Ukraine News ++ Russische Armee räumt Großteil des Gebiet Charkiw in der Ostukraine ++

Nach ukrainischen Gegenschlägen haben die russischen Truppen den Großteil des Gebiets Charkiw im Nordosten der Ukraine geräumt. Den am Sonntag vom Verteidigungsministerium in Moskau gezeigten Karten zufolge räumten die russsichen Einheiten den Norden des Gebiets an der Grenze zu Russland komplett und zogen sich auf eine Linie hinter die Flüsse Oskil und Siwerskyj Donez zurück. Kommentiert wurde der Rückzug nicht gesondert. Zuvor war von einer „Umgruppierung“ zur Verstärkung der Einheiten im Donezker Gebiet die Rede. Anfang der Woche hatte die russische Armee noch etwa ein Drittel des Charkiwer Gebiets kontrolliert.

Die ukrainische Armee hatte zu Beginn der Woche eine Gegenoffensive im Gebiet Charkiw begonnen und dabei massive Geländegewinne erzielt. Der ukrainische Generalstab bezifferte diese auf über 3000 Quadratkilometer. Russland hielt zuletzt rund ein Fünftel des Staatsgebietes einschließlich der Halbinsel Krim besetzt.

Nach ukrainischen Angaben befinden sich einige Verbände noch etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, sagte Militärchef Walerij Saluschnjy Medienberichten vom Sonntag nach hissten Einwohner in der Ortschaft Kosatscha Lopan, 30 Kilometer nördlich der Metropole Charkiw, die ukrainische Flagge.

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Auch weitere Ortschaften werden nach ukrainischen Angaben zurückerobert: „Die Befreiung von Ortschaften in den Distrikten Kupjansk und Isjum ist im Gang“, schrieben die ukrainischen Streitkräfte in einem Lagebericht am Sonntag. Mit einer massiven Gegenoffensive war es ihnen zuletzt gelungen, mindestens 30 Ortschaften in Charkiw zurückzuerobern.

Die russischen Streitkräfte wiederum greifen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums Stellungen der ukrainischen Truppen in der Region Charkiw präzise an. Die Angriffe erfolgten durch Luftlandetruppen, Raketen und Artillerie, teilt das Ministerium in sozialen Medien mit. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht unmittelbar möglich.

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Alle Entwicklungen im Liveticker:

14:22 Uhr – Russischer Gouverneur: „Tausende“ aus Region Charkiw nach Russland geflohen

Aus der ukrainischen Region Charkiw – Schauplatz der ukrainischen Gegenoffensive – sind nach russischen Angaben binnen 24 Stunden „Tausende“ Menschen nach Russland geflohen. „Das war nicht die einfachste Nacht, das war nicht der einfachste Morgen“, sagte der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, per Video im Onlinedienst Telegram. In den vergangenen 24 Stunden hätten „tausende Menschen die Grenze überquert“.

Die meisten Menschen, die in der Region Belgorod die Grenze überquert hätten, seien „in ihren eigenen Fahrzeugen zu ihren Verwandten“ in Russland gefahren, sagte Gladkow. Aktuell seien 1342 Menschen in 27 provisorischen Unterkünften in der Region untergebracht. Anders als in der Nacht gebe es inzwischen keine langen Warteschlangen mehr an der Grenze.

13:02 Uhr – Russische Truppen ziehen sich aus nördlichem Charkiw zurück

Nach erfolgreichen ukrainischen Gegenangriffen ziehen sich die russischen Truppen offenbar auch aus dem nördlichen Teil des Charkiwer Gebiets zurück. Medienberichten nach hissten Einwohner in der Ortschaft Kosatscha Lopan, 30 Kilometer nördlich der Metropole Charkiw, die ukrainische Flagge. Zuvor hatten die russischen Einheiten den knapp vier Kilometer von der russischen Grenze entfernten Ort verlassen, der zu Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar besetzt worden war.

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14:27 Uhr – Lawrow: Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab

Die russische Führung hat kurz nach einer schweren Niederlage des eigenen Militärs in der Ukraine Verhandlungen mit Kiew in Aussicht gestellt. „Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab, doch je länger der Prozess hinausgezögert wird, desto schwerer wird es, sich zu einigen“, sagte Außenminister Sergej Lawrow im Staatsfernsehen. Die Verhandlungen, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen das Nachbarland begannen, sind seit Monaten ausgesetzt.

Offiziell macht Moskau für den Verhandlungsstopp Kiew verantwortlich. Russland stellt für einen Frieden allerdings harte Bedingungen. So soll die Ukraine nicht nur auf einen Nato-Beitritt verzichten, sondern auch hohen Gebietsverlusten zustimmen. So hat Moskau die Abtretung der Gebiet Donezk und Luhansk gefordert. Weitere offizielle Forderungen des Kremls bestehen in einer „Entmilitarisierung“ und einer „Entnazifizierung“ der Ukraine.

12:35 Uhr – Vitali Klitschko bittet um Lieferung von Leopard-Panzern

Vitali Klitschko, bittet die Bundesregierung um die Lieferung von Leopard-Panzern. „Um unsere Soldaten besser zu schützen und auszustatten, braucht die Ukraine gerade jetzt dringend weitere Waffenlieferungen“, sagt er der „Bild“-Zeitung. „Aus Deutschland sind etwa Leopard-Panzer entscheidend, damit die Gegenoffensive zügig weitergehen kann. Meine Bitte an die deutsche Regierung ist: Liefert, was ihr könnt, um die russischen Soldaten aus unserem Land schnell zu vertreiben.“

Den Vormarsch der ukrainischen Armee vor allem im Osten wertet Klitschko als ersten großen militärischen Erfolg, der auch durch westliche Unterstützung ermöglicht worden sei. „Die ganze Welt kann sehen, dass die Zeit gekommen ist: Wir holen uns unser Land zurück! Das, was wir jetzt erleben, ist ein erster großer militärischer Erfolg, auch mit der Hilfe westlicher Waffen.“

12:10 Uhr – Ukraine schaltet Atomkraftwerk ab

Das seit Wochen von kriegerischen Handlungen betroffene Atomkraftwerk Saporischschja ist am frühen Sonntagmorgen nach ukrainischen Angaben vollständig abgeschaltet worden. Gegen 3.40 Uhr Ortszeit (2.40 Uhr MESZ) sei der letzte am Netz verbliebene Reaktor sechs „vom Stromnetz getrennt“ worden und produziere keinen Strom mehr, erklärte der staatliche ukrainische AKW-Betreiber Energoatom. Die „Vorbereitung zur Abkühlung“ laufe derzeit. Angriffe rund um das größte AKW Europas ließen zuletzt Befürchtungen über ein nukleares Desaster aufkommen.

Das von Planet Labs PBC zur Verfügung gestellte Foto zeigt eine Luftaufnahme des von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerks Saporischschja

Das von Planet Labs PBC zur Verfügung gestellte Foto zeigt eine Luftaufnahme des von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerks Saporischschja

Quelle: dpa/Planet Labs Pbc

„Im Falle einer erneuten Beschädigung der Übertragungsleitungen, die die Anlage mit dem Stromnetz verbinden – ein Risiko, das nach wie vor hoch ist – wird der Eigenbedarf des Kraftwerks durch Dieselgeneratoren gedeckt“, warnte Energoatom. Der staatliche Akw-Betreiber forderte erneut die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone um das Kraftwerk, da nur so die Sicherheit des Kraftwerks gewährleistet werden könne.

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02:48 Uhr – Ukrainischer Regierungschef wirft IWF mangelnde Unterstützung seines Landes vor

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mangelnde Unterstützung seines im Krieg befindlichen Landes vorgeworfen. Im Unterschied zu den USA und der Europäischen Union, die bei der Unterstützung der Ukraine führend seien, „beobachten wir beim IWF eine ziemlich passive Haltung“, sagte Schmyhal beim internationalen Forum Yalta European Strategy (YES) in Kiew.

Die Ukraine hatte im August beim IWF ein neues Hilfsprogramm beantragt. Wegen der russischen Invasion droht die Wirtschaft des Landes dieses Jahr um mehr als 30 Prozent zu schrumpfen. „Wir tun unser Bestes, wir haben ihnen die Dokumente übermittelt und wir rufen den IWF auf, seine Aktivitäten wirklich zu intensivieren“, sagte Schmyhal.

Ukrainischer Regierungschef Schmyhal in Berlin

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, r) begrüßt Denys Schmyhal, Ministerpräsident der Ukraine, Anfang September in Berlin

Quelle: dpa/Michael Kappeler

Die EU-Finanzminister hatten am Freitag bei einem informellen Treffen in Prag den Weg für eine neue Hilfstranche für die Ukraine frei gemacht. Die bewilligten fünf Milliarden Euro gehören zu einer sogenannten Makrofinanzhilfe für die Ukraine im Umfang von neun Milliarden Euro, die Brüssel im Mai angekündigt hatte. Nach Schmyhals Angaben soll die EU der Ukraine im Oktober einen Kredit in Höhe von drei Milliarden Dollar (2,98 Milliarden Euro) geben.

2:40 Uhr – Ukraine meldet Geländegewinne im Osten

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben weitere Geländegewinne in der östlichen Region Charkiw gemacht und die strategisch wichtige Stadt Kupjansk von der russischen Armee zurückerobert. Moskau sprach derweil am Samstag von einer „Neuaufstellung“ seiner Truppen: Soldaten würden aus dem Gebiet abgezogen, um weiter südlich die Truppen in der Region Donezk zu verstärken. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sicherte der Ukraine bei einem Besuch in Kiew anhaltende Unterstützung zu.

Russische Truppen seien in den vergangenen drei Tagen verlegt worden, um die „Bemühungen entlang der Donezk-Front zu verstärken“, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag. „Um die Ziele des militärischen Sondereinsatzes zur Befreiung des Donbass zu erreichen, wurde beschlossen, die in den Regionen Balaklija und Isjum stationierten russischen Truppen zu verlegen“, hieß es weiter. Nur einen Tag zuvor hatte Moskau noch eine Verstärkung seiner Truppen in der Region Charkiw angekündigt.

02:38 Uhr – Russland gibt wichtige Städte im Nordosten der Ukraine auf

In den Dörfern und Städten, die die ukrainischen Streitkräfte bei ihrem Vormarsch im Nordosten des Landes zurückerobert haben, haben Sicherheitskräfte damit begonnen, die Identitäten der Einwohner zu kontrollieren. „Wir müssen nun die Hilfe leisten, die die Menschen hier brauchen und dann die Verbrechen dokumentieren, die die russischen Invasoren begangen haben“, sagte der regionale Polizeichef Wolodymyr Tymoschenko. Reuters-Reporter berichten, sie hätten ausgebrannte Fahrzeuge mit dem „Z“-Symbol der russischen Armee gesehen. Außerdem lägen Munitionskisten und Müll in Stellungen verstreut, die die Russen offensichtlich in Eile aufgegeben hätten.

23:34 Uhr – Ukrainischer Außenminister: Wir brauchen mehr Waffen

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fordert im Kampf gegen Russland mehr Waffen. Die Gegenoffensive habe gezeigt, dass die Ukraine die Streitkräfte aus Moskau besiegen könne, sagte Kuleba bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Annalena Baerbock. Einige Verbündete seien am Anfang wegen des Risikos, Wladimir Putin zu verärgern, zögerlich gewesen, Kiew Waffen zu geben.

Die Ukraine höre dieses Argument aber nicht mehr. Die ukrainischen Streitkräfte hätten bewiesen, dass sie in der Lage seien, die russische Armee zu schlagen. Die Ukraine schaffe dies mit den Waffen, die dem Land geschickt worden seien. Je mehr Waffen die Ukraine erhalte, desto schneller werde sie gewinnen und der Krieg enden. Baerbock sicherte der Ukraine weitere militärische Hilfe zu, mit Blick auf die laufende Gegenoffensive schloss sie dabei auch die Lieferung von Kampfpanzern westlicher Bauart nicht aus.

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