringerung der Exportabhängigkeit attraktiver wird“, heißt es in dem Dokument mit Blick auf die Chemie- und Automobilindustrie.

China ist ein Schlüsselmarkt für deutsche Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz.

Ein Sprecher des Außenministeriums lehnte eine Stellungnahme ab.

Dem Entwurf des Auswärtigen Amtes unter Führung von Annalena Baerbock von den Grünen müssen noch weitere Ministerien zustimmen. Eine endgültige Entscheidung über die China-Strategie wird Anfang nächsten Jahres erwartet.

Enge Handelsbeziehungen verbinden Asien und die größten Volkswirtschaften Europas, wobei die rasche Expansion Chinas und die Nachfrage nach Deutschlands Autos und Maschinen das eigene Wachstum in den letzten zwei Jahrzehnten befeuert haben. China ist seit 2016 Deutschlands größter Handelspartner.

Die Beziehung wurde jedoch seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar genau unter die Lupe genommen, der zum Ende einer jahrzehntelangen Energiebeziehung mit Moskau führte und zahlreiche Unternehmen dazu veranlasste, ihre lokalen Geschäfte aufzugeben.

„Diesen Fehler dürfen wir nicht wiederholen. Dafür sind Politik und Unternehmen verantwortlich“, heißt es in dem Dokument.

Zu den in dem 65-seitigen Papier beschriebenen Schritten, von denen einige bereits gemeldet wurden, gehört eine Verschärfung der Regeln für in China tätige Unternehmen, um sicherzustellen, dass geopolitische Risiken berücksichtigt werden.

„Wir streben an, besonders gegenüber China exponierte Unternehmen zu verpflichten, relevante China-bezogene Entwicklungen und Zahlen beispielsweise in Form einer gesonderten Meldepflicht auf Grundlage bestehender Offenlegungspflichten zu spezifizieren und zusammenzufassen“, heißt es in dem Dokument.

„Auf dieser Grundlage werden wir prüfen, ob betroffene Unternehmen regelmäßig Stresstests durchführen sollten, um chinaspezifische Risiken frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.“

Investitionsgarantien werden einer stärkeren Prüfung unterzogen, um die Umweltauswirkungen, Arbeits- und Sozialstandards zu berücksichtigen und Zwangsarbeit in der Lieferkette zu vermeiden, heißt es in dem Dokument. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, sollten Investitionsgarantien auf 3 Milliarden Euro (3,07 Milliarden US-Dollar) pro Unternehmen und Land begrenzt werden, fügte sie hinzu.

Die Regierung plant auch, Exportkreditgarantien zu verschärfen, um unerwünschten Technologietransfer zu vermeiden, insbesondere sensible Dual-Use-Technologien und solche, die für Überwachung und Unterdrückung verwendet werden können, heißt es in dem Dokument.

Die neue Strategie, die von den Grünen in der Koalition unter Führung des Sozialdemokraten Scholz, aber auch unter Einbeziehung der wirtschaftsfreundlichen Freien Demokraten stark vorangetrieben wurde, markiert eine Abkehr von der Berliner Politik unter der ehemaligen konservativen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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