Corona-Alarm in Bayern: Söder nennt Gründe und was es jetzt braucht – wird der Impfstoff knapp?

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  • Tanja Kipke

  • Katarina Amtmann

    Katarina Amtmann

  • Thomas Eldersch

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Die Corona-Lage in Bayern bleibt angespannt: die Infektionen nehmen zu, die Intensivstationen laufen voll. Droht jetzt auch noch eine Impfstoff-Knappheit? Der News-Ticker.

  • Markus Söder* beriet sich mit Klinikvertretern und fordert neue Maßnahmen vom Bund (siehe Update vom 11. November, 13.36 Uhr).
  • Nach Treffen mit Klinikvertretern: Söder wettert auf PK gegen Ampel-Ansagen (siehe Update vom 11. November, 13.40 Uhr).
  • Holetschek gibt Entwarnung. In Bayern gibt es genug Corona*-Impfstoff (siehe Update vom 11. November, 18.44 Uhr).

+++ Dieser Newsticker ist beendet. Die Fortsetzung finden Sie hier.+++

Update vom 11. November, 18.44 Uhr: Immer wieder werben die Politiker fürs Impfen als einzigen Ausweg aus der Pandemie*. Aber wird in Bayern der Impfstoff bereits knapp? Berichte aus München lassen darauf schließen. Jetzt äußerte sich Gesundheitsminister Holetschek dazu. „Einen Impfstoffmangel gibt es an sich keinen.“ Wenn es an einigen Orten Engpässe gebe, basiere das auf logistischen Problemen. Auch bei den Beatmungsgeräten gebe es derzeit keine Probleme, betonte Holetschek.

Aus der bayerischen Landeshauptstadt kommen allerdings andere Signale: „Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach Erst- und Auffrischungsimpfungen wird im Freistaat Bayern der Impfstoff knapp“, teilte die Stadt München mit. Die Polizei habe sogar zum Münchner Impfzentrum Riem gerufen werden müssen, als einige Impfwillige weggeschickt werden mussten und daraufhin die Mitarbeiter beschimpften und beleidigten.

Das Impfzentrum habe auf seine Bitte um Nachlieferungen bislang eine abschlägige Antwort erhalten, da kein Impfstoff mehr in den oberbayerischen Lagern vorhanden ist. Es besteht nach Angaben der Stadt darum die Möglichkeit, „dass zum Wochenende verschiedene Impfaktionen ausfallen müssen, bis kommenden Dienstag die nächste reguläre Lieferung eintrifft“

Corona in Bayern: FDP-Politiker greift Söder scharf an

Derweil äußerte sich der FDP-Gesundheitsexperte und Mitglied des Bundestags, Professor Andrew Ullmann, zu den Vorwürfen Söders gegenüber der potenziellen Ampelkoalition. „Die Pandemie ist nicht vorbei. Aber die Verantwortung ist jetzt bei den Ländern. Das Ergebnis in Bayern ist eine Katastrophe. Das muss sich Ministerpräsident Söder selbst zuschreiben. Er fährt wieder mal auf Sicht. Er versucht die Öffentlichkeit zu blenden, indem er auf die Ampel verweist. Aber er hat versagt. Er ist der Katastrophenfall für Bayern.“

Corona in Bayern: Söder nennt Gründe für die hohen Fallzahlen

Update vom 11. November, 14.45: Ministerpräsident Markus Söder hat sich am heutigen Donnerstag mit Klinikvertretern getroffen, um über die angespannte Lage auf den bayerischen Intensivstationen zu beraten. Drei Gründe nannte Söder für die hohen Zahlen: Die Ungeimpften, die zunehmenden Impfdurchbrüche und die geringere Bereitschaft der Menschen, sich an die Regeln zu halten.

Die Feststellung des Katastrophenfalls reiche laut Söder dennoch nicht aus. Er forderte eine deutschlandweite 2G-Regelung, eine Impfpflicht in bestimmten Berufsgruppen, 3G am Arbeitsplatz und eine 2G-plus Regel in Diskotheken. Außerdem wolle er die Möglichkeit prüfen, Kinder bereits unter zwölf Jahren ein Impfangebot zu machen. Über all das müsse nächste Woche auf der MPK gesprochen werden. Die Bundesregierung kritisierte er für das neue Ampel-Gesetz scharf. „Das was der Bund jetzt macht, reicht nicht“.

Dramatische Corona-Lage in Bayern: Pressekonferenz mit Söder zum Nachlesen

14.27 Uhr: Söder findet es „schwach“, dass man auf Bundesebene erst sagt, man mache keine MPK. Die Länder sollten es alleine regeln. Nun wolle man doch reden, aber erst, wenn das Ampel-Gesetz durch den Bundestag ist. Söder bezeichnet dies als „unglücklichen Stil“. Es brauche seiner Meinung nach einen nationalen Konsens. Vor allem eine Art Notfallklausel sei für die kommenden Wochen jetzt wichtig. Die Pressekonferenz wurde soeben beendet.

14.21 Uhr: Holetschek gibt noch ein Statement zum Thema „Freizeitlockdown“ für Jugendliche. Er ist der Meinung, man müsse konsequent bleiben. Man habe für Jugendliche bereits nachgebessert, Sport muss möglich bleiben. Jeder muss irgendwo einen Beitrag leisten, um die Zahlen wieder runterzukriegen. Söder merkt an, man solle auf der MPK nächste Woche auch besprechen, ob es eine Möglichkeit gibt, Kinder bereits früher zu impfen. Zum Beispiel ab acht Jahren.

Mediziner aus Oberbayern über dramatische Lage auf Intensivstationen

14.07 Uhr: Auch der ärztliche Direktor der Kliniken von Oberbayern Dr. Weiler gibt einen Einblick in den Alltag des Krankenhauses. Es fehle überall an Personal. Vier Prozent der Intensivbetten seien in Oberbayern nur noch frei. Sein dringender Appell an die Bevölkerung: Jeder einzelne könne dazu beitragen, das Risiko für sich und die Mitmenschen zu minimieren. „Bitte Auffrischimpfungen wahrnehmen“, so der Direktor.

13.59 Uhr: Markus Schopper vom Münchner Klinikum Bogenhausen sagt, es sei jetzt „eine Minute vor Zwölf“. Die Impfdurchbrüche nehmen zwar zu, seien in der Regel nicht mit einem schweren Verlauf. Die Pflegekräfte seien am Ende. „Die Pandemie ist nicht vorbei“, warnt Schopper. Der Zulauf an Patienten sei momentan extrem hoch. Es könne wirklich jeden treffen. Der Appell der Pflegekräfte: Jeder soll nochmal in sich gehen und über eine Impfung nachdenken. Man sollte sich genau überlegen, ob man das Risiko eingehen möchte, andere Menschen anzustecken.

Corona-Lage in Bayern: Herrmann verspricht stärkere Kontrollen in Bayern

13.53 Uhr: Joachim Herrmann hat das Wort. Der K-Fall diene nicht dazu, persönliche Freiheiten, beispielsweise von Geimpften, einzuschränken. „Das ist überhaupt nicht das Thema“, sagt Herrmann. Man wolle die neuen Regelungen 2G oder 3G-plus ab sofort stärker kontrollieren. „Dabei muss klar sein, es ist nicht die Aufgabe der Polizei anstatt der Betreiber dann die Besucher zu kontrollieren“, so Herrmann. Wenn ein Einzelner dagegen verstößt, muss er dennoch mit einem Bußgeld (55 Euro) rechnen. Das eigentliche sei allerdings festzustellen, ob der Veranstalter richtige Kontrollen durchführt. Das sei der Sinn der verstärkten Polizeikontrollen. Man wolle so kontrollieren, ob Betreiber ihre Kontrollrolle auch wirklich ernst nehmen.

13.47 Uhr: Nun spricht Gesundheitsminister Holetschek. Der K-Fall würde das widerspiegeln, was sich in den bayerischen Krankenhäuser abspiele. Die Situation für Pflegekräfte würde sich nicht von heute auf Morgen verändern, aber nun sei die Zeit dagegen vorzugehen.

Der ärztliche Leiter eines Krankenhauses erhalte durch den Katastrophenfall mehr Möglichkeiten, um in die Strukturen einzugreifen. Man könne so schneller regional auf kritische Situation reagieren. Holetschek sagt zum Thema Impfen, man habe die Impfzentren hochgefahren und dafür bedankt er sich bei allen Beteiligten. „Wir wollen niemand wegschicken, der eine Auffrischungsimpfung braucht“, so der Gesundheitsminister. Zur Impfpflicht sagt Holetschek, man müsse dazu nächste Woche unbedingt eine Entscheidung fällen.

13.45 Uhr: Im Hinblick auf Weihnachtsmärkte und Faschingsveranstaltungen sagt Söder, man bräuchte einheitliche Regeln. Das Ziel sei nach wie vor, so viel Normalität wie möglich zu erhalten. Am Ende zähle aber immer noch der „Schutz für Land und Leute“. Gemeinsam müsse man die schwierige Situation bewältigen.

Nach Treffen mit Klinikvertretern: Söder wettert gegen Ampel-Ansagen

13.40 Uhr: Söder fordert außerdem Zuschläge für die Pflegekräfte. „Einen Motivationsschub“ für die Pflegekräfte. Auch eine Impfpflicht sollte in bestimmten Berufsgruppen seiner Meinung nach kommen. Weiterhin ist es wichtig, die Drittimpfung voranzubringen. Er halte die bisherigen Ampel-Beschlüsse für nicht ausreichend. Söder wertet es als positives Signal, wenn nun wieder Schlangen vor den Impfzentren zu sehen sind. Er freut sich in diesem Zusammenhang auch darüber, dass jetzt alle im bayerischen Kabinett geimpft sind.

„Das was der Bund jetzt macht, reicht nicht“, so Söder deutlich, nachdem Olaf Scholz am Morgen die Pläne seines geplanten Bündnisses vorgestellt hat. Man kann bei einem stürmischen Winter nicht mit Sommerreifen fahren, meint nun Söder und fügt an: Das „wird nicht funktionieren“. Dass zudem zuletzt immer noch über einen Freedom Day gesprochen worden sei, sei „absurd“ so Söder. Auch, dass die MPK nun erst nächsten Donnerstag, also nachdem das Ampel-Gesetz durch den Bundestag geht, ansteht, kritisiert der Ministerpräsident hart.
Mit dem neuen Gesetz habe man keine einzige Notfall-Option mehr. „Das ist die eigentliche Achillesverse“ – das neue Gesetz heißt: „Augen zu und durch“ – das ist „unangemessen“, so Söder.

13.36 Uhr: Die Krankenhäuser in Bayern seien voll, so Söder. Man müsse sofort handeln. Daher wurde am gestrigen Mittwoch der K-Fall ausgerufen. Er dient vor allem dem „Bettenmanagement“ zwischen den Krankenhäusern und der Reaktivierung von ehemaligen Pflegekräften. „Das reicht aber nicht“, so der Minister. Die Bundesregierung müsse reagieren. Man bräuchte 2G flächendeckend in ganz Deutschland. Wenn der Abstand nicht gewahrt werden kann, fordert Söder 2G mit Maske. In Diskotheken halte er 2G-plus für nötig.

13.34 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt. Als Erstes hat Markus Söder das Wort. „Die Lage ist sehr, sehr ernst und wird jeden Tag schwieriger“, beginnt Söder. Man liege derzeit mit einer Inzidenz um die 250 auf Platz 3. Zu glauben, es beschränke sich auf Hotspots, sei aus seiner Sicht eine Illusion. Die Gründe seien klar. Als ersten Grund nennt Söder die Ungeimpften. Zudem würden die Impfdurchbrüche zunehmen. Außerdem gebe es weniger Bereitschaft der Bevölkerung, sich an die Regeln zu halten.

Update vom 11. November, 13.23 Uhr: In wenigen Minuten beginnt die Pressekonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann und Gesundheitsminister Klaus Holetschek. 

Video: Die ganze Pressekonferenz zum Nachhören

Corona-Lage in München spitzt sich zu: OB Reiter will 2G-Regelverschärfung einführen

Update vom 11. November, 12.13 Uhr: Aktuell läuft in München eine Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Dieter Reiter. Man erwarte „einen Kollaps des notfallmedizinischen Versorgungssystems“ in München, sagte der SPD-Politiker laut der ZDF-Reporterin Brigitte Saar. Die 380 Intensivbetten in der Stadt seien „voll“.*

Dann kündigte OB Reiter an, dass es wohl ab kommender Woche in der Münchner Gastronomie eine einheitliche 2G-Regelung geben werde – also den Zugang nur für Geimpfte und Genesene. Für zwölf bis 18-Jährige soll es demnach eine Übergangsregelung bis Ende des Jahres geben.

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Update vom 11. November, 11.50 Uhr: Die Corona-Lage in Bayern ist angespannt – auch München bildet keine Ausnahme. Um zwölf Uhr gibt es eine Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er informiert gemeinsam mit Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek, Dr. Axel Fischer, Geschäftsführer der München Klinik und Prof. Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing zur aktuellen Corona-Lage in der Landeshauptstadt.

Corona-Katastrophenfall in Bayern: Söder beruft Klinik-Gipfel ein – Todeszahlen besorgniserregend

Update vom 11. November, 9.15 Uhr: Die Corona-Lage in Bayern ist angespannt, die Krankenhäuser laufen voll (siehe Update vom 10. November, 20.19 Uhr). Heute spricht Ministerpräsident Markus Söder mit Klinikvertretern über die Corona-Situation in Krankenhäusern und auf den Intensivstationen. Um 13.30 Uhr gibt der CSU-Chef gemeinsam mit Innenminister Joachim Herrmann und Gesundheitsminister Klaus Holetschek eine Pressekonferenz.

Vor dem Termin mit den Klinikvertretern sprach Söder im ARD-Morgenmagazin (MoMa). Bayerns Ministerpräsident machte dort die niedrigen Impfquoten im Süden für den rasanten Anstieg der Corona-Infektionen verantwortlich. Söder wies im MoMa gleichzeitig Vorwürfe zurück, die Politik habe zu spät reagiert. „Es sind nicht die Staaten schuld“, sagte der CSU-Chef. „Ein Teil der Menschen verhält sich (…) nach wie vor unvernünftig.“ Söder forderte außerdem ein bundesweit koordiniertes Vorgehen gegen gefälschte Impfpässe.

Corona-Katastrophenfall in Bayern: Zahl der Toten steigt drastisch – Bayern bundesweit an der Spitze

Update vom 11. November, 8.30 Uhr: Die Zahl der Corona-Todesopfer in Bayern steigt schnell an. Das Robert Koch-Institut meldete am Donnerstagvormittag 71 neue Pandemieopfer in Bayern, fast ein Drittel der bundesweit gezählten 234 Todesfälle und damit im Bundesvergleich ein weit überdurchschnittlicher Wert.

Mit Stand Mittwoch hat die Pandemie im Freistaat innerhalb einer Woche 234 Tote gefordert, mehr als in jedem anderen Bundesland. Das geht aus der täglich aktualisierten Auswertung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität hervor. Im Verhältnis zu den Todeszahlen im Oktober ist das mehr als eine Verdopplung.

Die bayernweite Corona-Inzidenz überstieg am Donnerstag mit einem Wert von 427,4 die Schwelle von 400. Das RKI meldete 13.456 Neuinfektionen. Nach wie vor liegen fünf bayerische Landkreise mit den bundesweit höchsten Inzidenzen an der Spitze. An erster Stelle steht Rottal-Inn mit einer Inzidenz von 1140,4.

Update vom 11. November, 7.23 Uhr: Am Mittwoch hat Bayern angekündigt, den Katastrophenfall auszurufen. Grund sind die dramatisch steigenden Corona-Zahlen. Ministerpräsident Markus Söder habe aufgrund „der aktuellen besorgniserregenden Situation in der Corona-Pandemie die Feststellung des Katastrophenfalls ab dem 11. November 2021 angeordnet“, teilte die Staatskanzlei am Mittwoch in München mit

Update vom 11. November, 6.30 Uhr: Die Lage in Bayerns Kliniken ist angespannt. In Rosenheim sei die Zahl aktuell höher, als im vergangenen Winter, als es noch keine Impfungen gab. „Aber damals gab es einen Lockdown*, deshalb wurden deutlich weniger Unfallpatienten eingeliefert“, betont Klinik-Geschäftsführer Jens Deerberg-Wittram.

„Hilferuf der Kliniken“: Söder erklärt Ausrufung des Katastrophenfalls

Update vom 10. November, 20.19 Uhr: Für Söder sei das Ausrufen des landesweiten Katastrophenfalls in der aktuellen Lage unumgänglich gewesen. Er folge damit einem „Hilferuf und Wunsch der Kliniken vor Ort und auch der Kommunalpolitiker, ein rechtlich einwandfreies Instrumentarium zu haben, um selbstständig zu reagieren“, sagte er dem BR. Die Kliniken seien voll. Es entstünden Konkurrenzsituationen, „natürlich auch unter Covid-Patienten“, so der Ministerpräsident.

90 Prozent der Corona-Patienten auf den Intensivstationen sei ungeimpft. Die Konkurrenz zwischen ungeimpften und geimpften Covid-Patienten sowie Krebs-, Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten um ein Intensivbett „führt am Ende zu einer tiefen Spaltung“, gibt Söder zu bedenken. Er fordert daher mehr Maßnahmen – zum Beispiel eine Impfpflicht in bestimmten Berufen – von der neuen Regierung. Dort hätte man den Ernst der Lage noch nicht anerkannt, teilte er dem BR mit. Erste Regionen in Bayern reagierten nun ebenfalls auf die hohen Infektionszahlen. Erste Städte sagen Weihnachtsmärkte wieder ab.

Corona-Lage in Bayern dramatisch: Söder ruft Katastrophenfall aus

München – Trotz roter Krankenhaus-Ampel und stark verschärften Corona-Regeln spitzt sich die Lage in Bayern immer weiter zu. Der Landkreis Rottal-Inn meldet die astronomisch hohe Inzidenz von 1104,3. Landrat Fahmüller sagt: „Man kann es nicht mehr schön reden: Die Lage ist dramatisch.“ Und auch in den Krankenhäusern sieht es nicht besser aus. In 96 Kreisen und größeren Städten waren am Mittwoch nur noch zehn Prozent der Intensivbetten frei. Um schneller auf den negativen Trend reagieren zu können, rief Ministerpräsident Markus Söder den Katastrophenfall aus.

Die Feststellung des Katastrophenfalls ermöglicht eine koordinierte und strukturierte Vorgehensweise aller im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden, Dienststellen und Organisationen. Der Katastrophenfall wurde in der Corona-Pandemie bereits am 9. Dezember 2020 ausgerufen, er wurde erst am 4. Juni 2021 wieder aufgehoben.

Corona in Bayern: 21 Kommunen haben keinen Platz mehr auf ihren Intensivstationen

653 Menschen lagen am Mittwoch mit einer Covid-19-Erkrankung auf der Intensivstation eines bayerischen Krankenhauses, geht aus dem DIVI-Register hervor. Das sind gut 130 mehr als vor einer Woche und rund doppelt so viele wie noch vor drei Wochen. Ab 600 belegten Betten gilt im Freistaat die rote Ampelstufe. Strengere Maßnahmen und Regeln – wie die 3G am Arbeitsplatz und eine Ausweitung der 2G-Regel – sollen den weiteren Anstieg verhindern. Und es ist höchste Zeit. 21 Kommunen meldeten, dass in ihren Kliniken die Intensivstationen bis auf das letzte Bett belegt sind. Im landesweiten Schnitt sind knapp 91 Prozent der Intensivbetten belegt.

Was passiert jetzt bei einem Notfall? Wenn alle Intensivbetten in einer Kommune belegt sind, müssen neue Intensivpatienten in anderen Krankenhäusern in größerer Entfernung von Wohn- oder Unfallort behandelt werden. Derartige Verlegungen werden innerhalb Bayerns bereits seit Wochen praktiziert. Ebenso sind Krankenhäuser mit einer hohen Zahl von Corona-Patienten gezwungen, geplante Operationen zu verschieben. Grund ist, dass die Patienten nach größeren Eingriffen – beispielsweise Tumoroperationen – üblicherweise zur Beobachtung auf die Intensivstation kommen. Laut Intensivregister (DIVI) meldet die große Mehrheit der bayerischen Krankenhäuser Einschränkungen des regulären Betriebs. Trotz der enorm hohen Zahlen hält der Münchner Infektiologe Christoph Spinner einen weiteren Lockdown nicht für hilfreich.

Video: Diese Corona-Regeln gelten jetzt in Bayern

Corona in Bayern: Die Polizei kann nur stichprobenartig kontrollieren

Am Dienstag beschloss das bayerische Kabinett, dass die verschärften Regeln – die seit dem Umschwenken auf Rot gelten – stärker kontrolliert werden sollen. Für die Polizei-Gewerkschaft ist das aber kaum zu schaffen. „Für flächendeckende Kontrollen haben wir nicht die Einsatzkräfte zur Verfügung“, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern, Jürgen Köhnlein, dem Radiosender Antenne Bayern. Es sei eine reflexartige Reaktion der Politik: „Die Polizei wird es schon richten“.

Neue und verschärfte Kontrollen bedeuteten immer eine Mehrbelastung für die Polizei. „Im Gegensatz zu den Maßnahmen während der andern drei Wellen fahren wir jetzt aktuell schon auf Volllast. Fußballspiele, Demonstrationen – die Veranstaltungslage ist enorm“, betonte Köhnlein laut Mitteilung eines Gewerkschafts-Sprechers vom Mittwoch. „Ohne die Unterstützung von Kräften der Bereitschaftspolizei geht das nicht. Die fehlen dann aber wieder bei den anderen Einsätzen oder machen eine Unmenge von Überstunden“, warnte der Gewerkschafts-Chef. (tel mit dpa) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/Sven Simon/dpa/IMAGO


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