Corona aktuell: Diskussion um Schulschließungen – Politik

Die Bundesregierung hat ihr Mitte November gesetztes Ziel von 30 Millionen Impfungen bis zum Jahresende erreicht. Die Marke wurde am Sonntag überschritten, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur sagte. “Die Booster-Kampagne in Deutschland läuft auf Hochtouren. Wir haben jetzt ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Darauf können wir alle stolz sein.” Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet, dass das Ziel erreicht worden sei.

Der SPD-Politiker dankte allen, die dazu beigetragen haben – insbesondere den Ärztinnen und Ärzten, aber auch denjenigen, die sich haben impfen lassen. “Sie haben damit sich selbst und der Gesellschaft einen großen Dienst erwiesen.”

Strittig ist, von welchem Zeitpunkt an diese Impfungen gezählt werden. Die Regierung gibt die Bund-Länder-Runde vom 18. November an. Alle Experten hatten Kanzler Scholz jedoch so verstanden, als dass der 1. Dezember als Startpunkt gemeint sei, jener Tag, an dem der neue Krisenstab der Bundesregierung seine Arbeit aufgenommen hat. Würde vom 1. Dezember an gerechnet, wäre die 30 Millionen-Grenze bis 31. Dezember nicht mehr erreichbar gewesen.

Lehrerverbände: Schulschließungen nicht um jeden Preis vermeiden

Angesichts der Verbreitung der Omikron-Mutante warnen Lehrerverbände davor, Schulschließungen um jeden Preis zu vermeiden. “Durch die Omikron-Variante verschärft sich die pandemische Lage massiv – auch an den Schulen”, sagteder Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Das Motto der Politik darf auf keinen Fall mehr heißen, dass es Präsenzunterricht um jeden Preis geben muss.”

Die Kultusministerkonferenz müsse schnell zusammenkommen, um mit den Virologen abzustimmen, was mit Blick auf die Gesundheit von Lehrern und Schülern verantwortbar sei, sagte Beckmann: “Dabei dürfen auch Wechsel- und Distanzunterricht kein Tabu sein.”

Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte dem Redaktionsnetzwerk, angesichts der vielen ungeimpften Schüler habe die Omikron-Variante gerade in den Schulen vergleichsweise leichtes Spiel. “Ein harter, kurzer Lockdown, inklusive Schulschließungen mit Distanzunterricht, wäre im Zweifel immer noch besser, als wieder über Monate eine Situation zu haben, in der mal geöffnet und mal geschlossen ist.”

Bundesregierung verschiebt Impfziel auf Ende Januar

Die Bundesregierung verschiebt ihr Ziel, bei den Erstimpfungen eine Quote von 80 Prozent zu erreichen. Nun will die Regierung diese Quote möglichst bis Ende Januar schaffen, wie ein Regierungssprecher der Bild am Sonntag sagte. Zuvor war der 7. Januar genannt worden. An diesem Tag will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das nächste Mal mit den Ministerpräsidenten der Länder über die Bekämpfung der Corona-Pandemie beraten. Derzeit sind 61,4 Millionen Menschen in Deutschland mindestens einmal geimpft, was 73,8 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Für das Ziel müssten rund fünf Millionen weitere Menschen eine Erstimpfung erhalten.

Auch über die Weihnachtsfeiertage holten sich Tausende Menschen den schützenden Piks ab. Am Freitag wurden rund 67.000 Spritzen gesetzt, darunter 51.000 Booster-Impfungen zum Auffrischen des Impfschutzes. Am ersten Weihnachtsfeiertag wurden 35.000 Impfungen verabreicht, darunter 30 000 Booster. Das Ziel der Regierung, ausgehend vom 18. November 30 Millionen Impfungen bis Jahresende zu erreichen, stand kurz vor dem Erreichen.

Die Impfpflicht für alle soll im Parlament in der ersten Sitzungswoche im neuen Jahr auf die Tagesordnung. “Eine erste Debatte zur Impfpflicht” wird es nach den Worten von SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese Anfang Januar im Bundestag geben. Die erste Sitzungswoche beginnt am 10. Januar. Für eine rechtssichere Regelung stellten sich einige “nicht einfache Fragen im Detail”, sagte Wiese der Bild am Sonntag. Das gelte insbesondere für die Frage, ab wann jemand seinen Impfstatus rechtlich verliert und eine Auffrischung notwendig ist. (26.12.2021)

10 100 Neuinfektionen, sinkende Inzidenz

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet binnen 24 Stunden 10 100 Corona-Neuinfektionen. Das sind 19 248 Fälle weniger als am Sonntag vor einer Woche, als 29 348 Positiv-Tests gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 220,7 von 242,9 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 88 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 110 364. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 6,99 Millionen Corona-Tests positiv aus. Das RKI weist darauf hin, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel weniger getestet wird und demnach vermutlich weniger Fälle gemeldet werden. (26.12.2021)

Söder: Impfpflicht würde Spaltung eher überwinden als vertiefen

Eine Impfpflicht würde nach Einschätzung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder die derzeitige Spaltung der Gesellschaft eher überwinden als vertiefen. Zum einen würden Vorurteile ausgeräumt, sagt der CSU-Chef der Welt am Sonntag. “Viele Menschen würden feststellen, dass es nicht so schlimm ist, sich impfen zu lassen – sondern im Gegenteil sogar schützt und Freiheit gibt.”

Zum anderen helfe die Impflicht einigen, ihr Gesicht zu wahren. “Eine einheitliche Pflicht, die für alle gilt, schweißt zusammen.” Die Stimmung im Land sei derzeit noch schwieriger als vor der ersten Corona-Welle, es gebe es eine extreme politische Instrumentalisierung des Themas. “Das haben wir alle in der Dimension so nicht gesehen”, so Söder. “Ich habe die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, überschätzt und den Glauben an Verschwörungstheorien unterschätzt.” (25.12.2021)

Holetschek für harte Strafen bei Verstoß gegen mögliche Impfpflicht

Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), schlägt weitgehende Sanktionen bei Verstößen gegen eine mögliche allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 vor. Neben Bußgeldern könne man zum Beispiel auch über finanzielle Nachteile bei der gesetzlichen Krankenversicherung nachdenken, sagte er am Samstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Als Beispiele für sogenannte Malus-Regelungen nannte er höhere Beiträge für Ungeimpfte, eine Beteiligung an den Behandlungskosten oder auch eine Streichung des Krankengeldes: “Denn das Risiko für Ungeimpfte, an Corona schwer zu erkranken, ist deutlich erhöht.”

Eine Beteiligung an Behandlungskosten und die Streichung des Krankengeldes sind bereits heute möglich bei Folgebehandlungen aufgrund von Komplikationen bei Schönheitsoperationen, Tattoos oder Piercings. In diesen Fällen habe die Krankenkasse die Versicherten “in angemessener Höhe an den Kosten zu beteiligen und das Krankengeld für die Dauer dieser Behandlung ganz oder teilweise zu versagen oder zurückzufordern”, heißt es im Sozialgesetzbuch. Eine ähnliche Regelung besteht, wenn sich Versicherte eine Krankheit “vorsätzlich zugezogen” haben. (25.12.2021)

NRW aktualisiert Daten nach Kritik nun doch

Nordrhein-Westfalen ändert die bisherige Strategie und aktualisiert über Weihnachten die Daten nach vorangegangener Kritik nun doch. Wie das Landeszentrum Gesundheit (LZG) auf seiner Homepage mitteilte, werde es “abweichend von seiner ursprünglichen Planung” auch über die Weihnachtsfeiertage sowie zu Neujahr die von den Gesundheitsämtern gelieferten Daten an das RKI weiterleiten. Grund sei das große Interesse zur aktuellen Corona-Situation. Zuletzt hatte die Landesregierung auf die unsichere Meldelage in den Gesundheitsämtern an den Weihnachtstagen verwiesen und am Freitag keine neuen Daten veröffentlicht. (25.12.2021)

Wüst stellt Bürger auf weitere Corona-Einschränkungen für 2022 ein

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wirbt bei den Bürgern um Verständnis für weitere absehbare Corona-Lasten auch 2022. “Wir tun alles für die baldige Rückkehr zur Normalität, aber wir als Politik müssen ehrlich sein: Corona wird uns auch im neuen Jahr noch sehr beschäftigen und viel abverlangen”, sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz der Deutschen Presse-Agentur. “Auch im neuen Jahr werden Einschränkungen im Alltag nötig bleiben. Omikron ist eine ganz neue Dimension der Herausforderung.” In diesen Wochen gehe es darum, die Kontakte deutlich zu reduzieren, betonte Wüst. Auch Masken und die bekannten Hygienemaßnahmen würden die Bürger noch mehrere Monate begleiten.

Indes warnt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vor einer übereilten Debatte über schärfere Corona-Regeln angesichts der Omikron-Variante. “Wir dürfen die Menschen nicht überstrapazieren”, sagte Woidke der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. “Sie müssen mitgenommen werden und die Maßnahmen verstehen. Jede Woche ein neues Maßnahmenpaket würde nur zu Unverständnis führen.” Akzeptanz sei die Grundvoraussetzung für den gemeinsamen Erfolg. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es mit den geeigneten Maßnahmen und Verständnis in der Bevölkerung nicht zum Worst-Case-Szenario mit zehn Millionen Infizierten in der zweiten Januar-Woche kommt.

Die Regierungschefs von Bund und Ländern hatten am Dienstag schärfere Beschränkungen beschlossen. Am 7. Januar will sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) erneut mit den Länderchefs treffen, um über die Pandemiebekämpfung zu beraten. Die Ministerpräsidenten hatten laut Woidke vereinbart, schon zuvor zu beraten, falls es zu einer erheblichen Zusatzbelastung für das Gesundheitssystem kommen sollte. (25.12.2021)

Wochenbericht des RKI: Omikron ist in allen Bundesländern angekommen

Die Omikron-Variante ist mittlerweile in allen Bundesländern angekommen. Auch wenn der überwiegende Anteil der Infektionen nach wie vor von der Delta-Variante des Coronavirus verursacht wird, ist die Zahl der nachgewiesenen Omikron-Fälle in den letzten Wochen deutlich angestiegen, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht vom Donnerstagabend.

Bis zum 21. Dezember seien 441 über eine Genomsequenzierung bestätigte Omikron-Infektionen übermittelt worden. Bei 1438 Fällen bestehe nach einem spezifischen PCR-Test der Verdacht darauf. In Deutschland wird jedoch nur ein kleiner Teil der positiven Proben auf Omikron hin getestet.

“Bisherige Meldedaten zu Symptomen deuten auf eher milde Verläufe bei Infizierten mit vollständiger Impfung beziehungsweise Auffrischimpfung”, schreibt das RKI. Für insgesamt mehr als 1200 Fälle wurden dem RKI zufolge Angaben zu den Symptomen übermittelt. Überwiegend seien demnach keine oder milde Symptome genannt worden, am häufigsten Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Bisher kamen dem RKI-Wochenbericht zufolge 28 Covid-Erkrankte, bei denen Omikron nachgewiesen wurde, ins Krankenhaus, eine Person ist nachweislich verstorben.

Experten haben allerdings stets betont, dass bei der erwarteten hohen Zahl an Infizierten im Zuge der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante dennoch eine große Zahl von Menschen gleichzeitig schwerer erkranken werde und im Krankenhaus behandelt werden müsse.

RKI-Chef Lothar Wieler warnt denn auch: “Der Trend ist glasklar: Bei einer Verdopplungszeit von etwa drei Tagen könnte die neue Variante in den nächsten ein, zwei, spätestens drei Wochen bereits die Mehrzahl aller Infektionsfälle in unserem Land ausmachen.”

Corona-Ausbrüche mit der neuen Omikron-Variante bewegen sich laut Wieler auf einem anderen Level als bisher. “Die Ausbrüche bei Omikron sind beeindruckend. Sehr viele Menschen, die sich mit einem Infizierten in einem Raum befinden, können sich anstecken. Sehr viele werden auch krank”, sagte Lothar Wieler im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Freitag). “Das ist eine andere Dimension, als wir sie von Delta kennen.” Delta ist die seit Monaten vorherrschende Coronavirus-Variante in Deutschland.

Auch Geimpfte, deren Impfung länger zurückliege, könnten erkranken und zur Virusübertragung beitragen, sagte Wieler. Die Impfung schütze aber nach bisherigen Erkenntnissen “sehr gut” vor schweren Verläufen. Die Gefahr einer Virusausbreitung steige mit der Zahl von Menschen in einem Raum und mit zunehmender Dauer von Kontakten. “Deshalb gibt es definierte Hotspots. Das sind Veranstaltungen, bei denen intensiv gefeiert wird – wie Clubs und Diskotheken, aber auch große private Feste wie Hochzeiten”, sagte Wieler.

Auf einer neuen Übersichtsseite gab das RKI am Donnerstag die Zahl der sicher nachgewiesenen und wahrscheinlichen Omikron-Fälle in Deutschland mit 3198 an (Datenstand 22. Dezember). Im Vergleich zum Vortag seien 810 Nachweise hinzugekommen – sie beziehen sich auf Fälle seit Ende November. Die meisten Nachweise stammen demnach aus dieser und der vergangenen Woche.

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