Deutschland wird angesichts russischer Einmischungsängste einer Militärmission in Bosnien beitreten – EURACTIV.de

Aufgrund der Versuche Russlands, Bosnien und Herzegowina zu destabilisieren, wird der Bundestag heute über die Wiederaufnahme der EU-Militärmission EUFOR Althea abstimmen, der derzeit jedoch die Rechtsgrundlage entzogen wird.

Deutschland will sich nach über zehn Jahren wieder der EU-Mission anschließen und bis zu 50 Soldaten nach Bosnien entsenden. Insbesondere die Sezessionsbestrebungen des serbischen Teils Bosnien und Herzegowinas, der Republika Srpska, bereiten der Bundesregierung derzeit Sorge.

„Die deutsche Seite möchte EUFOR im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen in Bosnien und Herzegowina sichtbar stärken. Denn insgesamt war die Lage in den letzten Monaten bereits sehr angespannt“, sagt Andreas Wittkowsky, Senior Researcher am Zentrum für Internationale Friedenseinsätze in Berlin, gegenüber EURACTIV.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Konfrontation zwischen dem Westen und Russland bestehe die Gefahr, dass der Kreml die aktuelle Situation „als Katalysator für die weitere Destabilisierung von Bosnien und Herzegowina“ nutzen könnte, heißt es in dem deutschen Antrag.

Allerdings ist die Zukunft der EU-Mission derzeit ungewiss. Sein Mandat muss vom UN-Sicherheitsrat bereits im November verlängert werden – was Russland ein Veto gegen die Missionsverlängerung ermöglichen würde.

„Ein Veto Russlands ist durchaus möglich, und das muss man durchaus einkalkulieren“, betonte Wittkowsky.

Sezessionsbestrebungen und EUFOR

Das Votum des UN-Sicherheitsrates zur Verlängerung des Mandats der Mission fällt mit Sezessionsplänen zusammen, die das serbische Mitglied der bosnischen dreigliedrigen Präsidentschaft, Milorad Dodik, angekündigt hat.

Dodik hatte ursprünglich angekündigt, die Beteiligung der Republika Srpska an der bosnischen Armee, dem Steuersystem und der Justiz Mitte Juni zu beenden – was de facto einer Sezession gleichkäme. Aufgrund internationalen Drucks verschob er die Entscheidung jedoch um sechs Monate.

„Daher erscheint es mir plausibel, dass Dodik aus genau diesem Grund zumindest mit dem Gedanken liebäugelt, bis November zu warten. Denn wenn Russland die Verlängerung des EUFOR-Mandats blockiert, müsste sich die Friedenstruppe womöglich zurückziehen, was ihm die Sezession erleichtern würde“, betonte Wittkowsky gegenüber EURACTIV.

Russland versucht seit einiger Zeit, den Status quo in Bosnien in Frage zu stellen und serbische Sezessionsbestrebungen zu unterstützen.

Der Kreml pflegt seit jeher gute Beziehungen zum Serbenführer Dodik, der Mitte Juni mitten im Krieg in der Ukraine am Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg teilnahm, wo er demonstrativ Schulter an Schulter mit Putin suchte.

„Wir glauben, dass der Westen nur versucht, sich überall einzumischen. Wir leben seit über zwanzig Jahren so, und die Situation in unserem Land hat sich nicht geändert“, sagte Dodik bei einer Pressekonferenz mit Putin auf dem Wirtschaftsforum.

Auswege bei einem Veto

Allerdings sind nicht alle so pessimistisch. Österreich, das seit Jahren das größte Kontingent für die EU-Mission in Bosnien stellt, schließt ein russisches Veto nicht aus, aber „es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine größeren Bedenken, dass Russland eine Verlängerung der Mission blockieren könnte“, a sagte eine Sprecherin des österreichischen Verteidigungsministeriums gegenüber EURACTIV.

Das österreichische Verteidigungsministerium verwies insbesondere auf die erst Ende Juni verlängerte UN-Mission MINUSMA in Mali. Entgegen früherer Bedenken hat Russland dort für eine Verlängerung gestimmt.

Dennoch, so die Sprecherin, bereite sich Österreich bereits auf ein mögliches russisches Veto vor und lote mit seinen Partnern Wege aus, um die EU-Mission am Laufen zu halten.

Eine Möglichkeit, die Mission auch im Falle eines russischen Vetos am Laufen zu halten, wäre eine offizielle Aufforderung der bosnischen Regierung an die EU, die Militärmission fortzusetzen. Dies würde es ermöglichen, die Mission ohne das Mandat des UN-Sicherheitsrates fortzusetzen.

Ein entsprechendes Abkommen besteht bereits mit der EU. Erst Mitte Juni hatten sich die Mitglieder der dreiköpfigen bosnischen Präsidentschaft, darunter Dodik, in einer gemeinsamen Vereinbarung mit der EU zu einer Verlängerung des Mandats der EU-Mission verpflichtet.

Laut Experte Wittkowsky müsste dieses Engagement nun aber weiter konkretisiert werden.

„Wir müssen jetzt fordern, dass aus dieser Vereinbarung konkrete Schritte folgen und dass es eine verbindliche Einladung von Bosnien und Herzegowina zur weiteren Präsenz von EUFOR Althea gibt“, betonte Wittkowsky.

[Edited by Alice Taylor]


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