Deutschland will Erneuerbare in der Landwirtschaft fördern, Moore mit Sonnenkollektoren verbinden – EURACTIV.de

Erneuerbare Energien sollen in der deutschen Landwirtschaft zum Einsatz kommen, denn die Landwirtschafts-, Klima- und Umweltministerien unter der Leitung von drei grünen Ministern wollen, dass klimarelevante Moorflächen an landwirtschaftliche Photovoltaik angeschlossen werden. EURACTIV Deutschland berichtet.

Laut dem von den drei Ministern angekündigten gemeinsamen Maßnahmenpaket soll die Solarenergie durch eine stärkere Nutzung landwirtschaftlicher Flächen ausgebaut werden.

„Unsere drei Häuser haben sich zum Ziel gesetzt, einen optimalen Austausch zwischen den Anforderungen der Landwirtschaft und der Energiegewinnung sowie dem Schutz der Natur zu gewährleisten“, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung des Papiers am Donnerstag (10. Februar).

Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, sollen laut dem Papier sogenannte Agri-PVs gefördert werden, also eine intelligente Kombination aus landwirtschaftlicher Infrastruktur und einer Solar-PV-Anlage. Dadurch soll es möglich werden, das Land landwirtschaftlich und zur Energiegewinnung zu nutzen.

Finanzielle Subventionen für solche Bereiche würden also über zwei Kanäle fließen. Neben Zuschüssen aus dem EEG sollen diese auch aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU bezogen werden können.

Sonnenkollektoren auf Mooren

Die drei Minister einigten sich zudem darauf, landwirtschaftlich genutzte Moore künftig als neue Flächenkategorie der EEG-Förderung zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass Landwirte, die solche Moore wiedervernässen, zusätzliche Mittel für den Bau von Solarzellen erhalten könnten.

Die Wiedervernässung von Mooren gilt als wichtige Klimaschutzmaßnahme, da die Renaturierung CO2 aus der Atmosphäre bindet. Da aber die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen stark eingeschränkt oder unmöglich gemacht wird, ist die finanzielle Entschädigung der Landwirte ein zentrales und sensibles Thema.

Der Deutsche Bauernverband DBV hat immer wieder betont, dass Wiedervernässungsmaßnahmen freiwillig sein und angemessen vergütet werden müssen.

Der Verband steht dem Vorschlag der Grünen-Minister dennoch skeptisch gegenüber. Der Ausbau der Photovoltaik solle weiterhin vorrangig auf Gebäuden oder dafür umgenutzten Grundstücken erfolgen, schrieb sie in einem Positionspapier.

Der Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche, die für eine nachhaltige Ernährungssicherung notwendig sei, müsse „soweit wie möglich“ vermieden werden, hieß es weiter.

Gleichzeitig forderte der Verband, Maßnahmen an die Region anzupassen und landwirtschaftliche Strukturbelange jeweils vor Ort abzuwägen.

Die Strukturen der landwirtschaftlichen Betriebe und ihrer Flächen unterscheiden sich vor allem zwischen Ost- und Westdeutschland erheblich, wie Johannes Funke, SPD-Landtagsabgeordneter, kürzlich in einem Interview mit EURACTIV Deutschland sagte.

Die oft riesigen Flächen Ostdeutschlands sind ideal für die Installation von Solaranlagen. Derzeit gebe es „einen regelrechten Run von Investoren auf große landwirtschaftliche Flächen“, sagte Funke.

Es sei jedoch wichtig, sehr große Anlagen von mehr als 100 Hektar nicht direkt vor die lokale Bevölkerung zu stellen, sagte auch der Brandenburger Abgeordnete.

„Das bedeutet schon eine Veränderung der Landschaft – man muss die Menschen mitnehmen“, fügte er hinzu.

Vorrang sollten laut DBV auch Bürgerenergieprojekte haben, bei denen die Anwohner die Anlagen gemeinsam besitzen.

Grünes Trio in der Regierung

„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in weniger als neun Jahren 80 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen“, erklärte Vizekanzler und Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck mit großen Ambitionen für das Klima.

Angesichts des mageren 40-Prozent-Anteils erneuerbarer Energien am Energiemix des Landes und des zu erwartenden Anstiegs des Stromverbrauchs müsste der Anteil mehr als verdoppelt werden.

Das bedeutet, dass die Koalitionsregierung wahrscheinlich auf Solarenergie setzen wird, um die Last zu schultern.

Innerhalb weniger Jahre will die neue Bundesregierung die Solarstromkapazität in Deutschland nahezu vervierfachen. Von den 750 Terawattstunden, die Deutschland im Jahr 2030 voraussichtlich verbrauchen wird, sollen 200 aus Solarzellen stammen.

Das neue Papier hat bestätigt, was Beobachter lange prognostiziert haben, da alle drei Ministerien in der Hand der Grünen sind.

„Im ehemaligen Kabinett: Erneuerbare ODER Naturschutz ODER Landwirtschaft. Am Ende haben alle verloren“, kommentierte er Özdemir auf Twitter.

Bisher waren Ministerien oft geteilt. In der bisherigen Großen Koalition unter Altkanzlerin Angela Merkel waren sich Altumweltministerin Svenja Schulze und Agrarministerin der Sozialdemokraten sowie Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der CDU selten einig.

Allerdings sind Umwelt- und Landwirtschaftsministerium noch nicht zu erweiterten Staatssekretären des Wirtschafts- und Klimaministeriums degradiert worden, wie zunächst befürchtet wurde.

Auch Umweltministerin Steffi Lemke konnte eigene Akzente setzen, indem sie den Kommunen ermöglichte, sich mit dem Naturschutz zu vernetzen.

„Wir wollen den notwendigen Ausbau von Freiflächen und landwirtschaftlicher PV naturverträglich gestalten: durch die Verknüpfung mit naturschutzfachlichen Kriterien, die gleichzeitige Wiedervernässung von Mooren und eine Ausweitung der Flächendeckung in benachteiligten Gebieten“, so Lemke.

Wie wird Deutschland die grünen Ziele der GAP umsetzen?

Die EU-Landwirtschaftsminister einigten sich im Juli auf eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die „grünere“ landwirtschaftliche Praktiken bevorzugt, wobei Begriffe wie „Öko-Regelungen“ und „Umweltkonditionalität“ im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen. Doch was bedeutet das konkret für die deutsche Landwirtschaft? EURACTIV Deutschland berichtet.

[Edited by Benjamin Fox]


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