Ampel-Koalition: So verlief die Albtraum-Woche vor der Sommerpause

Die letzte Woche vor der parlamentarischen Sommerpause war ein politischer Showdown – mit einem Frust-Finale für die Ampel-Koalition. Der stern hat die Chaos-Tage live begleitet. Die Highlights.

Was für eine Woche, für die Ampel-Koalition, den Bundestag – aber auch für uns im stern-Hauptstadtbüro. Der Kurz-vor-knapp-Beschluss des Gebäudeenergiegesetzes: vom Bundesverfassungsgericht kurz vor knapp vertagt. Die Regierung: schwer düpiert. Und die Opposition: maximal empört. Die letzte Sitzungswoche vor der parlamentarischen Sommerpause offenbarte Politik am Rande des Nervenzusammenbruchs – und Politiker, die dringend Urlaub brauchen.

In einer mehrtägigen Live-Reportage haben wir versucht, Ihnen einen etwas anderen Blick auf diese Chaos-Tage zu bieten – mit Berichten aus dem Bundestag, Beobachtungen abseits der Mikrofone und Kameras sowie Hintergründen aus dem Berliner Betrieb. Mehr als 130 Beiträge sind so zusammengekommen, die Sie in unserem Liveblog auch in voller Länge nachlesen können. Die Highlights präsentieren wir Ihnen hier. Über das Inhaltsverzeichnis (siehe oben) können Sie mühelos von Tag zu Tag springen. 

Montag: Schlussspurt! Wie schlimm wird’s?

Die Wahnsinnswoche vor der Sommerpause beginnt. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) wird in einer Expertenanhörung im Klimaausschuss auf seine Tauglichkeit abgeklopft, die Opposition schäumt. Kommt heute das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Gesetzgebungsverfahren?

14.12 Uhr. So, jetzt sind wir drin. Eine Runde von 14 Experten soll vor den Abgeordneten das Gesetz bewerten. Das ist ein übliches Prozedere, gibt es bei jedem Gesetz. Diesmal ist alles ziemlich hektisch, weil der Prozess durch den monatelangen Streit stark verspätet ist, das Gesetz aber trotzdem noch vor der Sommerpause durchgepeitscht werden soll. Die Fristen sind arg verkürzt worden, jeder der Anwesenden hat nur ein paar Minuten Redezeit. Insgesamt sind zwei Stunden angesetzt.

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15.04 Uhr. Zu den vielen Kuriositäten rund um das Heizungsgesetz gehört auch die Tatsache, dass die heutige Anhörung von Klaus Ernst moderiert wird. Der Linken-Politiker ist Vorsitzender des Klima- und Energieausschusses, leitet die Sitzung also qua Amt und ist als Chef dazu verpflichtet,  das ganz nüchtern zu machen. Ruhig, ohne jegliche Schärfe – also genau so, wie man ihn nicht kennt. Eigentlich gehört Ernst zu den scharfzüngigsten Abgeordneten des Parlaments. Ein Mann, der keinem Konflikt aus dem Weg geht, nicht einmal in seiner eigenen Partei. Und heute? Alles entspannt, alles easy. “Bitte achten Sie auf Ihre Redezeit”, ist noch das schärfste, was aus seinem Mund purzelt. Präsident Ernst. What a time to be alive.

16.01 Uhr. In den Reihen der Opposition herrscht Ärger über das Vorgehen der Ampel. Mit der Brechstange wollten SPD, Grüne und FDP das Gesetz durchbringen, schimpfen Vertreter der Union vor den Türen des Sitzungssaals. Wenn man mit ihnen spricht, wird klar: Allzu viel Hoffnung, das Gesetz noch auszubremsen und mehr Zeit für Beratungen zu gewinnen, haben die Kritiker nicht. Jetzt hofft man auf Karlsruhe – oder auf ganz oben. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas müsse dafür sorgen, dass es ein seriöses Verfahren gebe, fordert CDU-Mann Jung. Die hat das Prozedere schon mal öffentlich kritisiert. Aber dass die Sozialdemokratin das Gesetz stoppen wird? Das glauben die Abgeordneten von der Union wohl selber nicht.

Dienstag: Die lieben Kollegen

Nicht nur das GEG erhitzt die Gemüter. Ein Schlagabtausch zwischen Grünen und FDP zur Kindergrundsicherung und Elterngeld eskaliert. Karlsruhe lässt weiter auf sich warten.

10.20 Uhr. Bei den Parlamentarischen Geschäftsführern der Fraktionen herrscht Verunsicherung. Um 11.30 Uhr schalten sie sich digital zusammen, um über die Tagesordnung diese Woche zu entscheiden. Aber geht das, ohne dass man weiß, ob Karlsruhe überhaupt mitmacht? Vom Verfassungsgericht gebe es seit Tagen unterschiedliche Signale, wann mit einer Ansage zu rechnen sei, heißt es in Kreisen der Regierungsfraktionen. Leichter wäre es, wenn aus Karlsruhe noch vor der PGF-Schalte eine Reaktion käme. Aber dazu wird die Zeit jetzt sehr knapp.

12.19 Uhr. Der Schlagabtausch im Bundestag startet immer erst ab Mitte der Woche. Das Plenum tagt in der Regel mittwochs, donnerstags und freitags. Auf Twitter hingegen ist 24/7 Streit angesagt, auch und vor allem zwischen den Ampel-Parteien. Hier eine sicherlich nett gemeinte Botschaft des Finanzministers an die Familienministerin.

15.21 Uhr. Man kann sich den Bundestag in dieser Woche ein bisschen so vorstellen wie das Tennisturnier in Wimbledon, das gerade begonnen hat. Es gibt Hauptschauplätze, auf denen die Stars zu sehen sind. Und Nebenfelder, die nicht so im Fokus stehen. Auf dem Centre Court spielt das GEG, keine Frage. Aber direkt daneben, auf dem No. 1 Court, dem zweitgrößten Platz, liefern sich Grüne und FDP ein spannendes Duell: zuerst um die Kindergrundsicherung, jetzt auch ums Elterngeld. 

Aufschlag FDP: Finanzminister Christian Lindner verlangt von (fast) allen Ministerien einen Spar-Beitrag für den Haushalt 2024.

Aufschlag Grüne: Familienministerin Lisa Paus beschließt daraufhin, die Einkommensgrenze für das Elterngeld zu senken. Künftig sollen es nur Paare bekommen, die weniger als 150 000 Euro zu versteuern haben. 

Aufschlag FDP: Das kann man doch nicht machen! 

Aufschlag Grüne: Ihr wolltet doch sparen!

Aufschlag FDP: Aber doch nicht beim Elterngeld! So kann man mit den Leistungsträgern in dieser Gesellschaft nicht umgehen!

Aufschlag Grüne: Hier ist ein Brief, der belegt, dass Lindners Finanzministerium genau das von uns verlangt hat: Sparen beim Elterngeld, bitte! 

To be continued.

16.36 Uhr. Neues vom Elterngeld-Duell auf dem No.1 Court: Die FDP hat jetzt auch einen Brief ausgegraben. Er soll belegen: Nene, liebe Grüne, der Finanzminister hat nie darauf bestanden, dass die Familienministerin ausgerechnet beim Elterngeld sparen müsse.  Das Thema drängt auf den Centre Court. Da muss sich der GEG-Endspurt jetzt ranhalten.

Mittwoch: Erst Scholz, dann Schock

Der Heilmann-Hammer fällt, während die SPD bei Bier und Grillgut den Tag ausklingen lässt. Vorher scholzt sich Bundeskanzler Olaf Scholz durch die Regierungsbefragung. Finanzminister Christian Lindner stellt den Haushaltsentwurf 2024 vor.

14.16 UhrWirklich ins Schwitzen gekommen ist Olaf Scholz in den vergangenen 60 Minuten nicht. Die Befragung des Kanzlers soll den Abgeordneten die Chance geben, Scholz ordentlich zu “grillen”. Das gelingt selten, auch nicht an diesem Mittwoch. Ein Grund ist, dass viele Abgeordnete ihre Frage für (zu) lange Vorträge nutzen. Das gibt dem Kanzler die Möglichkeit, sich die Aspekte auszusuchen, die ihm passen. Dazu kommt Scholz’ Unbeirrbarkeit, dass seine Politik richtig sei. Darüber kann er sich selbst nahezu endlos reden hören. Bei der letzten Frage ließ Vize-Bundestagspräsident Kubicki glatte 80 Sekunden Überziehung zu. Auch zeigt Scholz eine gewisse Arroganz bei der Nicht-Beantwortung von unangenehmen Fragen. So wich der Kanzler aus, als es um die Kindergrundsicherung ging, den Mindestlohn und die Speicherung von IP-Adressen in der Kriminalitätsbekämpfung. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Scholz eine eher kurze Zündschnur hat, wenn die Union, die 16 Jahre lang regiert hat, ihn für Verzögerungen in der Wirtschafts- und Klimapolitik verantwortlich macht. Und die AfD hält er in der Ecke einer Partei der schlechten Laune. Es gebe jene, die ihr Leben als Kassandras verbrächten, so Scholz, ihm sei es immer darum gegangen, etwas zu bewegen. 

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14.48 Uhr. Was Lindner gerade vorstellt, ist nur der Entwurf der Regierung. Das letzte Wort über den Haushalt hat das Parlament. Oder besser: die Haushälter im Bundestag, die man auch “kleine Könige” nennt. Bis zum Herbst werden sie den Regierungsvorschlag beraten, alle Minister vorsprechen lassen, noch ein bisschen was für den eigenen Wahlkreis rausschlagen – und das fertige Werk dann zur Abstimmung ans Plenum weiterleiten. Dazwischen gibt es ein Bierchen oder ein Glas Wein. Die Haushälter gelten fraktionsübergreifend als eingeschworene Truppe. Kurz danach beginnen die Beratungen den nächsten Haushalt. Die Planungen für 2025 werden, so viel kann man jetzt bereits sagen, eine noch größere Herausforderung für die Ampel-Koalition. Der Finanzminister betreibt dementsprechend schon heute mittelfristiges Erwartungsmanagement. “Der Staat kann nicht alles mit Geld lösen. Der Staat kann nicht überall helfen”, sagt Lindner. 

19.25 Uhr. Jetzt neigt sich dieser Mittwoch dem Ende entgegen, die Sozialdemokraten treffen sich in der Nähe des Kanzleramts zu ihrem traditionellen “Hoffest”. Es gibt viel Bier und Gegrilltes. Auch der Kanzler ist natürlich da, er hat es ja nicht weit. Und er muss mal wieder was sagen. Schwere Zeiten, ruft er, große Herausforderungen. Alles nicht einfach in diesen Zeiten. Aber er werbe für Gelassenheit. Und er bedanke sich sehr dafür, dass die Partei so einig sei – und die Regierung. Da kratzt sich Lars Klingbeil, der SPD-Chef, der ein paar Meter von Scholz entfernt auf der Bühne steht, an der Backe. Nun ja. Prost.

22.11 Uhr. Karlsruhe hat gesprochen: Die für Freitag geplante Verabschiedung des Heizungsgesetzes ist gestoppt. Die zweite und dritte Lesung dürfe nicht mehr in der laufenden Sitzungswoche durchgeführt werden, teilte das Bundesverfassungsgericht am Abend mit. Also nix mehr mit Heiz-Hammer vor der Sommerpause des Parlamentsbetriebs! Das Gericht hat damit dem Antrag des CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann stattgegeben. Heilmann hatte eine einstweilige Anordnung gefordert. Sie sollte dem Bundestag die abschließende Beratung und Abstimmung über das Gesetz untersagen, wenn der Entwurf den Abgeordneten nicht mindestens 14 Tage vorher schriftlich vorliegt. Der CDU-Mann hatte argumentiert, seine Rechte als Abgeordneter seien durch dieses “Last-minute”-Gesetzgebungsverfahren erheblich verletzt worden.

22.50 Uhr. Schockmoment beim SPD-Fest: Niemand scheint vorbereitet auf die Ansage aus Karlsruhe. Es gibt keine offizielle Sprachregelung, stattdessen diffuse Hinweise auf eine mögliche Sondersitzung, in der das Gesetz in der Sommerpause durchgebracht werden könnte. Die wichtigeren anwesenden Koalitionäre holen sich erstmal ein Bier – oder einen Weißwein.

Donnerstag: Und nun?

Karlsruhe hat gesprochen. Eine Klatsche für die Ampel, ein Triumph für den CDU-Abgeordneten Thomas Heilmann – und eine willkommene Ablenkung für Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer.

9.41 Uhr. Er komme hier nicht mit Triumphgeheul, sagt Thomas Heilmann am Donnerstag in der Bundespressekonferenz. Er ist der Mann, der mit seiner erfolgreichen Klage in Karlsruhe das Heizungsgesetz erstmal gestoppt hat. Was folgt, ist ein verfassungsrechtliches Proseminar. Heilmann sagt, zu viel Hetze und mangelnde Sorgfalt im Parlament gebe es aber nicht nur unter der Ampel-Regierung. Auch die CDU-geführte große Koalition sei häufig schon so vorgegangen. Er wolle überhaupt nicht behaupten, “nur die anderen sind doof”. Und nun? Heilmann glaubt, dass die Ampel jetzt nicht nur eine Sondersitzung des Parlamentes ansetzen könne, um das Problem zu lösen. Statt dessen müsse man noch einmal in die ordentliche Beratung einzusteigen, einschließlich Ausschusssitzung und Anhörung von Experten. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sie ein formal verfassungswidriges Gesetz verabschiede, dass irgendwann komplett kassiert werde. Eigentlich, findet Heilmann, müsse ihm die Koalition dankbar sein.

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13.44 Uhr. Die Ampelfraktionen habe sich darauf verständigt, das Gebäude-Energie-Gesetz erst in einer regulären Sitzungswoche Anfang September zu verabschieden.

15.04 Uhr. Klar, diese Woche des Scheiterns will auch die “heute show” nicht verpassen. Bleibt nur die Frage: Wer bringt hier wem bei, wie eine gute Polit-Satire aussieht?

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15.44 Uhr. Es soll jetzt ein “ganz ruhiges parlamentarisches Verfahren geben”, sagt Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge. Nix Sondersitzungshektik, absolute Sommerruhe. Gut, heute Morgen haben man ganz kurz darüber gesprochen, aber dann war diese Frage ja sofort wieder Gegenstand “intensivster” und “zum Teil auch aufgeregter Debatten” geworden. Wir übersetzen das mal: Die Union hat getobt, die Liberalen haben sich quergelegt, auch bei den Sozis herrschte wenig Begeisterung. Dann eben nach der Sommerpause – dafür aber in exakt der Form, wie gestern im Ausschuss beschlossen, sagt Dröge. Darauf hätten sich die Spitzen der Ampelfraktionen geeinigt. Also ohne drölfzig Änderungsanträge aus den Reihen der, sagen wir, Liberalen? Dröge verlässt sich da jetzt auf den Kollegen der FDP. Und Christian Dürr hätte ihr schließlich gesagt: Dieses Gesetz ist gut, dieses Gesetz bleibt so, aus der FDP-Fraktion werde es keine weiteren Änderungsanträge geben. “Da nehme ich ihn beim Wort.”

16.27 Uhr. Es gibt in der heutigen Opposition mindestens zwei Männer, die sich aus ganz eigenen Gründen einen Baumstamm über das GEG und den Karlsruher Stopp-Spruch freuen. Erinnert sich noch jemand an die CSU-Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Andreas “Andi” Scheuer und ihr zwei Legislaturperioden währendes Bemühen, eine Pkw-Maut gegen europäisches Recht in Deutschland durchzusetzen? Gegen jeden Rat unterschrieb Scheuer am Ende milliardenschwere Verträge mit den ins Auge gefassten Betreibern. Denen muss der Bund nun 243 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Ein teures, auf die Allgemeinheit abgewälztes politisches Privatvergnügen. Geht nur gerade ziemlich unter. Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Habeck her. Oder wenigstens ein Karlsruher Richterspruch.

Freitag: Das war es also (vorerst)  

Eigentlich sollte der Bundestag das GEG beschließen, stattdessen wird auf Antrag der Union darüber debattiert, warum er heute nichts beschließt – inklusive Hammelsprung, Wutausbruch und einem Oppositionsführer in Top-Form. 

9.46 Uhr. Noch wird im Bundestag das Beschleunigungsgesetz für die Nutzung von Flüssiggas beraten. Es geht um den Bau von Terminals und Pipelines vor Rügen. Gestern hat die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern das Projekt abgelehnt. Gleich aber geht es um den Stopp des Heizungsgesetzes. Noch ist Robert Habeck da. Ob er sich auch das Scherbengericht der Opposition anhören wird?

10.02 Uhr. Habeck hat das Plenum verlassen, um im Bundesrat zu sprechen. Die Union fordert dennoch, ihn herbeizuzitieren. Das Abstimmungsergebnis ist im dreiköpfigen Präsidium umstritten, deshalb bleibt Bärbel Bas als Bundestagspräsidentin nur eine Lösung: Hammelsprung.

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10.32 Uhr. Sowas gibt es selten: Weil der SPD-Abgeordnete Michael Schrodi wegen der Ansetzung eines Hammelsprunges offenbar gegen das Präsidium und die Unions-Fraktion ausfällig wurde, verhängt Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (auch SPD) nicht nur einen Ordnungsruf, sondern ein Ordnungsgeld. Das kostet den Abgeordneten mal eben 1000 Euro. Fehlt jetzt in der Urlaubskasse. Kommentar von Bärbel Bas: “Offenbar liegen die Nerven blank.”

10.41 Uhr. Friedrich Merz hat schon so manche Rede im Bundestag gehalten – er war ja vor 20 Jahren schon mal Fraktionschef der Union. Heute genießt er seinen Auftritt besonders, das Chaos in der Ampel kommt ihm auch deshalb entgegen, weil es in seiner Partei auch nicht wirklich rund läuft. Das Klima im Plenum sei durch das Handeln der Regierung “vergiftet”, schimpft er. Immer wieder missachte die Koalition die Rechte des Parlaments. “Das hat es in der Geschichte der Bundesrepublik so noch nicht gegeben.” Unruhe in den Reihen von SPD, Grünen und FDP. “Ja gut, das kann ich schon verstehen, dass Sie da etwas unruhig werden”, stichelt Merz. Wenig später wird er richtig wütend: “Können Sie nicht einfach mal den Mund halten?” Der Christdemokrat hat schlechte Wochen hinter sich. An diesem Freitag ist er in Form. 

12.06 Uhr. Der Bundestag hat soeben den Antrag der CDU/CSU-Fraktion für einen “Neustart beim Heizungsgesetz” abgelehnt. Dafür stimmten nur die Abgeordneten von Union und Linken, die AfD hat sich enthalten. “Ich geb’ zu, es ist ne gewisse Herausforderung, nach einem so intensiven und emotionalen Vormittag jetzt zur parlamentarischen Alltagskost zurückzukehren”, sagt der CDU-Abgeordnete Josef Oster. Und dann sind wir im Plenum auch schon mitten im nächsten Tagesordnungspunkt: der Debatte um das Pass- und Meldewesen. Mit anderen Worten: Das war es also vorerst vom Berliner Heizungswahnsinn.

16.04 Uhr. Thomas Gebhart von der Unions-Fraktion beendet am Freitag um 15.55 Uhr die letzte Debatte im Bundestag. Es soll nun auch die letzte Abstimmung folgen zu einem Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz. Doch der Geschäftsführer der AfD, Stephan Brandner, zweifelt die Beschlussfähigkeit des Bundestages an. Der amtierenden Sitzungsleiterin Ayman Özoguz bleibt nichts anderes übrig als ein weiterer Hammelsprung, um die Beschlussfähigkeit zu klären. Die liegt laut Geschäftsordnung des Bundestages, Artikel 45, Absatz 1 bei der Hälfte der Mitglieder des Bundestages plus 1.

16.37 Uhr. Die Beschlussfähigkeit ist nicht hergestellt! Es sind zu wenige Abgeordnete da. Die Sitzung wird gemäß der Geschäftsordnung aufgehoben, die letzte Abstimmung kann nicht stattfinden. Damit ist das Energieeffizienzgesetz vorerst gescheitert. Die AfD ist begeistert.

16.55 Uhr. Das war der stern-Live-Blog über die letzte Sitzungswoche des Bundestages vor der Sommerpause. Wer hätte gedacht, dass das eine so irrsinnige Woche wird?

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