Ukrainischer Geheimdienst spricht Putins Militär Potenzial ab

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Von: Florian Naumann, Nail Akkoyun, Franziska Schwarz

Nach zahlreichen Beschwerden behauptet Wagner-Chef Prigoschin, seine Truppen aus Bachmut abzuziehen. Der News-Ticker zum Ukraine-Krieg.

  • Verluste für Russland im Ukraine-Krieg: Kiew veröffentlicht neue Zahlen
  • Neue Zahlen zu Verlusten in Bachmut: Wagner-Söldner sterben wohl in großer Zahl in Bachmut
  • Angeblicher Wagner-Abzug: Prigoschin will Truppen in Bachmut austauschen
  • Hier lesen Sie aktuelle Entwicklungen aus dem Ukraine-Konflikt. Die verarbeiteten Informationen zu Verlusten der beteiligten Armeen im Ukraine-Krieg stammen teils von den Kriegsparteien aus Russland oder der Ukraine. Sie lassen sich deshalb in Teilen nicht unabhängig überprüfen.

Update vom 7. Mai, 13.43 Uhr: Hat Russland keine Kraft für eine Großoffensive? In der Ukraine glaubt man das. „Heute hat Russland weder militärisch, noch wirtschaftlich oder politisch das Potenzial, um einen weiteren Versuch einer ernsthaften Offensive irgendwo in der Ukraine zu starten“, sagte Kyrylo Budanow, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes.

Allerdings sei Russland weiter stark genug, um die Verteidigung der besetzten Gebiete zu organisieren, schätzte Budanow in einem am Samstagabend (7. Mai) bei Yahoo News veröffentlichten Interview. „Das ist das Problem, womit wir gerade konfrontiert sind.“ Das Gespräch fand den Angaben der Redaktion nach bereits am 24. April statt.

Budanow erklärte zudem, dass die russischen Raketenbestände sich dem Ende näherten. Moskau habe einige Raketen gehortet, um auf die geplante ukrainische Gegenoffensive antworten zu können, „aber die Wahrheit ist, dass sie ihre Lager fast auf Null runtergefahren haben“, sagte er. Unabhängig lassen sich die Aussagen nicht überprüfen.

Ukraine-News: Wagner-Truppe unter Prigoschin soll Munition aus Russland erhalten

Update vom 7. Mai, 12.27 Uhr: Die Wagner-Söldner sollen nun doch die geforderte Munition aus Russland erhalten – zumindest nach Angaben ihres Chefs. „Uns wurden so viel Munition und Waffen versprochen wie zur Fortsetzung der Kampfhandlungen nötig“, teilte Jewgeni Prigoschins Pressedienst jetzt auf Telegram mit.

Für die Koordination der Söldner mit den regulären Einheiten sei General Sergej Surowikin zuständig – „der einzige Mensch mit Generalsstern, der was vom Kämpfen versteht“, befand Prigoschin. Zuletzt hatte Prigoschin den Abzug seiner Söldner aus Bachmut angekündigt und dies mit der drohenden Gefahr eines Aufreibens seiner Truppe gerechtfertigt.

Prigoschin gilt wie Surowikin oder auch der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow als Hardliner in Russlands Angriffskrieg. Experten sprechen von einem Machtkampf innerhalb der russischen Elite, der die Effizienz der Kriegsführung Moskaus weiter schmälert.

News zum Ukraine-Krieg: Großbritannien erwartet russische Wirtschaftskrise

Update vom 7. Mai, 11.09 Uhr: Die Verluste für Russland sind auch wirtschaftlicher Natur: Unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs droht der Wirtschaft des Landes eine heftige Krise. Das schätzen Experten in Großbritannien.

Russland stehe die schwerste Arbeitskräfteknappheit seit Jahrzehnten bevor, teilte das Verteidigungsministerium in London nun mit und zitierte auch Angaben der russischen Zentralbank. „In den vergangenen drei Jahren ist Russlands Bevölkerung Berichten zufolge wegen Corona und dem Krieg in der Ukraine um bis zu zwei Millionen Menschen mehr geschrumpft als erwartet“, hieß es in London. Allein 2022 hätten bis zu 1,3 Millionen Menschen das Land verlassen, darunter viele junge und gut ausgebildete Menschen aus hochwertigen Bereichen wie der IT-Branche.

„Mobilmachung, eine historische hohe Auswanderung sowie eine alternde und sinkende Bevölkerung begrenzen das Angebot an Arbeitskräften“, hieß es weiter. „Dies wird wahrscheinlich zu einer Reduzierung des potenziellen Wachstums der russischen Wirtschaft führen und die Inflation anheizen.“

News zu Verlusten im Ukraine-Krieg: Kiew veröffentlicht neue Zahlen zu Russland

Update vom 7. Mai, 9.04 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat neue Zahlen zu Russlands Verlusten im Ukraine-Krieg veröffentlicht. Demnach wurden in den Gefechten etwa 660 russische Soldaten binnen eines Tages getötet oder verletzt. Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben nicht.

  • Soldaten: bislang insgesamt etwa 194.430 (+660)
  • Gepanzerte Kampffahrzeuge: 7248 (+10)
  • Panzer: 3723 (+6)
  • Artilleriesysteme: 3010 (+18)
  • Unbemannte Flugkörper / Drohnen: 2572 (+18)
  • Fahrzeuge und Treibstofftanks: 5952 (+16)
  • Quelle: Generalstab der Ukraine auf Facebook vom 7. Mai 2023

Ukraine-News: Prigoschin will Wagner-Söldner weiter für Russland kämpfen lassen

Update vom 7. Mai, 6.25 Uhr: Auch nach einem Abzug aus der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut soll die russische Söldner-Truppe Wagner nach Aussagen ihres Chefs Jewgeni Prigoschin weiter für Moskau kämpfen. „Die Wagner-Kämpfer werden für die nächsten Operationen im Interesse Russlands erhalten bleiben“, sagte er am Sonntag (7. Mai) laut russischer Staatsagentur Tass.

Am Freitag hatte er nach Klagen über fehlende Munition angekündigt, seine Kämpfer in der kommenden Woche aus Bachmut abzuziehen. Nun sagte Prigoschin, niemand habe mit ihm über den Mangel an Munition gesprochen. Die Stellungen in Bachmut sollen angeblich ab kommendem Mittwoch Kämpfer des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow übernehmen. Die ostukrainische Stadt wird seit Monaten gemeinsam von der russischen Armee und der Wagner-Truppe angegriffen.

Mittlerweile kontrollierten die russischen Streitkräfte etwa 95 Prozent von Bachmut, teilte Prigoschins Pressedienst laut Tass auf Telegram mit. Die restlichen fünf Prozent spielten keine Rolle für den Marsch der russischen Armee weiter nach Westen. „Zwei Quadratkilometer beeinflussen den Fortschritt der militärischen Operation überhaupt nicht.“

Innerhalb der russischen Militärführung tobt ein offen zutage tretender Machtkampf. Prigoschin beschwerte sich zuletzt immer wieder öffentlich über angeblich fehlende Munition.

Ukraine-News: Widersprüchliche Zahlen zu Wagner-Söldnern in Bachmut

Update vom 6. Mai, 21.30 Uhr: Die Zahl der unabhängig verifizierten Verluste Russlands im Ukraine-Krieg ist offenbar nochmals gestiegen: Journalisten des russischen Oppositionsmediums Mediazona, der BBC sowie Freiwilligen hätten die Namen von 2.367 getöteten Kämpfern bestätigt, berichtet das ukrainische Portal Nexta am Abend.

Die größten Verluste habe demnach die Gruppe Wagner bei Bachmut zu verzeichnen, hieß es. Unter den Getöteten befänden sich sowohl „gewöhnliche Söldner“ als auch Rekruten aus Gefängnissen. Laut Mediazona reichten die neuen Zahlen aber nicht an die von Jewgeni Prigoschin selbst veröffentlichten Ziffern heran, schrieb Nexta. Die Recherchen seien aber erschwert: Gerade gefallene Häftlinge würden oftmals im Geheimen und auf gesonderten Friedhöfen begraben. Diese Angaben, ebenso wie von Russland kolportierte Daten (siehe voriges Update) könnten jedenfalls die Grausamkeit der von Russland begonnenen Auseinandersetzungen verdeutlichen.

Russische Truppen haben erneut versucht, die ukrainische Stadt Bachmut anzugreifen. Ukrainischen Truppen gelang es, die Angreifer zurückzuschlagen.
Ukrainische Soldaten feuern auf russische Stellungen. © Libkos/dpa

Hohe Verluste im Ukraine-Krieg: Kiew soll bis zu 600 Soldaten pro Tag in Bachmut verlieren

Update vom 6. Mai, 19.10 Uhr: Wie groß sind die Verluste der Ukraine im Verteidigungskampf gegen Russland? Kiew und der Westen halten sich abseits von unfreiwilligen Leaks bedeckt. Dafür haben der Kreml und seine Verbündeten am Samstag teils drastische Zahlen genannt. Unabhängig verifizierbar sind sie nicht.

Der Sprecher von Sergej Schoigus Verteidigungsministerium, Igor Konaschenkow, behauptete der Staatsagentur Tass zufolge allerdings, alleine in der Region Donezk seien am am Freitag 185 ukrainische Soldaten und ausländische Söldner „zerstört“ worden. Hinzu kämen „bis zu“ 90 Soldaten im Süden Donezks und in der Oblast Saporischschja, 60 Männer im völkerrechtswidrig annektierten Gebiet Luhansk und 50 Männer in der Region Kupjansk. Seit Kriegsbeginn habe man zudem nunmehr gut 9.000 Panzer vernichtet, behauptete Konaschenkow.

Weiter hart umkämpft ist indes Bachmut. Der abzugswillige Söldnerchef Jewgeni Prigoschin erklärte ebenfalls am Samstag, die ukrainische Armee bringe jeden Tag 400 bis 600 Kämpfer in die Stadt – und verliere dieselbe Anzahl. Man werde die Stadt einnehmen, betonte Prigoschin. Der Wagner-Boss räumte allerdings zugleich ein: „Der Feind ist gut ausgestattet, gut trainiert, agiert in Einigkeit und widersetzt sich mit Würde, also werden wir weitermachen.“

Auch der Generalstab der Ukraine hat unterdessen am Morgen Zahlen zu Russlands aktuellen Verlusten veröffentlicht. Auch sie lassen sich nicht von unabhängiger Stelle überprüfen.

  • Soldaten: 193.770 (+560)
  • Gepanzerte Kampffahrzeuge: 7238 (+14)
  • Panzer: 3717 (+7)
  • Artilleriesysteme: 2992 (+14)
  • Unbemannte Flugkörper / Drohnen: 2554 (+14)
  • Fahrzeuge und Treibstofftanks: 5936 (+20)

News im Ukraine-Krieg: Bürgermeister berichtet von „Eile“ unter Russen – „Dokumente verbrannt“

Update vom 6. Mai, 18.05 Uhr: Bereiten sich die russischen Besatzungstruppen auch in Melitopol auf einen baldigen Abzug vor? Anzeichen dafür will der ukrainische Bürgermeister der Stadt im Süden der Oblast Saporischschja erkennen. „Die Computer und Server im Passamt der Besatzer sind auf unbestimmte Zeit verschwunden“, schrieb Amtsträger Iwan Fedorow dem Portal pravda.com zufolge auf Telegram.

„Die Besatzer packen in Eile die Ausrüstung zusammen und bringen sie an ein unbekanntes Ziel in Russland. Einige Dokumente werden verbrannt“, behauptete Fedorow weiter. Auch die russische Militärpolizei verbrenne „in großen Mengen“ und „den ganzen Tag“ Dokumente. Diese Angaben aus dem Besatzungsgebiet lassen sich nicht unabhängig verifizieren. Sollten sie zutreffen, könnten sie aber auf Sorge vor dem Start der ukrainischen Gegenoffensive hindeuten. Zuletzt war auch von Evakuierungen an der Frontlinie in Saporischschja die Rede.

News zum Ukraine-Krieg: Gerüchte um Phosphor-Brandmunition in Bachmut

Update vom 6. Mai, 16.22 Uhr: Hat Russland im umkämpften Bachmut grausame Phosphor-Brandmunition eingesetzt? Die Ukraine wirft dem Kreml das vor. Ein schwedischer Experte zweifelt nach Ansicht der entsprechenden Aufnahmen zwar daran, dass Phosphor-Bomben verwendet wurden – er sieht aber Anzeichen für den Einsatz für Zivilisten ähnlich gefährlicher Waffen.

„Metallbrandbomben zeichnen sich dadurch aus, dass sie optisch wie Feuerwerk wirken, so wie auf diesen Bildern“, sagte Oberstleutnant Joakim Paasikivi der Zeitung Dagens Nyheter. „Es gibt mehrere Filmclips, die das zeigen. Das ist allerdings leider nichts Neues, es ist ein Muster, dass Russland, das bei einer großen Zahl an Anlässen verwendet hat“, fügte Paasikivi hinzu. Die Genfer Konventionen verbieten den Einsatz von Brandwaffen überall dort, wo Zivilisten zu Schaden kommen können.

Deal mit „Putins Bluthund“: Prigoschin will Bachmut aufgeben und Wagner-Gruppe abziehen

Überblick vom 6. Mai: Kiew/Moskau/Bachmut – Erst vor wenigen Tagen kündigte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin an, dass er seine Truppen aus der seit Monaten umkämpften Kleinstadt Bachmut abziehen werde. Nun erklärte der Söldner-Boss, die bislang eroberten Stellungen seiner Söldner an die Truppen des Tschetschenen-Führers Ramsan Kadyrow übergeben zu wollen. Das berichtet die Ukrainska Pravda unter Berufung auf Prigoschins Pressedienst.

„Ich bin Ramsan Achmatowitsch dankbar, dass er sich bereit erklärt hat, unsere Position in Bachmut einzunehmen, und dass er höchstwahrscheinlich in der Lage ist, alles zu bekommen, was er dazu braucht“, hieß es in einem Statement. Weiter behauptete der Finanzier der Wagner-Gruppe, dass er bereits in Kontakt mit Kadyrows Vertretern stehe. Kadyrow herrscht seit 2007 über die russische Teilrepublik Tschetschenien, gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten und wird daher auch „Putins Bluthund“ genannt.

News zum Ukraine-Krieg: Wagner-Chef Prigoschin will Truppen angeblich austauschen

Prigoschin klagte in der Vergangenheit immer wieder über Munitionsmangel und attackierte die russische Militärführung – insbesondere Verteidigungsminister Sergei Schoigu sowie Waleri Gerassimow, Generalstabs der russischen Streitkräfte, sind für den 61-Jährigen ein beliebtes Angriffsziel.

Angeblich sollen die Wagner-Truppen am 10. Mai, dem kommenden Mittwoch, abgezogen werden. Dann sollen Kadyrows Kämpfer übernehmen. Ob dahinter tatsächlich die Wahrheit oder bloß russisches Kalkül steigt, wird die kommende Woche zeigen. (nak)


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