Alaska: Bürgermeister will Obdachlose mit kostenlosen Flugtickets umsiedeln

Anchorage
Bürgermeister in Alaska will Obdachlose mit kostenlosen Flugtickets in wärmere Gebiete umsiedeln

Bei Temperaturen unter -20 Grad Celsius herrscht für Obdachlose in Alaska akute Lebensgefahr

© Marc Lester/Anchorage Daily News/AP / DPA

In Alaska herrscht im Winter klirrende Kälte. Für Obdachlose kann das lebensgefährlich werden. Der Bürgermeister von Anchorage hat einen Plan, um das Problem zu beheben. Doch sein Vorhaben stößt auch auf Kritik.

Dave Bronson will Obdachlose vor dem Kältetod bewahren, sagt er. Der Bürgermeister von Anchorage möchte Menschen, die auf der Straße leben, kostenlose Flugtickets zur Verfügung stellen. Damit sollen sie zu ihren Familien innerhalb der Grenzen des Bundesstaates oder in wärmere Regionen des Landes ziehen können. Wenn sie das denn wollen, betont er.

Mit knapp 300.000 Einwohnern ist Anchorage die größte Stadt Alaskas und beheimatet fast 40 Prozent der Gesamtbevölkerung des Bundesstaates. Nach Angaben des Bürgermeisters leben allerdings auch fast zwei Drittel aller Obdachlosen Alaskas in seiner Stadt, womit das Problem den gesamten Staat betreffe. 

“Ich werde nicht dafür verantwortlich sein, dass Menschen auf der Straße erfrieren”, sagt Bronson. Nach seinen Angaben seien in Anchorage noch nie so viele Menschen auf der Straße erfroren wie im vergangenen Jahr. Während der Pandemie sei zwar eine Veranstaltungshalle zu einer Notunterkunft für Obdachlose umfunktioniert worden, doch stehe sie für diese Zwecke nicht mehr zur Verfügung. Das bringe nun die weiteren Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenzen. Über die Details von neuen Unterkünften und Versorgungsschaltern konnte man sich laut Bronson noch nicht einig werden. 

Mehrere hundert Menschen sind vom Kältetod bedroht

Die Lage ist allerdings dringend. Im Winter fallen die Temperaturen in Anchorage regelmäßig unter Minus 20 Grad Celsius. Auf der Straße zu überleben ist bei diesen Witterungen fast unmöglich. Die schätzungsweise 750 Obdachlosen, die sich aktuell in Anchorage befinden, sind damit in den kalten Monaten dem Tode geweiht. Die kostenlosen Flugtickets seien damit eine günstige Lösung für ein akutes Problem. Gegenüber der Zeitung “Anchorage Daily News” sagte der Bürgermeister, er habe “einen moralischen Anspruch, und der ist, Leben zu retten.” Und wenn das bedeute, den Menschen “ein paar hundert Dollar zu geben, damit sie dort hingehen können, wo sie hinmöchten”, dann werde er das tun. 

Der Obdachlosenbeauftragten der Stadt zufolge sei ein Flugticket ungefähr so teuer wie die Beherbergung in einer Obdachlosenunterkunft für sechs bis zehn Tage. Wie Bronson das Projekt finanzieren wird, ist noch unklar. Doch aus den Reihen des Stadtrats kommt bereits Kritik. Ein bedeutender Teil der Obdachlosen seien Ureinwohner Alaskas, kritisiert der Vorsitzende gegenüber der Zeitung. “Das ist ihr Platz. Für sie gibt es keinen anderen Ort.”

Ganz neu ist die Idee des Bürgermeisters indes nicht. Die christliche Organisation “Heilsarmee” oder auch “Salvation Army” hatte im vergangenen Jahr bereits Flugtickets für Obdachlose gekauft, nachdem die Stadt die Notunterkunft in der Veranstaltungshalle geschlossen hatte. 

Quellen: Anchorage Daily News, “Alaska Public Media”

nim

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