++ Corona-Maßnahmen: Olaf Scholz mit eindringlichem Impfaufruf bei Joko und Klaas

  • VonAndreas Apetz

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Wie soll man mit der vierten Corona-Welle umgehen? Ein neuer Lockdown könnte anstehen. Der Ticker zu den Corona-Maßnahmen.

  • Das Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie* und die neue Omikron-Variante* erfordern bundesweit neue Maßnahmen und Regeln.
  • Bund und Länder diskutieren über Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen. Olaf Scholz* (SPD*) hat sich bereits für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen.
  • Das nächste Corona-Gipfel-Treffen findet am 2. Dezember 2021 statt. Dort könnte über einen erneuten Lockdown entschieden werden.

Update, 21.40 Uhr: Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz hat als Gast der ProSieben-Entertainer Joko und Klaas einen eindrücklichen Impf-Appell an die Fernsehzuschauer gerichtet. „Mir ist wichtig, dass jede und jeder, der kann, sich impfen lässt. Nur das hilft“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend in der ProSieben-Sendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“. Scholz saß auf einer Bühne allein auf einem Stuhl und sprach mit direktem Blick in die Kamera, seine Stimmlage war ruhig, langsam und eindringlich. Vor ihm waren eine 23-Jährige mit Long-Covid-Erkrankung und ein Oberarzt der Intensivstation der Charité aufgetreten und hatten ihre Erlebnisse geschildert.

Scholz sagte weiter: „Neu in dieser vierten Welle ist: Die Linie zwischen denen, die nach einer Covid-Erkrankung einen milden oder einen sehr schweren Verlauf haben, geht nicht mehr zwischen Alten und Jungen, sondern zwischen Geimpften und Ungeimpften. Und dabei muss jeder wissen: Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich selbst, gefährdet Kinder und alle seine Mitmenschen, die sich aufgrund von Vorkrankungen nicht impfen lassen können.“

Der designierte Kanzler Olaf Scholz (SPD) tritt in der Sendung von Joko und Klaas bei ProSieben auf.

© ProSieben/dpa

Joko und Klaas haben viele Schülerinnen und Schüler sowie Studierende unter ihren Fans. Der Politiker nutzte das Millionenpublikum für Äußerungen gezielt an junge Menschen. „Es ist mir bewusst, dass Abstand halten und jung sein nur sehr schlecht zusammenpassen. Dass viele unter Einsamkeit leiden. Dass damit Schluss sein müsste, dass es wieder los gehen müsste – das Leben, die Unbeschwertheit. Niemandem geht es einfach nur gut in diesen Zeiten. Mir nicht, Ihnen und Euch nicht.“ Jeder könne und solle sich impfen lassen. „Ich möchte, dass wir bis Weihnachten bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme kriegen.“

In der Sendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“ dürfen die zwei Spaßmacher eine Viertelstunde Sendezeit nach Belieben gestalten – dabei nutzen sie die Zeit oft für ernste Themen, machen an anderen Tagen aber einfach nur Blödsinn.

Corona-Maßnahmen in Deutschland: 2G plus kommt – Schnelltests werden knapp

Update, 18.20 Uhr: In welchen gesellschaftlichen Bereichen 2G plus gilt, regeln die jeweiligen Corona-Verord­nungen der Bundesländer. Diese können sich kurzfristig ändern und an die Infektions­dynamik angepasst werden. Das gesellschaftliche Leben steht und fällt also mit dem negativen Schnelltest.

Während Ungeimpfte dann also keine Möglichkeit mehr haben, an solchen Aktivitäten teilzunehmen, brauchen Geimpfte und Genesene für gesell­schaft­liche Teilhabe in der Freizeit regelmäßig einen maximal 24 Stunden alten Schnell­test aus einem zertifizierten Testzentrum oder der Apotheke – oder können im Einzelfall auch einen Selbsttest unter Aufsicht der kontrollierenden Personen am Einlass durchführen. Auch ein PCR-Test gilt, der 48 Stunden gültig ist.

Corona-Maßnahmen in Deutschland: Test­angebot reicht für den Bedarf nicht aus

Doch laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) reicht das Test­angebot für den Bedarf nicht aus. Das befürchten zahlreiche Kommunen in Niedersachsen. Wie die Ostsee-Zeitung berichtet, sind die Antigen­testregale bei den Drogerien im Nordosten wegen Liefer­eng­pässen leer. Auch mehrere Apotheken aus Mecklenburg-Vorpommern berichten, dass sie schon seit Wochen keine Lieferungen mehr erhalten haben.

Ein Schild an der Tür eines Geschäfts weist auf die 2G-Plus-Regel hin.

© Sina Schuldt/dpa

Nach einem HAZ-Bericht vom Dienstag waren Corona-Tests in etlichen Super­märkten und Drogerien in Niedersachsen ausverkauft. Handelsketten gehen auf Nachfrage der Zeitung aber davon aus, dass bald wieder genug Corona-Tests in den Regalen liegen. Grundsätzliche Versorgungs- und Liefereng­pässe gebe es nicht. Auch die Göttinger Zeitung berichtet über Engpässe.

Auch Nürnbergs Schnell­test­zentren könnten bald die Tests ausgehen, berichtet etwa der Bayrische Rundfunk. Die Lieferanten hätten bereits signalisiert, dass es zu Problemen kommen könnte, sagt Brigitte Lischka, Geschäfts­führerin des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) laut RND.

Corona-Maßnahmen in Deutschland: NRW-Ministerpräsident für Impfpflicht

Update, 15.40 Uhr: Angesichts der kritischen Pandemielage hat sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) für eine baldige Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht ausgesprochen. „Es muss jetzt zügig gehen, es muss aber auch mit Sorgfalt gemacht werden“, sagte Wüst bei einer Sondersitzung im Düsseldorfer Landtag. „Ich will noch einmal deutlich sagen: Es geht um eine Impfpflicht und nicht um einen Impfzwang.“

In den vergangenen Wochen und Monaten habe sich gezeigt, dass nicht alle Menschen freiwillig für die Freiheit und Gesundheit aller mitgehen wollten. „Wir haben an die Menschen appelliert, wir haben einfache Impfangebote geschaffen, wir haben informiert – aber wir sehen, dass sich noch nicht alle haben überzeugen lassen“, sagte Wüst. Die aktuell schwierige Pandemielage hätten jedoch vor allem die Ungeimpften verursacht. Deshalb sei er froh, dass der Bund die Weichen auf eine Impfpflicht stelle.

Zudem verständigte sich sein Kabinett am Mittwoch auf verschärfte Corona-Maßnahmen. „Dazu zählen zum Beispiel die Schließungen von Klubs und Diskotheken“, sagte der Ministerpräsident. Auch bei Großveranstaltungen sollen die Kapazitäten „deutlich“ verringert werden. In Schulen gilt bereits ab Donnerstag wieder eine Maskenpflicht am Sitzplatz.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst spricht in Düsseldorf.

© Marius Becker/dpa/Archivbild

Corona-Maßnahmen in Deutschland: 2G+ wäre „Todesstoß“

Update vom Mittwoch, 01.12.2021, 13.30 Uhr: Am Donnerstag, dem 2. Dezember, werden Bund und Länder über die nächsten Schritte zur Bewältigung der aktuell angespannten Corona-Lage sprechen. Neben der Notbremse wird auch die 2G-Regel ein großes Thema sein. Gesundheitsminister Jens Spahn* (CDU*) hatte noch vor wenigen Wochen versprochen, dass es keinen Lockdown mehr für Geimpfte geben würde. Die 2G plus-Maßnahme wäre eine Möglichkeit, dieses Versprechen, trotz gefährlicher Infektionslage, einzulösen.

In der Veranstaltungsbranche wird das flächendeckende Modell kritisch gesehen. Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft sprach mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) über die Konsequenzen der möglichen 2G plus-Regelung: „Das wäre der Todesstoß für viele Veranstalter.“ Die Branche hätte keine Möglichkeiten, weitere Kapazitätsbeschränkungen sowie Zugangsvoraussetzungen zu stemmen. Dann könne man „den Laden gleich dicht machen“, so Michow. Ein Lockdown würde der Branche den Rest geben, da beispielsweise ganze Kontzerttourneen abgesagt werden müssten.

Für die Betreibenden von Clubs wären die neue Maßnahme ähnlich belastend. Auch wenn es für viele Betriebe das Aus bedeuten könnte: In der Clubszene wird bereits mit der neuen Corona-Regel gerechnet. „Für uns ist es keine Frage, ob wir schließen müssen, sondern wann“, sagte Pamela Schobeß, Sprecherin des Verbands der Musikspielstätten in Deutschland, gegenüber dem RND.

Corona-Maßnahmen in Deutschland: Neue Gesetze, neue Regeln

Erstmeldung vom Mittwoch, 01.12.2021, 11.30 Uhr: Berlin – Das Coronavirus hat Deutschland nach wie vor fest im Griff. Die Fallzahlen der Neuinfektionen erreichen immer wieder neue Rekordwerte, und die Inzidenzen schießen, besonders in Süddeutschland*, in die Höhe. Die Politik muss reagieren. Immer wieder wird ein neuer Lockdown ins Spiel gebracht. Das stößt bei großen Teilen der Bevölkerung auf Widerstand, doch nach fast 300 eingereichten Verfassungsbeschwerden von mehr als 8000 Personen erklärte das Bundesverfassungsgericht am 30. November eine neue Corona-Notbremse für grundgesetzkonform.

Ein neues Corona-Gesetz könnte das Wiederaufleben von Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen und Co. bedeuten. Während des Corona-Gipfels vom 30. November diskutierten Bund und Länder über die Option einer allgemeinen Impfpflicht. Der voraussichtliche Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach sich für den verpflichtenden Piks aus und verkündete, die nötigen Anträge für eine Abstimmung im Bundestag noch vor dem Jahreswechsel einzubringen. Ob ungeimpft oder nicht: Derzeit gilt bundesweit weder Ausgangssperre noch Impfpflicht. Beschränkungen gibt es derzeit vor allem im Gesundheitswesen, der Gastronomie und dem Personenverkehr.

Corona-Regeln in Deutschland: Welche Maßnahmen aktuell gelten

Die Maßnahmen für regionale Hotspots mit hohen Inzidenzen sind Ländersache. Auch darüber, wann und wo die 3G, 2G oder 2G plus-Regel gilt*, dürfen die Bundesländer größtenteils selbst entscheiden. Die von der Regierung festgelegten Corona-Bestimmungen gelten hingegen länderübergreifend und müssen bundesweit eingehalten werden. Um die vierte Welle der Pandemie* und die neue Omikron-Variante in den Griff zu bekommen, haben Bund und Länder folgende Corona-Regeln festgelegt (Stand: 1.12.2021):

  • Maskenpflicht und Hygienekonzept:
    Die Maskenpflicht gilt überall dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Hygienekonzepte mit Abstands- und Zugangsregeln sind ebenfalls verpflichtend.
  • Corona-Regeln in Alten- und Pflegeheimen:
    Die Mitarbeitenden sowie Besucherinnen und Besucher in Pflegeeinrichtungen müssen täglich einen negativen Corona-Test vorlegen. Diese Maßnahme gilt auch für Geimpfte. Außerdem haben zahlreiche Bundesländer darum gebeten, schnellstmöglich eine Impfpflicht für Krankenhäusern, Einrichtungen der Eingliederungshilfe sowie in Alten- und Pflegeheimen und bei mobilen Pflegediensten umzusetzen.
  • Corona-Maßnahmen am Arbeitsplatz:
    Bundesweit gilt die 3G-Regel am Arbeitsplatz. Die Arbeitsstätte darf nur besuchen, wer genesen, geimpft oder getestet ist. Dies muss täglich kontrolliert und dokumentiert werden. Arbeitgebende verfügen über ein entsprechendes Auskunftsrecht gegen alle Arbeitnehmende und müssen diesen mindestens zweimal pro Woche eine kostenlose Testmöglichkeit anbieten. Falls es das Berufsfeld zulässt, muss Homeoffice ermöglicht werden.
  • Corona-Regeln im Personenverkehr:
    Im öffentlichen Personennahverkehr und in Zug und Bahn gilt neben der Maskenpflicht auch die 3G-Regel. Ungeimpfte Fahrgäste müssen über einen negativen Testnachweis verfügen. Ein Corona-Schnelltest darf nicht länger als 24 Stunden zurückliegen.
  • Corona-Maßnahme bei Veranstaltungen und in Restaurants:
    Ab einer Hospitalisierungsrate von drei ermöglicht es die Regierung dem jeweiligen Bundesland besondere Maßnahmen zu ergreifen, um die Infektionszahlen wieder in den Griff zu bekommen. Länder sollen dann alle Freizeitveranstaltungen und -einrichtungen, Kulturveranstaltungen und -einrichtungen, Sportveranstaltungen, gastronomischen Einrichtungen und übrigen Veranstaltungen in Innenräumen sowie grundsätzlich körpernahen Dienstleistungen und Beherbergungen mit einer 2G-Regel beschränken.

    Sollte die Hospitalisierungsrate den Schwellenwert von sechs erreichen, ist das Bundesland dazu angehalten, die geltende 2G-Regelung auf 2G plus zu erweitern.

Außerdem soll das Impfangebot bundesweit verstärkt werden. Alle ungeimpften Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen sich solidarisch zu zeigen und sich impfen zu lassen. Eine Impfung wird seit Ende November von der europäischen Arzneimittelbehörde auch für Fünf- bis Elfjährige empfohlen. Erst- und Zweitimpfungen bleiben entscheidend, um die Pandemie zu überwinden. Aber auch Booster-Impfungen* spielen eine wichtige Rolle und sollen schon in kürzester Zeit millionenfach erfolgen.

Olaf Scholz (SPD) und Angela Merkel (CDU) wollen über weiteres Vorgehen bei den Corona-Maßnahmen entscheiden. (Bildmontage)

© Florian Gaertner/Imago Images & Tobias Hase/dpa

Bezüglich der bisherigen Corona-Maßnahmen hat sich auch der Deutsche Ethikrat geäußert. In einem Gespräch mit der Rheinischen Post erklärte die Vorsitzende Alena Buyx, dass 2G-Reglungen nicht reichen würden, um die vierte Welle zu bekämpfen. Auch Geimpfte müssten stärker beschränkt werden: „Zumindest in den am schlimmsten betroffenen Regionen sind zusätzlich auch Einschränkungen für Geimpfte notwendig.“ (aa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Rubriklistenbild: © ProSieben/dpa

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