Corona aktuell: Bundeswehr mobilisiert Tausende Kräfte – Politik

Die Bundeswehr mobilisiert Tausende weitere Soldaten, um beim Kampf gegen die vierte Corona-Welle zu helfen. Bis zum kommenden Dienstag wird das Kontingent von derzeit 8000 Kräften um weitere 4000 auf dann 12 000 Soldaten aufgestockt. Das teilte die Streitkräftebasis in Bonn mit.

Bis alle Soldaten im Einsatz sind, wird es noch etwas dauern: Ein Drittel der Soldaten haben demnach eine Reaktionszeit von nur 48 bis 72 Stunden. Für die übrigen gelten abgestufte Reaktionszeiten von 7 bis 14 Tagen. Schon jetzt hilft die Bundeswehr mit 5900 Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der Amtshilfe in 14 Bundesländern, wie es hieß. Schwerpunkte sind Bayern (1700), Sachsen (480) und Nordrhein-Westfalen (570). Weitere 90 Anträge auf Amtshilfe mit 900 Kräften, unter anderem für Gesundheitsämter und Impfzentren, seien sind in Vorbereitung – “Tendenz weiter steigend”, wie es hieß.

Der Nationale Territoriale Befehlshaber, Generalleutnant Martin Schelleis, erklärte, die Bewältigung der Corona-Pandemie habe für das Land oberste Priorität. “Da ist jede und jeder gefragt – auch unsere Bundeswehr. Wir unterstützen in dieser Notlage so lange, wie wir gebraucht werden.”

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Intensivmediziner fordern Rückkehr zur epidemischen Notlage

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hat sich für die Wiedereinsetzung des Gesetzes zur epidemischen Notlage in Deutschland ausgesprochen. Es brauche nun bundeseinheitliche Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung, notfalls auch durch einen erneuten zeitlich begrenzten Lockdown, erklärte Divi-Präsident Gernot Marx bei einer Pressekonferenz. Allein mit Blick auf die neue Virusmutante Omikron sei es nun wichtig, Kontakte so gut wie möglich zu beschränken. “Ich glaube, wir sind gut beraten, hier sofort und umfassend zu reagieren”, sagte Marx. Die Kliniken müssten vor der Überlastung bewahrt werden, was auch bedeute, dass alle medizinisch nicht notwendigen Operationen verschoben werden müssten, um Intensivkapazitäten frei zu halten.

Marx plädierte erneut dafür, die allgemeine Impfpflicht für Erwachsene einzuführen. “Wir haben unsere Meinung zur Impfpflicht geändert”, erklärte er. Denn die Impfungen hätten auf freiwilliger Basis nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Bereits vor der Konferenz betonte Marx im ZDF, es brauche rund eine Millionen Booster-Impfungen pro Tag, um damit nicht die aktuelle vierte Corona-Welle zu brechen, sondern eine fünfte und sechste verhindern zu können.

“Es ist wirklich eine bedrohliche Situation”, sagte Marx während der Konferenz im Hinblick auf die Lage auf den Intensivstationen. Derzeit müssten etwa 4 600 Patienten in Deutschland mit Covid-19-Erkrankungen intensivmedizinisch versorgt werden. Allein in der vergangenen Woche seien 1 400 neue Patienten hinzugekommen. Die Divi-Mediziner rechnen mit einem Höchststand der Welle noch vor Weihnachten. Dann wären etwa 6 000 Patienten zu betreuen, während gleichzeitig wegen des Pflegenotstandes rund 4 000 Intensivbetten weniger zur Verfügung ständen, als im vergangenen Jahr. Dabei warnt Marx, dass gerade die Beatmungsbetten von 12 000 vor einem Jahr auf 9 000 gesunken seien. “Weil uns das Pflegepersonal an allen Ecken und Enden fehlt.”

Divi-Präsident Marx zeichnet ein besonders prekäres Bild der Lage in Sachsen und Bayern. In Bayern seien 30 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, in Sachsen 40 Prozent. Aktuelle Studien zeigten, dass bei einer Belegung von mehr als 50 Prozent die Sterblichkeit steige. Deswegen müssten Maßnahmen laut Marx vor allem auch regional getroffen werden.

Das derzeit laufende Verlegungssystem nach dem sogenannten Kleeblatt-Konzept garantiere momentan noch, dass der Goldstandard der intensivmedizinischen Versorgung aufrecht erhalten werden könne, betonte Karl-Georg Kanz, Bezirkskoordinator für Verlegungen im Regierungsbezirk Oberbayern. Mathematiker Andreas Schuppert erklärt, die Inzidenz flache in einzelnen Regionen zwar derzeit ab, bis sich der Effekt auch in der Belegung der Intensivstationen zeige, werde es aber noch Wochen dauern.

“Wir sind nicht in der Lage, etwas ausschließen zu können. Keiner möchte einen Lockdown”, so Marx. Wenn die Kliniken ausgelastet seien, lasse sich dieser aber nicht mehr vermeiden. Wir haben es selber in der Hand, wie unser Weihnachtsfest ausfällt.” Marx betonte aber auch: “Wir sehen die besondere Verpflichtung, Schulen und Kitas offen zu halten.” Schließungen sollten nur dann erfolgen, wenn absolut notwendig. (01.12.2021)

NRW beschränkt ab Samstag Großveranstaltungen

In Nordrhein-Westfalen sollen ab Samstag deutliche Beschränkungen der Zuschauerzahlen bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen gelten. Das kündigte CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen in einer Sondersitzung des Düsseldorfer Landtags zur Corona-Krise an. Die schwarz-gelbe Koalition entscheide sich “für eine signifikante Reduzierung der Zuschauerzahlen”.

Zuvor hatte Löttgen, der auch im Aufsichtsrat von Borussia Dortmund sitzt, unter Protestrufen aus dem Plenum gesagt: “Es gibt in der Bundesrepublik keinen sichereren Ort als ein Stadion.” Dort gebe es “knallharte Kontrolle” und die An- und Abreise der Fans erfolge “schließlich in 3G-kontrollierten Verkehrsmitteln”.

Die NRW-Koalition werde dennoch Beschränkungen beschließen, weil Bilder tausender jubelnder Fußballfans ohne Maske und Bilder von Hubschraubern, die schwerkranke Covid-Patienten durch die Republik transportierten, nicht zusammenpassten. “Wir wollen und werden diese Bilder des Fußballs nicht mehr sehen”, sagte Löttgen.

Borussia Dortmund hatte mit Blick auf das Topspiel der Fußball-Bundesliga am Samstag gegen Bayern München bereits vor der Entscheidung der der Landesregierung den Verkauf der Eintrittskarten storniert.

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte zuvor weitere geplante Einschränkungen angekündigt – unter anderem die Schließung von Clubs und Diskotheken. Bei den konkreten Vorgaben will er zunächst auf die Bund-Länder-Runde am Donnerstag warten.

Deutschland erhält Kinderimpfstoff früher als geplant

Die Corona-Impfungen für Kinder können womöglich früher beginnen als gedacht. Deutschland und die anderen EU-Länder werden den Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer bereits am 13. Dezember erhalten und damit eine Woche früher als bisher geplant. Der Liefertermin für den Impfstoff für die Fünf- bis Elfjährigen gelte für alle EU-Länder, erklärte das Bundesgesundheitsministerium.

Ursprünglich war die Auslieferung für den 20. Dezember vorgesehen. Der Hersteller habe den neuen Liefertermin zugesichert, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn. Angesichts der aktuellen Pandemielage sei dies eine gute Nachricht für Eltern und Kinder. Viele warteten sehnsüchtig darauf.

In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Kinder in dieser Altersgruppe. Spahn hatte gesagt, dass die 2,4 Millionen Impfdosen für den Start ausreichen dürften, weitere Lieferungen soll es dann 2022 geben. In der Altersgruppe zwölf bis 17 Jahre sind nach Angaben der Regierung bislang 46,1 Prozent vollständig geimpft.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte in der vergangenen Woche den Kinder-Impfstoff von Biontech genehmigt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte zuletzt angekündigt, eine Empfehlung zur Covid-19-Impfung von Kindern bis Ende Dezember, möglichst bis zum Start der Auslieferung des Impfstoffs an die Länder, fertigzustellen. Stiko-Chef Thomas Mertens hatte aber zuletzt betont, dass die Rolle der Kinder in der Pandemiebekämpfung von manchen überbetont werde. Bei der EU-Zulassung des Impfstoffs ab zwölf Jahren im Mai hatte die Stiko zunächst nur Impfungen von Jugendlichen mit Vorerkrankungen empfohlen. Erst im August hatte sie diese dann allen ab zwölf empfohlen und auf eine breitere Datengrundlage verwiesen. (01.12.2021)

Bundesweite Inzidenz sinkt zum zweiten Mal in Folge

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 67 186 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 302 Fälle mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 66 884 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt zum zweiten Mal in Folge auf 442,9 von 452,2 am Vortag. In den Wochen zuvor war der Wert täglich gestiegen. Er gibt an, wie viele Menschen je 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Binnen 24 Stunden starben 446 weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 101 790. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 5,9 Millionen Corona-Tests positiv aus. (01.12.2021)

RKI-Chef Wieler: Ausmaß der vierten Welle erst im Frühjahr einschätzbar

Das ganze Ausmaß der vierten Corona-Welle in Deutschland dürfte laut dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI) erst in einigen Monaten deutlich werden. “Wir werden erst im Frühjahr sehen, wie schlimm diese vierte Welle wirklich ausgegangen ist”, sagte RKI-Chef Lothar Wieler der Deutschen Presse-Agentur. Bei Blutspende-Untersuchungen oder bevölkerungsrepräsentativen Stichproben werde sich zum Beispiel zeigen, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die bereits Antikörper gegen Corona gebildet haben – sei es durch Impfung oder durch Infektion. So lässt sich unter anderem das Ausmaß unerkannter Fälle besser einschätzen.

“Je höher der Anteil der Menschen mit Antikörpern im Frühjahr ist, desto besser sieht es aus für uns”, sagte Wieler mit Blick auf den erhofften Aufbau einer Grundimmunität in der Bevölkerung. Ende 2020, als es mit dem Impfen noch nicht losgegangen war, hätten erst etwa zwei Prozent der Bevölkerung die entsprechenden Antikörper gehabt, sagte Wieler. “Das heißt, wir waren sehr erfolgreich bei der Eindämmung.”

Mit dem mittlerweile großen Teil an Geimpften in der Bevölkerung sei viel erreicht. “Wir sind natürlich schon weit. Das ist jetzt die zweite Wintersaison. Wir kennen das von früheren Influenza-Pandemien, dass es in der Regel zwei bis drei sehr starke Erkrankungswellen gab, bevor sich das Geschehen einpendelte.”

Allerdings könnten neue Varianten oder auch Veränderungen bei existierenden Varianten den weiteren Verlauf stark beeinflussen. Der globale Erfolg von Maßnahmen sei wichtig, “weil wir gerade wieder sehen, dass die Eindämmungsmaßnahmen uns lediglich etwas Zeit verschaffen können”. Die Ausbreitung von neuen oder veränderten Varianten zu verhindern, sei indes extrem schwer.

Angesichts der noch bestehenden Impflücke in Deutschland hänge auch der Verlauf des nächsten Winters davon ab, was jetzt getan wird. “Wenn viele Menschen immer noch keine Grundimmunität haben, könnten wir nächsten Winter wieder eine große Welle haben. Das Beste wäre, wenn sich alle impfen lassen, die geimpft werden können. Dann haben wir zwar immer noch dieses Virus in unserem Land, aber der Anteil der schwer Erkrankten nächsten Winter wäre wesentlich geringer.” (01.12.2021)

Künftiger Justizminister Buschmann will Impfpflicht an Bußgeld knüpfen

Der designierte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geht davon aus, dass die Verletzung einer allgemeinen Impfpflicht gegen das Coronavirus, sollte der Bundestag sie demnächst beschließen, mit einem Bußgeld geahndet würde. “Käme es zu einer allgemeinen Impfpflicht, gibt es einen breiten Konsens unter Verfassungsrechtlern, dass es nicht zulässig wäre, Menschen zur Impfung zu zwingen”, sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Vermutlich würde man die Verletzung der Impfpflicht wie eine Ordnungswidrigkeit behandeln und ein Bußgeld daran knüpfen.” (01.12.2021)

Künftig sollen auch Zahnärzte und Apotheker impfen

Bei einer Telefonkonferenz haben die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU), ihr voraussichtlicher Nachfolger Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Bundesländer über die Corona-Lage beraten. Nun rückt eine allgemeine Impfpflicht näher. Eine Entscheidung zur Vorbereitung dieser Maßnahme solle am Donnerstag fallen, kündigte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst an. Dann soll eine neue Ministerpräsidentenkonferenz stattfinden.

Scholz und mehrere Ministerpräsidenten sprachen sich für die allgemeine Impfpflicht aus. Sie solle von Februar an gelten, sagte Scholz Berichten zufolge. Die Abstimmung im Bundestag solle ohne Fraktionszwang stattfinden.

Um möglichst viele Menschen möglichst schnell zu impfen, sollen künftig neben den Impfzentren und niedergelassenen Ärzten auch Apotheker und Zahnärzte an der Impfkampagne teilnehmen dürfen, kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach den Gesprächen an. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff nannte auch Tierärzte. Bund und Länder nehmen sich vor, bis Weihnachten 30 Millionen Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen möglich zu machen.

Die Spitzenpolitiker planen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie härtere Maßnahmen wie zusätzliche Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte. Auch die Einführung einer 2-G-Pflicht im Handel und eine generelle Maskenpflicht an Schulen könnten kommen. Details sollen in den nächsten Tagen ausgearbeitet werden.

In den Verhandlungen zeigte sich die SPD-Seite offenbar bereit, das kürzlich erst geänderte Infektionsschutzgesetz wieder zu verschärfen. Der Bund solle prüfen, was ergänzt werden muss, damit die Hochinfektionsländer auch künftig einen angemessenen Instrumentenkasten zur Verfügung hätten. Auch nach dem 15. Dezember sollen die Maßnahmen möglich sein.

Auch die vollen Fußballstadien vom vergangenen Wochenende waren ein Thema in der Runde von Merkel, Scholz und den Ministerpräsidenten. Das wolle man diese Woche nicht wieder erleben, sagte Scholz Berichten zufolge. Söder kündigte an, man sei sich einig gewesen, habe aber noch keinen Beschluss dazu gefasst. Er kündigte jedoch an, dass es in Bayern bis Ende des Jahres keine Zuschauer in den Stadien geben sollte. Auch bundesweit drohen Geisterspiele. “Man kann davon ausgehen, dass die Bundesliga ohne Zuschauer weiterspielen soll”, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Das ist eine richtige Entscheidung.” (30.11.2021)

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