Österreichisches Parlament verabschiedet Impfpflichtgesetz – EURACTIV.de

Das österreichische Parlament hat am Donnerstagabend (20. Jänner) für eine Impfpflicht ab Februar gestimmt. Die Regierung kündigte auch ein lotteriebasiertes „Anreiz- und Belohnungspaket“ an, um die Akzeptanz des neuen Gesetzes zu fördern.

Die regierende grün-grüne Koalition konnte sich im Parlament eine breite Mehrheit sichern, auch die Sozialdemokraten und die meisten liberalen Abgeordneten stimmten für eine Impfpflicht.

Insgesamt unterstützten 137 von 170 Abgeordneten das Gesetz.

„Heute ist ein wichtiger Tag. Wir wollen einen wesentlichen Schritt in der österreichischen Corona-Politik machen“, sagte Bundesgesundheitsminister Wolfgang Mückstein vor der Abstimmung.

Mückstein betonte, die Entscheidung basiere auf dem Solidaritätsprinzip. Österreich will bis Herbst ein hohes Maß an Immunität in der Bevölkerung erreichen, um sicherzustellen, dass eine möglicherweise kommende Corona-Welle keine restriktiven Maßnahmen erforderlich machen würde. Um dieses Ziel zu erreichen, seien obligatorische Impfungen entscheidend, erklärte er.

Die Impfpflicht sei eine „Entscheidung, zu einem Leben zurückzukehren, wie wir es vor der Pandemie kannten“, sagte Mückstein.

Ab Februar muss jeder Österreicher ab 18 Jahren geimpft werden. Ausgenommen von der neuen Regelung sind nur genesene, schwangere oder aus gesundheitlichen Gründen nicht impfbare Personen. Die Regierung wird ab Mitte März Bußgelder von bis zu 3.600 Euro gegen diejenigen verhängen, die sich weigern, sich daran zu halten.

Die Maßnahmen wurden bereits im November angekündigt und haben seitdem zu weit verbreiteten wöchentlichen Demonstrationen in den größten Städten Österreichs geführt.

Österreich erwägt 7.200 Euro Bußgeld für Ungeimpfte

Österreichische Staatsbürger, die sich weigern, ihre COVID-19-Impfung ab Februar zu erhalten, wenn sie obligatorisch sind, müssen mit Geldstrafen von bis zu 7.200 Euro rechnen, wie ein Entwurf des österreichischen COVID-19-Impfgesetzes zeigt.

Die Impfpflicht gilt für alle, die …

Glücksspiel bei Impfungen

Wenige Stunden vor der Abstimmung kündigte die Regierung außerdem ein neues „Anreiz- und Belohnungspaket“ an. Um die Impfbereitschaft der Unentschlossenen zu steigern und diejenigen zu belohnen, die bereits die Impfung erhalten haben, zielt das Paket darauf ab, eine „Impflotterie“ zu schaffen.

Jeder zehnte Geimpfte hat die Chance, Gutscheine im Wert von 500 € zu gewinnen, darunter sowohl diejenigen, die bereits geimpft sind, als auch diejenigen, die sich in Zukunft impfen lassen. Jede erhaltene Impfung zählt als separater Lotterieeintrag – das heißt, wer dreimal geimpft wurde, kann auch dreimal gewinnen.

Rund eine Milliarde Euro stellt der Staat für die Impflotterie bereit. Laut Bundeskanzler Karl Nehammer ist die Lotterie eine Belohnung für alle, die bereits geimpft sind, und ein Anreizsystem für diejenigen, die noch zögern.

Die Lotterie beginnt am 15. März, am selben Tag, an dem die österreichischen Behörden mit der Verhängung von Bußgeldern gegen nicht geimpfte Einwohner beginnen.

Darüber hinaus führt das Paket ein Anreizsystem für lokale Behörden ein, um für Impfungen zu werben und ihre Bereitschaft zu erhöhen, ihre Einwohner über deren Vorteile zu informieren.

Jede Gemeinde, die eine Impfquote von über 80 % erreicht, erhält finanzielle Zuwendungen. Die Regierung hat 75 Millionen Euro für diese Kommunen bereitgestellt und wird den finanziellen Anreiz entsprechend der Einwohnerzahl der Kommunen verteilen.

Kommunen können zusätzlich 400 Millionen Euro erhalten, wenn sie bestimmte Impfziele erreichen. „Jede Gemeinde profitiert, wenn sie eine hohe Impfrate hat“, sagte Nehammer.

Zeit, „über Impfpflicht nachzudenken“: EU-Chef

Es ist an der Zeit, dass die Europäische Union „über eine obligatorische Impfung“ gegen Covid nachdenkt, sagte die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, am Mittwoch (1. Dezember), während sie betonte, dass die Regierungen der Mitgliedstaaten entscheiden würden.

Erstes EU-Land mit Impfpflicht

Österreich ist das erste EU-Land, das Impfungen zur Pflicht macht. Bisher diskutieren die meisten EU-Länder, die ähnliche Schritte zur Bekämpfung der Pandemie erwogen haben, entweder noch über das Thema oder haben nur sektorale Pflichtimpfungen eingeführt.

Deutschland diskutiert derzeit heftig darüber, ob es zu solch drastischen Maßnahmen zurückkehren soll. Deutschland wird das Thema am kommenden Mittwoch im Bundestag debattieren. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich aber bereits vergangene Woche für eine Impfpflicht für alle ab 18 Jahren ausgesprochen – und folgt damit dem österreichischen Beispiel.

Andere EU-Staaten haben bisher Pflichtimpfungen nur für ältere Menschen oder für bestimmte Berufe eingeführt.

Frankreich hat beispielsweise Impfungen für Transportarbeiter oder Gesundheits- und Pflegepersonal zur Pflicht gemacht. Ähnliche Maßnahmen gibt es auch in Italien, wo seit April 2021 Impfungen für Angehörige der Gesundheitsberufe vorgeschrieben sind. Anfang Januar ging die italienische Regierung noch einen Schritt weiter und führte obligatorische Impfungen für alle Personen über 50 Jahren ein.

Auch die EU hat sich zu dem umstrittenen Thema positioniert. Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte im Januar, es sei an der Zeit, „über Impfpflichten nachzudenken“.

Eine ähnliche Haltung vertritt auch die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Margaritis Schinas. Mitte Dezember sagte er gegenüber EURACTIV, das Thema liege „auf dem Tisch“.

[Edited by Frédéric Simon]


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