Deutschland wird Klimaziel 2030 wahrscheinlich verfehlen, sagen Regierungsberater – Euractiv

Deutschland werde seine Treibhausgasziele für 2030 wahrscheinlich nicht erreichen, sagten Klimaberater der Bundesregierung am Montag (3. Juni). Damit widersprach sie der Vorhersage der Klimaministerin vom März und forderte neue politische Maßnahmen.

Der Sachverständigenrat für Klimafragen, der als unabhängiges Gremium die Klimaleistung Deutschlands beurteilt, erklärte, dass Deutschland sein Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken, wahrscheinlich nicht erreichen werde, weil Sektoren wie Verkehr und Bauwesen Schwierigkeiten hätten, ihre Ziele zu erreichen.

Diese Ergebnisse kommen, nachdem Deutschland im April gerade ein flexibleres Klimaschutzgesetz verabschiedet hatte, das leistungsschwachen Sektoren wie dem Verkehr Spielraum gibt. Das Klimaschutzgesetz wird die Regierung allerdings auch dazu verpflichten, Korrekturmaßnahmen für das 2030-Ziel zu ergreifen, falls der Expertenrat für Klimafragen im Jahr 2025 bestätigt, dass Deutschland weiterhin vom Kurs abweicht.

Im März erklärte Klimaschutzminister Robert Habeck unter Berufung auf Daten des Umweltbundesamtes (UBA), Deutschland sei erstmals auf dem Weg, seine Klimaziele zu erreichen, nachdem die Emissionen bis 2023 um 10 % gesunken seien.

Der Sachverständigenrat erklärte allerdings, die früheren Schätzungen des UBA seien für fast alle Wirtschaftssektoren zu optimistisch. Deutschland werde auch nach 2030 nicht auf Kurs sein, was das Ziel des Landes, bis 2045 klimaneutral zu werden, gefährde.

„Vor diesem Hintergrund empfehlen wir, nicht auf eine erneute Zielverfehlung zu warten, sondern zeitnah die Umsetzung weiterer Maßnahmen zu prüfen“, erklärte der Ratsvorsitzende Hans-Martin Henning in einer Stellungnahme.

Der Rat führt die Diskrepanz zwischen den Prognosen seiner Berater und denen des UBA teilweise auf die Haushaltskrise 2023 zurück, in deren Folge der deutsche Industrietransformationsfonds um 60 Milliarden Euro gekürzt wurde.

In den komplizierten Verhandlungen zum Haushalt 2025 könnte es zu weiteren Kürzungen kommen.

„Mit Blick auf die anstehenden Haushaltsverhandlungen bedeutet dies, dass die Koalition mit dem Ampelsystem dringend Zukunftsinvestitionen im Klimasektor absichern muss“, erklärte der Klima-Thinktank Agora Energiewende.

Henning und seine Kollegen sehen auch in einer Senkung der Gaspreise und des CO2-Preises (ETS) der EU einen Grund für weniger Optimismus.

Umstrittenes neues Klimagesetz

Nach monatelangem Ringen einigte sich die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, Grünen und der wirtschaftsfreundlichen FDP auf das deutsche Klimaschutzgesetz.

Die FDP, die das Verkehrsministerium führt, machte sich dafür stark, einzelnen Sektoren, die dauerhaft zurückfallen, einen gewissen Spielraum zu geben, solange die bundesweiten CO2-Grenzwerte nicht überschritten würden.

Da bestimmte Sektoren nun aus der Verantwortung genommen seien, werde die Ausarbeitung ehrgeizigerer Klimaschutzmaßnahmen in die Verantwortung der gesamten Regierung fallen, heißt es in dem reformierten Gesetz. Allerdings wird dabei nicht klargestellt, wer dafür verantwortlich sein wird.

Gericht urteilt, deutsche Klimapolitik sei unzureichend

Die Bundesregierung muss Sofortprogramme zur Verbesserung ihrer Klimapolitik im Verkehrs- und Gebäudesektor vorlegen. Dies entschied ein Berliner Gericht am Donnerstag (30. November), nachdem das Land wiederholt seine Emissionsreduktionsziele verfehlt hatte.

EU zielt auf Lücke ab

Auch mit einem flexibleren nationalen Klimaschutzgesetz wird Deutschland die Ziele der Europäischen Union erfüllen müssen.

Bis 2030 muss Berlin seine Emissionen im Verkehrs- und Heizsektor um 50 Prozent gegenüber 2005 senken. Wie ein Großteil Europas ist das Land weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen.

Für jede Tonne CO2-Emissionen, die ein Land überschreitet, muss es ein Zertifikat von Ländern mit überdurchschnittlichen Emissionswerten wie Griechenland erwerben.

Deutsche Klimaexperten warnen schon lange, dass es teuer werden könnte, wenn es nicht gelingt, die Emissionen im Verkehrssektor zu senken, da ab 2032 die Zertifikate knapp werden würden.

[Edited by Donagh Cagney/…]

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