Berlin spaltet sich vor Kommissionsvorschlag über Gen-Editierung – EURACTIV.com

Einen Monat, bevor die Europäische Kommission voraussichtlich die Deregulierung bestimmter Gen-Editing-Techniken vorschlagen wird, ist die deutsche Regierungskoalition weiterhin nicht in der Lage, eine gemeinsame Basis zu finden, und könnte gezwungen sein, sich der Stimme zu enthalten.

Die EU-Exekutive wird voraussichtlich am 7. Juni einen Vorschlag für aktualisierte Vorschriften für Pflanzen vorlegen, die durch neue genomische Techniken erzeugt werden.

Der Vorschlag wird erwartet befürworten die Deregulierung neuer genomischer Techniken, d. h. wissenschaftlicher Methoden zur Veränderung von Genomen mit dem Ziel, bestimmte Eigenschaften einer Pflanze genetisch zu modifizieren, wie z. B. ihre Dürretoleranz.

Ob die Gen-Editing-Regeln gelockert werden sollen, ist höchst umstritten, und der Vorschlag der Kommission muss das Europäische Parlament und die EU-Landwirtschaftsminister passieren.

Während viele nationale Minister Unterstützung für den Liberalisierungsschub der Kommission signalisiert haben, kommt einige Kritik aus Deutschland, dem bevölkerungsreichsten Land der Union, das zurückdrängt. Denn die Grünen, traditionell überzeugte Gen-Editing-Gegner, halten das Landwirtschafts- und das Umweltministerium.

Aber die liberale FDP, eine der anderen Koalitionsparteien, hat klargestellt, dass sie nicht für Deutschland steht, das sich einer Deregulierung widersetzt.

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, betonte Ende vergangener Woche auf einer Pressekonferenz in Brüssel, die FDP werde an ihrer Position festhalten, die Gen-Editing-Regeln der EU zu lockern.

„Wir wollten Ihnen mitteilen, dass wir als Freie Demokraten die Europäische Kommission dabei unterstützen wollen, hier so viel Offenheit wie möglich zu schaffen“, betonte Vogel.

Er fügte hinzu, dies gelte insbesondere für neue genomische Techniken, die seiner Meinung nach „nur widerspiegeln, was ohnehin im Kontext natürlicher Selektion oder klassischer Züchtungstechniken passiert.“

„Das strikt zu regulieren, wie wir es derzeit in Europa tun, ist aus unserer Sicht der völlig falsche Weg“, betonte er.

Vogel fügte hinzu, dass Deregulierung für die deutschen Liberalen auch eine Frage der Technologieoffenheit sei – ein Konzept, das die Partei bereits als Begründung angeführt habe berüchtigte Last-Minute-Opposition zum Verbrennungsmotorenverbot der EU.

Der Vorstoß der FDP kommt trotz des von den Grünen geführten Umweltministeriums ist strikt dagegen jede Liberalisierung genomischer Techniken unter Berufung auf ein hohes Risiko ihrer Anwendung und mögliche nachteilige Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion.

„Ich finde die jetzige Regelung genau richtig“, sagte Umweltministerin Steffi Lemke im Januar und fügte hinzu, es bestehe „kein Bedarf für eine erneute Überarbeitung“.

Der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir blieb in der Frage bisher unverbindlich, aber hochrangige Ministerialbeamte haben Widerspruch geäußert gegen Liberalisierung.

Sollten die Koalitionsparteien bis zur Abstimmung über den Kommissionsvorschlag im Ministerrat gespalten bleiben, würde Berlin die sogenannte deutsche Abstimmung praktizieren: Diese Geschäftsordnung zwischen deutschen Koalitionspartnern besagt, dass immer dann, wenn Regierungsparteien in einer EU-Frage gespalten sind , wird sich das Land bei allen Abstimmungen im Rat der Stimme enthalten.

Während es traditionell eher selten vorkommt, dass deutsche Koalitionsregierungen intern nicht vorzeitig einen Kompromiss aushandeln, sind öffentliche Zwietracht, auch in Bezug auf EU-Akten, seit dem Amtsantritt der derzeitigen dreiseitigen „Ampel“-Koalition immer häufiger geworden.

[Edited by Gerardo Fortuna/Alice Taylor]

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