Corona aktuell: Lockdown in Teilen Österreichs – Politik

Die am stärksten von der Pandemie betroffenen Regionen Österreichs wollen einen Lockdown für ihre gesamte Bevölkerung verhängen. Das teilten die Ministerpräsidenten von Salzburg und Oberösterreich mit. Details sollten im Laufe des Tages bekanntgegeben werden.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer kündigte außerdem an, er wolle sich bei der Landeshauptleutekonferenz am Freitag auch “für ein bundesweit einheitliches und hartes Vorgehen” starkmachen. Das medizinische Expertenboard des Landes soll zu Beratungen über weitere Schritte am Donnerstagnachmittag zusammenkommen. “Obwohl wir in Oberösterreich bereits mehrmals zusätzliche Verschärfungen vorgenommen haben, ist die Corona-Lage noch immer sehr dramatisch”, sagte Stelzer

Am Donnerstag erreichte die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden in Österreich mit 15 145 wieder einen Rekord. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 989.Die konservativ-grüne Regierung steht zunehmend unter Druck, dass die von ihr beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die vierte Welle zu stoppen. Bislang betreffen diese hauptsächlich Ungeimpfte. Experten aus dem Gesundheitswesen fordern vor allem für die besonders stark betroffenen Bundesländer Oberösterreich und Salzburg einen Lockdown für alle. Die beiden Bundesländer weisen mit jeweils rund 61 Prozent die niedrigste Impfquote des Landes auf. Landesweit sind 65,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. (18.11.2021)

RKI-Chef Wieler warnt vor einem “sehr schlimmen Weihnachtsfest”

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat ein dramatisches Bild der Corona-Lage in Deutschland gezeichnet. “Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern”, sagte Wieler bei einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU).

Die Zahl der Neuinfektionen steige steil an, und tatsächlich dürfte sie weitaus höher sein als bekannt: “Die Untererfassung der wahren Zahlen verstärkt sich.” Hinter den mehr als 50 000 Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, “verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele”, so der RKI-Chef. Zuletzt seien 0,8 Prozent der Erkrankten gestorben. Das bedeute, dass von den mehr als 50 000 Infizierten pro Tag in den kommenden Wochen 400 sterben würden. “Daran gibt es nichts mehr zu ändern.” In der Bundespressekonferenz habe er zuletzt noch etwas zurückhaltender von 200 Toten pro Tag gesprochen, tatsächlich sei die Zahl aber höher. Niemand könne diesen Menschen noch helfen, selbst mit bester medizinischer Versorgung nicht.

Auch die Lage in den Krankenhäusern wird laut Wieler immer schlimmer. “Wir waren noch nie so beunruhigt wie jetzt”, sagte der RKI-Chef. Die Zahl der schwerkranken Covid-Patienten steige, für Menschen mit Schlaganfall und andere Schwerkranke müsse mancherorts bis zu zwei Stunden nach einem freien Intensivbett gesucht werden. “Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend.” Und das werde noch zunehmen.

“Sie sehen, die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster”, sagte Wieler. “Es herrscht eine Notlage in unserem Land. Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler.” (18.11.2021)

Erstmals mehr als 65 000 Neuinfektionen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet mit 65 371 neuen Positiv-Tests binnen 24 Stunden abermals einen neuen Tageshöchstwert in der Pandemie. Das sind 15 175 Fälle mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz springt auf einen Wert von 336,9 von 319,5 am Vortag. 264 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen Tagesfrist auf 98 538. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 5,1 Millionen Corona-Tests positiv aus.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter – gab das RKI am Mittwoch mit 5,15 an (Dienstag: 4,86). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit 2020 bei rund 15,5. Dieser Wert ist teilweise bereits überschritten: In Thüringen liegt die Hospitalisierungs-Inzidenz bei 18,63. (18.11.2021)

Schwesig und Giffey für 2 G bundesweit

Vor dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern an diesem Donnerstag spricht sich Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) für bundeseinheitliche Maßstäbe im Kampf gegen die Pandemie aus. “Ich sehe die Entwicklung der Corona-Zahlen in Deutschland mit großer Sorge, insbesondere im Süden Deutschlands. Wir brauchen im Winter wieder stärkere Schutzmaßnahmen. Und wir benötigen einheitliche Maßstäbe, ab wann die Schutzmaßnahmen greifen”, sagt Schwesig der Rheinischen Post. “Wir in Mecklenburg-Vorpommern haben bereits gehandelt und unsere Corona-Ampel nachgeschärft. Erreichen ein Kreis oder eine kreisfreie Stadt die Warnstufe ‘Orange’ auf dieser Ampel, gilt in vielen Innenbereichen die 2-G-Regel, zum Beispiel in der Gastronomie, im Sportstudio oder bei Kulturveranstaltungen. Eine solche verpflichtende Regel könnte ich mir für ganz Deutschland vorstellen.”

Ähnlich sieht das die Berliner SPD-Landesvorsitzende und künftige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey. Sie fordert eine Ausweitung der 2-G-Regel auf das gesamte Bundesgebiet. Wenn alle Angebote, Kampagnen, Sensibilisierungen und Appelle für eine höhere Impfrate nicht mehr helfen würden, dann müsse man verbindlichere Maßnahmen prüfen, um die Infektionszahlen zu senken, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu bewahren und einen erneuten Lockdown zu verhindern, sagte sie der Funke-Mediengruppe. “Die deutschlandweite, flächendeckende Ausweitung der 2-G-Regel, mit Ausnahmen nur für die, die sich nicht impfen lassen können, gehört dazu.” (18.11.2021)

Spahn gibt 20 bis 25 Millionen Auffrischungsimpfungen als Ziel bis Jahresende aus

Das Gesundheitsministerium strebt an, dass bis Jahresende in Deutschland 20 bis 25 Millionen Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus verabreicht werden. So steht es in einem Bericht an den Bundestag und die am Donnerstag zur Pandemielage tagende Ministerpräsidentenkonferenz. In den noch gut sechs verbleibenden Wochen bis Ende Dezember wären das drei bis vier Millionen Impfungen pro Woche.

In dem Bericht heißt es weiter, Studien hätten gezeigt, dass eine Drittimpfung nicht nur den individuellen Schutz vor einem schweren Covid-19-Verlauf erhöhe, sondern auch einen hohen Nutzen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens habe, da sie zu einer niedrigeren Virenlast und damit geringeren Weiterverbreitung des Virus führe. “Gerade in der gegenwärtigen Phase ist das ein entscheidender Faktor”, heißt es in dem Bericht aus dem Haus des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU).

Der Bericht verweist unter anderem auf die Bedeutung von Impfzentren: Das Angebot der Zentren werde ein entscheidender Beitrag sein, die niedergelassene Ärzteschaft, die derzeit etwa 70 Prozent der Auffrischungsimpfungen verabreiche, “in dieser wichtigen Phase der Impfkampagne ganz wesentlich zu unterstützen und ergänzen”. Spahn hatte den Ländern bereits zugesagt, dass der Bund bis mindestens Ende April 2022 die Hälfte der Kosten für die Impfzentren weiter übernimmt. (18.11.2021)

Umfrage: Knapp zwei Drittel der Bundesbürger für Home-Office-Pflicht

Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind angesichts steigender Corona-Infektionszahlen für die Wiedereinführung der Home-Office-Pflicht in dafür geeigneten Berufen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Augsburger Allgemeinen fordern 61 Prozent eine verpflichtende Regelung, wenn das Arbeiten von zu Hause aus möglich ist. 28 Prozent sind gegen eine staatliche Vorgabe, der Rest antwortete unentschlossen.

Die Home-Office-Pflicht galt so ähnlich schon bis Juni: Beschäftigten mit “Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten” muss Home-Office ermöglicht werden. Es sei denn, es geht aus betrieblichen Gründen nicht wie etwa beim Bearbeiten von Post. Beschäftigte müssen das Home-Office-Angebot annehmen – außer, die Arbeit ist zu Hause nicht möglich, weil es zum Beispiel zu eng oder zu laut ist oder nötige Ausstattung fehlt. (18.11.2021)

Viele Corona-Maßnahmen in Melbourne fallen weg, aber für Ungeimpfte wird es schwer

Der australische Bundesstaat Victoria mit der Metropole Melbourne hebt an diesem Freitag die meisten Corona-Maßnahmen auf. Grund: In der Region werden voraussichtlich am Wochenende 90 Prozent der Bürger über zwölf Jahren vollständigen Impfschutz haben. Regional-Premierminister Daniel Andrews sprach von einer “erstaunlichen Leistung” und erklärte, die Bevölkerung könne jetzt zur Normalität zurückkehren. Für Ungeimpfte wird das Leben aber schwerer.

So dürfen nur noch Geimpfte Pubs, Bars und Restaurants besuchen. Ungeimpfte können nur noch Speisen abholen. Auch Kinos, Theater, Zoos und jede Art von Festivals sowie Schönheitssalons und Friseurbesuche sind für Menschen ohne Impfschutz tabu. Diese dürfen zudem nur noch Geschäfte betreten, die unverzichtbar fürs tägliche Leben sind – also etwa Supermärkte und Drogerien. Der Besuch aller anderen Läden – wie Buchhandlungen, Modegeschäfte und Juweliere – ist untersagt.

Australien plant generell sehr strenge Auflagen für Menschen ohne Corona-Impfpass. So sollen in Zukunft nur zweifach Geimpfte das Land ohne Genehmigung verlassen und ohne strikte zweiwöchige Quarantäne einreisen können. (18.11.2021)

Laborärzte warnen vor längerer Auswertungsdauer von PCR-Tests

Die Zahl der PCR-Tests ist nach Angaben der Deutschen Laborärzte in den vergangenen zwei Wochen um 50 Prozent gestiegen. “Sollte die Inzidenz jedoch weiter in dem bisherigen Maße ansteigen, kann es trotz der im Vergleich zum Anfang der Pandemie massiv ausgebauten Testmöglichkeiten in den Laboratorien zu einer verlängerten Untersuchungsdauer kommen”, sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Um dies möglichst zu vermeiden, bereiteten sich die Laboratorien durch Neueinstellungen von Personal aber auch durch einen Ausbau der Gerätekapazitäten derzeit auf diese Situation vor. “Eine Überlastung des Systems wird aber nur dann nicht stattfinden, wenn die Anforderung von PCR-Testungen weiterhin strikt nach den Vorgaben der nationalen Teststrategie erfolgt.” (18.11.2021)

Mittelstand befürwortet Impfpflicht

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) befürwortet die Einführung einer Impfpflicht. “Ich sage ganz deutlich: Wenn es in Deutschland nicht zu Lockdowns jeglicher Art kommen soll, werden wir ehrlicherweise um Pflichtimpfungen nicht herumkommen, wie es sie jetzt schon gegen Masern gibt”, sagt BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er könne nachvollziehen, dass Politiker das Wort “Impfpflicht” nicht in den Mund nehmen wollen. “Aber unter dem Strich ist das die unbequeme Wahrheit, wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen.” Wer sich nicht impfen lassen wolle, der müsse im schlimmsten Fall Lohnkürzungen in Kauf nehmen.

Kritik äußerte der Chef des Unternehmerverbands an der geplanten 3-G-Regel am Arbeitsplatz. “Für viele Bereiche, in denen 3 G jetzt eingeführt werden soll, bedeutet das einen gigantischen Organisations- und Kontrollaufwand. Das ist ehrlicherweise gar nicht leistbar. Außerdem steht mit der Testpflicht ein unkalkulierbares Kostenrisiko im Raum.” (18.11.2021)

Kinderschutzbund fordert Kontaktbeschränkungen für Erwachsene

Vor der Ministerpräsidentenkonferenz fordert der Kinderschutzbund schärfere Regeln zur Bekämpfung der Pandemie und ruft Erwachsene auf, sich einzuschränken, damit Schulen und Kitas offen bleiben können. “Es kann nicht sein, dass die Erwachsenen sich hemmungslos vergnügen, indem sie in geschlossenen Räumen Karneval feiern und im Fußballstadion oder auf dem Weihnachtsmarkt dicht gedrängt stehen”, während die Schließung von Schulen und Kitas drohe, sagt der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Die Politik müsse hier einen Riegel vorschieben, damit nicht wieder die Kinder und Jugendlichen den Preis zahlen. Die Gesellschaft müsse endlich anerkennen, welches Opfer die Kinder und Jugendlichen in der Pandemie gebracht haben, um die Älteren zu schützen. “Jetzt sind wir einmal dran. Die Erwachsenen müssen verzichten.” (18.11.2021)

Kassenärzte-Chef Gassen warnt vor Hysterie wegen steigender Krankenhausbelegungen

In der Debatte um die aktuelle Pandemielage warnt Kassenärzte-Chef Andreas Gassen vor Hysterie wegen steigender Krankenhausbelegungen. “Die Lage ist schwierig, aber für Panik besteht kein Anlass”, sagt Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es sei richtig, die pandemische Notlage aufzuheben, weil die Regelungen nicht länger vor Gerichten standhielten. Die Krankenhäuser seien ebenso wie die Praxen zwar seit Monaten stark belastet, was insbesondere für das Personal strapazierend sei.

“Es besteht aber derzeit wohl nicht die Gefahr, dass die Kliniken in ihrer Gesamtheit an ihre Leistungsgrenze stoßen.” Die Belegungszahlen seien nach wie vor niedriger als zum Höhepunkt der dritten Welle. “Es gibt insgesamt noch ausreichend Reserven.” Das Verschieben planbarer Operationen sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, um mehr freie Betten bereitzuhalten. “Das ist auch sinnvoll, auch wenn es nicht das ist, was wir uns wünschen.” (18.11.2021)

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