Ukraine-News: Ukraine bietet Deutschland Lieferung von Atomstrom an

Der ukrainische Energieminister German Galuschenko hat Deutschland die Lieferung von Atomstrom angeboten. Seit dem 16. März habe die Ukraine ihr Energienetz mit dem Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber synchronisiert; „damit kann die Ukraine zum Outsourcer von Strom für Deutschland werden“, schrieb Galuschenko in einem Gastbeitrag für die „Wirtschaftswoche“. Dadurch entstehe „eine Art Versicherungspolster in Zeiten witterungsbedingt rückläufiger Erzeugung aus Solar- und Windkraftanlagen“.

Deutschland und die Ukraine könnten dabei von den unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen profitieren. Der Zeitunterschied zwischen Kiew und Berlin betrage eine Stunde, womit sich auch die Stromverbrauchsspitzen der beiden Länder um eine Stunde unterscheiden würden, schrieb Galuschenko weiter. Dies ermögliche es Deutschland, „ukrainischen Strom billiger einzukaufen, wenn die Nachfrage nach ihm zurückgeht oder es einen erheblichen Überschuss an grüner Erzeugung gibt“. Die Ukraine wiederum könne deutsche Windenergie in Überschusszeiten kaufen.

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Die Abkehr von russischer Energie sei für Deutschland „eine gigantische Herausforderung“, und sie werde „immer drängender“, schrieb der Minister weiter. „Doch die Ukraine kann Deutschland bei dieser Herkulesaufgabe unterstützen.“ Die Kernenergie macht in der Ukraine laut Minister mit mehr als 50 Prozent einen zentralen Bestandteil der kohlestofffreien Energieerzeugung aus.

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Alle Entwicklungen im Liveticker:

22:00 Uhr – Moskau: Mögliche EU-Erweiterung ist gegen Russland gerichtet

 Das russische Außenministerium sieht in der Entscheidung für einen möglichen EU-Beitritt der Ukraine und der Republik Moldau eine gegen Moskau gerichtete Politik. Die Europäische Union setze damit ihre Linie fort, in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zum Zweck der Eindämmung Russlands weiter vorzudringen, teilte Sprecherin Maria Sacharowa in Moskau mit.

„Dabei werden alle Mittel eingesetzt, vom finanziellen und wirtschaftlichen Druckmittel bis zur militärischen Unterstützung.“ Sacharowa erklärte, die EU habe zudem die sonst strengen Kriterien für einen Beitritt wie Korruptionsbekämpfung, Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit der Justiz beiseitegeschoben.

19:09 Uhr – Ukrainische Truppen und Zivilisten noch in Sjewjerodonezk verschanzt

Trotz der Grundsatzentscheidung Kiews, das schwer umkämpfte Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine aufzugeben, hängen in der früheren Großstadt immer noch regierungstreue Truppen, aber auch Zivilisten fest. Das geht aus dem Lagebericht des Generalstabs und aus Aussagen der Kreisverwaltung hervor. Die russischen Truppen „haben Sturmaktivitäten in der Industriezone von Sjewjerodonezk durchgeführt“, teilte der Generalstab mit. Laut dem Chef der Kreisverwaltung, Roman Wlassenko, wird der Abzug der ukrainischen Truppen noch einige Tage in Anspruch nehmen.

19:00 Uhr – Ukraine rechnet mit mindestens zehn Jahren für Minenräumung

Nach einem Ende des Ukraine-Kriegs wird es nach Einschätzung der Katastrophenschutzbehörde in Kiew mindestens zehn Jahre dauern, bis das gesamte Land und seine Gewässer von Minen und anderen Sprengkörpern befreit sind. Das sei eine optimistische Prognose, sagt ein Behördensprecher vor Journalisten. „Stellen Sie sich nur einmal die Zahl der Bomben vor, die der Feind auf uns abgeworfen hat.“ Es sei der Ukraine bisher gelungen, auf rund 620 Quadratkilometern Tausende Sprengsätze zu räumen. Aber fast 300.000 Quadratkilometer seien weiterhin „verseucht“. Das sei etwa die Hälfte des ukrainischen Territoriums und entspreche ungefähr der Größe Italiens.

18:15 Uhr – Professor an russischer Universität verliert Job nach Kritik an Ukraine-Konflikt

Ein Professor an einer russischen Universität ist endgültig entlassen worden, nachdem er den russischen Militäreinsatz in der Ukraine kritisiert hatte. Seine Klage auf Wiedereinstellung sei abgewiesen worden, erklärte der Rechtswissenschaftler Roman Melnitschenko am Freitag auf Facebook. Er hatte sich zu Beginn der Offensive Ende Februar im Internet kritisch dazu geäußert und unter anderem ein Video vom Tod eines Mädchens in einem Krankenhaus in Mariupol verbreitet.

Melnitschenko, dessen Eltern in der Ukraine leben, hatte die beanstandeten Einträge in den Online-Netzwerken auf Anweisung seines Arbeitgebers, der staatlichen Universität von Wolgograd, gelöscht. Mitte April wurde er dennoch entlassen. Die Universität nannte seine „Unmoral“ als Grund. Der 49-jährige Rechtswissenschaftler ging gerichtlich gegen die Entlassung vor – ohne Erfolg.

16:20 Uhr – Polen: Nato soll Landverbindung nach Litauen stärker schützen

Polen und die baltischen Staaten fordern nach Angaben des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki eine Verstärkung der Nato-Kräfte in der sogenannten Suwalki-Lücke. Die zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Belarus gelegene Landverbindung von Polen nach Litauen solle stärker geschützt werden, sagt Morawiecki in Brüssel.

15:57 Uhr – Scholz mahnt schnelle institutionelle Reformen in der EU an

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für schnelle institutionelle Reformen in der EU ausgesprochen. Dies sei notwendig, wenn die EU in einigen Jahren aufnahmefähig für weitere Länder sein wolle, sagte Scholz nach Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel. Die EU dürfe nötige Reformen deshalb nicht verschleppen.

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Alle 27 Mitgliedstaaten seien sich einig gewesen, dass die EU im jetzigen Zustand keine weiteren Länder aufnehmen könne. Scholz hatte mehrfach die Abschaffung der Einstimmigkeit etwa bei Entscheidungen in der Außenpolitik gefordert. Der Kanzler sprach sich erneut für eine Beitrittsperspektive der sechs Westbalkan-Staaten aus. Die EU gab zudem der Ukraine und Moldau einen Kandidatenstatus und stellte ihn für Georgien in Aussicht.

15:29 Uhr – Ukraine gibt wochenlangen Kampf um Sjewjerodonezk auf

Die ukrainischen Streitkräfte haben den wochenlangen Kampf um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk im Donbass aufgegeben. Dort sei der Rückzug der ukrainischen Truppen angeordnet worden, teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Onlinedienst Telegram mit. Die Stadt, die bereits seit Tagen größtenteils unter russischer Kontrolle stand, liege praktisch „in Trümmern“ wegen der Dauerbombardierungen durch die russischen Truppen, erklärte Hajdaj. „90 Prozent der Stadt sind beschädigt, 80 Prozent der Häuser werden abgerissen werden müssen.“

15:01 Uhr – Zwei Prozent der Firmen haben Flüchtlinge aus Ukraine beschäftigt

Nur zwei Prozent der Betriebe in Deutschland haben einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge bis Ende Mai Geflüchtete aus der Ukraine eingestellt. Die meisten Flüchtlinge seien in der Gastronomie, auf dem Bau und im Handel untergekommen, heißt es in einer Mitteilung des IAB. Das Institut hatte Betriebe im Zeitraum zwischen 2. und 20. Mai befragt.

Knapp zwei Drittel der befragten Betriebe hätten angegeben, dass die Qualifizierung der Bewerber für ihre Bedürfnisse ausreichend gewesen sei, etwa ein Drittel sah das nicht in ausreichendem Maß als gegeben an. Wichtig war den Betrieben in 70 Prozent der Fälle, dass die Ukrainerinnen zumindest eine Aufenthaltsgenehmigung von einem Jahr vorweisen konnten. Dies sei nötig, um Mehraufwendungen zum Start über die Zeit kompensieren zu können.

Die Erhebung kam im Zuge der monatlichen Studie „Betriebe in der Covid-19-Krise“ zustande. Im Rahmen der Studie befragt das IAB jeden Monat 2000 Betriebe.

14:09 Uhr – Ukraine: Russische Truppen wollen Lyssytschansk einkesseln

Die russischen Streitkräfte versuchen nach ukrainischen Angaben die umkämpfte Stadt Lyssytschansk einzukesseln. Auch in der benachbarten Zwillingsstadt Sjewjerodonezk griffen die Russen weiter an und versuchten, die vollständige Kontrolle zu erlangen, sagt ein Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums.

Er wollte sich nicht zu Angaben des Gouverneurs der Region Luhansk äußern, wonach die ukrainischen Truppen aus Sjewjerodonezk abgezogen werden müssten und dass sie angewiesen worden seien, neue Stellungen einzunehmen. Die Informationen seien für die Öffentlichkeit „nicht zugänglich“, sagt er dazu.

13:46 Uhr – Lawrow wirft EU und Nato Kriegsvorbereitungen vor

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat der Europäischen Union und der Nato vorgeworfen, Kräfte zu einem Krieg gegen Russland zu bündeln. „Wir machen uns wenig Illusionen darüber, dass sich die derzeitige russenfeindliche Aufgeladenheit der EU auf absehbare Zeit und – um ehrlich zu sein – auch langfristig irgendwie auflösen oder ändern wird“, sagte Lawrow bei einem Besuch in der ehemaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan.

Zudem verwies er nach einem Bericht der Agentur Ria Nowosti darauf, dass Nazi-Deutschland unter Adolf Hitler zu Beginn des Zweiten Weltkriegs andere europäische Länder zum Angriff auf die Sowjetunion um sich versammelt habe. Lawrow fügte hinzu: „Jetzt stellt auch die EU zusammen mit der Nato eine solche moderne Koalition zusammen für einen Kampf und letztendlich für einen Krieg gegen die Russische Föderation. Wir werden das alles sehr aufmerksam beobachten.“

Zum Beschluss des EU-Gipfels, der Ukraine den Status eines EU-Kandidaten zu geben, sagte Lawrow, dies bedeute für Russland keine Bedrohung. Die EU sei im Unterschied zur Nato kein militärisches Bündnis. Russland führt seit Ende Februar Krieg gegen das Nachbarland Ukraine.

13:35 Uhr – Selenskyj: Ukraine kein Puffer zwischen Westen und Russland

Nach dem Erhalt des EU-Kandidatenstatus hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von einem Wendepunkt für sein Land gesprochen. „Die Ukraine ist keine Brücke, kein Polster zwischen dem Westen und Russland, kein Puffer zwischen Europa und Asien, keine Einflusssphäre, keine graue Zone, kein Transitland“, sagte der 44 Jahre alte Staatschef in einer Videoansprache. Die Ukraine sei ein „zukünftiger gleichrangiger Partner für mindestens 27 EU-Länder.“ Die Ukraine sei kein „Drittland“ mehr, sondern werde Mitglied der Europäischen Union.

Im selben Video sprach Parlamentschef Ruslan Stefantschuk davon, dass diese Entscheidung die Geschichte ändern werde. Der 46-Jährige sagte: „Wir können die Geografie nicht ändern. Russland wird weiter unser Nachbar bleiben.“ Doch habe die Geschichte in diesem Fall die Geografie besiegt.

Regierungschef Denys Schmyhal betonte anschließend die neuen Perspektiven der Ukraine durch ihren Status als Beitrittskandidat: Kiew erhalte nun „Zugang zu neuen finanziellen Hilfsprogrammen der EU“. Der 46-Jährige weckte Hoffnungen auf neue Investitionen und Arbeitsplätze. „Von nun an wird unser Staat nicht nur die europäische Erfahrung übernehmen, sondern kann auch Einfluss auf die Industriepolitik der Europäischen Union nehmen“, unterstrich er. Der Integrationsprozess der Ukraine sei unumkehrbar.

13:03 Uhr – Ehemalige Merkel-Vertraute räumen Fehler in der Energiepolitik ein

Politiker und hohe Beamte der Regierungen von Ex-Kanzlerin Angela Merkel äußern sich gegenüber dem „Spiegel“ überraschend selbstkritisch zur Energie- und Russlandpolitik der vergangenen Jahre. So berichtet Rainer Baake, einst Staatssekretär im Wirtschaftsministerium: „Eine sicherheitspolitische Diskussion über eine gefährliche Abhängigkeit von Russland und eine Erpressbarkeit im Kriegsfall hat es meines Wissens nie gegeben.“ Im Nachhinein sei das ein Fehler gewesen.

Auch Merkels langjähriger Außenpolitikberater Christoph Heusgen kann sich nicht erinnern, in seiner Zeit an Merkels Seite jemals die hohen Prozentzahlen zum russischen Anteil am deutschen Gasimport gesehen zu haben. Im Kanzleramt hätten diese Zahlen, soweit er wisse, nie eine Rolle gespielt. Man müsse sich schon den Schuh anziehen, zu sorglos gewesen zu sein, sagte Heusgen.

Peter Altmaier, der Merkel in allen Kabinetten seit 2005 als Minister diente, räumt ebenfalls Versäumnisse ein. Zwar habe er sich spätestens seit dem Einmarsch Russlands in Georgien 2008 keinerlei Illusionen gemacht, wozu Putin fähig sei: zu brutaler Gewalt. Aber niemand sei bei der Energieversorgung bereit gewesen, „die Milliardenkosten für mehr Absicherung zu zahlen: nicht wir Politiker, nicht die Vorstände und nicht die Bürger“.

12:51 Uhr – Russland kündigt Antwort auf „feindliche Handlungen“ der USA an

Russland hat den USA „feindliche Handlungen“ vorgeworfen und Gegenmaßnahmen angekündigt. Die USA betonten zwar stets ihr Interesse an der Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, in Moskau. „Auf der anderen Seite kommt man nicht umhin festzustellen, dass solche Äußerungen durch immer feindlichere Handlungen der amerikanischen Seite durchkreuzt werden.“

Sacharowa behauptete, dass die – zu Moskaus Ärger – vom EU-Land Litauen verhängten Transitbeschränkungen für Russlands Ostsee-Exklave Kaliningrad auf „offensichtliche Anregung und Vorgabe“ der USA erlassen worden seien. Erneut verwies sie darauf, dass einem Flugzeug mit ausgewiesenen russischen Diplomaten in Washington die Starterlaubnis verweigert werde. Das US-Außenministerium hatte diese Darstellung bereits zurückgewiesen.

Ebenso wie die EU haben auch die USA nach Russlands Angriff auf die Ukraine Ende Februar weitreichende Sanktionen verhängt. Insgesamt gebe es allen Grund zur Annahme, dass die USA „aus einer Position der Stärke heraus“ mit Russland zu sprechen versuchten, kritisierte Sacharowa. „Wir werden entsprechende Schlussfolgerungen ziehen und notwendige Maßnahmen ergreifen“, sagte sie. Details nannte sie nicht.

12:01 Uhr – Bundesregierung: Russland-Sanktionen wirken und werden stärker

„Die Wirkung der Sanktionen baut sich sogar auf mit der Zeit“, sagt ein Sprecher der Bundesregierung in Berlin. Bislang wirkten die Sanktionen gegen Russland. Das russische Bruttoinlandsprodukt gehe zurück und die dortige Inflation sei noch höher als bei uns.

10:50 Uhr – Russische Truppen erobern ukrainische Siedlungen bei Lyssytschansk

Im ostukrainischen Gebiet Luhansk haben russische und prorussische Kämpfer eigenen Angaben zufolge die Siedlungen Hirske und Solote erobert. Die Luhansker Separatisten zeigten am Freitag das Hissen einer sowjetischen Flagge auf dem Gebäude der Stadtverwaltung von Solote, das südlich der umkämpften Großstadt Lyssytschansk liegt. Eine Bestätigung der ukrainischen Seite gab es zunächst nicht.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass russische Truppen das Gebiet rund um die beiden Siedlungen eingeschlossen haben. Unklar blieb, ob zumindest Teile der ukrainischen Einheiten sich rechtzeitig zurückziehen und somit retten konnten.

10:24 Uhr – Widerstand gegen russische Besatzung: Mann in Südukraine getötet

Im südukrainischen Gebiet Cherson ist ein Mitarbeiter der russischen Besatzungsverwaltung bei einem Anschlag getötet worden. Russischen Medienberichten vom Freitag zufolge detonierte eine Bombe im Auto des Mannes. Details waren zunächst nicht bekannt. In dem besetzten Gebiet kam es in den vergangenen Tagen mehrfach zu Anschlägen auf ukrainische Überläufer.

Angaben des Chefs des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, zufolge war etwa am Mittwoch der Parlamentsabgeordnete Olexij Kowaljow Ziel eines Anschlags geworden. Der 33-Jährige war Ende April aus der Fraktion der ukrainischen Präsidentenpartei wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit den russischen Besatzern ausgeschlossen worden. Über seinen Verbleib wurde nichts bekannt.

10:14 Uhr – Baerbock bezeichnet globale Nahrungsmittelkrise als „Tsunami“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Russland vorgeworfen, den Hunger in der Welt „ganz bewusst als Kriegswaffe“ einzusetzen. Russland „nimmt die ganze Welt als Geisel“, sagte Baerbock am Freitag vor Beginn einer internationalen Ernährungskonferenz in Berlin. 345 Millionen Menschen weltweit seien derzeit von Nahrungsmittelknappheit bedroht, die Hungerkrise baue sich „wie eine lebensbedrohliche Welle vor uns auf“. Aber erst Russlands Krieg habe „aus dieser Welle einen Tsunami gemacht“.

Baerbock kritisierte, Russland versuche die Schuld an den explodierenden Nahrungsmittelpreisen „anderen in die Schuhe zu schieben“, doch das seien „Fake News“. Russland blockiere Häfen und beschieße Getreidespeicher; es gebe auch keine Sanktionen gegen russische Getreideexporte.

09:44 Uhr – Gouverneur von Luhansk: Russische Truppen rücken vor

Die russischen Truppen rücken nach Angaben des Gouverneurs der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, ohne Rücksicht auf Verluste auf das noch von ukrainischen Truppen gehaltene Verwaltungszentrum Sjwejerodonezk vor. „Die Russen rücken vor, ohne Munition oder Truppen zu sparen, und beides geht ihnen nicht aus“, sagte Hajdaj. „Sie haben einen Vorteil bei schwerer Artillerie und der Zahl der Soldaten.“

Ziel der russischen Angreifer sei, die ukrainischen Verteidiger zu umzingeln. Dabei würden sie alles niederbrennen. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums zogen sich ukrainische Soldaten aus einigen Gebieten nahe der Stadt Lyssytschansk zurück, um der Einkesselung zu entgehen. Der ukrainische Generalstab teilte mit, russische Truppen hätten die Dörfer Loskutiwka und Rai-Oleksandriwka eingenommen und versuchten, die Siedlung Syrotyne vor Sjewjerodonezk einzunehmen.

09:36 Uhr – London: Russische Luftwaffe dürfte Mangel an Personal haben

Die russische Luftwaffe dürfte nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten unter Personalmangel leiden. Das legten Äußerungen eines kürzlich in Gefangenschaft geratenen russischen Kampfflugzeug-Piloten nahe, der angab, im Dienst der Söldnertruppe Wagner zu stehen, hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Verteidigungsministeriums in London.

„Der Einsatz von bereits ausgeschiedenem Personal bei der engen Luftunterstützung, das nun bei Wagner unter Vertrag steht, zeigt, dass die russische Luftwaffe wahrscheinlich Schwierigkeiten hat, die Invasion in die Ukraine mit ausreichender Flugzeugbesatzung zu unterstützen“, hieß es in der Mitteilung.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund vier Monaten veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

04:31 Uhr – Ukrainische Politikerin warnt Flüchtlinge vor übereilter Rückkehr

Aus der Ukraine kommen Warnungen vor einer übereilten Rückkehr der etwa fünf Millionen Kriegsflüchtlinge, die in Europa aufgenommen wurden. „Es gibt zwei wesentliche Voraussetzungen: Wir müssen Mittel und Wege finden, die zerstörte Infrastruktur zumindest teilweise wieder aufzubauen. Und es braucht da, wo sie hingehen, ein funktionierendes Raketenabwehrsystem – so wie es jetzt mehr oder weniger für Kiew existiert“, sagte Olena Sotnyk, Beraterin von Vize-Regierungschefin Olha Stefanischyna, nach Gesprächen in Berlin.

Als weitere Voraussetzung nannte Olena Haluschka, Vorstandsmitglied der ukrainischen Organisation Anticorruption Action Centersei, die Räumung von Minen und versteckten Sprengfallen in Gebieten, die die ukrainische Seite von der russischen Armee wieder zurückerobert hat. Bei ihren Treffen mit deutschen Politikern hätten sie vor allem auf eine rasche Lieferung weiterer Waffen gedrungen, berichteten die beiden Frauen. Dass die von Deutschland versprochenen Panzerhaubitzen nun an der Front angekommen seien, bezeichneten sie als „Wendepunkt“.

Positiv äußerten sich die beiden Treffen mit Abgeordneten des Bundestags und Vertretern der Bertelsmann Stiftung über die Unterstützung aus Berlin für einen Status der Ukraine als EU-Beitrittskandidat. Der Kampf gegen Korruption in ihrer Heimat gehe trotz des Kriegs weiter, versicherte Haluschka. Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar seien neun Urteile ergangen und umgerechnet mehr als 14 Millionen Euro eingezogen worden.

02:00 Uhr – Ministerin Lemke: Privathaushalte müssen mit Gas versorgt bleiben

Nach Ausrufung der Gas-Alarmstufe hat Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke den Vorrang bestimmter Teile der Gesellschaft bei der Versorgung mit Gas betont. „Für mich ist besonders wichtig, dass in allen Stufen dieses Notfallplans die Versorgung von privaten Haushalten und sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern gesichert ist und sie besonders geschützt sind“, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Dafür stehe die gesamte Bundesregierung: „Für die Bundesregierung ist es zentral, dass die Energieversorgung in Deutschland gesichert bleibt.“

Nach der drastischen Verringerung der russischen Gaslieferungen hatte die Bundesregierung am Donnerstag die Alarmstufe im sogenannten Notfallplan Gas ausgerufen. Der Notfallplan für Deutschland hat drei Stufen: Die nun ausgerufene Alarmstufe ist die zweite nach der Frühwarnstufe. Die dritte wäre die Notfallstufe.

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01:50 Uhr – Oxfam fordert vor G7-Gipfel Übergewinnsteuer für größte Unternehmen

Vor dem G7-Gipfel ab Sonntag in Elmau fordert die Hilfsorganisation Oxfam die Einführung einer Übergewinnsteuer. Nötig sei ein „Aktionsplan gegen Hunger und Armut“, erklärte am Freitag der Leiter im Bereich Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland, Tobias Hauschild. Eine Sondersteuer auf „Extraprofite“ der größten Unternehmen in den G7-Staaten könnte nach Berechnungen der Organisation insgesamt 430 Milliarden Dollar (rund 409 Milliarden Euro) einbringen.

Die Situation ist laut Oxfam ernst: Die weltweiten Nahrungsmittelpreise erreichten vor dem Hintergrund es Ukraine-Kriegs zuletzt Rekordstände, hinzu kämen die Klimakrise und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese hätten die weltweite Ungleichheit und Armut weiter verschärft. In Ostafrika sterbe derzeit statistisch alle 48 Sekunden ein Mensch an den Folgen von Unterernährung.

01:23 Uhr – Verbrauchervertrauen in Großbritannien fällt auf Rekordtief

Das Verbrauchervertrauen in Großbritannien ist auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen vor 48 Jahren gefallen. Der entsprechende Index sei auf minus 41 im Juni nach minus 40 im Mai abgerutscht, teilte das Marktforschungsinstitut GfK am Freitag mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten einen unveränderten Wert erwartet. „Viele werden überrascht sein, dass der Index nicht noch weiter gefallen ist“, sagte Joe Staton von der GfK.

Er verwies etwa darauf, dass die Preise schneller stiegen als die Löhne. „Die Stimmung der Verbraucher ist derzeit düsterer als in der Anfangsphase der Coronavirus-Pandemie, nach dem Ergebnis des Brexit-Referendums 2016 und sogar zum Schock der weltweiten Finanzkrise 2008“, sagte er. „Und nun ist die Rede von einer drohenden Rezession.“

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01:00 Uhr – Özdemir rechnet mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen

Bundesernährungsminister Cem Özdemir erwartet weiter steigende Lebensmittelpreise und befürwortet deshalb Entlastungen für arme Haushalte hierzulande. Dem „Tagesspiegel“ sagte der Grünen-Politiker, der Höhepunkt bei den Preisen fürs Essen sei wohl noch nicht erreicht. Viele Hersteller müssten jetzt mehr Geld für Energie ausgeben und reichten das an die Kunden weiter. Eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse, wie es Sozialverbände fordern, fände er gut, „weil Konsumausgaben gerade bei Ärmeren eine große Rolle spielen und weil das auch ein Beitrag für eine gesunde Ernährung wäre“, sagte er. Aber er fürchte, dass es dafür derzeit keine Mehrheit in der Regierungskoalition mit SPD und der FDP gebe.

An diesem Freitag veranstalten sein Agrarministerium, das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium die Konferenz „Gemeinsam für globale Ernährungssicherheit“. Ein Thema sind Lösungen für blockierte Getreideausfuhren wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

00.24 Uhr – Großbritannien signalisiert Unterstützung bei Minenräumung

Der britische Premierminister Boris Johnson signalisiert eine Bereitschaft seines Landes, an der Räumung von Seeminen vor der Küste der Ukraine zu helfen. Er wolle zwar keine technischen und militärischen Einzelheiten nennen, sagt Johnson der Nachrichtenagentur Reuters während eines Besuchs in Ruanda. Allerdings könne aus den bereits erfolgten Maßnahmen geschlossen werden, „dass wir auf jeden Fall auf einer technischen Ebene mit ihnen sprechen, um bei der Minenräumung bei Odessa zu helfen“. Zu dem stehe Großbritannien mit Expertise für Unterstützung bei der Versicherung von Seefracht bereit.

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00:32 Uhr – Chef der Netzagentur fordert mehr Anstrengungen zum Energiesparen ein

Angesichts der angespannten Situation in der Gasversorgung hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, die Dringlichkeit des Energiesparens untermauert. In der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ machte der Behördenchef am Donnerstagabend deutlich, dass beim sogenannten Notfallplan Gas die dritte und letzte Stufe – die Notfallstufe – schwerwiegende Folgen hätte. Dann könnten Industriefirmen nicht mehr so viel Gas kaufen, wie sie wollten, sondern sie wären auf Zuteilungen der Netzagentur angewiesen. Für die Firmen wären die Konsequenzen „schrecklich und einschneidend“, sagte Müller. Energiesparen helfe, damit es gar nicht so weit komme.

Die Bundesregierung hatte am Donnerstag die zweite der drei Stufen ausgerufen, die Alarmstufe. Grund hierfür ist, dass Russland seine Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 deutlich vermindert hat. Ob und wann die nächste Stufe ausgerufen werden muss, ist unklar. Sollte dies kommen, wären private Haushalte zunächst nicht betroffen. „Wir würden private Haushalte so lange schützen, wie das irgendwie möglich wäre“, sagte Müller.

23:55 Uhr – Mehrheit der Deutschen für längere Nutzung der Atomkraft

Angesichts der hohen Energiepreise und der Probleme mit Gasimporten aus Russland findet eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger eine stärkere Nutzung von Kohle und Atomkraft sinnvoll. Im neuen ARD-„Deutschlandtrend“ gaben 56 Prozent der Teilnehmenden an, sie seien dafür, Kohlekraftwerke verstärkt zu nutzen, wie der WDR am Donnerstag in Köln mitteilte. Eine Mehrheit für diese Position gab es demnach bei Menschen über 50, bei Jüngeren dagegen nicht.

Einen Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke über das bisherige Ausstiegsdatum Ende 2022 hinaus befürworteten 61 Prozent der Umfrageteilnehmer und -teilnehmerinnen. Unter den Männern waren sogar 67 Prozent dafür, unter den Frauen lediglich 55 Prozent. Für den „Deutschlandtrend“ hatte das Meinungsforschungsunternehmen Infratest dimap am Dienstag und Mittwoch 1248 Wahlberechtigte befragt. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit plus/minus zwei bis drei Prozentpunkten angegeben.

Der Wirtschaftsflügel der CDU forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, einer Laufzeitverlängerung der verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland zuzustimmen. „Bevor Bürger im Kalten sitzen und Betriebe stillgelegt werden, muss die Bundesregierung über ihren Schatten springen. Dazu gehört auch eine Verlängerung der Laufzeit der Kernkraftwerke“, sagte die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU, Gitta Connemann.

In zwölf Wochen beginne die Heizperiode, warnte die CDU-Bundestagsabgeordnete. „Jetzt darf es keine Tabus mehr geben.“ Habeck „soll nicht erklären. Er muss handeln. Auch für den Mittelstand“. Connemann kritisierte, „die Halbwertzeit der Prognosen von Bundesminister Habeck wird immer kürzer“. Inzwischen spreche Habeck von einer Gaskrise. „Damit steht fest: jede Kilowattstunde zählt“, sagte die CDU-Politikerin.

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