Ukraine-News: Selenskyj – Keine Fortschritte bei Verhandlungen zur Getreideausfuhr

Ukraine räumt Verlust eines Vororts von Sjewjerodonezk ein +++ Selenskyj warnt vor noch heftigeren russischen Angriffen in der Ukraine +++ Militärexperten: Moskaus Artilleriestärke unzureichend für Offensive +++ Die Nachrichten zu Russlands Krieg in der Ukraine im stern-Ticker.

Tag 117 des Ukraine-Krieges: Die Kämpfe um das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine laufen mit unverminderter Härte weiter. Russland habe den Artillerieeinsatz verstärkt und mehr Angriffstruppen eingesetzt, um die Offensive im Donbass zu beleben, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zu Montag. Doch die ukrainischen Verteidiger hielten alle umkämpften Punkte wie Sjewjerodonezk, Lyssytschansk oder Awdijiwka.

Selenskyj sprach von schweren, aber auch geschichtsträchtigen Tagen, die dem Land bevorstünden. “Morgen beginnt eine wahrlich historische Woche, wenn wir von der Europäischen Union die Antwort zum Kandidatenstatus der Ukraine hören”, sagte Selenskyj. Eben wegen dieser Entscheidung werde Russland aber seine “feindlichen Handlungen demonstrativ verstärken” und dabei nicht nur die Ukraine, sondern auch andere europäische Länder ins Visier nehmen, warnte er.

Das russische Militär spricht unterdessen von einer positiven Entwicklung der eigenen Offensive. Am Sonntag nahmen die russischen Truppen nach eigenen Angaben Metjolkine ein, einen Vorort der einstigen Großstadt.

18.19 Uhr: Biden – Ukraine-Besuch bei anstehenden Reisen unwahrscheinlich

US-Präsident Joe Biden hat einen Besuch der Ukraine im Zuge der anstehenden Reisen nach Europa und in den Nahen Osten als “unwahrscheinlich” bezeichnet. Generell hänge eine solche Reise auch immer davon ab, ob sie Schwierigkeiten und Ablenkung für die Ukraine bringen würde, sagte Biden in Rehoboth Beach in seinem Heimatstaat Delaware. Dort verbrachte er das lange Wochenende – in den USA war Feiertag. Ende Juni nimmt Biden in Deutschland am Gipfel der G7-Staaten in Elmau teil, anschließend reist er nach Madrid zum Nato-Gipfel. Für Mitte Juli plant Biden eine Reise nach Israel und Saudi Arabien. “Und dann werde ich direkt nach Hause kommen”, sagte er.

17.43 Uhr: Selenskyj – Keine Fortschritte bei Verhandlungen zur Getreideausfuhr aus Ukraine

Die Verhandlungen zur Aufhebung der Blockade ukrainischer Häfen gestalten sich nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schwierig. “Wir führen komplexe Verhandlungen auf mehreren Ebenen, um die Blockade unserer ukrainischen Häfen aufzuheben. Aber es gibt noch keine Fortschritte”, sagte er in einer Videoansprache bei einem Treffen der Afrikanischen Union (AU). “Es wurde noch kein wirkliches Instrument gefunden, um sicherzustellen, dass Russland (die Häfen) nicht erneut angreift”, sagte Selenskyj.

Russland warf er vor, Afrika in dem Konflikt als “Geisel” zu nehmen. “Die weltweite Lebensmittel-Krise wird so lange dauern, wie dieser Kolonialkrieg andauert”, sagte der Staatschef. In den ukrainischen Häfen stecken derzeit Millionen Tonnen Getreide fest, die insbesondere für Afrika bestimmt sind. Wegen der Blockade durch die russische Flotte im Schwarzen Meer können sie nicht exportiert werden.

16.13 Uhr: Habeck berät mit Landesministern über Maßnahmen für weniger Gas

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat mit den Energieministern der Länder über Wege zur Reduzierung des Gasverbrauchs beraten. In der Schaltkonferenz machte Habeck zwar deutlich, dass die Versorgungssicherheit aktuell gewährleistet ist, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Aber die Lage sei ernst und erfordere weitergehendes Handeln. Bund und Länder hätten in der Sitzung bekräftigt, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung sei, um die Krise zu bewältigen. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte den Gasfluss durch die Ostseepipeline Nord Stream zuletzt deutlich verringert.

13.56 Uhr: Polen eröffnet neue Lkw-Abfertigungsstellen an Grenze zur Ukraine

Polen hat an einem Grenzübergang zur Ukraine fünf zusätzliche Abfertigungsstellen für Lkw eröffnet, um den Export von Getreide aus dem Nachbarland zu erleichtern. Dies sei eine Verdoppelung der Zahl der bisherigen Abfertigungspunkte, sagte der Kanzleichef des polnischen Ministerpräsidenten, Michal Dworczyk, am Grenzübergang Korczowa-Krakowiec. Die zusätzlichen Abfertigungsstellen würden dazu beitragen, dass sich die Staus und Wartezeiten für den Güterverkehr auf beiden Seiten der Grenze verringern würden. Der ukrainische Infrastrukturminister Olexandr Kubrakow sagte, dies diene auch der weltweiten Ernährungssicherheit.

Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt. Russland unterbindet in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide vor allem nach Nordafrika und Asien, ein Großteil davon im Hafen von Odessa. Polen und andere europäischen Länder arbeiten daran, die Kapazität von Landrouten zum Transport von ukrainischem Getreide auszuweiten. Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk sagte kürzlich, man strebe 1,5 Millionen Tonnen pro Monat an. 

13.53 Uhr: Ukraine verbietet pro-russische Partei

Die Ukraine hat das bereits per Dekret verhängte Verbot der pro-russischen Partei “Oppositionsplattform – Für das Leben” offiziell bestätigt. Die Justiz habe die Aktivitäten der Partei wegen “Verletzung der Souveränität” der Ukraine verboten, erklärte Justizminister Denys Maljuska. Demnach soll das gesamte Parteivermögen eingezogen werden. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Partei Mitte März wegen des russischen Angriffs bereits per Dekret verboten.

Der als enger Vertrauter von Russlands Staatschef Wladimir Putin geltende Geschäftsmann Viktor Medwedtschuk hatte die “Oppositionsplattform – Für das Leben” 2018 gegründet. Die Partei wurde offen von Russland unterstützt. 2019 zog sie als zweitstärkste Kraft hinter Selenskyjs Regierungspartei ins Parlament ein. Medwedtschuk war im April festgenommen worden, als er nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes das Land verlassen wollte.

13.49 Uhr: Moskau wirft Litauen Beschränkungen von Frachttransit nach Kaliningrad vor

Russland hat Litauen “offen feindselige” Beschränkungen des Bahn-Frachtverkehrs in die russische Exklave Kaliningrad im Zuge der EU-Sanktionen vorgeworfen. Sollte der Frachttransit zwischen Kaliningrad und dem Rest Russlands über litauisches Gebiet nicht rasch vollständig wiederhergestellt werden, behalte sich Russland “das Recht auf Handlungen zum Schutz seiner nationalen Interessen vor”, erklärte das Außenministerium in Moskau.

Demnach wurde der litauische Geschäftsträger in Moskau einbestellt, um gegen die “provokanten” und “offen feindseligen” Maßnahmen zu protestieren. Zuvor hatte der Kreml bereits von einer “beispiellosen” Entscheidung Litauens gesprochen, die gegen alle Grundsätze verstoße.

Litauen hatte in der vergangenen Woche angekündigt, den Bahntransport von unter die EU-Sanktionen gegen Russland fallenden Gütern zwischen Russland und Kaliningrad zu stoppen. Dazu gehören Kohle, Metalle, Baumaterial und Technologiegüter. Kaliningrad – das frühere ostpreußische Königsberg – liegt zwischen Litauen und Polen und hat keine direkte Landverbindung nach Russland. Angesichts wachsender Spannungen zwischen Russland und dem Westen hatte Moskau nach eigenen Angaben atomwaffenfähige Iskander-Raketen in der Exklave stationiert.

13.20 Uhr: Russland wirft Ukraine Angriff auf Öl-Plattform vor der Krim vor

Russland hat den ukrainischen Streitkräften vorgeworfen, Ölförderplattformen vor der Krim unter Beschuss genommen zu haben. “Heute Morgen hat der Feind die Bohrplattformen von Tschernomorneftegas angegriffen”, erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Halbinsel, Sergej Aksionow, im Online-Dienst Telegram. Demnach wurden fünf von zwölf Menschen gerettet, drei seien verletzt. Es werde noch nach den anderen gesucht. Aksionow machte keine genaueren Angaben dazu, welche Plattformen betroffen seien. Das Unternehmen Tschernomorneftegas beutet mehrere Gas- und Ölfelder im Schwarzen und im Asowschen Meer vor der Küste der Krim aus. Es ist der erste gemeldete Angriff auf Offshore-Öl-Infrastruktur der Krim seit Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine Ende Februar.

13.13 Uhr: Kreml zu Gas – “Russland bleibt maximal zuverlässiger Lieferant”

Ungeachtet deutlich gedrosselter Gaslieferungen nach Deutschland hat Russland seine Rolle als verlässlicher Energieversorger betont. “Russland bleibt ein maximal zuverlässiger Lieferant”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Er bekräftigte einmal mehr, dass die Ursache der derzeitigen Lieferreduktion Verzögerungen bei Reparaturarbeiten und fehlende Turbinen seien. “Das ist eine menschengemachte Krise. Sie ist von der EU erschaffen worden”, sagte Peskow.

Der russische Staatskonzern Gazprom hatte den Gasfluss durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 in den vergangenen Tagen deutlich verringert und die Probleme als Folge westlicher Sanktionen dargestellt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hingegen vermutet hinter der Entscheidung politisches Kalkül Moskaus. “Es ist offenkundig die Strategie von (Kremlchef Wladimir) Putin, uns zu verunsichern, die Preise in die Höhe zu treiben und uns zu spalten”, sagte er kürzlich. “Das lassen wir nicht zu.”

13.07 Uhr: Erstmals in Deutschland Immobilien von Russen beschlagnahmt

In Deutschland sind zum ersten Mal auf Grundlage der Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs in der Ukraine Immobilien beschlagnahmt worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft München I mit. Gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt habe die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit Sanktionen gegen zwei russische Staatsbürger wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine drei Wohnungen in München beschlagnahmt. Zudem erfolgte die Beschlagnahme des Bankkontos, auf dem die Mietzahlungen von monatlich insgesamt rund 3500 Euro eingingen, heißt es in einer Pressemitteilung

Es handele sich nach derzeitigem Kenntnisstand bundesweit um den ersten Fall, bei dem nicht nur Vermögenswerte aufgrund der Sanktionen “eingefroren”, sondern tatsächlich Immobilien beschlagnahmt wurden. Obwohl es bisher keine vergleichbaren Fälle gebe und auch keine Rechtsprechung vorliege, sei die Beschlagnahme nach Auffassung der Staatsanwaltschaft München I möglich. Der Schritt sei durch einen am Montag vollzogenen Eintrag im Grundbuch wirksam geworden. Die Mieter der Wohnungen dürften dort wohnen bleiben, ihre Mieten müssten sie nun aber an das Amtsgericht München anstelle der Besitzer zahlen. 

Einer der Beschuldigten ist Mitglied der Staatsduma der Föderationsversammlung der Russischen Föderation. Bei der zweiten Beschuldigten handelt es sich um dessen Ehefrau mit gemeldetem Wohnsitz in München. Beide seien gemeinsam Eigentümer zweier Wohnungen in München und erzielten hieraus auch nach Wirksamwerden der Sanktionierung des beschuldigten Duma-Mitglieds weiterhin “sanktionsrechtswidrig Einnahmen” aus der Vermietung der Wohnungen. Die Ermittlungen ergaben, dass die Ehefrau auch aus der Vermietung einer dritten Wohnung in München laufend Mieteinnahmen kassierte. Gegen beide Beschuldigte, deren Namen nicht genannt wurden, bestehe der Verdacht von strafbaren Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz, so die Staatsanwaltschaft.

12.55 Uhr: Laut Krim-Chef attackiert Kiew Gasförderplattformen im Schwarzen Meer

Die ukrainische Küstenverteidigung hat prorussischen Angaben zufolge schwimmende Gasförderplattformen im Schwarzen Meer mit Raketen angegriffen. “Zum jetzigen Zeitpunkt sind fünf Menschen gerettet worden, drei davon sind verletzt”, sagte Krim-Chef Sergej Aksjonow in einem im Nachrichtendienst Telegram veröffentlichten Video. Nach weiteren Menschen werde mit Rettungsschiffen gesucht. Insgesamt befanden sich demnach zwölf Arbeiter auf den Plattformen. Zuvor hatte der ukrainische Parlamentsabgeordnete Olexij Hontscharenko von Raketenschlägen gegen die Förderplattformen berichtet. Das ukrainische Militär kommentierte den Vorgang zunächst nicht.

12.49 Uhr: EU-Chefdiplomat rechnet mit Deal zu Getreideexporten aus der Ukraine

Das Problem der in der Ukraine blockierten Getreideexporte wird nach Einschätzung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell gelöst werden. “Wir kommen voran und (…) ich bin mir sicher, dass die Vereinten Nationen am Ende eine Einigung erzielen werden”, sagte der Spanier bei einem EU-Treffen zu den Verhandlungen insbesondere mit Russland und der Ukraine. Es sei unvorstellbar, dass Millionen Tonnen Weizen in der Ukraine noch immer blockiert seien, während im Rest der Welt Menschen Hunger litten.

Zum Zeitpunkt einer möglichen Einigung sagte Borrell, er könne sich nicht vorstellen, dass es noch viel länger dauern werde. Wenn doch, werde Russland dafü3r verantwortlich sein. Die Blockade von Getreideexporten sei ein “echtes Kriegsverbrechen”. Man dürfe den Hunger von Menschen nicht als Kriegswaffe missbrauchen.

11.34 Uhr: Ukrainischer Top-Schwimmer Romantschuk – “Wir verteidigen ganz Europa”

Für Michailo Romantschuk geriet nach seinem starken WM-Rennen über 800-Meter-Freistil der Krieg in der ukrainischen Heimat schnell wieder in den Vordergrund. Mit emotionalen Worten sprach der Top-Schwimmer in den Katakomben der Budapester Duna Arena über die russische Invasion. “Wir verteidigen nicht nur die Ukraine, wir verteidigen ganz Europa”, sagte der zweimalige Olympia-Medaillengewinner von Tokio. “Ich weiß, dass mehr als zehn Sportler während des Krieges gestorben sind. Wenn Leute sagen, Sport ist nicht Politik, ist das nicht richtig. Sport ist die größte Politik.”

Romantschuk hatte sich als Vorlaufschnellster direkt vor seinem Freund Florian Wellbrock für das Finale an diesem Dienstag qualifiziert. Wegen des Krieges trainieren die beiden zusammen in Magdeburg. “Vielen Dank an das deutsche Team und an Florian. Das hilft mir sehr. Es ist mir eine Freude, teil ihrer Gruppe zu sein”, sagte Romantschuk.

10.56 Uhr: EU-Außenminister beraten über Kandidatenstatus für Ukraine

Die Außenminister der Europäischen Union haben Beratungen über den Vorschlag der EU-Kommission aufgenommen, der Ukraine und Moldau den Status als Beitrittskandidaten zu verleihen. “Die EU ist bereit, Nachbarn aufzunehmen, die beitreten wollen”, sagte der Außenbeauftragte Josep Borrell am Rande des Luxemburger Treffens. Österreich knüpft seine Zustimmung beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag allerdings an Fortschritte im Beitrittsprozess der Westbalkanstaaen.

“Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt”, warnte der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg in Luxemburg. Sein Land erwarte “beim EU-Gipfel ein klares Signal Richtung Osten, aber auch Richtung Südosten”. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Ukraine und Moldau “auf der Überholspur” seien.

9.41 Uhr: Ukraine räumt Verlust eines Vororts von Sjewjerodonezk ein

Die ukrainischen Behörden haben den Verlust der Ortschaft Metjolkine, südöstlich des Verwaltungszentrums Sjewjerodonezk im Osten des Landes eingeräumt. “Die Kontrolle über Metjolkine nahe Sjewjerodonezk ist verloren”, teilte der Militärgouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, auf seinem Telegram-Kanal mit. Das russische Verteidigungsministerium hatte bereits am Sonntag die Eroberung der an Sjewjerodonezk angrenzenden Ortschaft gemeldet. Der ukrainische Generalstab sprach zu dem Zeitpunkt noch von einem Teilerfolg der Russen. 

Auch die Schwesterstadt von Sjewjerodonezk, Lyssytschansk, am Westufer des Flusses sei unter Beschuss geraten. Die Evakuierungsmaßnahmen in der Stadt für Zivilisten liefen. Harte Kämpfe gibt es laut Hajdaj zudem um die Vororte Toschkiwka und Ustyniwka..

9.17 Uhr: London – Schwächen russischer Luftwaffe entscheidend für Kriegsverlauf

Die Schwierigkeiten Russlands bei seinem Vormarsch in der Ukraine liegen nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten auch an den Schwächen seiner Luftwaffe. Es sei sehr wahrscheinlich, dass diese einer der wichtigsten Faktoren hinter den sehr begrenzten russischen Erfolgen seien, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Die Luftstreitkräfte hätten bisher bei ihren Manövern Risiken eher vermieden und keine Lufthoheit erlangen können. Dies habe den Druck auf die russischen Bodentruppen erhöht, die mittlerweile zunehmend erschöpft seien.

Nach Einschätzung der Briten verfügen die Russen zwar über kampffähige Flugzeuge, sind aber nicht entsprechend für moderne Luftwaffeneinsätze ausgebildet. Die russische Ausbildung bei der Luftwaffe habe sich mutmaßlich jahrelang stärker darauf konzentriert, hochrangige Militärs zu beeindrucken als dynamische Einsatzszenarien verschiedener Truppen zu trainieren, hieß es.

7.27 Uhr: Ein Verletzter bei erneutem Beschuss russischer Grenzregion

In der westrussischen Region Brjansk an der Grenze zur Ukraine ist ein Mann nach offiziellen Angaben durch Artilleriebeschuss verletzt worden. “Heute morgen wurde die Ortschaft Susemka durch die ukrainischen Streitkräfte beschossen”, teilte der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, in seinem Telegram-Kanal mit. Eine Person sei dabei “zu Schaden gekommen”, mehrere “Objekte” beschädigt worden. Beschädigt wurden ein Einfamilien- und zwei Mehrfamilienhäuser. Darüber hinaus wurde die Stromversorgung der Ortschaft teilweise lahmgelegt.

Russland, das im Februar den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, beklagt seit Wochen den Beschuss eigener grenznaher Regionen. In dem Zusammenhang ist die Formulierung von Bogomas pikant. “Der Beschuss erfolgte als Vergeltungsschlag”, die Feuerquelle sei aber schnell neutralisiert worden, schrieb der Gouverneur. Daraus folgt, dass zuvor die Ukraine von russischem Territorium aus beschossen wurde.

6.14 Uhr: Militärexperten – Moskaus Artilleriestärke unzureichend für Offensive

Russlands Überlegenheit bei der Artilleriebewaffnung reicht Militärexperten zufolge nicht für die Einnahme des Verwaltungszentrums Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine aus. “Russlands konzentrierte Artilleriekapazität gepaart mit wohl geschwächten Infanterieeinheiten bleibt unzureichend, um russische Fortschritte in Sjewjerodonezk zu erzielen”, heißt es in der jüngsten Analyse des Institute for the Study of the War (ISW) vom Sonntagabend. Russische Truppen kämpften zwar weiter um die Kontrolle der Stadt, hätten aber wenig Fortschritte am Sonntag gemacht.

Russland dürfte den Experten zufolge weiter versuchen, die ehemalige Großstadt einzukesseln und die dort verbliebenen ukrainischen Kräfte, die sich weitgehend im Chemiewerk Azot verschanzt haben, vom Nachschub abzuriegeln. Allerdings seien derzeit wenig Fortschritte bei diesem Vorhaben zu sehen. Zudem bereite Moskau eine Offensive auf Slowjansk vor. Der Raum Slowjansk-Kramatorsk gilt als Zentrum der ukrainischen Verteidigungskräfte im Donbass-Gebiet.

Nach Einschätzung des ISW behindert Moskau den Erfolg seiner Invasion selbst dadurch, dass es immer noch von einer “militärischen Spezialoperation” statt von einem Krieg spricht. Das hindere Russland an einer Mobilmachung, um weitere Kräfte zu generieren. Zudem fehle so dem Kreml die rechtliche Handhabe, um Soldaten zu bestrafen, die sich einem Einsatz verweigerten.

3.38 Uhr: Selenskyj warnt vor noch heftigeren russischen Angriffen in der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor noch heftigeren russischen Angriffen in der Ukraine. “Natürlich erwarten wir, dass Russland seine feindliche Aktivität in dieser Woche verstärkt”, sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner abendlichen Videobotschaft. Er ergänzte: “Wir bereiten uns vor. Wir sind bereit.”

Die Kämpfe gehen derweil vor allem im ostukrainischen Donbass mit voller Härter weiter. Die Ortschaften im Umkreis der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk stehen weiterhin unter intensivem russischem Beschuss. Die ukrainischen Streitkräfte erklärten am Sonntag, es sei ihnen gelungen, die Russen um Sjewjerodonezk zurückzudrängen. In einem Post im Online-Netzwerk Facebook verwies die ukrainische Armee auf einen Erfolg in der Gegend um Toschkiwka. Laut Kiew “stürmen” russische Kräfte hingegen in Richtung des Dorfs Orichowe.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, es habe ein Treffen hochrangiger ukrainischer Militärs mit Raketen angegriffen und dabei “mehr als 50 Generäle und Offiziere” getötet. Zudem sei durch russischen Beschuss in der Stadt Mikolajiw ein Gebäude zerstört worden, in dem vom Westen gelieferte Waffen gelagert gewesen seien, darunter zehn Haubitzen und rund 20 gepanzerte Fahrzeuge.

Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

2.38 Uhr: EU-Kommission – Deutlich mehr Vermögenswerte russischer Oligarchen eingefroren

In der EU und insbesondere in Deutschland sind auf Grundlage der Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in den vergangenen Monaten deutlich mehr Vermögenswerte russischer Oligarchen beschlagnahmt worden. Der Wert eingefrorener Vermögen habe sich “nahezu verdoppelt von 6,7 Milliarden Euro im April auf aktuell etwas mehr als 12,5 Milliarden Euro”, sagte ein Sprecher der EU-Kommission der Zeitung “Welt”  (Montag).

Demnach heißt es in Kreisen der EU-Kommission, der steile Anstieg der eingefrorenen Vermögen sei “maßgeblich” auf zahlreiche Vermögenswerte zurückzuführen, die in Deutschland ausfindig gemacht und gesperrt wurden. Derzeit seien die Vermögen von “mehr als 1100 Personen und Einrichtungen  eingefroren”, sagte der EU-Kommission weiter. 

0.37 Uhr Uhr: Von der Leyen rechnet fest mit EU-Kandidatenstatus für Ukraine

Kurz vor dem EU-Gipfel in Brüssel hat sich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen überzeugt geäußert, dass die Ukraine den Kandidatenstatus bekommen wird. “Ich gehe fest davon aus, dass wir einen positiven Bescheid kriegen, Unterstützung kriegen, die Weichen sind jetzt gestellt”, sagte von der Leyen am Sonntagabend in der ARD-Talksendung “Anne Will”. “Natürlich ist das eine historische Entscheidung, die auch der Europäische Rat jetzt treffen muss, aber die Vorbereitungen sind gut”, sagte sie und fügte hinzu: “Ich bin zuversichtlich.”

Die EU-Kommission hatte sich am Freitag dafür ausgesprochen, die Ukraine und Moldau offiziell zu Kandidaten für einen Beitritt zur Europäischen Union zu ernennen. Am Donnerstag und Freitag beraten die 27 EU-Staaten in Brüssel über diese Empfehlung – und auch über den Beitrittsantrag Georgiens, das aus Sicht der EU-Kommission für den Status erst noch Auflagen erfüllen muss. Die Mitgliedsländer haben bislang keine einheitliche Linie dazu. 

Von der Leyen betonte, die Entscheidung ihrer Behörde für den Kandidatenstatus der Ukraine sei gefallen aufgrund der Daten, Fakten und der Vorarbeit, die das Land in den vergangenen acht Jahren geleistet habe. “Die Ukraine hat enorme Schritte nach vorne gemacht in den letzten Jahren.” Allerdings: “Wir wollen noch mehr Reformen sehen.”



Bericht aus Moskau: EU-Beitritt der Ukraine ist nicht im Sinne von Russland

0.06 Uhr: RWE-Chef rechnet noch jahrelang mit hohen Gas- und Strompreisen

Der Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, rechnet nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch jahrelang mit hohen Gas- und Strompreisen. “Es wird vermutlich drei bis fünf Jahre dauern”, sagte der Manager der “Süddeutschen Zeitung” (Montag) zu den Energie-Engpässen in Deutschland. “Denn es braucht Zeit, bis neue Kapazitäten geschaffen sind und andere Staaten zusätzliche Energie liefern können.” Krebber begrüßte die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Kohlekraftwerke wieder hochzufahren, um dadurch Erdgas zu sparen. “Überall, wo man auf andere Energieträger umstellen kann, sollte das erfolgen.”

Die Drosselung von Gaslieferungen aus Russland wirke sich bereits aus. “Auch wir bekommen deutlich weniger als die vereinbarten Mengen”, sagt der RWE-Chef. Der Konzern, der Gas- und Kohlekraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden betreibt, müsse den Brennstoff nun “zu deutlich höheren und weiter steigenden Preisen kaufen”. Ein Weiterbetrieb der letzten Atomkraftwerke in Deutschland über Ende 2022 hinaus schloss Krebber aus. Allerdings setze RWE wie geplant auf die Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II im Rheinland. “Der planmäßige Tagebaufortschritt ist wichtig – vor allem, wenn wir uns auf Szenarien vorbereiten, in denen Gas gespart werden soll.”

rw / fs
DPA
AFP

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