Über 90 % des deutschen Gasnetzes könnten bis 2045 überflüssig sein, sagt eine Denkfabrik – EURACTIV.com

Da Deutschland bis 2035 von fossilen Brennstoffen weggeht, um Klimaneutralität zu erreichen, schätzt die Berliner Denkfabrik Agora Energiewende, dass zwischen 71 und 94 % des bestehenden Gasnetzes überflüssig werden könnten.

Kaum ein anderes Land hat sich so stark für fossiles Gas entschieden wie Deutschland. 20 Millionen Haushalte verlassen sich nicht nur zum Heizen auf die gasförmigen Brennstoffe, sie treiben auch die weltweit führende chemische Industrie an.

Insgesamt trumpft Deutschlands Gasnetz auf eine Länge von mehr als 500.000 Kilometern – genug, um mehr als 12 Mal um die Welt zu reisen.

Aber wenn Deutschland beginnt, sich vom Gas abzuwenden, könnte dieses feine Netz unterirdischer Pipelines bald obsolet werden.

„Der Abschied vom Erdgas und der Umstieg auf grüne Fernwärme und Wärmepumpen stellen neue Anforderungen an das Energienetz“, sagt Simon Müller, Deutschlandchef bei Agora Energiewende und Erstautor der lernen veröffentlicht am Dienstag (18. April).

„Die Umstellung auf klimaneutrale Energie macht die meisten Gasverteilungsnetze überflüssig“, fügte die Denkfabrik in einer Erklärung hinzu.

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Daher möchten Haushalte von Gas auf sauberere Heizquellen umsteigen, und die Industrie versucht stattdessen, Wasserstoff und seine Derivate zu verwenden.

Unter Berufung auf eine Reihe führender deutscher Klimastudien stellt die Denkfabrik fest, dass die Nachfrage nach Gas – fossil und bio – bis 2045 um 85 % bis 97 % sinken wird. Unterdessen wird die Nachfrage nach Wasserstoff voraussichtlich bei 266 Terawattstunden liegen – 30 % der heutigen energetischen Nachfrage nach fossilem Gas.

Sollten die Netzbetreiber nicht vorausplanen, warnt die Denkfabrik vor 10 Milliarden Euro verlorener Vermögenswerte ohne Zweck und erheblichen Mehrkosten für die Verbraucher – die gezwungen wären, die Kosten der verlorenen Vermögenswerte durch bis zu 16-mal höhere Netzentgelte zu tragen.

Kämpfe für die Zukunft

Deutschland befindet sich mitten in einem politischen Kampf um die Zukunft der Gasnetze, deren Betreiber sagen, dass sie ein wertvolles Gut sind und stattdessen leicht für den Transport von Wasserstoff umfunktioniert werden könnten.

Der Gas- und Wasserversorgungsverband DGVW behauptet, dass 98 % des deutschen Gasnetzes Wasserstoff aufnehmen könnten. DEin Netzabbau würde eine Infrastruktur im Wert von „mehreren hundert Milliarden Euro“ zerstören, sagte Branchenlobbychef Gerald Linke, Vorsitzender der DGVW, erzählt Welt am Sonntag im Jahr 2022.

Experten haben diese Behauptung in Frage gestellt, da Wasserstoff viel anfälliger für Lecks ist als fossiles Gas – aufgrund seiner relativ viel kleineren Molekülgröße – was eine vollständige Überarbeitung der Ventile und der zugehörigen Netzausrüstung erfordert.

Darüber hinaus schätzt Agora Energiewende den Wert des Gasnetzes auf 20 % der Gesamtinvestition, was 60 Milliarden Euro entspricht. Und aufgrund der hohen Einnahmen der Gasunternehmen hat sich der Großteil dieser Investition bereits ausgezahlt.

„Der Großteil der Netzinvestitionen ist trotz der langen Amortisationszeit von rund 45 Jahren bereits refinanziert, sodass der Restwert im Verhältnis zum Neuwert überschaubar ist“, sagt Müller. Allein im Jahr 2021 haben die Netzbetreiber eine Rekordsumme von 1,1 Milliarden Euro investiert.

[Edited by Nathalie Weatherald/Frédéric Simon]


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