Corona aktuell: Delta-Variante nimmt rasch zu – Politik

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Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut sprunghaft gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Donnerstagmorgen lag sie bei 8,0 – am Vortag betrug der Wert 7,1 und davor 6,5. Beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli waren es noch 4,9 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI binnen eines Tages 1642 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Donnerstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.25 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 970 Ansteckungen gelegen.

Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.

Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 32 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 31 Tote gewesen (15.07.2021)

Die Belastung von Kliniken soll auch Maßstab für Corona-Lage werden

Delta-Variante weiter auf dem Vormarsch

Die anteilsmäßige Ausbreitung der Delta-Variante hat sich in Deutschland weiter rasch fortgesetzt. Sie erreiche mittlerweile einen Anteil von 74 Prozent an den untersuchten Proben, heißt es in einem Bericht des Robert Koch-Instituts.

In den Wochen zuvor hatte sich der Delta-Anteil erst von 18 auf 39 und dann auf 60 Prozent erhöht. Infektionen mit der zuvor vorherrschenden Alpha-Variante hingegen nahmen sehr schnell ab, auf nun noch rund 22 Prozent. Weitere als besorgniserregend eingestufte Varianten des Coronavirus spielen unverändert eine untergeordnete Rolle in Deutschland. Es werden allerdings nicht alle positiven Proben auf Varianten untersucht.

Die in Indien entdeckte Delta-Variante (B.1.617.2) gilt als deutlich ansteckender als bisherige Formen des Virus. In mehreren anderen Ländern hat sie die Infektionszahlen massiv steigen lassen. Laborexperimente deuten dem RKI zufolge jedoch darauf hin, dass vollständig Geimpfte auch bei Delta einen hohen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen haben. (14.07.2021)

Keine Einschränkungen mehr für Geimpfte und Genesene in Baden-Württemberg

Menschen mit vollem Impfschutz gegen das Coronavirus und Genesene sollen nach den Plänen des Gesundheitsministeriums in Baden-Württemberg von Anfang September an alle Rechte zurückbekommen. Für sie entfallen dann die Corona-Einschränkungen, wie eine Sprecherin am Mittwoch sagte. Der Amtschef des Ministeriums, Uwe Lahl, sagte mehreren Zeitungen, für nicht vollständig Geimpfte oder Ungeimpfte solle es dann eine Testpflicht geben bei Besuchen von Restaurants, Bars, Clubs, Kultur- oder Sportveranstaltungen.

Die Neuregelung könnte Anfang September in Kraft treten. Unklar sei noch, ob die Pflicht-Tests für Nichtgeimpfte oder nicht vollständig Geimpfte ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 10 oder von 35 gilt. Für Menschen, die wegen ihres Gesundheitszustands nicht geimpft werden können, könnte die Testpflicht entfallen, wenn sie ein Attest eines Arztes vorlegen können. Es müsse auch noch entschieden werden, wie mit der Maskenpflicht für vollständig Geimpfte umgegangen wird.

Lahl sagte weiter, das Land wolle weiterhin aufklären und versuchen, alle impffähigen Menschen davon zu überzeugen, dass sie sich gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Aktuell gehe die Impfbereitschaft zurück, obwohl es genügend Impfstoff gebe. “Wir wollen die Vorteile ins Schaufenster stellen, die das Impfen hat.” Der Amtschef sagte der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten, das Leben für nicht geimpfte Erwachsene werde schon bald schwer werden. Diese Menschen würden “in den kommenden Wochen viele Testungen benötigen, um am öffentlichen Leben teilnehmen zu können.” Zudem stelle sich die Frage, ob sie selbst dafür zahlen müssen. Die Sprecherin des Gesundheitsministerium sagte, es könne durchaus sein, dass der Bund die hohen Kosten für die Tests nicht mehr dauerhaft übernimmt. “Selbstverständlich sind all jene davon ausgenommen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.” (14.07.2021)

Bundespräsident Steinmeier mahnt zu Impfungen

In Deutschland sind mittlerweile 43,7 Prozent der Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Wie das Robert Koch-Institut mitteilte, wurden am Dienstag 736 031 Impfdosen verabreicht. Damit haben bundesweit ungefähr 36,4 Millionen Personen den kompletten Impfschutz. Mehr als 49 Millionen Menschen sind mindestens einmal geimpft – das entspricht einer Quote von 58,9 Prozent.

Bremen liegt bei den Erstimpfungen mit einer Quote von mehr als 68 Prozent an der Spitze, Sachsen liegt mit gut 50 Prozent am Ende der Rangfolge. Beim vollständigen Impfschutz hat das Saarland mit knapp 48 Prozent die höchsten Wert vorzuweisen, Brandenburg mit 40 Prozent den niedrigsten. Zuletzt kamen die Impfungen in allen Bundesländern nicht mehr ganz so zügig voran wie in den Wochen zuvor. Seit mehr als einer Woche geht zudem die Sieben-Tage-Inzidenz jeden Tag nach oben.

Daher wirbt nun auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eindringlich für Corona-Impfungen. “Jeden Tag, mit jeder Impfung befreien wir uns ein Stück mehr aus den Fängen der Pandemie und holen uns unser Leben zurück”, erklärte er in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft. “Zeigen Sie Verantwortung für sich und für andere. Lassen Sie sich impfen!” (14.07.21)

Inzidenzanstieg bei jungen Erwachsenen am stärksten

Das Robert-Koch-Institut und die Bundesregierung sorgen sich wegen einer möglichen Verbreitung der Deltavariante unter jüngeren Leuten. “Wir hatten jetzt mehrere Tage, bei denen jeweils die Infektionszahl um 50, 55 Prozent höher als in der Vorwoche lag – das ist natürlich eine Entwicklung, die wir nicht gleichmütig betrachten können”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Blick in die Nachbarländer, Niederlande, Spanien und Großbritannien zeige, “wie schnell sich eine Situation wieder sehr verschärfen kann.”

Bei den 20- bis 24-Jährigen ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland binnen zwei Wochen von 10 auf 19 gestiegen, stärker als in allen anderen Altersgruppen. Das sind Werte, die noch weit entfernt sind von jenen in Spanien. In der Region Katlonien wurde bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren eine 14-Tages-Inzidenz von bis zu 3000 festgestellt. (14.07.21)

Bund gibt Ländern 200 Millionen Euro für Luftreiniger

Die Bundesregierung stellt den Ländern 200 Millionen Euro zur Verfügung, um Kitas und Schulen in der Pandemie auf die Zeit nach den Sommerferien vorzubereiten. Die Mittel sollen vor allem dabei helfen, nur eingeschränkt belüftbare Räume mit Luftreinigern auszustatten, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Ziel sei, das Infektionsrisiko für Kinder soweit wie möglich zu reduzieren. (14.07.21)

Inzidenz steigt auf 7,1

Seit mehr als einer Woche steigt die Sieben-Tage-Inzidenz jeden Tag an. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von Mittwochmorgen lag sie bei 7,1 – am Vortag betrug der Wert 6,5, beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI binnen eines Tages 1548 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 985 Ansteckungen gelegen.

Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 28 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 48 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 738 683 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3 636 800 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91 287. (14.07.2021)

Testcenter-Betreiber Medican ist insolvent

Nach der Festnahme von zwei Verantwortlichen des Bochumer Corona-Testzentren-Betreibers Medican ist bei der Firma ein Insolvenzverfahren eingeleitet worden. Das geht aus einer Mitteilung des Amtsgerichts Bochum hervor. Laut dem WDR hat das Unternehmen keinen Zugriff mehr auf Bankkonten und kann deshalb Angestellte und Lieferanten nicht mehr bezahlen. Die WAZ hatte zuvor über das Insolvenzverfahren berichtet.

Die Konten des Bochumer Unternehmens waren nach der Festnahme der beiden Verantwortlichen im Juni von der Justiz beschlagnahmt worden. Die zahlreichen Testzentren, die Medican auf Baumarkt-Parkplätzen oder auch auf dem Gelände der Düsseldorfer Uniklinik betrieb, sind abgebaut. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde laut Gericht der Rechtsanwalt Markus Birkmann bestellt. Das Verfahren läuft bereits seit dem 6. Juli.

​Den Medican-Verantwortlichen wird laut Staatsanwaltschaft Abrechnungsbetrug vorgeworfen. So sollen unter anderem mehr Corona-Schnelltests abgerechnet worden sein, als tatsächlich stattgefunden haben. (13.07.2021)

Kategorie Risikogebiet könnte entfallen

Die Bundesregierung plant eine Änderung bei der Verordnung, die die Regeln für nach Deutschland Einreisende vereinfachen soll. Diskutiert wird nach SZ-Informationen, dass jeder Einreisende aus dem Ausland geimpft, genesen oder getestet sein muss und einen Nachweis auf Verlangen vorzeigen muss. Bislang gilt dies nur für Flugreisende.

Die Kategorisierung als Risikogebiet könnte dann entfallen, heißt es dazu aus dem Gesundheitsministerium. Es gäbe dann nur noch die Kategorien “Hochinzidenzgebiet” und “Virusvariantengebiet”. Rückkehrer aus Hochinzidenzgebieten, die nicht geimpft sind, müssen zehn Tage lang in Quarantäne und können sich nach fünf Tagen freitesten. Bei der Rückkehr aus Virusvariantengebieten ist keine Verkürzung der Quarantäne möglich.

“Mit Impfung ist Reisen leichter. Man erspart sich bei Einreise das Testen. Und in der Regel müssen Geimpfte nicht in Quarantäne”, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Zurzeit liefen die Abstimmungen innerhalb der Regierung und mit den Ländern. Die neue Einreiseverordnung solle Anfang August in Kraft treten.

Kommen die Änderungen wie diskutiert, könnten sie unter Umständen sogar eine Verschärfung der geltenden Regeln bedeuten, zum Beispiel bei der Einreise aus Österreich. Da Österreich momentan nicht als Risikogebiet eingestuft ist, ist für die Einreise auf dem Land- oder Wasserweg kein Impf- oder Testnachweis erforderlich. Das könnte sich möglicherweise ändern. Möglicherweise sollen durch die Neuregelung der Verordnung mehr urlaubswillige Deutsche zum Impfen gebracht werden. (13.07.2021)

Merkel: “Je mehr geimpft sind, umso freier können wir wieder leben”

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) haben gemeinsam das Robert-Koch-Institut in Berlin besucht. Bei einem Gespräch mit RKI-Präsident Lothar Wieler ging es unter anderem um den Einfluss der Impfkampagne auf den Verlauf der Corona-Pandemie. Durch die Impfungen ergebe sich “die Möglichkeit, auch höhere Inzidenzen zu bewältigen – ohne, dass das Gesundheitssystem überlastet ist”, sagte Merkel. Die Bundeskanzlerin wirbt daher für die Vakzine: “Je mehr geimpft sind, umso freier können wir wieder leben.”

“Das Impftempo ist zwar immer noch hoch, aber wir sehen, dass es nachlässt”, sagte Gesundheitsminister Spahn. Es sei wichtig, möglichst viele Möglichkeiten vor Ort anzubieten: “Gelegenheit macht Impfung”, das sei das Motto der nächsten Phase der Impfkampagne, so Spahn. Mobile Angebote bei Kirchen, Moscheen oder auf Parkplätzen von Möbelhäusern seien gefordert. Der “aufsuchende Ansatz, Impfangebote zu den Menschen zu bringen”, folge auch der wissenschaftlichen Empfehlung, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler.

Auf die Frage nach einer Impfpflicht sagt die Kanzlerin, dass man diesen Weg, den Frankreich derzeit für Gesundheitspersonal gehe, nicht einschlage: “Ich glaube, wir können Vertrauen gewinnen, indem wir für das Impfen werben.” Es sei wichtig, dass Menschen mit ihren Verwandten und Bekannten über dieses Thema sprechen und so zu einer Art “Impfbotschafter” würden. Auf die Frage, ob man Nichtgeimpfte für Tests zahlen lassen solle, sagt Spahn, dass er das in einer späteren Phase möglicherweise für sinnvoll halten würde, noch sei es aber nicht so weit. Merkel äußert sich dazu deutlich vorsichtiger. Es gebe eine Vielzahl Personen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht impfen lassen könnten. Maßnahmen wie dieser Vorschlag, die eine “indirekte Impfpflicht” darstellen würden, seien aktuell jedenfalls nicht geplant.

Derzeit haben rund 58,5 Prozent der Menschen in Deutschland eine Corona-Schutzimpfung erhalten. 42,6 Prozent haben bereits den vollständigen Schutz, für den bei den meisten Herstellern zwei Impfungen erforderlich sind. Für die sogenannte Herdenimmunität, bei der auch für Ungeimpfte kaum ein Infektionsrisiko besteht, ist nach RKI-Schätzung eine Quote von 80 Prozent erforderlich. (13.07.2021)

Erster Drive-In für Corona-Impfungen öffnet in Berlin

In Berlin öffnet an diesem Samstag der erste Drive-in für Corona-Impfungen. Auf dem Parkplatz der Ikea-Filiale in Lichtenberg kann sich dann jeder, der möchte, spontan ohne Termin impfen lassen. Das teilte die Gesundheitsverwaltung am Dienstag mit. Zur Verfügung stehen die Vakzine von Johnson&Johnson und Moderna. Neben einer Spur für Autofahrer sei auch eine für Fußgänger (Walk-in) geplant, hieß es. Zunächst ist das Angebot für sechs Wochen geplant – mit Option auf Verlängerung. Die Gesundheitsverwaltung rechnet mit etwa 2000 Impfdosen täglich.

“Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit dem Bezirk Lichtenberg und Ikea den Berlinerinnen und Berliner hier ein ganz flexibles und niederschwelliges Impfangebot machen können”, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Kalayci hatte schon in der Vorwoche darauf hingewiesen, dass die Impfkampagne sich verlangsamt habe und die Nachfrage nach Impfterminen stagniere. Ihr Ziel sei es daher, Impfangebote niedrigschwelliger zu machen als bisher, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Dazu gehört nun der Drive-in. Auch mobile Impfteams, die in der Stadt unterwegs sind, könnten Teil der neuen Strategie sein. (13.07.2021)

Ethikrat-Vorsitzende hält berufsbezogene Impfpflicht nicht für nötig

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hält eine Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen in Deutschland derzeit nicht für notwendig. Die Impfraten bei Lehrkräften und beim Gesundheitspersonal seien hierzulande deutlich höher als in Nachbarländern wie etwa Frankreich, sagte sie am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Zudem gebe es bessere Möglichkeiten, um Menschen von einer Impfung zu überzeugen: gute Kommunikation und niedrigschwellige Impfungen vor Ort. “Sozusagen: Bring die Impfung dorthin, wo die Leute sind”, sagte Buyx. Das könne auch für den Arbeitsplatz gelten.

Angesichts eines Rückgangs bei der Zahl der verabreichten Corona-Impfungen hatte sich der Mediziner Wolfram Henn, der auch Mitglied im Ethikrat ist, am Montag für eine Impfpflicht für das Personal in Kitas und Schulen ausgesprochen. Buyx sagte am Dienstag, Henn habe für sich gesprochen, jedoch nicht im Widerspruch zu den Arbeiten des Ethikrats: “Aber wir fordern so etwas nicht.” Auch die Bundesregierung hat eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wiederholt ausgeschlossen. Andere Länder wie Griechenland und Frankreich führten eine Impfflicht für das Gesundheitspersonal ein oder kündigten eine solche an.

Buyx äußerte sich besorgt über die Situation von Kindern und Jugendlichen, für die es noch keine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission gibt. “Da kriege ich schon Sorge, denn man muss natürlich diese junge Generation schon schützen”, sagte sie. “Man kann ja jetzt nicht sagen, wir lassen das Virus jetzt durch diese Gruppe krachen oder wir schauen zu, wie die Schulen wieder zumachen müssen, weil da einfach völlig ungeregelt die Infektionen stattfinden.” (13.07.2021)

Regierung will neben Inzidenz vermehrt auf andere Faktoren achten

Die Bundesregierung will eine womöglich drohende Rückkehr zur sogenannten Bundesnotbremse bei steigenden Infektionszahlen nicht mehr automatisch an den Anstieg auf eine Sieben-Tage-Inzidenz von 100 knüpfen. Das sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Man werde dies notfalls in Abhängigkeit der Fallzahlen, der Fortschritte beim Impfen und der wissenschaftlichen Einschätzung entscheiden, fügte er hinzu.

Damit bezog Seibert Stellung in einer neu entflammten Debatte darüber, was geeignete Kennwerte sind, um die Corona-Lage zu beurteilen. Das Bundesgesundheitsministerium drängt grundsätzlich darauf, die Sieben-Tage-Inzidenz auch weiterhin zu berücksichtigen. “Die Inzidenz war nie einziger Parameter, um das Pandemiegeschehen zu beurteilen. Aber sie ist und bleibt ein wichtiger Parameter”, teilte ein Sprecher am Montag mit. Der Wert gibt die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an und ist Grundlage für viele Corona-Maßnahmen, etwa für die inzwischen ausgelaufene Bundesnotbremse.

Zuletzt hatten wieder mehr Politiker und Lobbyisten gefordert, nicht mehr die Inzidenz als zentralen Maßstab zu verwenden. “Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir in diesem Herbst nicht allein auf die Inzidenz starren”, sagte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) im ZDF. Man müsse andere Faktoren hinzuziehen. Auch der Industrieverband BDI forderte: “Politik muss mit Blick auf Testpflichten, Hygiene-, Impf- und Einreiseregelungen evidenzbasiert vorgehen”, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Die Inzidenz allein dürfe nicht mehr das Maß aller Dinge sein.

Bei steigender Impfquote verliere die Inzidenz zunehmend an Aussagekraft, twitterte Minister Spahn. Zumal dann, wenn die besonders vulnerablen Gruppen bereits geimpft seien, heißt es im Ministerium. Deshalb sollen künftig weitere Daten stärker berücksichtigt werden und die Kliniken mehr Details zu Covid-19-Fällen melden. Neben der Belegung von Intensivstationen müssen alle Krankenhauseinweisungen wegen Corona übermittelt werden, zuzüglich Alter, Art der Behandlung und Impfstatus der Patienten. Die entsprechende Verordnung dazu solle zügig auf den Weg gebracht werden, hieß es aus dem Ministerium.

Die Bild-Zeitung berichtete am Montag unter Berufung auf ein “internes Dokument” des Robert-Koch-Instituts über eine “Wende in der Corona-Politik”. Die Inzidenz solle nicht mehr über die Corona-Maßnahmen entscheiden. In dem Papier stelle das RKI die “Hospitalisierung (Krankenhauseinweisung) als zusätzlichen Leitindikator” für die Politik vor. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hält es nach eigenem Bekunden für verfrüht, von der Sieben-Tage-Inzidenz abzurücken. Es sei aber “sehr sinnvoll”, etwa die Corona-Krankenhauszahlen dazu in Relation zu setzen und zudem einen Koeffizienten zu finden, der die hohe Zahl der Geimpften berücksichtige, sagte der CSU-Chef. Vielleicht müsse man Grenzwerte auch erhöhen. (12.07.2021)

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