Laden von Elektrofahrzeugen in Gebäuden – die verpasste Chance in der EPBD – EURACTIV.com

Elektrofahrzeuge sind für die Energiewende von zentraler Bedeutung, da sie bei hoher Nachfrage zur Integration erneuerbarer Energien und zum Ausgleich des Stromnetzes beitragen können. Dennoch erschweren administrative Komplexitäten die Bereitstellung von Ladestationen in Gebäuden, schreibt Jayson Dong.

Jayson Dong ist Senior EU Public Policy Manager bei Ladestation, das weltweit erste Ladenetzwerk für Elektrofahrzeuge mit Sitz in Nordamerika und Europa.

Mehrfamilienhäuser sind für 36 % der Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich und spielen daher eine wichtige Rolle dabei, die EU beim Erreichen ihrer Dekarbonisierungsziele zu unterstützen.

Dennoch mangelt es an politischem Willen, um die Dekarbonisierung des EU-Gebäudebestands sicherzustellen, insbesondere wenn es um die Bestimmungen zur Förderung der Elektromobilität und des Ladens in bestehenden und neuen Gebäuden geht.

Mit dem richtigen politischen Rahmen in der gesamten EU haben Ladelösungen für Elektrofahrzeuge (EV) das Potenzial, eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des EU-Gebäudebestands zu spielen. Elektrofahrzeuge sind von zentraler Bedeutung für das Konzept eines intelligenten Gebäudes: Sie können dazu beitragen, erneuerbare Energien in das Stromnetz zu integrieren, und werden in Zukunft in der Lage sein, Energie in das Netz zurückzuspeisen oder sogar das Netz auszugleichen, wenn der Energiebedarf hoch ist (z. B. durch die Einsatz der Vehicle-to-Grid-Technologie).

Darüber hinaus ist das Laden Ihres Elektrofahrzeugs zu Hause tatsächlich deutlich günstiger als das Laden an öffentlichen Orten, was es für Verbraucher attraktiver macht und daher von entscheidender Bedeutung für die breite Einführung von Elektrofahrzeugen ist. In der Folge wird die zunehmende private Aufladung in Gebäuden zu erheblichen Energieeffizienzgewinnen führen und Länder dabei unterstützen, nationale und internationale Klimaziele zu erreichen.

Auf EU-Ebene ist die Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) der Rechtsakt, der dazu beitragen wird, die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern. Da fast die Hälfte der Menschen in der EU in Mehrfamilienhäusern lebt und fast 75 % des Ladens von Elektrofahrzeugen zu Hause oder am Arbeitsplatz erfolgt, ist es wichtig, einen klaren Rechtsrahmen zu schaffen, der den Einsatz von Ladestationen in Gebäuden ermöglicht.

Die derzeit größte Hürde für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Gebäuden sind die technischen und administrativen Prozesse beim Versuch, einen Ladepunkt zu installieren bestehende Wohngebäude. Dies gilt insbesondere für südeuropäische Länder wie Italien und Spanien, ist aber auch in Ländern mit einer höheren Verbreitung von Elektrofahrzeugen wie Frankreich, den Niederlanden und Belgien der Fall.

In Italien beispielsweise gibt es aufgrund der mangelhaften und ungleichmäßigen Umsetzung der vorherigen EPBD kein Mandat, bestehende Mehrfamilienhäuser mit einer für Elektrofahrzeuge geeigneten Infrastruktur auszustatten. Für alle durchgeführten Installationen (über 6 kWh) ist eine Konformitätsbescheinigung erforderlich, was sehr bürokratisch ist und Monate in Anspruch nimmt. Verwirrende und widersprüchliche Steuergesetze machen die Sache noch schlimmer: Die vorherige italienische Regierung hat einen Zuschuss zur Unterstützung der Installation von Elektrofahrzeug-Infrastruktur für Wohngebäude geschaffen, aber die aktuelle Meloni-Regierung hat kein Budget für den Zuschuss bereitgestellt, was ihn zu einem nutzlosen Instrument macht.

Während in Spanien fast 65 % der Familien in Mehrfamilienhäusern leben, hat die Wohnungseigentümergemeinschaft nach dem spanischen Eigentumsrecht die Möglichkeit, Anträge auf Installation einer Ladestation de facto zu blockieren und abzulehnen. Technisch gesehen mangelt es einigen Gebäuden sogar an einer gemeinsamen Infrastruktur (z. B. Vorverkabelung) oder Platz, der den Einsatz von Ladestationen in großem Maßstab ermöglicht.

In Frankreich und den Niederlanden bestehen ähnliche technische Herausforderungen wie in Spanien, sie gewähren den Mietern jedoch das „Recht auf Steckdose“, sodass sie nicht abgelehnt werden können. Allerdings kommt es beim Installationsprozess immer noch zu langen und umständlichen administrativen Verzögerungen. Belgien ist inzwischen so fragmentiert, dass es für Flandern, Wallonien und die Region Brüssel-Hauptstadt drei unterschiedliche Interpretationen und Prozesse gibt, die es äußerst verwirrend machen, zu beurteilen, wie der Prozess überhaupt eingeleitet werden soll.

In diesem Zusammenhang ist eine ehrgeizige und zukunftsorientierte EPBD von entscheidender Bedeutung, um die Einführung der Elektromobilität in ganz Europa zu unterstützen.

Mitgesetzgeber müssen diese Probleme angehen, indem sie klare und transparente Regeln für das Laden von Elektrofahrzeugen auf EU-Ebene schaffen, insbesondere in bestehenden Wohngebäuden. In Kombination mit einem starken und kohärenten „Right to Plug“-Mandat für EU-Bürger ist dies erforderlich, um sicherzustellen, dass niemand daran gehindert werden kann, in seinem Gebäude eine Ladestation zu installieren.

Während die EU-Institutionen Triloge zu diesem Dossier beginnen, wird deutlich, dass der Standpunkt des Europäischen Parlaments im Vergleich zu dem des Rates ehrgeiziger ist. Allerdings werden die zahlreichen Ausnahmen für die Installation beider Infrastrukturen (Vorverkabelung und Elektroinstallation) nur dazu führen zu einer verwirrenden und inkohärenten Umsetzung in ganz Europa.

Da der E-Mobilitätssektor in ganz Europa weiter wächst, insbesondere da wir uns dem Jahr 2035 nähern, dem Zieldatum für das Ende des Verkaufs von CO2-emittierenden Fahrzeugen, wird das Laden von Elektrofahrzeugen in Gebäuden zu einem immer relevanteren Thema. Da wir weiterhin überwiegend im privaten Bereich laden, wird mehr Ladekapazität benötigt. Gleichzeitig können Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur eine entscheidende Rolle dabei spielen, Gebäude energieeffizient zu machen, die Netzkapazität durch intelligentes Laden und schließlich bidirektionales Laden zu verwalten und gleichzeitig zu den Zielen des Green Deal der EU beizutragen.

Die politischen Entscheidungsträger müssen nun die Gelegenheit nutzen, um sicherzustellen, dass alle Europäer ihre Elektrofahrzeuge zu Hause und am Arbeitsplatz aufladen können, wo bereits heute der Großteil der Elektrofahrzeuge aufgeladen wird.


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