Corona aktuell: Gipfel der zweiten Omikron-Welle – Politik

Die derzeitige Corona-Infektionswelle könnte nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) nun auf ihrem Höhepunkt sein. “Der Gipfel der Welle ist wahrscheinlich erreicht, der Infektionsdruck bleibt aber mit mehr als 1,5 Millionen innerhalb einer Woche an das RKI übermittelten Covid-19-Fällen weiterhin sehr hoch”, schreibt das Institut in seinem Wochenbericht. Möglicherweise sei der Gipfel auch bereits überschritten. Zu der Einschätzung kommt das RKI wegen eines leichten Rückgangs der Fallzahlen im Wochenvergleich.

Der seit Wochen wachsende Anteil des Omikron-Subtyps BA.2 in einer Stichprobe ist dem Bericht zufolge weiter angestiegen: nach den jüngsten verfügbaren Daten für vorletzte Woche auf rund 81 Prozent (Woche zuvor: rund 73 Prozent). BA.2 gilt als besser übertragbar als der Subtyp von Omikron, der zuvor vorherrschte.

Bei den Altersgruppen beobachtet das RKI unterschiedliche Entwicklungen: Rückläufig sei die Inzidenz im Wochenvergleich bei Jüngeren zwischen 15 und 34 Jahren, jedoch steigend bei Älteren zwischen 60 und 85 Jahren. Insbesondere Risikogruppen und hochaltrige Menschen ab 70 Jahren ruft das RKI erneut zu einer vierten Impfung auf, um sich vor einer schweren Covid-Erkrankung zu schützen. (31.03.2022)

Inzidenzwert sinkt auf 1625

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 274 901 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind etwa 43 500 Fälle weniger als am Donnerstag vor einer Woche. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der bestätigten Infektionen bei mehr als 21,1 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 1625 von 1663 am Vortag. 279 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 129 391.

Die Zahlen haben allerdings nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenz-Blog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (31.03.2022)

Lauterbach schlägt Verkürzung der Quarantäne vor

Angesichts der aktuellen Corona-Welle mit vielen, aber meist leichteren Infektionen sollen die Quarantäneregeln vereinfacht werden. Die Dauer soll generell auf fünf Tage verkürzt werden, wie ein Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert-Koch-Instituts (RKI) vorsieht. Bisher dauern Absonderungen in der Regel zehn Tage und können mit einem negativen Test frühestens nach sieben Tagen beendet werden.

Konkret sollen Isolierungen, wenn man selbst infiziert ist, künftig noch fünf Tage dauern. Empfohlen werden soll, freiwillig Kontakte zu reduzieren und – beginnend nach fünf Tagen – wiederholt Tests oder Selbsttests zu machen. Zudem soll “keine strenge Isolierung” mehr vorgegeben werden. Eine formelle Anordnung des Gesundheitsamtes, die häufig jetzt schon nicht mehr erfolgt, soll künftig entfallen.

Auch die Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten soll dem Vorschlag zufolge künftig noch fünf Tage dauern und muss nicht mehr eine “strenge Quarantäne” sein. Empfohlen werden soll, freiwillig Kontakte zu reduzieren und sich täglich zu testen. Für Beschäftigte im Gesundheitswesen und der Pflege soll demnach ebenfalls die Fünf-Tage-Regel gelten. Für das Beenden einer Isolierung wegen einer Infektion sieht der Vorschlag vor, dass man zuvor 48 Stunden ohne Symptome sein muss. Zudem soll man einen negativen Test vorlegen müssen, der frühestens am fünften Tag abgenommen werden kann.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte ausdrücklich angekündigt, dass die Länder noch eigene Vorschläge einbringen können. Ziel sei, dass man mit einer neuen Regelung in der kommenden Woche arbeiten könne. (30.03.2022)

Biden bekommt zweite Auffrischungsimpfung

US-Präsident Joe Biden hat sich eine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus verabreichen lassen. Biden bekam die Spritze am Mittwoch vor laufender Kamera in Washington. US-Behörden hatten am Dienstag eine zweite Auffrischungsimpfung für Erwachsene ab 50 Jahren sowie für immungeschwächte Menschen zugelassen. Biden ist 79 Jahre alt. Etwa 97 Millionen Menschen in den USA, einem Land mit gut 330 Millionen Einwohnern, haben bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zuletzt hatten sich mehrere Personen aus dem engen Umfeld des Präsidenten mit dem Virus infiziert, darunter die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki.

Biden appellierte am Mittwoch eindringlich an den Kongress, weitere Milliardenhilfen für den Kampf gegen das Virus zu genehmigen. Andernfalls drohe in den kommenden Monaten das Geld für Covid-19-Medikamente und die aktuellen Testkapazitäten auszugehen. Wenn die Vereinigten Staaten nun nicht investierten, mache sich das Land angreifbar, wenn eine weitere Welle des Virus komme. (30.03.2022)

Schweiz hebt alle Corona-Maßnahmen auf

Die Schweiz hebt die letzten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf. Zum Freitag würden die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in Gesundheitseinrichtungen sowie die Isolationspflicht für infizierte Personen abgeschafft, teilt die Regierung mit. Dank der hohen Immunisierung der Bevölkerung sei es in den vergangenen Wochen zu keinem markanten Anstieg der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen mehr gekommen, obwohl die Zahl der Infektionen zwischenzeitlich wieder angestiegen sei. Bis zum Frühjahr 2023 bleibe allerdings eine erhöhte Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit notwendig. (30.03.2022)

Bürgerschaft erklärt Hamburg zum Corona-Hotspot

Die Hamburgische Bürgerschaft hat die Hansestadt zum Corona-Hotspot erklärt. Ein entsprechender Antrag der rot-grünen Regierungsmehrheit wurde mit Unterstützung der Linken angenommen; CDU, AfD und FDP stimmten dagegen. Mit der Hotspot-Regel soll die Maskenpflicht in Innenräumen und im Einzelhandel in Hamburg für die kommenden vier Wochen beibehalten werden.

Lauterbach: Kompromiss bei Impfpflicht wird kommen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich zuversichtlich geäußert, dass ein Kompromiss für die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Deutschland erreicht werden kann. Nach seiner Kenntnis werde an einem gemeinsamen Vorschlag gearbeitet, sagte der SPD-Politiker. Er rechne damit, dass dieser sein Ministerium spätestens in den kommenden Tagen erreiche, so dass möglicherweise ein gemeinsamer Entwurf formuliert werden könne. Die Kompromisslinien, die sich abzeichneten, seien überzeugend und klug.

Er sei “sehr zuversichtlich” und gehe davon aus, dass dieses wichtige Gesetz durchgesetzt werden könne, fügte Lauterbach hinzu. Davon hinge mit Blick auf die Lage im Herbst sehr viel ab. Nähere Angaben zu den Kompromisslinien machte Lauterbach nicht.

Bisher ist geplant, dass der Bundestag ohne die sonst üblichen Fraktionsvorgaben kommende Woche abstimmt, bisher ist für keinen Vorschlag eine Mehrheit gesichert. Den größten Rückhalt hat ein Entwurf einer Abgeordnetengruppe für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren, den auch Lauterbach unterstützt. Daneben gibt es einen Entwurf einer Gruppe für eine Beratungspflicht und eine mögliche Impfpflicht ab 50 Jahren. Ein weiterer Gruppenantrag lehnt eine Pflicht ab. Auch Union und AfD haben Anträge vorgelegt. (30.03.2022)

Lockdown: Shanghai riegelt Stadtbezirke früher als geplant ab

Die Verwaltung der chinesischen Hafenstadt Shanghai riegelt die westlichen Teile der Stadt zwei Tage früher ab als geplant. Ursprünglich sollte der Lockdown für diesem Bereich der 26-Millionen-Einwohner-Stadt erst von Freitag an greifen. Doch die Situation im Osten der Stadt hat die Behörden alarmiert. Obwohl die Bezirke östlich des Huangpu-Flusses bereits seit Montag im Lockdown sind, melden die Behörden 5656 asymptomatische neue Corona-Fälle und 326 Fälle mit Symptomen. Am Vortag waren es noch 4381 ohne beziehungsweise 96 neue Fälle mit Symptomen. Die Menschen in der gesamten Stadt sollen zu Hause zu bleiben – sofern sie sich nicht testen lassen, teilte die städtische Gesundheitskommission mit. Auch nicht, um mit ihren Haustieren spazieren zu gehen oder den Müll rauszubringen.

Shanghai wird nun zum Testfall für die von China verfolgte Null-Covid-Strategie, die durch die ansteckendere Omikron-Variante seit Anfang des Jahres auf eine harte Probe gestellt wird. Bis dahin hatten die Behörden erfolgreich mit lokal begrenzten Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung und Quarantäne kleinere Ausbrüche bekämpft. Das genügt nun nicht mehr.

Die neue Infektionswelle und der Lockdown verhindern auch Börsengänge im Milliardenvolumen. Allein in der vergangenen Woche zogen 15 Unternehmen ihre Notierungsanträge an der Technologiebörse Star Market vorerst zurück, wie Börsendokumente zeigen. (30.03.2022)

Kliniken melden sechs Prozent ihrer Mitarbeiter wegen fehlender Impf- oder Genesenennachweise

Die Krankenhäuser haben nach einem Medienbericht im Schnitt sechs Prozent ihrer Beschäftigten wegen fehlender Impf- oder Genesenennachweise an die Gesundheitsämter gemeldet. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) unter knapp 400 Kliniken, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

“Die Zahlen der Umfrage belegen sehr eindrucksvoll, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine außerordentlich hohe und vorbildliche Impfquote aufweisen”, sagte DKG-Chef Gerald Gaß. Gleichwohl gab er keine Entwarnung. Angesichts der aktuell weiter steigenden Zahl von coronapositiven Patienten und krankheitsbedingten Ausfällen beim Klinikpersonal seien Einschränkungen der Patientenversorgung “nicht zu verhindern”, erklärte er.

Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser (53 Prozent) rechnet mit Einschränkungen der Patientenversorgung, falls die gemeldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freigestellt werden müssten. In Deutschland besteht seit Mitte März eine Impfpflicht für Beschäftigte in der Pflege und im Gesundheitswesen. Ungeimpften droht ohne Impf- oder Genesenennachweis ein Beschäftigungsverbot. (30.03.2022)

Patientenschützer kritisiert “Geschrei” der Länder

Patientenschützer Eugen Brysch hat die Länder in der Corona-Pandemie zu schnellem Handeln aufgefordert. “Das Geschrei der Ministerpräsidenten und deren Fingerzeig auf den Bund sind in keiner Weise gerechtfertigt”, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz der Rheinischen Post. Die Landesregierungen hätten nichts unternommen, um das nun von ihnen scharf kritisierte Infektionsschutzgesetz zu stoppen. Jetzt steckten sie in einer Sackgasse, in die sie sich selbst manövriert hätten.

Die NRW-Regierung nannte er “seltsam sprachlos” – sie wisse offenbar nicht, was sie mit den neuen Möglichkeiten des Gesetzes überhaupt anfangen solle. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte am Dienstag gesagt, er sehe keinen Spielraum, ganz NRW rechtssicher als Corona-Hotspot auszuweisen und damit landesweit mehr Sicherheit zu schaffen.

Den Ländern sind von Sonntag an nur noch wenige allgemeine Schutzregeln etwa zu Masken und Tests in Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen erlaubt. Sie können aber für regionale Hotspots weitergehende Beschränkungen etwa mit mehr Maskenpflichten und Zugangsregeln verhängen, wenn das Landesparlament dort eine kritische Lage feststellt. Mehrere Länder beklagen allerdings, dass dafür rechtssichere Kriterien fehlten. (30.03.2022)

Lauterbach: EU wird vierte Impfung für alle ab 60 empfehlen

Der Umgang mit einer möglichen vierten Corona-Impfung soll EU-weit angeglichen werden. Die EU-Kommission werde “innerhalb kürzester Zeit auf Basis wissenschaftlicher Expertise eine Empfehlung zur vierten Impfung erarbeiten”, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Diese hätten seinen Vorschlag, die nationalen Impfstrategien anzugleichen, mehrheitlich unterstützt. Die Empfehlung der EU-Kommission, die innerhalb von sieben Tagen vorliegen könnte, könne “auch für Deutschland ein wichtiger Kompass für den Umgang mit der zweiten Boosterung sein”.

Lauterbach hatte zuvor für eine vierte Corona-Impfung für alle ab 60 Jahren geworben. In dieser Altersgruppe könne dadurch die Sterblichkeit im Vergleich zur dritten Dosis noch einmal um 80 Prozent reduziert werden, wie Daten aus Israel ergeben hätten, sagte Lauterbach. Die EU-Kommission solle in Zusammenarbeit etwa mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur eine entsprechende Empfehlung aussprechen. “Die Lage ist in Europa, was die Pandemie angeht, schlechter als das Gefühl der Menschen”, sagte Lauterbach. Der Ukraine-Krieg ziehe zudem Aufmerksamkeit ab.

Lauterbach betonte, dass es derzeit viel Impfstoff in Europa gebe, der nirgendwo fehle. Die Abnahme durch einkommensschwächere Länder stocke. “Somit müssen wir befürchten, dass in Europa Impfstoff vernichtet werden muss.” Infrage für die vierte Dosis – also den zweiten “Booster” nach einem Grundschutz – komme der Impfstoff von Moderna oder Biontech/Pfizer. Die Entwicklung von Impfstoffen, die an neue Corona-Varianten angepasst sind, verzögere sich seiner Kenntnis nach, sagte Lauterbach. Er rechne im Herbst, womöglich im September, mit den neuen Impfstoffen.

In Deutschland wird die vierte Dosis derzeit für Menschen ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Risikofaktoren wie Immundefekten empfohlen. Daran ändere sich nichts, sagte Lauterbach. Die Frage sei lediglich, ob die Altersgrenze gesenkt werde. Für unter 60-Jährige könne die vierte Dosis dagegen nicht empfohlen werden, weil es dazu keine Daten gebe. Mit Blick auf Deutschland hatte Lauterbach sich bereits vergangene Woche dafür ausgesprochen, offensiver bei Viertimpfungen vorzugehen. Bisher hätten eine solche nur zehn Prozent der Menschen, die dafür in Frage kämen. Das sei “nicht zufriedenstellend”. Er habe die Ständige Impfkommission (Stiko) deshalb gebeten, ihre Empfehlung für die vierte Impfung zu überarbeiten. Die Stiko habe das zugesagt. (29.03.2022)

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