Bayreuther Festspiele: Neuer Bayreuther “Parsifal” – Jubel für Einspringer

Bayreuther Festspiele
Neuer Bayreuther “Parsifal” – Jubel für Einspringer

Goldfarbene Wagner-Figuren des Konzeptkünstler Ottmar Hörl stehen im Rahmen der Kunstinstallation “You’re welcome” vor dem Festspielhaus. Foto

© Daniel Karmann/dpa

Der neue Bayreuther “Parsifal” begeistert das Publikum bei der Eröffnung der Festspiele. Opernstar Garanča bekommt besonders viel Beifall.

Großer Jubel für die Sänger, gemischte Reaktionen für die Regie: Der neue “Parsifal” hat bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele für Begeisterung beim Publikum gesorgt. Die galt in erster Linie der Musik – und zwei Einspringern.

Andreas Schager hatte die Titelpartie erst zwei Wochen vor der Premiere von Joseph Calleja übernommen, der wegen einer hartnäckigen Infektion im Halsbereich ausfiel.

Noch mehr gefeiert als der Titelheld wurde aber Opernstar Elīna Garanča bei ihrem Bayreuth-Debüt für eine glänzende Darstellung der Kundry. Auch sie hatte die Rolle sehr kurzfristig übernommen, weil die russische Sängerin Ekaterina Semenchuk ihre Teilnahme an den Festspielen “aus privaten Gründen” abgesagt hatte.

Standing Ovations für Garanča

Garanča bekam für ihre abwechslungsreiche, ausdrucksstarke, kraft- und gefühlvolle Darbietung sogar noch mehr Applaus als der Bayreuther Publikumsliebling Georg Zeppenfeld als hervorragender Gurnemanz. Einige Zuschauer standen aus Begeisterung für sie sogar auf.

Auch Pablo Heras-Casado wurde für sein relativ zügiges Dirigat weitgehend einhellig gefeiert – anders als das Regie-Team um Jay Scheib.

Der US-Amerikaner hatte – ein absolutes Novum auf dem Grünen Hügel – Richard Wagners Gralsritter-Oper in einer Augmented-Reality-Version auf die Bühne gebracht, die allerdings nur ein Bruchteil des Publikums komplett zu Gesicht bekam.

Bühnengeschehen mit virtuellen Elementen

Nur 330 der rund 2000 Zuschauer konnten die virtuellen Elemente, die das Bühnengeschehen ergänzen sollten, mit einer speziellen, rund 1000 Dollar teuren Brille sehen, weil die Festspiele aus Kostengründen nicht mehr davon angeschafft hatten.

Wer eine solche Brille trug, konnte im ersten Akt, bei Parsifals erstem Auftritt, beispielsweise einen erschossenen Schwan sehen, in Klingsors Garten im zweiten Aufzug wuchsen virtuelle Blumen und am Ende desselben brachen die Mauern des Festspielhauses in sich zusammen.

Ob die Buhs in erster Linie von denjenigen kamen, die all das sehen konnten oder von denen, die nur eine abgespeckte Version sahen, war nicht auszumachen.

dpa

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