Chaos im Repräsentantenhaus: Kein Nachfolger für McCarthy in Sicht

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Historische Abwahl im US-Kongress: Kevin McCarthy ist nicht mehr Sprecher des Repräsentantenhauses. Die Nachfolger-Suche gestaltet sich schwierig.

Update vom 4. Oktober, 18.45 Uhr: Trotz früherer enger Zusammenarbeit kam Trump McCarthy bislang nicht zur Hilfe. Am Dienstagabend ließ Trumps Presseteam McCarthys Niederlage unkommentiert. Eine Trump nahestehende Person, die anonym bleiben wollte, sagte gegenüber der Washington Post, dass es anders gekommen wäre, wenn McCarthy Trump früher bei Kampagnen für US-Präsidentschaftskandidatur 2024 unterstützt hätte. Noch bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa am Sonntag (1. Oktober) sagte er, er habe „immer eine gute Beziehung“ zu McCarthy gehabt. „Er hat sehr nette Dinge über mich und meine Arbeit gesagt, was ich sehr zu schätzen weiß“, fügte Trump hinzu.

Update vom 4. Oktober, 16.16 Uhr: Nach der Revolte gegen Kevin McCarthy hat ein prominenter Republikaner dazu aufgerufen, dessen Widersacher aus der Fraktion auszuschließen. „Matt Gaetz ist ein Anti-Republikaner, der der konservativen Bewegung aktiv geschadet hat“, schrieb Newt Gingrich in einem Gastbeitrag in der Washington Post. Gaetz solle „aus der Fraktion der Republikaner im Repräsentantenhaus ausgeschlossen werden“, sagte Gingrich weiter. Der heute 80-jährige Republikaner aus dem US-Bundesstaat Georgia war von 1995 bis 1999 selbst Vorsitzender des Repräsentantenhauses.

Update vom 4. Oktober, 12.15 Uhr: Nach dem Aus von Kevin McCarthy als Sprecher des Repräsentantenhauses in den USA bringen republikanische Hardliner bereits mögliche Nachfolgerinnen oder Nachfolger ins Gespräch. Während die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene den Ex-Präsidenten Donald Trump ins Spiel brachte, lohnt auch ein Blick in die jüngere Vergangenheit, als neben McCarthy andere republikanische Kandidatinnen und Kandidaten gehandelt wurden. Derzeit kursieren vor allem die Namen folgender Männer durch Washington:

Mögliche Nachfolger von Kevin McCarthy als Sprecher des Repräsentantenhauses

Tom EmmerMehrheitsführer im Repräsentantenhaus
Kevin HernAbgeordneter aus Oklahoma
Jim JordanAbgeordneter aus Ohio
Steve ScaliseMehrheitsführer im Repräsentantenhaus

Aus als Chef des Repräsentantenhauses: McCarthy attackiert Gaetz

Update vom 4. Oktober, 7.00 Uhr: McCarthy gab nach seiner dramatischen Abwahl eine längliche Pressekonferenz. In einem teils emotionalen, teils angriffslustigen Auftritt teilte der 58-Jährige gegen seine Gegner aus, insbesondere gegen Gaetz. Diesem sei es nie um Inhalte gegangen, sondern allein um Persönliches und darum, Medienaufmerksamkeit zu bekommen.

Nichts von dem, was Gaetz sage, sei wahr. McCarthy beklagte sich auch bitterlich, dass ein Vorsitzender die überwältigende Mehrheit seiner Fraktion hinter sich habe und trotzdem von acht Abgeordneten gemeinsam mit der anderen Partei aus dem Amt entfernt werde. Das Parlament als Institution habe versagt. Mit einem bemühten Lächeln auf dem Gesicht verkündete der Geschasste, er sei mit sich im Reinen und würde im Rückblick rein gar nichts anders machen. Selbstironisch schob er nach: „Ich habe Geschichte geschrieben, oder?“

Der US-Kongress ist in heller Aufruhr seit dem Aus von Kevin McCarthy als Sprecher des Repräsentantenhauses.
Der US-Kongress ist in heller Aufruhr seit dem Aus von Kevin McCarthy als Sprecher des Repräsentantenhauses. © IMAGO/Liu Jie

Marjorie Greene bringt Trump als McCarthy-Nachfolger ins Spiel

Update vom 4. Oktober, 5.45 Uhr: Die Republikanerin Marjorie Greene sagte, dass der ehemalige Präsident Donald Trump der einzige Kandidat als Nachfolger von McCarthy ist, den sie „derzeit unterstützt“. „Wir können ihn zum Sprecher machen und ihn dann zum Präsidenten wählen“, schrieb sie auf „X“. Zuvor hatte bereits der republikanische Abgeordnete Troy E. Nehls erklärt, er wolle Trump als Sprecher nominieren.

Der Sprecher des Repräsentantenhauses muss nicht Mitglied des Kongresses sein.

Update vom 4. Oktober, 3.00 Uhr: Über die Nachfolge des abgewählten Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, wird frühestens in der kommenden Woche entschieden. Die Abgeordneten der Parlamentskammer wurden am Dienstagabend (3. Oktober, Ortszeit) informiert, dass in der laufenden Woche keine weiteren Abstimmungen zu erwarten seien. Das geht unter anderem aus einer Rundmail der demokratischen Fraktion an die eigenen Abgeordneten hervor. Das US-Parlament ist durch das Drama vorerst komplett lahmgelegt. Bis ein Nachfolger von McCarthy gewählt ist, liegt alle restliche gesetzgeberische Arbeit auf Eis.

Geschasster McCarthy will nicht erneut kandidieren

Update vom 4. Oktober, 2.15 Uhr: Der geschasste Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, will nicht erneut für den mächtigen Posten antreten. „Ich werde nicht wieder als Vorsitzender kandidieren“, sagte McCarthy am Dienstagabend (Ortszeit) nach dem historischen Votum, mit dem der Republikaner aus dem Amt entfernt worden war. Er lasse seine Fraktion jemand anderen wählen.

Nach der Absetzung hat US-Präsident Joe Biden die Kongresskammer aufgerufen, rasch einen Nachfolger zu wählen. „Die dringenden Herausforderungen für unser Land werden nicht warten“, erklärte Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre am Abend. Der Präsident hoffe deshalb, dass das Repräsentantenhaus „schnell“ einen neuen Vorsitzenden oder eine neue Vorsitzende wähle.

Historisches Votum: Trump-Anhänger setzt sich durch – McCarthy abgesetzt

Update vom 3. Oktober, 22.50 Uhr: Der ultrarechte Trump-Anhänger Matt Gaetz ist mit seinem Antrag, Kevin McCarthy als Sprecher des Repräsentantenhauses abzusetzen, tatsächlich durchgekommen. Das Abstimmungsergebnis lautete 216 Ja-Stimmen zu 210 Nein-Stimmen. Acht Republikaner haben dafür gestimmt, ihren Parteikollegen McCarthy von der Spitze der Kongresskammer zu stürzen. Die Demokraten verzichteten darauf, McCarthy zu Hilfe zu kommen und stimmten ebenfalls gegen ihn.

McCarthy verliert damit einen parteiinternen Machtkampf im Streit um die Haushaltspolitik und wird als erster Repräsentantenhaus-Vorsitzender der US-Geschichte abgesetzt. Die Suche nach einem neuen Vorsitzenden dürfte die Arbeit im Repräsentantenhaus zunächst zum Erliegen bringen. Betroffen sind damit auch die ohnehin schwierigen und zeitkritischen Verhandlungen mit dem Senat über einen endgültigen Haushalt.

Update vom 3. Oktober, 22.40 Uhr: Derzeit wird über die Absetzung von Kevin McCarthy, Sprecher des Repräsentantenhauses, abgestimmt. Und der Republikaner könnte die Wahl tatsächlich verlieren. Die Atmosphäre ist angespannt.

Update vom 3. Oktober, 21.25 Uhr: Das US-Repräsentantenhaus steht zum ersten Mal seit mehr als hundert Jahren vor einer Abstimmung über eine mögliche Absetzung seines Vorsitzenden. Der Republikaner Kevin McCarthy ist mit einer parteiinternen Revolte konfrontiert und muss ernsthaft um sein Amt fürchten. Der radikale republikanische Abgeordnete Matt Gaetz führt den Aufstand gegen seinen Parteikollegen McCarthy an. Er brachte am Montagabend einen Antrag auf dessen Entfernung aus dem Amt ins Parlament ein. Der Saal ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt.

Niederlage für McCarthy – nun kommt es zu einer historischen Abstimmung

Update vom 3. Oktober, 21.05 Uhr: Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hat im Kampf um sein Amt eine schwere Niederlage eingesteckt. Die Kongresskammer votierte am Dienstag in einer prozeduralen Abstimmung gegen einen Antrag, einen Absetzungsantrag gegen McCarthy abzuweisen. Das ermöglicht ein Votum über den ursprünglichen Antrag von McCarthys parteiinternem Rivalen Matt Gaetz, der den Vorsitzenden seines Amtes entheben lassen will. Bei der Vorabstimmung stimmten 208 republikanische Abgeordnete für den Antrag, der McCarthy gerettet hätte. 218 Abgeordnete – elf Republikaner vom Rechtsaußen-Flügel der Partei sowie 207 Demokraten – stimmten dagegen.

Der rechte Hardliner Gaetz, ein Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, hatte am Montagabend einen Absetzungsantrag gegen McCarthy gestellt. Hintergrund ist der Streit über die am Wochenende in letzter Minute abgewendete Haushaltssperre. McCarthy hatte sich mit den Demokraten im Repräsentantenhaus auf einen Kompromiss zur Finanzierung der US-Bundesbehörden bis 17. November geeinigt, um einen sogenannten Shutdown zu verhindern.

Gaetz pocht hingegen auf massive Ausgabenkürzungen und kritisierte McCarthy scharf. Er wirft McCarthy auch vor, eine „geheime“ Absprache mit Präsident Joe Biden für neue Ukraine-Hilfen getroffen zu haben. In der US-Geschichte ist noch nie ein Vorsitzender des Repräsentantenhauses über einen Absetzungsantrag abgewählt worden.

Trump-Anhänger will McCarthy absetzen

Erstmeldung vom 3. Oktober: Washington, D.C. – Der ultrarechte Abgeordnete Matt Gaetz will Kevin McCarthy von der Spitze der Kongresskammer stoßen, einen entsprechenden Antrag hat der glühende Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump am Montag eingereicht.

McCarthy reagierte umgehend im vormals Twitter genannten Onlinedienst X auf die Nachricht. „Bring it on“ schrieb der Kalifornier – zu deutsch etwa „Los geht‘s“ oder „Nur zu“.

McCarthy wendete Shutdown ab und zog damit Zorn der Trump-Hardliner auf sich

McCarthy hatte sich zuvor mit den Demokraten im Repräsentantenhaus in den USA auf einen Kompromiss zur Finanzierung der US-Bundesbehörden bis 17. November geeinigt und dabei nicht die von den rechten Hardlinern geforderten Ausgabenkürzungen durchgesetzt. Seine Machtposition unter den republikanischen Abgeordneten ist aber schon seit seiner Wahl zu Jahresbeginn wacklig.

Der Absetzungsantrag ist die Fortsetzung und der Höhepunkt eines Konflikts innerhalb der republikanischen Fraktion, der schon schwelt, seit die Oppositionspartei zu Jahresbeginn die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernahm. McCarthy hatte damals eine Rekordzahl von 15 Wahlgängen gebraucht, um zum Vorsitzenden der Kongresskammer gewählt zu werden.

Grund war der Widerstand von Gaetz und anderen Rechtsaußen-Republikanern, die den Politiker aus Kalifornien nicht mittragen wollten. Die aus eisernen Trump-Anhängern zusammengesetzte Gruppierung zwang den 58-Jährigen zu schmerzhaften Zugeständnissen, um ihre Blockade zu beenden.

Absetzungsantrag: McCarthy ist Geisel der rechten Hardliner der Republikaner

So stimmte McCarthy einer Regelung zu, wonach schon ein einzelner Abgeordneter einen Antrag auf seine Absetzung stellen kann. Das macht den „Speaker“, wie der Vorsitzende des Repräsentantenhauses in den USA genannt wird, besonders angreifbar – und zur Geisel der rechten Hardliner in den eigenen Reihen.

Jetzt will Gaetz diese Regelung nutzen, um McCarthy aus dem Amt zu kegeln. Hintergrund ist der Streit um die am Wochenende vom Kongress in letzter Minute abgewendeten Shutdowns. McCarthy hatte mit Hilfe der Demokraten von Präsident Joe Biden einen Übergangshaushalt beschlossen, um eine drohende Haushaltssperre abzuwenden. Er erboste damit die rund 20 Rechtsaußen-Republikaner, die auf massive Ausgabenkürzungen drängen und dabei die Haushaltssperre mit all ihren Auswirkungen in Kauf genommen hätten.

McCarthy wird „heimlicher Deal“ mit Biden vorgeworfen

Gaetz, ein für polemische Äußerungen bekannter Scharfmacher aus Florida, wirft McCarthy vor, gegen parteiinterne Zusagen zu Einsparungen verstoßen zu haben. Der Repräsentantenhaus-Vorsitzende habe sogar einen „heimlichen Deal“ mit US-Präsident Joe Biden vereinbart, um im Übergangshaushalt nicht enthaltene neue Ukraine-Hilfen zu beschließen. „Wir müssen mit einer neuen Führung weitermachen, die vertrauenswürdig ist“, sagte der 41-Jährige im Nachrichtensender CNN. „Das eine, was alle gemeinsam haben, ist, dass niemand McCarthy vertraut.“

Der so attackierte McCarthy reagierte mit trotziger Unerschrockenheit. „I will survive“ (“Ich werde überleben“) beteuerte der Republikaner, so wie im berühmten Lied von Gloria Gaynor. Wenn Gaetz wütend darauf sei, dass er einen Shutdown verhindert habe, „dann lasst uns diesen Kampf führen“.

Konflikt zwischen Gaetz und McCarthy schwelt schon länger

Neu ist die Feindschaft zwischen den beiden Männern nicht. Schon im Januar hatte Gaetz zu jenen Republikanern gehört, die McCarthys Wahl zum Vorsitzenden des Repräsentantenhauses verhindern wollten. Er bezeichnete McCarthy als Opportunisten ohne Rückgrat und Teil des Washingtoner Politik-Establishments: „Wenn man den Sumpf austrocken will, kann man damit nicht den größten Alligatoren beauftragen.“ In einem Wahlgang stimmte Gaetz sogar für Trump, der sich gar nicht um das „Speaker“-Amt beworben hatte.

Auch in den folgenden Monaten gerieten die beiden Männer immer wieder aneinander. So warf Gaetz McCarthy vor, bei dem von rechten Hardlinern angestrebten Amtsenthebungsverfahren gegen Biden nicht entschieden genug voranzuschreiten. Als Gaetz Mitte September mit einem Antrag auf Absetzung drohte, soll McCarthy in einer Fraktionssitzung hinter verschlossenen Türen an die Adresse seiner Gegner geflucht haben: „Dann reicht den verdammten Antrag doch ein.“

Absetzung von McCarthy? Demokraten könnten ihn retten

Genau das hat Gaetz jetzt getan. Ironischerweise könnten es angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Repräsentantenhaus die Demokraten sein, die McCarthy retten. Sollten ausreichend Republikaner gegen den Vorsitzenden stimmen, wäre dieser auf Stimmen der Demokraten angewiesen, um sich im Amt zu halten.

Zwar hegt die Biden-Partei wenig Sympathien für McCarthy, der nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021 mit einem Besuch in Trumps Anwesen Mar-a-Lago maßgeblich zur Rehabilitierung des Rechtspopulisten bei den Republikanern beigetragen hatte. Seine Absetzung aber hätte weitreichende Konsequenzen.

Absetzung würde Repräsentantenhaus handlungsunfähig machen

Das Repräsentantenhaus wäre bis auf Weiteres handlungsunfähig, ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Demokraten neue Hilfen für Kiew beschließen und nach der Übergangslösung im Haushaltsstreit bis Mitte November ein dauerhaftes Budget verabschieden wollen. Außerdem wäre die Frage, welcher Republikaner auf McCarthy folgen würde.

„So schlecht McCarthy als Speaker auch ist, es kann immer schlimmer werden“, sagte der demokratische Abgeordnete Adam Smith am Montag. „Wir müssen einkalkulieren, was als Nächstes kommt.“

Donald Trump muss sich unterdessen wegen Finanzbetrugs vor Gericht verantworten. Trump weist alle Vorwürfe weit von sich und beschimpfte zum Prozessauftakt die Richter. (Mit Nachrichtenagenturen)

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