Ein anvisiertes Treffen zwischen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und dem russischen Chefdiplomaten Sergej Lawrow in New York ist geplatzt. „Nachdem sie ihre Anfragen zu Verhandlungen mit Sergej Lawrow am Rande der UN-Vollversammlung gestellt und von der russischen Seite einen Terminvorschlag bekommen haben, sind die EU-Delegationen vom Radar verschwunden“, kritisierte die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Freitag auf ihrem Telegram-Kanal.
Dabei bezog sich die 46-Jährige offenbar auch auf ein angebahntes Gespräch zwischen Baerbock und Lawrow. Im Vorfeld der Generaldebatte in New York habe es Kontakte zwischen den Delegationen vor Ort gegeben. Es sei um die Möglichkeit eines Gespräch von Baerbock mit ihrem russischen Amtskollegen zur Sicherheit des Atomkraftwerks Saporischschja gegangen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dazu aus diplomatischen Kreisen. Das Treffen kam nicht zustande.
Das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine war in den letzten Wochen schwer umkämpft. Mehrfach wurde die Anlage getroffen, was international die Sorge vor einem Nuklearunglück erhöhte. Eine Beobachtermission der Internationalen Atombehörde (IAEA) konnte das AKW Anfang September besuchen. Der Großteil der Experten reiste jedoch noch am gleichen Tag wieder ab, nur zwei IAEA-Mitarbeiter verblieben vor Ort. Der Beschuss des Kernkraftwerks setzte sich anschließend fort. Die Atombehörde nannte das Unfallrisiko in ihrem Untersuchungsbericht „signifikant“ und forderte zuletzt, eine Schutzzone um das Kraftwerk zu errichten.
Alle Entwicklungen im Liveticker:
22:46 Uhr – Kiew schränkt diplomatische Vertretung des Iran wegen Waffenlieferungen an Moskau ein
Kiew will die diplomatische Vertretung des Iran in der Ukraine wegen des Vorwurfs von Waffenlieferungen an Russland deutlich einschränken. Die iranischen Waffenlieferungen seien „ein feindseliger Akt, der den Beziehungen zwischen der Ukraine und dem Iran schweren Schaden zufügt“, teilte das ukrainische Außenministerium am Freitag mit. Zuvor war bei einem russischen Angriff mit iranischen Drohnen nach ukrainischen Angaben in Odessa ein Zivilist getötet worden.
Die ukrainische Luftabwehr habe eine Drohne iranischer Bauart vom Typ Schahed 136 über dem Meer abgeschossen, teilte das ukrainische Militär mit. Später erklärte das Militär, vier weitere iranische Drohnen seien im Süden des Landes abgeschossen worden.
Die ukrainische Regierung hatte dem Iran daraufhin vorgeworfen, Russland mit Waffen zu beliefern. Damit richte sich Teheran „gegen die Souveränität und territoriale Integrität unseres Staates sowie gegen das Leben und die Gesundheit ukrainischer Bürger“, erklärte ein Sprecher von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Facebook.
Kiew will deshalb nach Angaben des Außenministeriums dem iranischen Botschafter die Akkreditierung entziehen und die Zahl des diplomatischen Personals der iranischen Botschaft in Kiew „deutlich reduzieren“. Die Entscheidung sei der iranischen Seite bereits mitgeteilt worden.
21:45 Uhr – Kiew: Exhumierung von 447 Leichen in Isjum abgeschlossen
Die ukrainischen Behörden haben die Exhumierung der Leichen nahe der zurückeroberten Stadt Isjum abgeschlossen. Insgesamt seien 447 Leichen exhumiert worden, teilte die Staatsanwaltschaft der ostukrainischen Region Charkiw am Freitag in Onlinenetzwerken mit. Der Gouverneur von Charkiw hatte zuvor von 436 Leichen gesprochen, von denen 30 ihm zufolge Folterspuren aufwiesen.
Bei den Leichen handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um 425 Zivilisten, darunter fünf Kinder, sowie 22 ukrainische Soldaten. Nun würden alle notwendigen Schritte ergriffen, „um die Todesumstände zu klären und das russische Militär zu bestrafen“, fügte die Staatsanwaltschaft hinzu.
„Die meisten (Leichen) weisen Anzeichen eines gewaltsamen Todes auf, 30 weisen Folterspuren auf“, erklärte der Gouverneur von Charkiw, Oleg Synegubow, im Kurznachrichtendienst Twitter. Es seien Leichen mit Strick um den Hals, mit gefesselten Händen, mit gebrochenen Gliedmaßen und Schusswunden gefunden worden.
20:53 Uhr – Ukraine: Vier von Russland eingesetzte iranische Drohnen abgeschossen
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben vier iranische Drohnen „Kamikaze“-Drohnen abgeschossen, die von den russischen Streitkräften eingesetzt wurden. Das Militär teilt mit, die Drohnen vom Typ Shahed-136 seien über dem Meer nahe der Hafenstadt Odessa abgeschossen worden. Die Ukraine und die USA haben den Iran wiederholt beschuldigt, Drohnen an Russland zu liefern. Teheran bestreitet dies.
20:48 Uhr – G7 nennen Scheinreferenden und Teilmobilisierung „klaren Bruch des internationalen Rechts“
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) haben die Scheinreferenden in den russisch besetzten Gebieten in der Ukraine aufs Schärfste verurteilt. Zudem drückten sie ihr Bedauern über die Teilmobilisierung der Streitkräfte in Russland aus. Die Scheinreferenden dienten als „falscher Vorwand“, um den Status von souveränem ukrainischem Territorium zu verändern, das russischer Aggression zum Opfer gefallen sei, erklärten sie am Freitag. „Diese Aktionen sind ein klarer Bruch der Charta der Vereinten Nationen und des internationalen Rechts“, hieß es weiter.
Die am Freitag von Russland und seinen Stellvertretern begonnenen Scheinreferenden hätten keinerlei Legitimität. Das russische Vorgehen missachte die „demokratischen Normen“ mit seiner „offenen Einschüchterung der örtlichen Bevölkerung“. Die Abstimmungen spiegelten nicht den Willen des ukrainischen Volkes wider, das sich beständig den russischen Versuchen widersetzt habe, Grenzen mit Gewalt zu ändern. „Wir werden diese Referenden niemals anerkennen“, versicherten die Staats- und Regierungschefs. Auch eine zu erwartende Annexion der Gebiete werde man niemals akzeptieren.
18:42 Uhr – Nawalny nennt Putin Verbrecher und geht erneut in Einzelhaft
Der inhaftierte Kremlkritiker Alexej Nawalny ist nach seiner Kritik an der von Präsident Wladimir Putin befohlenen Teilmobilmachung erneut in Einzelhaft verlegt worden. „Was ich zur Mobilisierung gesagt habe, hat nicht gefallen – also kriegst Du, Nawalny, zwölf Tage (Karzer)!“, sagte der Oppositionelle am Freitag dem Internetportal Mediazona zufolge während einer Gerichtsverhandlung. In einer Verhandlung zuvor am Mittwoch hatte er Putin vorgeworfen, „Hunderttausende in seine Verbrechen“ zu verstricken, indem er sie in den Krieg gegen die Ukraine schicke.
Nawalny wurde damit bereits das fünfte Mal hintereinander in die Isolierzelle geschickt. Der 46-Jährige betonte, dass er sich davon nicht einschüchtern lassen wolle. Am Freitag wiederholte er daher seine Vorwürfe gegen Kremlchef Wladimir Putin. „Putin fesselt Hunderttausende mit Blut, seinen Mobilmachungen und „Referenden““, kritisierte der Politiker.
18:03 Uhr – Baerbock zu Referenden in Ukraine: „Werden wir niemals anerkennen können“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock signalisiert, dass Deutschland dazu bereit sei, russischen Deserteuren Asyl zu gewähren. Das Recht, vor Krieg und Gewalt zu fliehen, gelte „für jeden Bürger auf dieser Welt und natürlich auch für Russen, die um Leib und Leben Sorge haben“, sagte Baerbock zu „RTL aktuell“.
Es gehe jetzt darum, das bestehende Asylrecht hochzuhalten und die nächsten Schritte „gemeinsam als Europäer“ zu koordinieren. Zu den sogenannten Referenden in mehreren ukrainischen Regionen über einen Beitritt zu Russland zitierte RTL Baerbock mit den Worten, dies sei „jetzt eine andere Kriegsstrategie“. Wenn Präsident Wladimir Putin „mit Waffen nicht erfolgreich ist, macht er Scheinreferenden“.
Dabei werde „von Tür zu Tür gegangen … mit Polizei oder Militär“. Die Menschen müssten im wahrsten Sinne des Wortes mit „angezogener Waffe“ abstimmen. Das sei das Gegenteil von einer Abstimmung. „Das ist eine Kriegsmethode, die jetzt auf andere Art und Weise geführt wird. Deswegen werden wir diese Abstimmung niemals anerkennen können.“
17:43 Uhr – Selenskyj ernennt neuen ukrainischen Botschafter in Deutschland
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Olexij Makejew einen neuen Botschafter in Deutschland eingesetzt. Das entsprechende Dekret wurde auf der Seite des Staatschefs veröffentlicht. Der 46-jährige Karrierediplomat folgt dem bisherigen Botschafter Andrij Melnyk. Makejew war seit 2020 im ukrainischen Außenministerium Sonderbeauftragter für die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland.
17:21 Uhr – Polen lehnt pauschale Aufnahme russischer Kriegsdienstverweigerern ab
Polen will Kriegsdienstverweigerern aus Russland keine Zuflucht gewähren. „Wir werden keine Gruppe von Russen pauschal nach Polen einreisen lassen, auch nicht solche, die behaupten, sie würden vor der Mobilisierung fliehen“, sagte Vize-Innenminister Marcin Wasik dem polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es werde in dieser Hinsicht keine Öffnung der Grenze geben. Dies wäre zu gefährlich, da auch diejenigen, die sagten, dass sie nicht in der russischen Armee dienen wollten und vor dem Krieg fliehen, Verbindungen zu russischen Geheimdiensten haben könnten.
Nur in Einzelfällen, wenn ein russischer Staatsbürger nachweisen könne, dass ihm in Russland Folter oder Verfolgung aus politischen Gründen droht, könne Polen die Asylvorschriften anwenden und ihm Schutz gewähren, sagte Wasik weiter.
17:00 Uhr – 436 Leichen in Isjum ausgegraben – Hinweise auf Folter
Nach dem Rückzug der russischen Soldaten aus der ukrainischen Stadt Isjum sind nach ukrainischen Angaben 436 Leichen an einer Grabstätte ausgegraben worden. An 30 der Leichen seien Hinweise auf Folter zu erkennen gewesen, teilten die Behörden mit. In Gegenden, die von ukrainischen Soldaten bei einer Gegenoffensive im September zurückerobert worden seien, seien drei weitere Grabstätten gefunden worden, sagten der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, und der örtliche Polizeichef Wolodymyr Tymoschko.
Eine Untersuchungskommission soll sich im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) näher mit der Massengrabstätte befassen. „Dies ist natürlich ein neuartiger Vorfall, aber wir beabsichtigen auf jeden Fall, auch das Isjum-Ereignis zu prüfen“, sagt Kommissionsleiter Erik Mose auf einer Pressekonferenz. Auf die Frage, ob Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden seien, antwortet er, dass die Kommission noch nicht zu diesem Schluss gekommen sei, da es sowohl an Beweisen als auch an Analysen fehle.
Die von den UN beauftragte Kommission hatte sich zuvor auf Ermittlungen in den Regionen Kiew, Tschernihiw, Charkiw und Sumy konzentriert und war zu dem Schluss gekommen, dass hier Kriegsverbrechen verübt worden seien.
16:30 Uhr – Olaf Scholz: „Wir werden durch diesen Winter kommen. Wer hätte das vor wenigen Monaten gedacht?“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält die Energieversorgung Deutschlands über den Winter aus derzeitiger Perspektive für gesichert. Mit dem Ausweichen auf alternative Gas-Lieferquellen und dem begonnenen Bau von LNG-Terminals, aber auch durch weiter laufende Kohlekraftwerke und die Atomreserve seien die Voraussetzungen geschaffen, sagte er am Freitag bei einer Feier zum 25-jährigen Bestehen der Gewerkschaft IG BCE in Hannover. „Alles das hat dazu beigetragen, dass wir jetzt sagen können: Wir werden durch diesen Winter kommen. Wer hätte das vor wenigen Monaten gedacht?“
Scholz bekräftigte Einschätzungen, dass es voraussichtlich genügend Erdgas geben werde. „Unsere Gasspeicher sind so voll wie noch nie, zu über 90 Prozent. Und ab Januar gehen an unserer Küste die ersten LNG-Terminals in Betrieb.“ Die deutsche Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien einem drohenden großflächigen Energiemangel als Folge des Krieges in der Ukraine entschlossen entgegengetreten: „Auf diesem Schlachtfeld waren wir gemeinsam erfolgreich“, sagte Scholz.
Wichtig sei es nun allerdings, die rasante Inflation genauso entschlossen zu bekämpfen. Scholz erklärte, man werde die bestehenden Schutzschirme „jetzt weiterentwickeln und ausbauen. Das ist dringend notwendig.“ Das aktuelle Niveau der Energiekosten könne so nicht Bestand haben. „Was wir zuallererst tun müssen: die Preise für Strom, die Preise für Heizung, die Preise für Gas müssen sinken. Das ist die erste Aufgabe, die wir jetzt haben.“ In einem Expertengremium zum Gaspreis und -markt sitzt auch IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis.
16:18 Uhr – Ukrainische Armee gibt weitere Geländegewinne bekannt
Parallel zu den begonnenen „Referenden“ in russisch kontrollierten Gebieten der Ukraine hat die ukrainische Armee weitere Gebietsgewinne bei ihrer Gegenoffensive verkündet. Die ukrainischen Truppen hätten die Ortschaft Jazkiwka in der ostukrainischen Region Donezk zurückerobert, teilte der ranghohe Militärvertreter Oleksij Gromow im Fernsehen mit. Außerdem sei die Kontrolle über Stellungen südlich der ebenfalls in Donezk gelegenen Stadt Bachmut zurückgewonnen worden.
15:33 Uhr – EU-Krisentreffen zu russischen Kriegsdienstverweigerern angesetzt
Der Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigern soll auf EU-Ebene koordiniert werden. Die derzeitige tschechische EU-Ratspräsidentschaft berief für kommenden Montag eine Sitzung der 27 EU-Botschafter unter dem sogenannten Krisenreaktionsmechanismus, wie eine Sprecherin mitteilte. Dies zeige, „wie ernst wir die aktuellen Entwicklungen in Russland und der Ukraine nehmen und wie entschlossen wir sind, eine wirksame Reaktion zu koordinieren“.
15:21 Uhr – Polen und Balten wollen mehr russische Banken von Swift ausschließen
In den Verhandlungen über ein achtes Sanktionspaket der EU gegen Russland dringen Polen, die baltischen Staaten und Irland auf weitere Strafmaßnahmen gegen russische Banken. Unter anderem sollten die Gazprombank, die Alfa Bank und die Rosbank vom Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift ausgeschlossen werden, heißt es in einem Vorschlag der fünf Länder für weitere Sanktionen. Das neunseitige Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, soll in die Vorbereitungen der EU-Kommission für weitere Strafmaßnahmen einfließen.
14:51 Uhr – Russland droht laut Vize-Außenminister niemandem mit Atomwaffen
Russland bedroht nach den Worten von Vize-Außenminister Sergej Rjabkow niemanden mit Atomwaffen. Eine offene Konfrontation mit den USA und der Nato sei nicht im Interesse Russlands, zitieren staatliche russische Nachrichtenagenturen Rjabkow.
Bei einem Atomkrieg könne es keine Gewinner geben, er dürfte niemals ausgetragen werden. Gleichzeitig erklärt Rjabkow, die Beziehungen zwischen den USA und Russland seien nun „nahe null“. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert zudem den russischen Botschafter in den USA mit den Worten, er hoffe, dass Moskau und Washington nicht kurz davor stünden, in den „Abgrund eines Atomkonflikts“ zu stürzen.
14:22 Uhr – SPD verteidigt Kurs im Streit um Panzerlieferungen
Die SPD hat ihren Kurs in der Frage von Panzerlieferungen an die Ukraine verteidigt. Deutschland werde hier nicht vorpreschen, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Er warnte dabei nach der russischen Teilmobilmachung auch vor der Gefahr eines „Dritten Weltkriegs“. CDU-Chef Friedrich Merz bekräftigte dagegen die Forderung der Union nach der Bereitstellung von Kampfpanzern.
13:17 Uhr – Kreml will ukrainische Gebiete rasch annektieren
Der Kreml geht bei den Scheinreferenden in den besetzten ukrainischen Gebieten von einem Ja für einen Beitritt zu Russland aus und hat eine rasche Annexion der Gebiete angekündigt. Das Verfahren für eine Aufnahme der Regionen könne schnell gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Zugleich betonte er, dass dann Versuche der Ukraine, sich die Gebiete zurückzuholen, als ein Angriff auf die Russische Föderation gewertet würden. Kremlchef Wladimir Putin hatte bereits erklärt, die Gebiete mit allen Mitteln zu verteidigen.
12:59 Uhr – Russland meldet Abschuss von ukrainischen Kampfjets
Das russische Militär hat einer Agenturmeldung zufolge innerhalb von 24 Stunden drei ukrainische Kampfjets abgeschossen. Die russische Nachrichtenagentur Tass beruft sich in ihrem Bericht auf den täglichen Lagebericht des Verteidigungsministeriums in Moskau.
12:18 Uhr – IT-Experten und Banker von Mobilmachung ausgenommen
Beschäftige in einigen Sektoren werden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums keine Einberufungsbescheide erhalten. Dazu gehörten unter anderem IT-Spezialisten, Banker sowie Journalisten, die für staatliche Medien arbeiten, teilt das Verteidigungsministerium mit. Dies sei notwendig um „sicherzustellen, dass die Arbeit bestimmter Hightech-Industrien sowie das russische Finanzsystem“ angesichts der Teilmobilmachung nicht beeinträchtigt werde.
12:03 Uhr – Schweiz bestellt russischen Botschafter ein
Die Schweiz verurteilt die „Referenden“ über einen Beitritt der russisch kontrollierten Regionen zur Russischen Föderation. „Die sogenannten Referenden in den von Russland teilweise besetzten Gebieten der Ukraine finden unter nicht rechtskonformen Umständen statt und sind völkerrechtswidrig“, erklärt die Regierung. Die Schweiz werde die Ergebnisse nicht anerkennen. Das Außenministerium habe am Donnerstag den russischen Botschafter einbestellt und ihm die Position der Schweiz dargelegt.
11:58 Uhr – Teilmobilmachung trifft russische Fluggesellschaften hart
Die russische Luftfahrt steht angesichts der Teilmobilmachung wegen des Kriegs in der Ukraine offenbar vor Personalproblemen. Bis zu 80 Prozent der Mitarbeiter könnten eingezogen werden, berichtete die russische Zeitung „Kommersant“ unter Berufung auf Insider. Innerhalb eines Tages nach der Anordnung von Russlands Präsident Wladimir Putin hätten die Mitarbeiter von mindestens fünf Fluggesellschaften und mehr als zehn Flughäfen ihre Einberufungsbescheide erhalten. Die größte russische Fluggesellschaft Aeroflot erwarte demnach, dass über die Hälfte ihres Personals eingezogen werden könnte. Aeroflot wollte sich nicht dazu äußern.
11:47 Uhr – Unabhängige Kommission stellt Kriegsverbrechen in der Ukraine fest
Eine von den Vereinten Nationen (UN) beauftragte unabhängige Kommission ist zu dem Schluss gekommen, dass in der Ukraine Kriegsverbrechen verübt wurden. Diese Erkenntnis hätten die Gutachter nach Durchsicht von Beweismitteln aus vier Regionen des Landes gewonnen, erklärt die Kommission vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf Kiew, Tschernihiw, Charkiw und Sumy. Dort untersuchte die Kommission insgesamt 27 Tatorte und sprach mit mehr als 150 Opfern und Zeugen.
11:19 Uhr – Hohes Verkehrsaufkommen an russisch-kasachischer Grenze
Auch an der Grenze zu Kasachstan steigt nach Behördenangaben die Zahl der Menschen aus Russland, die ihr Land verlassen wollen. Vier der insgesamt 30 Grenzübergänge seien besonders belastet, heißt es in einer Mitteilung des kasachischen Grenzschutzes, der dabei keine Zahlen nennt. Ein Augenzeuge, der seinen Namen nicht nennen wollte, sagt der Nachrichtenagentur Reuters, sie stünden bereits seit Donnerstagmorgen an der Grenze im Stau. Viele der Menschen hier seien Männer in wehrpflichtigem Alter. Russische Grenzschützer führten gründliche und langwierige Kontrollen durch.
11:02 Uhr – Ukraine setzt Russland an entscheidenden Orten unter Druck
Die ukrainische Armee setzt nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten die russischen Besatzer inzwischen in Gebieten unter Druck, die Moskau für seine Kriegsziele als entscheidend ansieht. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Freitag hervor.
So bröckle bereits die Verteidigungslinie, auf die sich die Russen nach jüngsten Gebietsverlusten im Nordosten des Landes zurückgezogen hatten. Als Hinweis dafür sehen die Briten, dass die Ukrainer bereits Brückenköpfe am östlichen Ufer des Flusses Oskil im Oblast Charkiw errichtet haben. Die Russen wollten den Fluss demnach eigentlich in eine befestigte Verteidigungslinie integrieren.
10:56 Uhr – Putin laut Berlusconi in Krieg gedrängt
Der konservative italienische Politiker Silvio Berlusconi hat versucht, Russlands Präsident Wladimir Putin in Schutz zu nehmen. Dieser sei von Ministern, seiner Partei und der öffentlichen Meinung in den Krieg gegen die Ukraine „hineingedrängt“ worden, um eine neue Regierung in Kiew zu installieren, sagte der ehemalige italienische Ministerpräsident am späten Donnerstag in einer Stellungnahme.
Berlusconis Partei Forza Italia gehört zu einem rechtsgerichteten Bündnis, das voraussichtlich die Parlamentswahlen am Sonntag gewinnen könnte. Berlusconi, ein persönlicher Freund Putins, räumte ein, dass der russische Präsident den Begriff „Spezialoperation“ erfunden habe, um den Angriff auf die Ukraine zu kaschieren.
10:46 Uhr – Russische Geldhäuser verbuchen Milliarden-Verluste
Russische Geldinstitute haben nach Angaben der Zentralbank wegen des Krieges in der Ukraine bislang umgerechnet rund 25 Milliarden Euro Verlust gemacht. Dies sei ein „akzeptabler“ Preis, sagt Notenbanker Maxim Ljubomudrow. Die Regierung habe Pläne, wie sie die russischen Banken durch die Krise bringen werde.
10:06 Uhr – Unternehmen aus Deutschland kappen Datenfluss nach Russland
Unternehmen aus Deutschland verarbeiten praktisch keine Daten mehr in Russland. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Branchenverbandes Bitkom unter Unternehmen aus allen Branchen ab 20 Beschäftigten hervor, die in Berlin veröffentlicht wurde. In der Umfrage erklärte keine einzige Firma mehr, personenbezogene Daten nach Russland zu transferieren, um sie zum Beispiel dort von externen Dienstleistern verarbeiten zu lassen.
09:53 Uhr – Mehr als 186.000 ukrainische Kinder an deutschen Schulen
Die Zahl der ukrainischen Schüler an deutschen Schulen ist weiter gestiegen. Die Bundesländer meldeten für die am Sonntag zu Ende gegangene 37. Kalenderwoche 186.235 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an den Schulen, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am späten Donnerstag in Berlin mitteilte. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl damit um 7017 an.
08:57 Uhr – SPD-Chef warnt vor drittem Weltkrieg
Nach der Teilmobilmachung Russlands im Krieg gegen die Ukraine hat der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil die Bedeutung der Abstimmung Deutschlands mit seinen Partnern hervorgehoben. „Wir werden weiter konsequent die Ukraine unterstützen. Gleichzeitig ist klar, es gilt, einen Dritten Weltkrieg zu verhindern“, sagte Klingbeil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Das gut abgestimmte Handeln des Westens sei in dieser Situation dafür wichtig – auch als Signal an Russlands Präsidenten Wladimir Putin, dass die Geschlossenheit im westlichen Bündnis intakt sei und bleibe, so Klingbeil. Er betonte mit Blick auf Waffenlieferungen: „Wir werden uns weiter täglich mit unseren Partnern abstimmen, welches die nächsten Schritte sind, um der Ukraine zu helfen.“ Der Kreml hatte am Mittwoch die Einberufung von 300.000 Reservisten verkündet.
08:20 Uhr – Rufe nach erleichterter Aufnahme von russischen Deserteuren
Nach der Teilmobilmachung in Russland ist die Debatte über eine Aufnahme von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren entbrannt. Politiker sowohl aus der Koalition als auch aus der Opposition sprachen sich für eine erleichterte Aufnahme aus. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, Deserteure erhielten im Regelfall Schutz in Deutschland.
07:57 Uhr – Scheinreferenden in besetzten Gebieten gestartet
Die prorussische Verwaltung in besetzten Gebieten in der Ukraine hat mit Scheinreferenden über einen Beitritt zu Russland begonnen. Die von Russland unterstützte Verwaltung teilte mit, in den ukrainischen Regionen Saporischschja, Luhansk und Donezk sei mit der Abstimmung am Freitag angefangen worden. Die Volksabstimmungen werden von der Ukraine und dem Westen abgelehnt und als völkerrechtswidrig betrachtet. Damit bereitet Russland offenbar die Annektierung der ukrainischen Gebiete vor.
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