Corona aktuell: Bundesweite Inzidenz steigt auf 1451 – Politik

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 234 250 neue Positiv-Tests binnen 24 Stunden. Das sind 25 752 Fälle mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 208 498 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf einen neuen Höchstwert von 1451 von 1441 am Vortag. 272 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 119 215. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 11,52 Millionen Corona-Tests positiv aus. (09.02.2022)

Lauterbach hält Söders Schritt für “hochproblematisch”

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, haben sich zur aktuellen Corona-Lage geäußert. Dabei ging es zum einen um die Omikron-Lage und den richtigen Zeitpunkt für Lockerungen. “Wir sind in einer schwierigen Situation”, sagte Lauterbach. Man sehe sowohl positive als auch negative Entwicklungen. Der Höhepunkt der Omikron-Welle werde vermutlich Mitte Februar kommen, ungefähr so, wie es die Modelle, auf die sich die Bundesregierung stützt, es vorhergesagt hätten. Deutschland habe sowohl eine sehr alte Bevölkerung als auch große Impflücken. “Von daher sind wir noch immer gefährdet”, so Lauterbach. Es gebe etwa noch immer zu viele Todesfälle. Breite Lockerungen könne man derzeit nicht vertreten. Er wundere sich über die Diskussion in Teilen der Öffentlichkeit. Man werde zwar deutlich vor Ostern lockern können, aber nicht sofort.

Mit Blick auf die Lockerungen in Israel sagte Lauterbach im “Heute -Journal”: “Ich habe mal ausgerechnet, wie viele Menschen derzeit mit der Strategie Israels sterben würden, wenn wir ähnlich vorgehen würden. Dann kommt man auf eine Quote von vielleicht 400, 500 Menschen, die in Deutschland sterben würden, wenn wir diese Öffnungen so machen würden. Bei uns sterben aber derzeit zwischen 100 und 150 Menschen am Tag – immer noch zu viel.” Daher sei die Vorgehensweise in Israel diesbezüglich für Deutschland nicht vorbildlich und sie sei auch in Israel sehr umstritten.

“Ich bin optimistisch, dass wir die Omikron-Welle bald überstanden haben”, sagte Wieler. Man müsse zwar weiter beobachten, wie sich die Situation auf den Intensivstationen und in den Krankenhäusern insgesamt entwickle. Der Anteil der Menschen, die an der Omikron-Variante schwer erkranken, sei aber deutlich geringer als bei Delta. Ihm mache Sorge, so Wieler, dass es bei den über 60-Jährigen immer noch zu viele Ungeimpfte gebe. Außerdem erlebe man derzeit einen “Rebound”: Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen sei durch das Abflauen der Delta-Welle gesunken, steige nun aber wieder leicht.

Was die PCR-Tests angehe, könne Deutschland derzeit 300 000 Tests pro Tag vornehmen, erklärte Lauterbach. Man werde die Testverordnung so anpassen, dass bei einem Verdacht auf eine Infektion, etwa wenn Symptome vorliegen, stets ein PCR-Test zum Einsatz komme. Allerdings müsse zuvor ein Antigen-Test gemacht werden. Erst wenn dieser positiv sei, werde ein PCR-Test vorgenommen. Ausreichend seien Antigen-Schnelltests beim Freitesten nach einer Quarantäne.

Lauterbach bezog auch Stellung zur Diskussion um die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Gesundheitswesen, die die Union aussetzen will, obwohl sie das Gesetz im Dezember mitbeschlossen hat. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war in dieser Frage am Montag vorgeprescht und hatte für sein Bundesland die Aussetzung angekündigt. “Das halte ich für hochproblematisch”, sagte Lauterbach. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht diene nicht der Gängelung des Personals, sondern zum Schutz der hochgefährdeten Bewohnerinnen und Patienten. Die Entscheidung Söders sei “ein völlig falsches Signal”. Man erwecke damit den Eindruck, dass man politisch erpressbar sei.

Der Entscheidung, das Gesetz nicht in Vollzug zu setzen, liege die Vorstellung zugrunde, dass die Omikron-Welle noch durchgehe und dann das Problem erledigt sei. Das sei “vollkommen abwegig”. Auch die allgemeine Impfpflicht befürwortete Lauterbach erneut. Er werde sich freuen, wenn man damit im Herbst eine neue schwere Corona-Welle verhindern könne.

Gerüchte um fehlenden Rückhalt für Wieler in der Ampelkoalition, die unter anderem FDP-Chef Christian Lindner in einem RTL-Interview geäußert hatte, wies Lauterbach zurück. “Ich habe volles Vertrauen zu Herrn Wieler und er sitzt ja wieder hier.” Auf die Frage, ob die gesamte Regierung volles Vertrauen in den RKI-Chef habe, sagte Lauterbach: “Ich denke, dass es in der derzeitigen Situation vor allem auf mich ankommt.” (08.02.2022)

Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein kippen 2-G-Regel im Einzelhandel

Das Einkaufen wird auch in den Bundesländern Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein wieder unkomplizierter: Die Landesregierungen haben beschlossen, die im Einzelhandel geltende 2-G-Regelung aufzuheben. Damit müssen Kunden künftig keine Nachweise mehr über ihren Impf- oder Genesenenstatus vorzeigen. Die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske zum Schutz vor Corona-Infektionen bleibt aber bestehen, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten.

Der Senat der Freien Hansestadt Bremen beschloss zudem, die Kontakterfassung beispielsweise in der Gastronomie oder bei Veranstaltungen abzuschaffen. Am Mittwoch befasst sich der zuständige Verfassungs- und Geschäftsordnungsausschuss der Bremischen Bürgerschaft mit dem Beschluss. Stimmt das Gremium zu, kann die Änderung in Kraft treten. Der Senat stellte am Dienstag zugleich für die Stadtgemeinde Bremen die Warnstufe drei fest, die voraussichtlich von Freitag an Warnstufe vier ablöst. Damit entfällt die 2-G-plus-Regel unter anderem in der Gastronomie sowie in Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Mit dem Wechsel von Warnstufe vier auf Warnstufe drei gilt die 2-G-Regelung, das heißt, dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt haben, sie müssen aber keinen Test mehr vorlegen.

Auch Hamburg lockert die Corona-Regeln im Einzelhandel. “Ab Samstag wird die 2-G-Regelung im Einzelhandel durch eine FFP2-Maskenpflicht ersetzt”, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer. Alle anderen Regelungen blieben zunächst bestehen. Über weitere Öffnungsschritte will der Senat im Zusammenhang mit der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Februar beraten. Dann werde voraussichtlich auch eine neue Einschätzung des Expertenrats der Bundesregierung vorliegen.

Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat ebenfalls das 2-G-Modell für den Handel aufgehoben. Von Mittwoch an müssen Kundinnen und Kunden in Geschäften nur noch eine medizinische Maske oder eine FFP2-Maske tragen, wie die Staatskanzlei nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss berichtete. Das gilt auch für Ladenlokale mit Dienstleistungen wie Reisebüros oder Änderungsschneidereien. In Restaurants und Kneipen bleibt es allerdings vorerst bei der 2-G-Regel, hier entfällt von Mittwoch an aber die Sperrstunde (bisher: 23 Uhr). Möglich sind künftig zudem wieder größere Veranstaltungen mit mehreren Tausend Besuchern. Drinnen sind bei einer Auslastung von maximal 30 Prozent bis zu 4000 Besucher erlaubt. Draußen – beispielsweise im Stadion – dürfen bei halber Auslastung bis zu 10 000 Zuschauer dabei sein.

Bei der 2-G-plus-Regelung müssen vollständig Geimpfte und Genesene zusätzlich einen Negativtest vorzeigen. Ausgenommen sind Menschen, die bereits eine Auffrischungsimpfung (Booster) erhalten haben. In Niedersachsen hatte das Oberverwaltungsgericht die 2-G-Regelung für den Einzelhandel bereits Mitte Dezember 2021 kassiert, in Bayern der Verwaltungsgerichtshof im Januar. Auch andere Bundesländer haben sie mittlerweile aufgehoben. (08.02.2022)

Union will einrichtungsbezogene Impfpflicht aussetzen

Nach der Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), die für Mitte März geplante einrichtungsbezogene Impfpflicht vorerst auszusetzen, dringt die Union auf einen bundesweiten Stopp. “Die Bundesregierung muss einsehen, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Moment kaum umsetzbar ist”, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, der Bild: Um weiteren Schaden abzuwenden, solle sie sich mit den Ländern über eine vorläufige Aussetzung verständigen.

Zuvor hatte bereits CDU-Chef Friedrich Merz die Aussetzung in ganz Deutschland gefordert. Merz warf der Bundesregierung vor, Einrichtungen und Beschäftigte mit den Folgen dieser Impfpflicht alleinzulassen. Die CDU habe damals zwar zugestimmt, allerdings in der Annahme, dass die Probleme gelöst werden könnten.

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) geht auf Distanz zu der für Mitte März geplanten Impfpflicht in Pflege und Gesundheitswesen. Er halte “diese Impfpflicht für derzeit nicht vernünftig umsetzbar”, erklärte Bouffier auf Anfrage des Hessischen Rundfunks. Bouffier forderte die Bundesregierung auf, den Ländern umgehend konkrete Vorgaben zur Verfügung zu stellen, wie die einrichtungsbezogene Impfpflicht umgesetzt werden soll. Zur Begründung hieß es in der Stellungnahme der Staatskanzlei, die einrichtungsbezogene Impfpflicht werfe nicht nur für die Länder, sondern auch für Einrichtungen viele Fragen auf. So sei zum Beispiel unklar, ob und nach welchen Regeln ungeimpftes Personal eine Lohnfortzahlung bekommen könne. Außerdem hätten die Gesundheitsämter “keinerlei Vorgaben, ob und wie sie bei akutem Personalmangel in den betreffenden Einrichtungen Ausnahmen genehmigen können”, wird Bouffier weiter zitiert.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) plädiert ebenfalls dafür, die einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht bundesweit auszusetzen. In den ARD-“Tagesthemen” warnte Hans vor großen Unterschieden bei der Umsetzung in den einzelnen Bundesländern, die teils großzügige Übergangsfristen planten. Das könne zu einem “unverantwortlichen Verschiebebahnhof” ungeimpfter Pflegekräfte führen, die dann möglicherweise in anderen Ländern arbeiten würden. “Damit ist den zu schützenden Personen nicht geholfen”, sagte der CDU-Politiker. Hans sieht die Bundesregierung in der Pflicht, Klarheit zu schaffen. Sie habe nicht abschließend geklärt, wie mit Menschen in den Einrichtungen umgegangen werden soll, die sich trotz Pflicht nicht impfen lassen. Bis zu einer Nachbesserung solle der Vollzug der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bundesweit einheitlich ausgesetzt werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und weitere Vertreter der Ampelkoalition kritisierten Söders Ankündigung scharf. Der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann sprach von einer “egozentrischen Weigerung” des bayerischen Ministerpräsidenten. “Im Grunde ist es nur ein PR-Trick, um in den Medien stattzufinden”, sagte Ullmann der Augsburger Allgemeinen.

“Man darf als Ministerpräsident nicht den Eindruck erwecken, dass man nicht mehr bundestreu ist. Die Situation ist ja schon aufgeheizt. Dann hätte er vorher auf die Bremse treten müssen”, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Allerdings stimme es, dass das Gesetz Widersprüche produziere, die es zu klären gelte. Im Übrigen “wäre eine allgemeine Impfpflicht von vornherein besser gewesen”, so Ramelow.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, der Schutz der Heimbewohnerinnen und -bewohner gerate komplett aus dem Fokus. “Es gibt ein Gesetz, das zum Schutz dieser Menschen verabschiedet wurde. Wird es wegen fehlender Kontrollen nun nicht umgesetzt, bringt das Menschenleben in Gefahr, so Bentele. Der Virologe Hendrik Streeck sagte dagegen der Bild: “Die einrichtungsbezogene Impfpflicht würde die personelle Lage in den Kliniken weiter verschärfen und somit das Gesundheitswesen weiter belasten. Es ist gut, wenn die Politik aus dieser Erkenntnis Schlüsse zieht.” (08.02.2022)

Corona-Impfungen in Apotheken beginnen

Mit zunächst mäßiger Beteiligung beginnt am Dienstag eine bundesweite Impfkampagne gegen Corona in Apotheken. Vom Start weg sind rund 500 der etwa 18 500 Apotheken in Deutschland dabei. Das teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mit. Sie erwartet, dass die Zahl der Apotheken mit Impfangebot in den kommenden Wochen sukzessive steigen wird.

Bereits einen Tag vor dem bundesweiten Stichtag begannen am Montag in Nordrhein-Westfalen einige Apotheken mit Impfungen. Der Apothekerverband Nordrhein berichtete von einer überraschend regen Nachfrage. Die Hausärzteverbände in Nordrhein-Westfalen hatten das zusätzliche Impfangebot durch Apotheker kritisiert, weil es derzeit auch freie Termine in den Praxen und Impfzentren gibt.

Der Bundestag hatte im Dezember den Weg für befristete Corona-Impfungen durch Apotheker, Zahnärzte und Tierärzte geebnet. Voraussetzungen sind eine Schulung und geeignete Räumlichkeiten oder die Einbindung in mobile Impfteams. Mittlerweile haben nach ABDA-Angaben gut 6000 Apothekerinnen und Apotheker die notwendige Schulung absolviert. Etwas mehr als die Hälfte hat sich neu qualifiziert, die anderen Einrichtungen hatten 2020 bereits an dem Modellprojekt zur Grippeschutzimpfung in Apotheken teilgenommen. Die dort erworbene Impferlaubnis gilt nun auch für die Corona-Impfkampagne.

Impfwillige sollen teilnehmende Apotheken in ihrer Umgebung von Dienstag an auf dem Online-Portal www.mein-apothekenmanager.de finden können. Dort sollen ebenfalls Terminbuchungen möglich sein. Das Angebot umfasst sowohl Erst- und Zweit- als auch Booster-Impfungen und ist als Ergänzung zu den Impfangeboten in Arztpraxen und Impfzentren gedacht. (07.02.2022)

Bayern will Impfpflicht für Pfleger und Ärztinnen aussetzen – Kritik aus der SPD

Aus der SPD kommt scharfe Kritik an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), weil er die einrichtungsbezogene Impfpflicht vorerst nicht umsetzen will. Die bayerische Regierung hintertreibe den gemeinsamen Beschluss von Bund und Ländern und das Gesetz, das auch CDU und CSU mitgetragen hätten, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Heike Baehrens. Ziel der einrichtungsbezogenen Impfpflicht sei es, besonders verletzliche Menschen zu schützen. “Wenn die CSU die Impfpflicht aussetzt, entzieht sie sich damit ihrer Verantwortung, diesen Schutz zu gewährleisten. Das sendet ein fatales Signal.”

Von Mitte März an sollen Beschäftigte in Kliniken oder der Pflege nachweisen müssen, dass sie gegen Corona geimpft oder von Covid-19 genesen sind. Die Gesundheitsbehörden können Tätigkeitsverbote aussprechen, wenn dieser Nachweis nicht erbracht wird. Viele Gesundheitsämter hatten gewarnt, sie könnten die Impfpflicht nicht angemessen kontrollieren, da sie dann viele Einzelfallentscheidungen treffen müssten. Auch befürchten manche, dass die Pflicht den Personalmangel in der Pflege verschärfen könnte. Söder kündigte nun an, in Bayern werde es “großzügigste Übergangsregelungen” geben, was “de facto zunächst einmal auf ein Aussetzen des Vollzugs hinausläuft”.

Auch die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), kritisierte Söder. “Ich warne vor Alleingängen einzelner Bundesländer bei der Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht”, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Deutschland komme durch die Omikron-Welle “doch bisher nur so gut, weil viele Pflegebedürftige und auch Pflegekräfte geimpft, geboostert und die Einrichtungen gut geschützt sind”. (07.02.2022)

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