Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMUs zum Erfolg machen – Euractiv

Nach den jüngsten Wahlen hat Europa eine ehrgeizige Agenda vor sich. Die nächsten fünf Jahre werden von den Bemühungen um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die Digitalisierung und die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Europas geprägt sein. Europa hat sich rechtlich verbindliche Ziele gesetzt, um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % zu senken und bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Es gibt zunehmende Bedenken, dass die Welt weder auf dem richtigen Weg ist, um ihr entscheidendes 1,5-°C-Ziel noch ihre 17 nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen, da bis 2030 nur 15 % der geplanten Ziele erreicht werden. Dies ist eine deutliche Erinnerung daran, wie dringlicher Nachhaltigkeitsmaßnahmen in allen Organisationen, ob groß oder klein, sind.

Surinder Sond, EVP für Nachhaltigkeit und Gesellschaft, Sage

KMU sind für den grünen Wandel von entscheidender Bedeutung. Die 25 Millionen KMU in Europa erwirtschaften etwas mehr als 50 % des BIP der EU und repräsentieren 99 % ihrer Unternehmen. Sie sind von zentraler Bedeutung für die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wirtschaftswachstum, tragen aber auch erheblich zu den globalen CO2-Emissionen bei – die OECD schätzt, dass dieser Anteil zwischen 40 und 50 % liegt. Trotz ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und Umweltauswirkungen stehen KMU bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen vor erheblichen Hürden.

Und die meisten KMU wollen nachhaltiger werden! Untersuchungen von Sage zeigen, dass über 80 % der KMU in der EU die Bedeutung der Nachhaltigkeit für ihr Geschäft erkennen und etwas mehr als die Hälfte bereits Nachhaltigkeitsverpflichtungen eingegangen ist. Dennoch betreiben nur 7,7 % Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Diese Diskrepanz verdeutlicht eine kritische Lücke, die – wenn sie geschlossen wird – erhebliche ökologische und wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen könnte. Wir haben festgestellt, dass, wenn wir die Zahl der KMU, die weltweit über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten, verdreifachen könnten (von 7,7 % auf 23,1 %), dies 51 Millionen mehr KMU bedeuten würde, die Nachhaltigkeitsberichterstattung betreiben, und diesen KMU grüne Finanzierungsmöglichkeiten in Höhe von über 700 Milliarden Euro eröffnen würde. Um diese Herausforderung zu bewältigen, ist ein differenzierter Ansatz für die Nachhaltigkeitsberichterstattung erforderlich – ein Ansatz, der innovative Technologien auf einfache und zugängliche Weise nutzt, um KMU auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Wachsender Druck auf KMU

Mit den neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten, die sich aus Verordnungen wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) ergeben, wird der Druck auf KMU, Informationen über ihre Umweltauswirkungen zu teilen, nur noch zunehmen. KMU sehen sich bereits zunehmenden Informationsanfragen ihrer Finanz- und Wertschöpfungspartner nach Nachhaltigkeitsdaten gegenüber, aber häufig fehlen ihnen die notwendigen Ressourcen, um ihre Umweltauswirkungen zu messen, zu verstehen und zu mildern.

Nachhaltigkeitsberichte können für KMU komplex und schwer verständlich sein. Die Studie zeigt, dass fast 6 von 10 KMU ihren wichtigsten Stakeholdern bereits Erklärungen und Verpflichtungen zu ihrer Nachhaltigkeitsleistung abgeben und sich zudem mit einer Reihe inkonsistenter und technisch anspruchsvoller Datenanfragen der Stakeholder auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig können viele KMU ihre Nachhaltigkeitsleistung aufgrund mangelnder Zeit, Fachwissen und Budgets nicht angemessen messen und verfolgen.

Um KMU bei ihrem Übergang zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen, hat die Europäische Kommission die Expertengruppe EFRAG beauftragt, verpflichtende und freiwillige Nachhaltigkeitsberichtsstandards für KMU zu entwickeln. Während die Berichterstattung zu mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht führen wird, besteht die Herausforderung darin, ein Gleichgewicht zu finden: Einerseits soll KMU durch die Entwicklung geeigneter Berichtsstandards der Zugang zu nachhaltiger Finanzierung ermöglicht werden, andererseits soll sichergestellt werden, dass dies nicht zu einer großen regulatorischen Belastung wird. Maßgeschneiderte Standards müssen einfach und verhältnismäßig sein und den Einsatz technologischer Tools fördern, um einen rationalisierten Berichtsprozess für KMU zu ermöglichen und nachhaltige Praktiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verankern.

Vereinfachung und Verhältnismäßigkeit ermöglichen

Die vorgeschlagene Verwendung technischer Begriffe ist derzeit für ein KMU-Publikum zu komplex, ebenso wie Nischen-Offenlegungsanforderungen. Eine klare, konsistente Terminologie wird entscheidend sein, um KMU in die Nachhaltigkeitsberichterstattung einzubeziehen: Dies – begleitet von praktischen Beispielen – würde sicherstellen, dass KMU die wichtigsten Konzepte und Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung schnell und effektiv erfassen können. Es ist wichtig, dass die Standards verhältnismäßig und für die Größe und Komplexität von KMU angemessen sind. Durch die Konzentration auf Verhältnismäßigkeit, Vereinfachung und Klarheit werden mehr KMU in der Lage sein, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen, ohne wichtige Ressourcen von ihren Kerngeschäftsaktivitäten abzuziehen, wodurch das Potenzial von KMU freigesetzt wird, nachhaltige Praktiken voranzutreiben.

Die Schlüsselrolle der Technologie

Jeder Standard – auch wenn er freiwillig ist – verursacht zusätzliche Kosten und Aufwand für die Ersteller, insbesondere für KMU. Digitale Technologien sollen eine Schlüsselrolle dabei spielen, KMU bei der Berichterstattung über ihre Nachhaltigkeitsleistung zu unterstützen. Die Studie ergab, dass 70 % der KMU darin das Potenzial sehen, die Berichterstattung zu vereinfachen. Diese Tools können den Datenerfassungs- und Berichterstattungsprozess automatisieren und so die Berichterstellung für KMU einfacher und weniger zeitaufwändig machen.

Durch die Automatisierung spezifischer Berichtsanforderungen können KMU freiwillige Standards einhalten, da der Berichtsprozess dadurch effizienter und weniger arbeitsintensiv wird. Durch die Einbettung von Funktionen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in bestehende Systeme – wie Buchhaltungs- oder HR-Software – können KMU die Automatisierung der Erfassung und Generierung von Berichten erhöhen. Diese Integration stellt nicht nur die Einhaltung von Vorschriften sicher, sondern minimiert auch den Bedarf an manuellen Eingriffen, spart Zeit und reduziert Fehler. Digitale Tools und Automatisierung würden einen nahtloseren und effizienteren Berichtsprozess ermöglichen und es Unternehmen ermöglichen, Nachhaltigkeit als strategische Ziele und nicht als Verwaltungsaufgabe zu verankern.

Gemeinsame Datenstandards und eine spezielle Dateninfrastruktur werden den Einsatz digitaler Technologien zur Unterstützung von KMU bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen. Angesichts der begrenzten Datenerfassungskapazitäten von KMU ist eine Dateninfrastruktur auf systemischer Ebene erforderlich, um KMU Zugang zu genauen und konsistenten Daten zu ermöglichen. Nicht zuletzt würde dies auch zu den Digitalisierungszielen für KMU beitragen, die die Europäische Kommission in ihrem Programm „Digitale Dekade“ festgelegt hat. Der Aufbau dieser Standards und Infrastruktur würde KMU nicht nur in die Lage versetzen, den Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung gerecht zu werden, sondern auch dazu beitragen, Geschäftsrisiken zu verringern, indem genauere Entscheidungsgrundlagen bereitgestellt werden. Um dies zu erreichen, ist eine öffentlich-private Zusammenarbeit erforderlich, um die Entwicklung robuster und vertrauenswürdiger Daten zu unterstützen. Dies könnte die Entwicklung gemeinsamer Tools und Datensätze sowie die Erstellung gemeinsamer und zugänglicher Datenmodelle umfassen.

KMU sind das Herzstück der europäischen Klimaziele bis 2050 – ohne sie wird es keinen grünen Wandel geben. Industrie und Regierungen müssen zusammenarbeiten, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu standardisieren, zu vereinfachen, zu automatisieren und zu ermöglichen, damit KMU ihr Potenzial nutzen können, die grüne Agenda der EU anzuführen – nicht nur für ihre Zukunft, sondern für die Zukunft aller.


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