Alle Wärmekraftwerke der Ukraine beschädigt – Selenskyj rechnet mit weiteren Angriffen

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Von: Teresa Toth, Karolin Schäfer, Nail Akkoyun, Christian Weihrauch, Stefan Krieger, Jan-Frederik Wendt, Sandra Kathe, Moritz Serif, Nadja Austel, Kilian Bäuml, Lucas Maier, Jan Oeftger

Die ukrainische Armee will ihre Gegenoffensive gegen die russischen Besatzer fortsetzen. Die Lage im Ukraine-Krieg im News-Ticker.

  • Hinweis der Redaktion: Lesen Sie aktuelle Entwicklungen im Ukraine-Konflikt in unserem News-Ticker. Die hier verarbeiteten Informationen zum Ukraine-Krieg stammen teils von den Kriegsparteien aus Russland und der Ukraine. Sie lassen sich deshalb in Teilen nicht unabhängig überprüfen.

Update vom 13. Dezember 2022, 5.25 Uhr: „Nach jedem russischen Angriff stellen wir das System wieder her, so weit wie möglich“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montagabend (12. Dezember) in seiner täglichen Videoansprache. Es werde alles getan, um neue Ausrüstung ins Land zu bringen und die Schäden zu reparieren. Dennoch sei zu bedenken, dass Russland seine Taktik nicht aufgegeben habe. „Das Ausbleiben massiver Raketenangriffe bedeutet nur, dass sich der Feind auf neue vorbereitet und jederzeit zuschlagen kann“, sagte Selenskyj.

Nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes verfügt Russland noch über ein Arsenal von rund 360 Marschflugkörpern. Dies würde für mindestens fünf Angriffswellen reichen, sagte Sprecher Vadim Skibizkyj.

In der ukrainischen Stadt Bachmut kommt es immer wieder zu heftigen Detonationen. © Libkos/dpa

Ukraine-News: Alle Wärmekraftwerke beschädigt

+++ 22.15 Uhr: Auch fast einen Monat nach der groß angelegten Offensive gegen die Energie-Infrastruktur der Ukraine bleibt die Lage angespannt. Russland habe alle Wärmekraftwerke der Ukraine bei Angriffen beschädigt. Das gab der Energieminister der Ukraine, Herman Halushchenko, über den Pressedienst des Energieministeriums bekannt.

„Alle Wärmekraftwerke wurden durch russische Raketen beschädigt, und 44 Hochspannungs-Luftleitungen sind ohne Strom.“ Neben Reparaturarbeiten an den beschädigten Kraftwerken baut die Ukraine derzeit auch ihre nukleare Stromerzeugung aus. Das sei notwendig, um das entstandene Energiedefizit abzufangen.

Russland verwendet über 40 Jahre alte Munition

+++ 21.35 Uhr: Russland soll minderwertige Munition verwenden, die schon Jahrzehnte alt ist. Das berichtet der Bayrische Rundfunk (br) unter Berufung auf US-Militärkreise. Teilweise soll die Munition älter als 40 Jahre sein, was zu hohen Versagerquoten führt.

 „Mit anderen Worten, man lädt die Munition, drückt die Daumen und hofft, dass sie abgefeuert werden kann, oder dass sie beim Aufschlag explodiert“, zitiert der br einen anonymen Insider. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war bisher nicht möglich.

+++ 21.10 Uhr: Die Angriffe der Truppen aus Russland konzentrieren sich derzeit auf vier Schlagrichtungen. Wie der Generalstab der Ukraine mitteilt, versuchen die moskautreuen Truppen in Richtung der Städte Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Saporischschja vorzudringen.

An den anderen Stellen versuche Russland lediglich die Stellungen zu halten, heißt es in dem Bericht. In den vergangenen 24 Stunden sollen die russischen Soldaten vier Raketenangriffe auf die zivile Infrastruktur der Stadt Kostjantyniwka in der Region Donezk verübt haben. Cherson im Süden der Ukraine soll zudem mit Mehrfachraketenwerfern angegriffen worden sein. Die Angaben ließen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.

Ehemaliger Abgeordneter der Ukraine bei Autoexplosion verletzt

+++ 19.50 Uhr: Der besetzten Region Cherson ist ein Auto neben dem Haus eines ehemaligen ukrainischen Abgeordnete explodiert. Vitaliy Buliuk, der den Angaben des Stadtrats von Skadowsk mit den russischen Truppen kollaboriert haben soll, befand sich nicht im Wagen als dieser explodierte. Der Fahrer des Wagens soll auf der Stelle tot gewesen sein. Buliuk soll mit „mittelschweren Verletzungen“ in ein Krankenhaus gebracht worden sein. Die russischen Truppen bezeichnen ihn den „ersten Vizegouverneur der Oblast Cherson“, wie pravda.ua schreibt.

„Nach meinen Informationen war es eine Landmine, die explodierte, das Auto brannte nieder“, zitiert pravda den Gesundheitsminister des besetzten Teils von Cherson. Die Angaben konnten bisher nicht unabhängig geprüft werden.

Russland plündert zivile Infrastruktur in Cherson

+++ 19.25 Uhr: Russische Soldaten sollen in der Region Cherson im Osten der Ukraine begonnen haben, zivile Infrastruktur zu plündern. Am Sonntag (11. Dezember) sollen russische Truppen die Ausrüstung der örtlichen Landwirtschaftsbetriebe an sich genommen haben, das sagte Oleksandr Shtupun, der Sprecher des Generalstabs der Streitkräfte der Ukraine in einem Video zur aktuellen Lage.

Russland wird laut Selenskyj keinen Atomangriff durchführen 

+++ 18.30 Uhr: Wladimir Putin „liebt das Leben und hat Angst vor dem Tod“ und werde deshalb keine Atomwaffen einsetzen. Das sagte der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj im Interview mit David Letterman auf Netflix.

„Ich habe ihn (Putin) gesehen, und ich habe seinen Wunsch zu leben gesehen. Er liebt das Leben sehr – er sitzt sogar hinter einem langen Tisch … weil er Angst vor COVID-19 oder etwas anderem hat“, so Selenskyj in der Show „Mein nächster Gast braucht keine Vorstellung“.

Russland hat trotz Sanktionen hunderte Raketen produziert

+++ 18.00 Uhr: Der Westen hat seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine, immer wieder Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese sollen Russland jedoch nicht daran gehindert haben, weitere Marschflugkörper zu produzieren. Das gab der stellvertretende Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Vadym Skibitsky, gegenüber de New York Times an.

Demnach soll Russland seit Februar 240 luftgestützte Kh-101-Marschflugkörper und etwa 120 seegestützte Kalibr-Marschflugkörper produziert haben. Die Angeben konnten bisher nicht unabhängig überprüft werden.

Russland hat noch Raketen für drei bis fünf Angriffswellen

+++ 16.47 Uhr: Ukrainischen Berechnungen zufolge hat die russische Armee noch Raketen für drei bis fünf Angriffswellen auf Lager. Das berichtet der stellvertretende Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Vadym Skibitsky im Interview mit der New York Times. Gehe man davon aus, dass jede Angriffswelle 80 bis 90 Raketen beinhalte, könne Russland mit seinen Waffenbeständen nicht mehr als fünf Angriffswellen bewältigen, so Skibitsky. Allerdings vermutet er, dass Russland pro Monat etwa 40 neue Raketen produzieren könne. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden.

Russland hält sich Atomwaffeneinsatz bei Erstschlag des Gegners offen

+++ 16.41 Uhr: Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow will Russland an seiner Doktrin festhalten, sich den Einsatz von Nuklearwaffen als Reaktion auf einen Atomwaffenangriff auf Russland offenzuhalten. Das schreibt die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf die russische Nachrichtenagentur Interfax.

Seit 2020 ist der Einsatz von Atomwaffen auf russischer Seite nur möglich, wenn ein Gegner Massenvernichtungswaffen gegen Russland oder einen seiner Verbündeten einsetzt oder die Existenz Russlands durch konventionelle Waffen bedroht ist. Vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Doktrin, Atomwaffen auch als Erstschlag einzusetzen, müsse Russland aber über seine eigene Sicherheit nachdenken, so Präsident Putin. Auf internationalen Druck hin hatte Russland seine Drohungen zu einem Nuklearkrieg zuletzt zurückgefahren. Eine Selbstverpflichtung, auf Atomwaffen zu verzichten, wird es dem Kremlsprecher zufolge kurzfristig aber nicht geben.

EU erhöht Militärhilfe für die Ukraine um zwei Milliarden Euro

+++ 15.35 Uhr: Beim EU-Außenministertreffen in Brüssel haben sich die Teilnehmenden auf eine Erhöhung der Militärhilfe für die Ukraine geeinigt. Für das kommende Jahr sollen zwei Milliarden Euro mehr zur Verfügung stehen. Das gab der Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag in Brüssel bekannt. Anfang 2023 muss die Einigung noch formell bestätigt werden.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, könnten die Zusatzmittel für militärische Hilfe zu einem späteren Zeitpunkt sogar auf 5,5 Milliarden Euro steigen. Das Geld fließt in einen Fonds, über den die EU-Mitgliedsstaaten Waffenkäufe für die Ukraine finanzieren können. Auch militärische Missionen in Afrika profitieren von dem Fonds. Wegen des Ukraine-Kriegs sei das Geld, das eigentlich bis 2027 reichen sollte, schon jetzt beinahe aufgebraucht, so AFP.

Ukraine drängt erneut auf Lieferung von Luftabwehrsystemen

+++ 15.03 Uhr: Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat gegenüber dem französischen Sender LCI die Forderungen nach neuen Waffenlieferungen erneuert. Angesichts des anhaltenden Beschusses ukrainischer Ziele mit russischen Raketen brauche die ukrainische Armee insbesondere moderne Luftabwehrsysteme wie das System „Patriot“.

Schmyhal warnt, dass Europa im Winter mit steigenden Zahlen von flüchtenden Menschen aus der Ukraine rechnen müsse, weil Russland kritische Infrastrukturen wie die Energie- und Wasserversorgung angreife. Etwa 50.000 bis 70.000 Raketen erreichen Schmyhal zufolge die Ukraine täglich. Zur Verteidigung sei mindestens ein Drittel dieser Munitionsmenge zur Abwehr nötig.

Russische Armee beschießt Ziele in Donezk und Luhansk in der Ostukraine

+++ 11.14 Uhr: Russische Streitkräfte haben Ziele in den Oblasten Donezk und Luhansk in der Ostukraine mit Raketen, Drohnen und Artillerie beschossen, wie der ukrainische Generalstab am Montag (12. Dezember) auf Telegram mitteilte. Die Angriffe der russischen Streitkräfte auf das Energiesystem in Cherson und die ukrainischen Truppen wurden demnach fortgesetzt.

Der Generalstab erklärte außerdem, Russland benutze „weiterhin Zivilisten als menschliche Schutzschilde“.

+++ 10.32 Uhr: Ein ranghoher ukrainischer Präsidentenberater hat ein kurzes Update zur Lage in Odessa gegeben, nachdem russische Streitkräfte am Wochenende zwei Kraftwerke in der südlichen Hafenstadt angegriffen und damit die Stromversorgung von rund 1,5 Millionen Menschen unterbrochen haben.

„Viele Menschen sind nach den gestrigen russischen Angriffen immer noch ohne Strom. Die Situation bleibt sehr schwierig“, twitterte Anton Gerashchenko.

Ukraines Präsident Selenskyj sagte in einer Videoansprache am Sonntagabend, dass es in der Stadt häufig zu Stromausfällen komme, die Versorgung aber teilweise wiederhergestellt worden sei.

News zum Ukraine-Krieg: Britisches Verteidigungsministerium – Russland ohne Schlagkraft

+++ 8.30 Uhr: Russland verfügt nach britischer Einschätzung derzeit nicht über Fähigkeiten für Eroberungen in der Ukraine. Russland halte zwar weiter an seinem Minimalziel – vollständige Kontrolle über die süd- und ostukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja – fest, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag (12. Dezember) mit. „Es ist jedoch derzeit unwahrscheinlich, dass die russische Strategie ihr Ziel erreicht“, hieß es unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse. Die russischen Truppen seien derzeit kaum in der Lage, zuletzt verlorene Gebiete zurückzuerobern. „Es ist unwahrscheinlich, dass die russischen Bodentruppen in den nächsten Monaten operativ bedeutende Fortschritte machen werden.“

News zum Ukraine-Krieg: Biden sichert Selenskyj weitere Unterstützung zu

+++ 7:40 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine im russischen Angriff weitere Unterstützung zugesichert. In einem Telefonat mit Selenskyj habe Biden versprochen, dass die USA dem angegriffenen Land bei der Verteidigung gegen den russischen Aggressor weiterhin Hilfe leisten würden. Das teilte das Weiße Haus mit.

Biden habe seine Aussagen mit den jüngsten Zusagen der USA im Bereich der Militärhilfe und zum Wiederaufbau der ukrainischen Infrastruktur untermauert.

News zum Ukraine-Krieg: Reparaturzentrum an slowakisch-ukrainischer Grenze eröffnet

+++ 7:20 Uhr: Mit einem neuen Reparaturzentrum nahe der slowakischen Grenze zur Ukraine wollen Regierungen und die Rüstungsindustrie den weiteren Einsatz schwerer Waffen zur Abwehr des russischen Angriffskrieges sicherstellen. Der Stützpunkt habe den Betrieb aufgenommen, sagte Brigadegeneral Christian Freuding, Leiter des Sonderstabes Ukraine im Verteidigungsministerium, der Nachrichtenagentur dpa. Der Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann organisiert in der Region nun die Instandsetzung der bei den Gefechten in der Ukraine verschlissenen oder beschädigten Großwaffen, wie der Panzerhaubitze 2000. 

News zum Ukraine-Krieg: Selenskyj dankt den USA

Update vom Montag, 12. Dezember, 6:50 Uhr: Der ukrainische Präsident Selenskyj hat US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat für die Hilfe der Regierung in Washington gedankt. „Ich habe mich für die beispiellose Verteidigungs- und Finanzhilfe der USA für die Ukraine bedankt“, schrieb Selenskyj bei Telegram. Dies trage nicht nur zum Erfolg auf dem Schlachtfeld bei, sondern unterstützt auch die Stabilität der ukrainischen Wirtschaft.“

Ukraine fordert mehr Hilfe vom Westen – Russland verzweifelt?

Erstmeldung vom Mittwoch, 7. Dezember: Kiew/Moskau – Polen will die von Deutschland zur Verteidigung seines Luftraums angebotenen Patriot-Flugabwehrsysteme nun doch annehmen. Man arbeite daran, die Patriots auf polnischem Gebiet zu stationieren und sie dem polnischen Kommandosystem zu unterstellen, schrieb Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Dienstag (6. Dezember) auf Twitter. Allerdings hatte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) darauf gepocht, dass die deutschen Flugabwehrsysteme als Teil der integrierten Nato-Luftverteidigung zu behandeln sind. Davon, sie einem polnischen Kommando zu unterstellen, war zunächst keine Rede gewesen.

Nach den schweren russischen Raketenangriffen auf die Energieversorgung der Ukraine hat die EU-Grenzschutzagentur Frontex bislang keine bedeutende Veränderung im Grenzverkehr registriert. In der vergangenen Woche seien aus der Ukraine 229.542 Menschen in ein EU-Land eingereist, teilte Frontex am Dienstag per Twitter mit. Im gleichen Zeitraum überquerten 208.988 Menschen die Grenze eines EU-Landes in Richtung Ukraine. Vergleichszahlen der Vorwochen waren zunächst nicht unmittelbar verfügbar. (Redaktion mit Agenturen)

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