‘Gebete für die Gestohlenen’ Rezension: Erwachsen werden unter den Mohnblumen

In „Prayers for the Stolen“, dem ersten narrativen Spielfilm der mexikanisch-salvadoranischen Dokumentarfilmerin Tatiana Huezo, weinen junge 8-jährige Mädchen, während ihre Mütter unter dem Vorwand, Kopfläuse zu verhindern, ihre langen Locken abhacken. In Wirklichkeit sollen ihre jungenhaften Haarschnitte ihr wahres Geschlecht vor den Kartellmitgliedern verbergen, die ihre ländliche mexikanische Stadt terrorisieren.

Bald werden die Mädchen hartnäckig gegenüber der Realität, die das funkelnde und grüne Hochland um ihr abgelegenes Dorf heimsucht. Diese Kriminellen entführen, missbrauchen und hinterlassen oft alle Mädchen, die sie in die Finger bekommen.

Frei nach Jennifer Clements gleichnamigem Roman aus dem Jahr 2014 ist „Prayers for the Stolen“ einerseits ein mäandernder Coming-of-Age-Film, der die Entwicklung von Ana und ihren beiden Freundinnen Paula und Maria einfühlsam nachzeichnet. Die Mädchen schminken sich heimlich hinter dem Rücken ihrer Mütter, fantasieren von ihren Lehrern und beginnen schließlich selbst kleine Flirts. Aber Gewalt umschreibt jede ihrer Launen.

Die Bedrohung durch das Kartell, das mit billigen Arbeitskräften der Stadtbewohner eine Mohnernte betreibt, untergräbt jegliches Gefühl von Normalität. Schwarze SUVs können ohne Vorwarnung aus dem Tal kommen und die Mädchen zwingen, sich zu verstecken, und Hubschrauber, die giftige Pestizide versprühen, um die opiumproduzierende Ernte zu erhalten, dringen oft während der Spielzeit ein.

Ein Zeitsprung macht die Mädchen zu jungen Frauen. Eine neue Gruppe älterer Schauspielerinnen tritt ein, um die Mädchen mit 13 zu spielen, und ihre maskulinen Frisuren täuschen niemanden.

Der Film pendelt zwischen pastoralen Glücks- und Brutalitätsszenen hin und her und erzeugt eine Erzählung, die zwar unkonzentriert, aber dennoch durch die zarten und verletzten Darbietungen der jugendlichen Besetzung verankert ist.

Am Ende kommt die Tragödie abrupt, eine angesichts der unveränderten Umstände nicht überraschende Wendung, die einem Mädchen jedoch ein plötzliches Erwachen der monumentalen Trostlosigkeit ihres Schicksals vermittelt.

Gebete für die Gestohlenen
Bewertet mit R. Auf Spanisch, mit Untertiteln. Laufzeit: 1 Stunde 50 Minuten. In Kinos und auf Netflix.

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