Ukraine-News +++ Kanada schickt Gasturbine für Nord-Stream-Pipeline nach Deutschland +++

Der Weg für die Lieferung der in Kanada gewarteten Siemens-Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 ist frei. Die Regierung in Ottawa erklärte am Samstagabend, man werde eine Ausnahme von den Russland-Sanktionen machen und die Turbine nach Deutschland zurückschicken. Russland hatte eine Drosselung von Gaslieferungen durch die Pipeline unter anderem mit der fehlenden Turbine begründet.

Die Bundesregierung hatte indes betont, sie halte dies für vorgeschoben und sehe, dass Russland Gaslieferungen als politische Waffe einsetze. Russland wiederum hatte erklärt, die Gaslieferungen nach Europa würden wieder erhöht, wenn die in Kanada reparierte Turbine zurückkomme.

Die kanadische Regierung teilte am Samstag mit, man werde eine zeitlich begrenzte und widerrufbare Genehmigung für Siemens Canada erteilen, um die Rückführung reparierter Nord Stream 1-Turbinen nach Deutschland zu ermöglichen.

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Ohne die notwendige Versorgung mit Erdgas bekäme die deutsche Wirtschaft große Probleme und es bestehe die Gefahr, dass die Deutschen ihre Häuser im Winter nicht mehr heizen könnten, hieß es.

Ein Sprecher der Bundesregierung hatte zuletzt bereits von „positiven Signalen“ aus Kanada zur Rückführung der Turbine gesprochen. Die Regierung hat argumentiert, die Turbine sollte wieder eingesetzt werden, damit sich Russland nicht mehr auf ein technisches Problem berufen könne.

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Das wiederum hatte Kanada nicht behagt, weil Ottawa befürchtete, bei einer Lieferung der Turbine zu einer Verdichter-Station in Russland gegen westliche Russland-Sanktionen zu verstoßen. Deshalb war eine Lösung erwogen worden, bei der die Turbine zunächst nach Deutschland geliefert wird.

Die Kürzung der Gaslieferungen durch Nord Stream 1 hat zu Notmaßnahmen der Bundesregierung geführt. Sie sorgt sich unter anderem, dass die deutschen Gasspeicher bis zum Herbst nicht ausreichend gefüllt sein könnten, um auch Unternehmen, die auf Gas zur Produktion angewiesen sind, gut durch den Winter zu bringen.

Am Montag beginnen Wartungsarbeiten an der Pipeline, die zehn Tage dauern dürften. Wiederholt wurde die Befürchtung geäußert, Russland könnte danach noch weniger Gas oder auch gar keines mehr durch die Pipeline schicken.

Alle Entwicklungen im Liveticker:

10:20 Uhr – „Sicherheit kann es in Europa nur noch gegen, nicht mehr mit Russland geben“

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, hat eine neue Ostpolitik gefordert. „Sicherheit kann es in Europa nur noch gegen, nicht mehr mit Russland geben“, schrieb der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für die WELT AM SONNTAG. Eine neue europäische Sicherheitsarchitektur müsse auf militärische Abschreckung sowie auf die politische und wirtschaftliche Isolation Russlands bauen, forderte er.

„Mit Blick auf Russland brauchen wir mehr Realismus statt naives Wunschdenken“, schrieb Roth. Präsident Wladimir Putin habe aus dem Land eine imperialistische Macht gemacht. Roth wies dabei auch auf „eklatante Fehler“ seiner Partei in der Vergangenheit hin. „Die SPD ist zu Recht stolz auf Willy Brandts Ostpolitik der 70er-Jahre“, schrieb er. „Trotz aller historischen Verdienste dürfen wir uns angesichts der grundlegenden Veränderungen in der Welt nicht hinter Willy Brandt verstecken“, mahnte er.

Für ein Umdenken in der Ostpolitik sei es aber „mitnichten notwendig, sozialdemokratische Traditionslinien preiszugeben“, schrieb Roth. „Brandts Einsatz für Frieden und Entspannung war auch deshalb so erfolgreich, weil er von militärischer Stärke im Zeichen der nuklearen Abschreckung getragen wurde.“ Im Rahmen einer neuen Ostpolitik müssten Deutschlands östliche Nachbarstaaten stärker in die Russlandpolitik einbezogen werden, mahnte er. „Künftig kann es keinen deutschen Sonderweg mehr mit Russland geben, der zulasten unserer mittel- und osteuropäischen Partner geht“, schreibt Roth.

08:50 Uhr – Sechs Tote bei Angriff auf Wohngebäude nahe Donezk

Bei einem Raketenangriff in der Stadt Tschasiw Jar sind nach Angaben des Gouverneurs der Region Donezk sechs Menschen getötet worden. Eine russische Rakete sei am Samstagabend in ein fünfgeschossiges Wohngebäude eingeschlagen, schreibt Pawlo Kyrylenko auf Telegram.

Das Gebäude sei daraufhin eingestürzt. Dabei seien sechs Menschen getötet und fünf verletzt worden. Bewohner befürchteten, dass mindestens 34 Menschen in den Trümmern eingeschlossen seien.

05:53 Uhr – Von 300 Euro Energiepauschale bleiben im Schnitt nur 193 Euro

Bei der Auszahlung der Energiepauschale bekommen Beschäftigte im Schnitt lediglich 193 Euro netto statt 300 Euro. Das geht aus Berechnungen des Bundesfinanzministeriums hervor, die der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge vorliegen. Das Ministerium bezieht sich bei der Berechnung auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Demnach lag im vergangenen Jahr der Bruttojahresverdienst für Vollzeitbeschäftigte bei 54.304 Euro. „Unterstellt man keine weiteren Abzugsbeträge, ergäbe sich in diesem Durchschnittsfall ein Abzugsbetrag von 107 Euro auf die Energiepreispauschale“, heißt es in dem Schreiben.

Die Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro soll einen Ausgleich für die aktuell hohen Energiepreise schaffen. Beschäftigte sollen sie in den überwiegenden Fällen im September 2022 vom Arbeitgeber ausgezahlt bekommen. Die Pauschale ist Teil des von der Bundesregierung als Reaktion auf die hohen Energiepreise beschlossenen Entlastungspaket, zu dem unter anderem auch der Tankrabatt, das 9-Euro-Ticket und ein Kinderbonus in Höhe von 100 Euro gehören.

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05:16 Uhr – Landesregierungen und Landtage wollen Energie sparen

Die Landesregierungen und Landtage wollen ähnlich wie der Bundestag künftig sparsamer mit Energie umgehen. Viele Länder prüfen derzeit, Räumlichkeiten im Winter weniger stark zu beheizen und im Sommer die Klimaanlagen herunterzudrehen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat.

Im Landtag von Rheinland-Pfalz wird bereits gespart. Die Klimaanlage kühlt das Gebäude nur noch auf 24 Grad statt auf 21 Grad runter, wie ein Sprecher mitteilte. Der saarländische Landtag plant dagegen Sparmaßnahmen erst im Winter: Die Temperatur der Heizung solle dann von 22 auf 20 Grad gesenkt werden, hieß es. In Baden-Württemberg gibt es Überlegungen im Finanzministerium, die Büros der Landesbediensteten im Winter höchstens auf 18 Grad zu heizen. Der Ältestenrat des Bundestags hatte am Donnerstag Maßnahmen beschlossen, um Energie zu sparen.

Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) forderte, dass die öffentliche Hand genauso am Energieregler drehen müsse wie Privathaushalte und Unternehmen. „Die Funktionsfähigkeit der Behörden und der Arbeitsschutz müssen natürlich gewahrt bleiben, aber sonst sehe ich keine Tabus“, sagte er.

05:00 Uhr – Wander-Präsident: Benzinpreise werden Menschen vom Wandern überzeugen

Das Wandern könnte aus Sicht des Deutschen Wanderverbands auch nach der Corona-Pandemie eine Art Krisengewinner bleiben. Das Umweltbewusstsein, die zunehmende Sorge um das Klima und vor allem die steigenden Preise werden Menschen zunehmend in die Natur locken und das Wandern als Freizeittrend noch populärer machen, sagte der Präsident des Deutschen Wanderverbands, Hans-Ulrich Rauchfuß, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Es ist eine Tendenz, dass die Menschen zurück zur Natur gehen wollen, dass sie den Ausgleich suchen und die Vielfalt“, erklärte er. Rauchfuß zeigte sich überzeugt, dass die durch die Pandemie stark gestiegene Zahl von Wanderern auch ohne Corona-Einschränkungen auf hohem Niveau bleiben wird.

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+honorarpflichtig+++ WS Politik Außen APo ++ Ukraine, Siversk , Unter Beschuss, zu Text von Alfred Hackensberger , Foto: RICARDO GARCIA VILANOVA ++ Quelle: via Clemens Wergin von Alfred Hackensberger alfred.hackensberger.extern@welt.de +212624511654 EU: +49152087682851 ++ _DSF9249

03:52 Uhr – Ministerin Lemke will Verbraucher vor Strom- und Gassperren schützen

Für den Fall einer weiteren Zuspitzung der Energiekrise mit erheblich gestiegenen Preisen hält Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) ein Moratorium für Strom- und Gassperren für nötig. „Es kann passieren, dass die Bundesnetzagentur im absoluten Krisenfall Energieunternehmen erlaubt, gestiegene Preise trotz Preisgarantie an die Verbraucher weiterzugeben“, sagte Lemke der „Bild am Sonntag“. Sollte es dazu kommen, bräuchte es ein Moratorium für Strom- und Gassperren.

Einerseits müsse sichergestellt werden, dass die Versorger die Energieversorgung im Land aufrechterhalten können, sagte Lemke. „Und andererseits darf niemandem in solch einer Krisensituation der Strom oder das Gas abgestellt werden, weil er mit einer Rechnung in Verzug ist.“ Derzeit sei die Gasversorgung gesichert, allerdings müsse man sich auf „schwierige Zeiten“ im Winter einstellen, in denen Verbraucher besonderen Schutz benötigten.

Angesichts drohender Gasknappheit und hoher Energiepreise brachte der Städte- und Gemeindebund die Einrichtung von Wärmeräumen ins Spiel. „Da niemand genau sagen kann, wie dramatisch die Entwicklung sein wird, sollte auch überlegt werden, Wärmeinseln oder Wärmeräume vorzusehen, wo sich insbesondere ältere Menschen auch bei einem sehr kalten Winter aufhalten können“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Blatt.

02:38 Uhr – Städtetag fordert Schutzschirm für Stadtwerke

Angesichts der Gaskrise hat der Deutsche Städtetag einen besseren Schutz für die kommunalen Energieversorger gefordert. Der Bund müsse die Stadtwerke „unter den Schutzschirm für die Wirtschaft stellen“, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Und wir brauchen Bürgschaften und Kredite für betroffene Versorger sowie ein Insolvenzmoratorium, um die Pflicht zu Insolvenzanträgen auszusetzen.“

Der Oberbürgermeister von Münster betonte: „Die Stadtwerke versorgen Millionen Haushalte, Gewerbe und die Industrie vor Ort. Nahverkehr, kommunale Krankenhäuser, Müllabfuhr und Bäder hängen daran. Die Versorgungssicherheit darf nicht gefährdet werden.“ Die bevorstehende Wartung der Pipeline Nord Stream 1 und die Spekulationen über einen Stopp der russischen Gaslieferungen trieben die Preise immer weiter in die Höhe, warnte Lewe.

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01:03 Uhr – Verband befürchtet Überlastung an Schulen nach Sommerferien

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, befürchtet, dass nach den Sommerferien Schulen durch eine wachsende Zahl ukrainischer Schülerinnen und Schüler überlastet werden könnten. Die Schulpflicht für Kinder aus dem Ausland beginne spätestens nach sechs Monaten. „Dies bedeutet einen weiteren Zuwachs von ukrainischen Schülerinnen und Schülern in den Schulen, über die 140.000 hinaus, die sich bereits im System befinden“, sagte Beckmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag).

„Dieser erwartbare Anstieg trifft auf ein Bildungssystem, das durch jahrelange finanzielle Unterversorgung in dramatischer Weise personell geschwächt ist“, sagte Beckmann. „Lehrkräfte arbeiten seit Jahren am Limit und müssen dringend entlastet werden.“

Grundsätzlich sei es richtig, Schülerinnen und Schülern, die in Deutschland bleiben wollten, Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache zu unterbreiten, sagte Beckmann. Allerdings wollten viele Ukrainerinnen und Ukrainer möglichst schnell in ihre Heimat zurückkehren. „Diesen Menschen ist mit Deutschkursen wenig geholfen. Sie benötigen vielmehr Angebote und Strukturen, die ihnen helfen, an Bildungsangeboten aus der Ukraine teilzunehmen“, sagte Beckmann.

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DIESES FOTO WIRD VON DER RUSSISCHEN STAATSAGENTUR TASS ZUR VERFÜGUNG GESTELLT. [ST PETERSBURG, RUSSIA - JUNE 17, 2022: Russia's President Vladimir Putin looks on during a plenary session at the 2022 St Petersburg International Economic Forum (SPIEF) at the ExpoForum Convention and Exhibition Centre. Vladimir Smirnov/TASS Host Photo Agency]

Westliche Kriegsmüdigkeit

23:02 Uhr – Sportminister: 100 ukrainische Sportler im Krieg getötet

Nach Angaben des ukrainischen Sportministers Wadym Gutzeit sind seit Kriegsbeginn 100 ukrainische Athleten und Trainer entweder auf dem Schlachtfeld oder durch russischen Beschuss getötet worden. 22 seien von russischen Truppen gefangen genommen worden. Mehr als 3000 Athleten trügen derzeit Uniform, erklärte Gutzeit am Samstag auf Facebook.

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