Corona aktuell: Lauterbach entzieht RKI Kompetenzen – Politik

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will dem Robert-Koch-Institut (RKI) die Kompetenz über den Genesenenstatus entziehen. “Über tiefgreifende Entscheidungen wie etwa den Genesenenstatus möchte ich selbst und direkt entscheiden. Sonst trage ich die politische Verantwortung für das Handeln anderer”, sagt Lauterbach der Bild. In der Öffentlichkeit hatte für Kritik gesorgt, dass das RKI jüngst sehr kurzfristig den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzt hatte. (16.02.2022)

Krankenhäuser rechnen mit maximal 3000 Corona-Patienten

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) rechnet einem Medienbericht zufolge angesichts der sinkenden Sieben-Tage-Inzidenz mit maximal 3000 Corona-Patienten auf Intensivstationen in den kommenden Wochen. Rund 87 Prozent der Covid-infizierten Patienten würden derzeit auf Normalstation behandelt, sagt DKG-Chef Gerald Gaß der Funke Mediengruppe. In vergangenen Wellen dagegen wäre ein Viertel der Patienten auf der Intensivstation gewesen. In Kombination mit einer insgesamt deutlich geringeren Hospitalisierungsrate werde dies “dazu führen, dass in der Spitze nicht mehr als 3000 Intensivpatienten zu befürchten sein dürften”.

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass es in den kommenden Wochen nicht zu einem besonders hohen Infektionsgeschehen in der Gruppe der zwei Millionen nicht geimpften über 60-Jährigen kommt. Angesichts des Mehraufwands an Infektionsschutzmaßnahmen bei positiv-getesteten Patienten bedeute es aber auch, dass der Regelbetrieb weiter eingeschränkt bleiben müsse. “Und dieser Zustand wird noch länger anhalten, auch wenn wir den Höhepunkt der Hospitalisierung überschritten haben werden.” (16.02.2022)

Ciesek hält Lockerungen für vertretbar, sieht aber auch Risiken

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hält Lockerungen der Corona-Maßnahmen für möglich. Die Inzidenz-Zahlen stagnierten oder seien rückläufig, mit Omikron kämen deutlich weniger Menschen auf Intensivstationen. “Man darf daher natürlich nicht leichtfertig Maßnahmen aufrechterhalten, wenn sie nicht unbedingt nötig sind”, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag im NDR-Podcast Das Coronavirus-Update.

Ciesek nannte aber auch Gründe, die aus ihrer Sicht für Behutsamkeit sprechen: “Wenn man jetzt von heute auf morgen alle Maßnahmen fallen lassen würde, würde es deutlich länger dauern, bis die Inzidenzen wieder fallen. Man würde riskieren, dass ein Plateau entsteht oder sogar wieder ein Anstieg droht.” Das sei gefährlich für Menschen ohne ausreichenden Immunschutz und Kinder unter fünf Jahren, für die es noch keine Impfung gebe.

Die Politik habe eine Verantwortung gegenüber allen Bürgern, sagte Ciesek: “Die Politik muss sich die unterschiedlichen Interessen anhören, berücksichtigen und schließlich abwägen”, sagte Ciesek. Das sei eine schwierige Aufgabe. “Aus rein medizinischer Sicht ist es viel einfacher. Da wäre es natürlich besser, wir würden noch ein wenig durchhalten, um die Zahlen zu reduzieren.”

Zur Debatte um die Impfpflicht sagte Ciesek, sie persönlich würde lieber “um eine Impfpflicht herumkommen”https://www.sueddeutsche.de/politik/.”Ich möchte lieber die Menschen davon überzeugen, dass es das Richtige ist – für sie, für die Gesellschaft.” Man müsse auf jeden Fall die Immunitätslücke schließen, je schneller desto besser.

“Es ist nicht jeder ein Impfgegner, der nicht geimpft ist”, sagte Ciesek – viele seien einfach unsicher. Falls eine Impfpflicht komme, sei es wichtig, “dass man auf jeden Fall den Menschen noch mal gute Beratung anbietet”. Sie warnte davor, rein von Omikron aus zu argumentieren: “Wir müssen eigentlich schon weiter denken. Nach Omikron wird halt mit größter Wahrscheinlichkeit nicht Schluss sein.” Dass es irgendwann einen Super-Impfstoff geben könnte, der gegen alle Coronaviren wirke, “das ist, glaube ich, extrem unwahrscheinlich”. (16.02.2022)

WHO meldet starken Rückgang der Corona-Fallzahlen

Die weltweite Zahl der neuen Corona-Fälle ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der vorigen Woche um fast ein Fünftel gesunken. Zwischen 7. und 13. Februar wurden der UN-Organisation in Genf rund 16 Millionen Fälle gemeldet – 19 Prozent weniger als in der Woche davor, wie die WHO am Dienstagabend in ihrer jüngsten Corona-Statistik mitteilte. Der vorläufige Höhepunkt der Pandemie wurde in der letzten Januarwoche mit mehr als 22 Millionen Fällen erreicht. Danach begannen die Zahlen Anfang Februar zu sinken. Auch vorige Woche wurden aus fast allen Regionen weniger neue Fälle gemeldet. Nur im westpazifischen Raum mit Ostasien und Ozeanien stieg die Zahl.

Die WHO berichtete andererseits von einem stetigen Anstieg von BA.2, einer noch schneller übertragbaren Untervariante der Virusvariante Omikron. BA.2 machte mehr als ein Fünftel aller Omikron-Fälle aus, die Anfang Februar weltweit analysiert wurden. Sowohl in Ländern mit ansteigender als auch mit abflachender Omikron-Welle sei BA.2 auf dem Vormarsch. (16.02.2022)

Lauterbach rechnet “fest” mit neuer Welle im Herbst

“Ich rechne fest mit einer neuen Welle im Herbst”, sagte Karl Lauterbach (SPD) der SZ. In der Herbst-Welle könnte man es dann wieder mit einer Variante zu tun bekommen, “die eine größere Eindringtiefe in das Lungen- und Nervengewebe hat und das Gewebe stärker zerstört”, so der Minister. Schwere Krankheitsfälle und strenge Maßnahmen ließen sich dann nur verhindern, wenn sich Deutschland vorbereitet, sagt Lauterbach: “Es ist dringend notwendig, dass wir die allgemeine Impfpflicht hinbekommen. Davon wird es abhängen, wo wir im Herbst stehen.” (15.02.2022)

Niederlande heben meiste Corona-Maßnahmen auf

Die Niederlande heben die meisten Corona-Maßnahmen auf. Zunächst dürfen ab Freitag Fußballstadien, Theater, Kinos und Gaststätten wieder fast uneingeschränkt Besucher empfangen – und auch wieder bis 1 Uhr geöffnet sein, statt wie bisher 22 Uhr. “Das Land wird wieder geöffnet”, sagte Gesundheitsminister Ernst Kuipers am Dienstagabend in Den Haag. Angesichts zurückgehender Infektionszahlen gebe es Grund für Optimismus. “Aber wir müssen realistisch sein. Corona ist nicht weg.” Er rief Bürger weiter zu Vorsicht auf.

Die Rückkehr zur Normalität geschieht in zwei Schritten. Nach der ersten Lockerung an diesem Freitag folgt am 25. Februar der voraussichtlich letzte Schritt. Dann werde die Maskenpflicht abgeschafft und auch der Corona-Pass, hieß es. Mit dem Pass müssen Besucher von Gaststätten, Kultur und Sport zurzeit noch nachweisen, dass sie getestet, geimpft oder genesen sind.

Für Großveranstaltungen in Innenräumen wie Festivals soll künftig eine Testpflicht gelten. Nur im öffentlichen Nahverkehr und in Flugzeugen soll noch die Maskenpflicht gelten. In den vergangenen Wochen hatte der Druck auf die Regierung zugenommen, die Maßnahmen aufzuheben. Auch Experten halten das nun für vertretbar. Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern geht nach Angaben des Instituts für Gesundheit und Umwelt RIVM leicht zurück. Auch die Zahl der Neuinfektionen sank in den vergangenen sieben Tagen um 22 Prozent. “Damit scheint der Höhepunkt dieser Infektionswelle hinter uns zu liegen”, teilte das RIVM mit. (15.02.2022)

Diverse Bundesländer kündigen Lockerungen an

Die Bund-Länder-Konferenz, auf der sich die Bundesregierung und die Regierungschefs der Bundesländer auf eine schrittweise Rücknahme von Corona-Regeln verständigen wollen, ist erst an diesem Mittwoch. Doch bereits einen Tag vorher kündigen diverse Ministerpräsidenten einzeln Lockerungen an, die in ihrem Bundesland umgesetzt werden sollen – meist allerdings erst, nachdem die Ministerpräsidentenrunde getagt hat.

Berlin hat die 2-G-Regel für den Einzelhandel aufgehoben. Der Senat beschloss bei seiner Sitzung am Dienstag eine entsprechende Änderung der Corona-Verordnung, wie die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mitteilte. Derzeit ist Einkaufen in vielen Geschäften und Kaufhäusern nur Geimpften und Genesenen erlaubt. Von Freitag an gilt das nicht mehr, stattdessen aber generell im Handel eine FFP2-Maskenpflicht. So hat der Senat es auch für touristische Angebote wie Stadtrundfahrten und Schiffsausflüge sowie für Museen, Galerien und Gedenkstätten geregelt.

In Hamburg will der rot-grüne Senat die coronabedingte Sperrstunde in der Gastronomie voraussichtlich zum Wochenende aufheben. Die Abschaffung von 2 G im Einzelhandel sei bereits umgesetzt, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer.

Für Nordrhein-Westfalen hat Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Düsseldorfer Landtag konkrete Lockerungen angekündigt. Zu den ersten Schritten gehöre, dass Kontaktbeschränkungen für Geimpften spürbar zurückgenommen würden. Des Weiteren seien Erleichterungen bei Gastronomie, Hotels und Großveranstaltungen geplant. Die FFP2-Maske werde künftig der zentrale Schutzmechanismus beim Einkaufen sein, so Wüst. Gleichzeitig sollten Einschränkungen zurückgenommen werden, die besonders stark in die Grundrechte eingreifen. Das gelte etwa für den privaten Bereich. Am Donnerstag werde er den Landtag unterrichten, “wie wir die Beschlüsse in Nordrhein-Westfalen zeitnah umsetzen”.

Schleswig-Holstein will die Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene am Samstag aufheben. Für Menschen ohne Covid-19-Schutzimpfung soll bei privaten Treffen eine Obergrenze von 25 Personen gelten, wie Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ankündigte. Vom 3. März an sollen Ungeimpfte wieder an weiten Teilen des öffentlichen Lebens teilnehmen dürfen. Voraussetzung ist, dass sie in der Gastronomie, im Tourismus sowie in Freizeit und Kultur einen negativen Test vorweisen. Die Maskenpflicht an den Schulen soll spätestens zu Beginn der Osterferien entfallen.

Bayern hingegen lockert noch vor den erwarteten Beschlüssen der Ministerpräsidenten-Konferenz seine Corona-Vorschriften. Das bayerische Kabinett hat am Vormittag beschlossen, dass sich Geimpfte und Genesene künftig wieder in beliebig großen Runden privat treffen dürfen, in vielen Bereichen soll wieder 2 G statt 2 G plus gelten und Ungeimpfte sollen wieder Zugang zu großen Teilen des öffentlichen Lebens haben, wenn sie einen negativen Test vorweisen können. (15.02.2022)

Labore: Omikron-Welle scheint zurückzugehen

Daten aus den PCR-Laboren geben offenbar einen ersten Hinweis auf ein nachlassendes Corona-Infektionsgeschehen. So seien in der Woche bis Sonntag erstmals seit Jahresbeginn sowohl die Zahl der durchgeführten Tests als auch die sogenannte Positivrate gesunken, teilte der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) mit. Innerhalb von sieben Tagen seien 2 366 691 PCR-Untersuchungen gemacht worden, vier Prozent weniger als in der Woche zuvor. Auch die bundesweit errechnete Positivrate – also der Anteil positiver Befunde an allen gemachten Tests – lag mit 43,9 Prozent etwas niedriger als in der Vorwoche.

“Der leichte Rückgang an Testaufkommen stimmt uns zwar als erster Hinweis auf ein rückläufiges Infektionsgeschehen positiv, aber noch besteht aus Sicht der Labore weiterhin Anlass zur Vorsicht und Umsicht. Die Spitze der Omikron-Welle ist in einigen Bundesländern noch immer nicht erreicht”, sagte Nina Beikert, Mitglied im ALM-Vorstand. Der Laborverband berief sich auf Daten von 182 fachärztlichen Laboren. In der Woche bis zum 13. Februar habe die Auslastung im bundesweiten Schnitt bei 86 Prozent gelegen. In der Woche zuvor wurde sie noch mit 93 Prozent angegeben.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht eine Wende in der Omikron-Welle: “Der Höhepunkt der Omikron-Welle ist überschritten – ziemlich genau an dem Tag, den ich vor einem Monat vorausgesagt hatte”, sagt der SPD-Politiker der Bild. Deshalb seien “maßvolle Lockerungen” möglich, fügt er mit Hinweis auf die Bund-Länder-Spitzenrunde am Mittwoch hinzu. Er trage die bisher bekannt gewordenen stufenweisen Lockerungsschritte mit – “mehr aber nicht”. (15.02.2022)

Die bundesweite Inzidenz sinkt auf 1438

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet etwa 159 000 neue Positiv-Tests binnen 24 Stunden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt zum dritten Mal in Folge auf jetzt 1438 von 1460 am Vortag. 243 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf mehr als 120 000.

Die Zahlen haben allerdings nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenzblog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (15.02.2022)

.
source site