„The Starling“-Rezension: Begierde unter der Fuchtel des Fundamentalismus

Eines der besten Instrumente, die autoritären religiösen Gruppen zur Verfügung stehen, um Gemeindemitglieder – insbesondere Frauen – zu kontrollieren, besteht darin, sie davon zu überzeugen, dass ihre Persönlichkeit, ihre Macht eine Belastung darstellt. Zweifel an der eigenen Handlungsfähigkeit zu säen war schon immer eine heimtückische und gefährliche Waffe.

In dem beeindruckend nervösen Spielfilmdebüt „The Starling Girl“ der Autorin/Regisseurin Laurel Parmet beginnt eine gläubige 17-Jährige in einer fundamentalistischen christlichen Gemeinschaft die Kluft zwischen ihrem zunehmend kühnen Selbstbewusstsein und den gut überwachten Anforderungen ihrer Insel zu bemerken. eng verbundene Kirche, ein stiller Kampf, der durch das plötzliche Aufflammen des Verlangens noch deutlicher wurde.

Jem Starling (Eliza Scanlen) ist eine zuvorkommende Tochter, hilfsbereite Schwester ihrer jüngeren Geschwister und fröhliches Mitglied der Truppe junger „Gottestanz“-Frauen ihrer Kirche. Sie lebt, um Gott zu verherrlichen, und liebt es gleichermaßen, dies durch Tanz zum Ausdruck zu bringen. Es ist jedoch ein zerbrechliches Glück, wenn sie nach dem Höhepunkt eines Auftritts wegen ihrer sündigen Tanzkleidung (ein nicht dickes Oberteil) gescholten wird und sofort etwas Privatsphäre finden muss, damit sie ein paar Tränen ausspülen kann. Was in Scanlens schillernd vielschichtiger Darstellung eine würzige, ahnende Mischung aus hingebungsvoller Schuld und verletzten Gefühlen ist. Wenn in ihrem Umfeld Eitelkeit der Sammelbegriff für die Blasphemie des Vergnügens ist, was kann ein Mensch mit natürlicher Selbstdarstellung tun?

Jems Eltern Heidi (Wrenn Schmidt), eine wachsame Figur, und Paul (Jimmi Simpson), ein liebevoller Vater und nicht ganz so heimlicher Alkoholiker, machen deutlich, dass ihre Autonomie – körperlich oder geistig – vom Tisch ist. Für sie geht es darum, den schüchternen, schmerzlich unbeholfenen Sohn des Oberpastors, Ben (Austin Abrams), zu heiraten. Aber die Realität, die in ihrer ältesten Tochter brodelt, ist, dass ihre sexuellen Regungen, wenn sie nicht gerade versucht, sie wegzubeten, einen heikleren Schwerpunkt haben: Bens älterer, verheirateter Bruder Owen (Lewis Pullman), ein sanftmütiger, charismatischer Grübler, der die Kirche leitet Er nimmt an Jugendprogrammen teil und hat sein eigenes angespanntes Verhältnis zu den Zwängen seiner Umgebung.

Die darauf folgende Intimität ist nicht schwer vorherzusagen – Jem und Owen sind nicht nur verwandte Seelengeiseln, die eine rebellische Verbindung spüren, sondern auch der eine ist ein Teenager, der auf überwältigende Gefühle reagiert, und der andere ist ein Erwachsener mit einem gewissen Maß an Macht, der es wissen sollte besser. Doch wie es sich in Parmets emotional achtsamem Szenario abspielt, passt nicht so gut zu einer einfachen Moral des Missbrauchs und der Opferrolle, dass man versucht sein könnte, es als Ganzes zu betrachten.

Da wir alles durch Jems Augen sehen – der Kameramann Brian Lannin hat in dieser Hinsicht eine fast vérité-dokumentarische Strenge geschaffen –, fühlt sich der finstere Einfluss des Patriarchats allgegenwärtig an, und Scanlen ist hervorragend darin, den Nervenkitzel und die Qual einer Situation von Minute zu Minute zu erfassen Erkläre sie schnell über die menschliche Schwäche. Aber Owen ist nicht weniger faszinierend, Pullmans scharfe Wendung zeigt, wohin die Unzufriedenheit die Willensschwachen führt (was auch auf Jems Vater und Simpsons ultrafeine Darstellung eines zerstörten, wiedergeborenen Menschen zutreffen könnte, der von den Dämpfen seines alten Lebens abhängig ist).

Von Geschichten, die in abgeschiedenen Welten strafender Frömmigkeit angesiedelt sind (denken Sie an „Martha Marcy May Marlene“ und „Midsommar“), erwarten wir mittlerweile eine visuell unheimliche Gelassenheit. Aber Parmet interessiert sich weniger für kultische Ängste als vielmehr für eine naturalistischere Abstumpfung der Isolation und des Gruppendenkens, die man in jeder geschlossenen konservativen Gesellschaft findet, in der gläubigen Frauen ein Reinheitsnarrativ verkauft wird. Diese Stimmung kommt in Schmidts Darstellung von Jems Mutter, aber auch in den Tänzern der Truppe, die Jems Choreografievorschläge beiläufig überwachen, gut zum Ausdruck.

„The Starling Girl“ fesselt unsere Aufmerksamkeit nicht immer, vor allem aufgrund des gelegentlich zottigen Tempos, das oft vergisst, dass wir der Handlung voraus sind. Es gibt auch zwei Enden: Eines, das auf einer Auswahl von Jem basiert und unglaublich mitreißend und von Natur aus spannend ist, aber dann eine anschließende Szene mit Musik und Tanz, die sich eher wie etwas liest, das als bedeutungsvolle Buchstütze geschrieben wurde. Und dennoch gibt es eine großzügige Lesart einer so auf der Nase liegenden Vorschlagsnote, wenn wir sie auch als Parmets Szene betrachten, ebenso wie die von Jem: eine Filmemacherin rennt nicht mehr neben ihrer gequälten Schöpfung her und sehnt sich nach Flucht, sondern gibt ihr endlich etwas eine Chance, alles in Einklang zu bringen, was sie je gekannt hat, wer sie ist und was vor ihr liegen könnte.

„Das Starmädchen“

Bewertet: R, für etwas Sexualität

Laufzeit: 1 Stunde, 56 Minuten

Spielen: Beginnt am 12. Mai, AMC Century City

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