Scholz auf kniffliger Südafrika-Mission zur Diskussion über Impfstoffproduktion – EURACTIV.de

Bundeskanzler Olaf Scholz, der derzeit auf Südafrikareise ist, wird es wahrscheinlich schwer haben, über eine Zusammenarbeit bei der Impfstoffproduktion zu sprechen, da Südafrika zur Freigabe von Impfstoffpatenten aufruft. EURACTIV Deutschland berichtet.

Die Diskussion über die Zusammenarbeit bei der Impfstoffproduktion ist das Ziel von Scholz’ Besuch in Johannesburg am Dienstag (24. Mai), Regierungskreise vor der letzten Station des deutschen Staatschefs im Rahmen seiner Afrikareise. Scholz war am Sonntag im Senegal und am Montag im Niger.

Die Bundesregierung bleibt jedoch zuversichtlich.

Denn Südafrika ist bereits mit drei weiteren afrikanischen Ländern an dem Projekt von BioNtech beteiligt, um die lokale Impfstoffproduktion anzukurbeln – ein Projekt, das Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze Mitte Februar nach einem Treffen mit hochrangigen Vertretern der Afrikanischen Union angekündigt hatte.

Bei der Zusammenarbeit mit BioNTech und den vier afrikanischen Ländern gehe es laut Schulze darum, Impfstofffabriken aufzubauen und durch gut ausgebildete Fachkräfte, effektive Regulierungsbehörden und den Aufbau von IT-Infrastruktur entsprechende längerfristige Rahmenbedingungen zu schaffen.

Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit afrikanischer Gesundheitssysteme gegen künftige Pandemien ist auch ein zentraler Punkt auf der Agenda der deutschen G7-Präsidentschaft und stand letzte Woche auf der Tagesordnung des von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ausgerichteten G7-Gesundheitsministertreffens in Berlin.

Neue EU-Reiseverbote trotzen der Wissenschaft, sagt Ramaphosa aus Südafrika

Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa hat eine weitere wütende Breitseite gegen den Umgang der EU mit COVID-19 gestartet, indem er sie der „Impfstoff-Apartheid“ beschuldigte und argumentierte, dass die neuen Reiseverbote für Reisende aus einigen afrikanischen Ländern der wissenschaftlichen Logik widersprachen.

Patentverzicht

Aber Südafrika hat ganz andere Prioritäten als Deutschland.

Während der COVID-19-Pandemie war Südafrika eines der lautstärksten Länder, wenn es darum ging, die ungleiche Verteilung von Impfstoffen weltweit zu verurteilen. Präsident Cyril Ramaphosa warf der EU und dem Westen wiederholt „Impf-Apartheid“ vor.

Zusammen mit Indien hat Südafrika auch die Welthandelsorganisation aufgefordert, die bisher erteilten COVID-19-Impfstoffpatente freizugeben.

Südafrika ist zusammen mit Indien, der EU und den USA Teil der sogenannten Quad-Gruppe, die bis Anfang des Monats informelle Gespräche führte, woraufhin die WTO dann einen umstrittenen Kompromissvorschlag zum Patentverzicht vorlegte.

Aber damit der Vorschlag angenommen werden kann, müssen alle 164 WTO-Mitglieder ihren Konsens geben – keine leichte Aufgabe.

In seiner jetzigen Form wurde der Kompromissvorschlag von der EU begrüßt, doch die Befürworter des Patentverzichts sehen ihn als unzureichend an, da er seit seiner ersten Iteration abgeschwächt wurde.

Auch Deutschland betrachte den Kompromissvorschlag wie die EU als „inhaltlich akzeptabel“, sagte ein Regierungsvertreter.

Unklar bleibt jedoch, ob auch andere Mitglieder der Quad-Gruppe, darunter Südafrika, die Kompromisslösung akzeptieren würden. „Deshalb kann das natürlich auch Teil der Diskussion sein“, fügte er hinzu.

Unterschiedliche Prioritäten

Die Diskussion um die Freigabe von Patenten ist laut Bundesregierung „überholt“.

Da jetzt Impfstoffe verfügbar sind, liegt das „viel schwerwiegendere Problem“ nun darin, ob viele afrikanische Länder die verfügbaren Dosen verabreichen können, fügte der Beamte hinzu.

Aus deutscher Sicht müssten solche Themen in den Vordergrund der Gespräche gebracht werden, nicht der Patentdiskussion, sagte er.

Diese Diskrepanz der Prioritäten in Bezug auf die Verfügbarkeit von Impfstoffen ist seit einiger Zeit offensichtlich, auch auf dem EU-Afrikanische Union-Gipfel Mitte Februar.

Während die EU einen koordinierten Vorstoß unternahm, um die afrikanischen Staaten bei der Vorbereitung ihrer Gesundheitssysteme auf die nächste Pandemie zu unterstützen, waren die afrikanischen Staats- und Regierungschefs der Ansicht, dass ihre zentrale Forderung nach Impfstoffpatenten nicht ausreichend berücksichtigt worden war.

Ramaphosa sagte damals, die Angebote der EU hätten ihn nicht überzeugt.

[Edited by Alice Taylor]


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