Deutschland eskaliert wegen Gasversorgungssicherheit auf „Alarmstufe“ – EURACTIV.de

Die Bundesregierung hat ihre Warnung vor Gaslieferungen nach der EU-Versorgungssicherheitsverordnung nach reduzierten Gaslieferungen aus Russland auf die „Warnstufe“ eskaliert.

Deutschland ist der größte Nettoimporteur von russischem fossilem Gas in Europa. Das staatliche Gasunternehmen Gazprom reduzierte die Gasflüsse durch Nord Stream 1 und TurkStream und führte hauptsächlich technische Probleme an.

„Wir befinden uns in einer Gaskrise. Gas ist von nun an ein knappes Gut. Die Preise sind bereits hoch, und wir müssen uns auf weitere Erhöhungen einstellen“, sagte Deutschlands Vizekanzler Robert Habeck am Donnerstag.

„Auch wenn noch Gasmengen am Markt beschafft werden können und noch gespeichert werden: Die Lage ist ernst, der Winter naht“, fügte er hinzu.

Deutschland ist das erste EU-Land, das die Warnungen auf „Alarmstufe“ eskaliert, obwohl Berichten zufolge eine ähnliche Maßnahme in Italien in Betracht gezogen wurde. Deutschland und Italien sind mit Abstand die größten Abnehmer von russischem Gas.

Nachdem Gazprom die Durchflüsse durch Nord Stream 1 auf 40 % reduziert hatte, unter Berufung auf „erfundene“ Wartungsprobleme im Zusammenhang mit Sanktionen und die Berechnung von Zukunftsszenarien, war die Bundesregierung gezwungen, die Warnstufe zu eskalieren.

„Diese Situation war immer eine Bedrohung“, sagte Habeck gegenüber Journalisten und verwies auf die Vorbereitungsmaßnahmen, die die neue Bundesregierung getroffen hatte.

Zum einen die überstürzte Infrastruktur zum Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) und die reichlichen Mittel, die dem deutschen Einheitsmarktbetreiber Trading Hub Europe (THE) zur Verfügung gestellt wurden, der rund 16 Milliarden Euro für den Kauf von Gas für Deutschland erhalten hat.

Die Bundesregierung hatte zuvor beschlossen, mehr Kohle zu verfeuern, um Gas einzusparen und industrielle Verbraucher in Zeiten hoher Gasnachfrage zu entlohnen.

Paragraph-Bedrohung

Die Bundesregierung hatte ihr Energiesicherheitsgesetz aus den 1970er Jahren nach dem russischen Angriff auf die Ukraine überarbeitet. Dabei schuf es den mittlerweile berüchtigten Paragraphen 24.

Sollten die Preise auf den Gasmärkten explodieren und die Warnungen auf Alarmstufe eskalieren, ermächtigt es die Gasgroßhändler, die Preise einseitig zu erhöhen. Deutsche Medien hatten die Zurückhaltung Deutschlands, die Dinge beim Namen zu nennen, zunächst auf die Befürchtung zurückgeführt, dass die Verbraucher mit himmelhohen Preisen rechnen müssten.

„Dieser Mechanismus kann in bestimmten Situationen notwendig sein, um einen Zusammenbruch der Energieversorgung zu verhindern. Aber es hat auch Schattenseiten“, erklärt Habeck.

Die Bundesregierung setzt vorerst auf eine Formsache. Zu ihrem Wirksamwerden muss die Bundesnetzagentur eine Bekanntmachung im Bundesanzeiger veröffentlichen.

Das wird zwar vorerst nicht passieren, aber der nächste kritische Termin steht bereits bevor. Am 11. Juli werde Nord Stream 1 in die geplante Wartung eintreten, die normalerweise etwa zehn Tage dauere, erklärte Habeck.

Es gibt Befürchtungen, dass die Flüsse, sobald sie auf Null gesunken sind, möglicherweise nicht wieder aufgenommen werden. „Dann werden wir neue Maßnahmen erlassen“, sagte Habeck auf Nachfrage von EURACTIV.

Alte Lasten

„Wie anders sähe die Situation heute aus, wenn Deutschland beim Ausbau der Erneuerbaren nicht gezögert hätte“, fügte der Vizekanzler hinzu.

Die Energiewende in Deutschland führte dazu, dass das Land neben der Kohle aus der Kernkraft ausstieg und für eine Übergangszeit die Abhängigkeit von fossilem Gas erhöhte.

Innerhalb von zwei Jahrzehnten stiegen die deutschen Gasimporte aus Russland deutlich an, von 35 % Importen im Jahr 2008 auf 55 % im Jahr 2015.

[Edited by Alice Taylor]


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