Ukraine-Krieg: Kiew stellt Teilnahme an „Referenden“ unter Strafe

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Scheinreferenden in den russisch besetzten Gebieten hat die Führung in Kiew ihre Landsleute vor einer Abstimmung gewarnt. „Jedwede Beteiligung an den ‚Referenden‘ wird als Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine gewertet“, schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak auf Twitter. Zuvor hatte das ukrainische Außenministerium in einer Erklärung die Organisation der Scheinreferenden schon für strafbar erklärt.

Neben den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine sollen auch die von Russland besetzten Gebiete Cherson und Saporischschja im Süden vom 23. bis 27. September über einen Beitritt zu Russland abstimmen lassen. Die zeitgleichen Scheinreferenden ohne Zustimmung der Ukraine und ohne jegliche Kontrolle laufen auf einen schnellen Anschluss an Russland nach Beispiel der Krim-Annexion 2014 heraus.

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Der Kreml will nach Ansicht britischer Militärexperten mit den geplanten Scheinreferenden einem Gegenangriff durch Kiew zuvorkommen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London hervor. „Diese Eile ist wohl getrieben von Befürchtungen eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs und der Erwartung größerer Sicherheit nach einer formalen Eingliederung in Russland“, hieß es in der Mitteilung.

Auch Vizepremier Iryna Wereschtschuk rief dazu auf, die Abstimmung zu ignorieren – „und damit der Armee und sich selbst zu helfen“. Wer einen russischen Pass beantrage, müsse mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen, sagte sie im ukrainischen Fernsehen.

Alle Ereignisse im Liveticker:

11:11 Uhr – SPD sieht Putins Teilmobilmachung als „Zeichen der Schwäche“

Die SPD im Bundestag bewertet die Teilmobilmachung in Russland als „Zeichen der Schwäche“. „Aber es ist auch eine neue Eskalation“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Katja Mast am Mittwoch in Berlin weiter.

In einer Fernsehansprache hatte der russische Präsident Wladimir Putin eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Zuvor hatte die ukrainische Armee die russischen Truppen in der Ukraine in den vergangenen Tagen teils stark zurückgedrängt.

10:36 Uhr – Union will Bundestags-Abstimmung über Lieferung von Kampfpanzern

Die oppositionelle CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert von der Bundesregierung die Genehmigung für die Lieferung von Kampf-, Schützen- und Transportpanzern aus Industriebeständen an die Ukraine. Der Bundestag soll am Donnerstag über einen entsprechenden Antrag abstimmen. In dem Unions-Antrag wird auch gefordert, die sofortige Ausbildung ukrainischer Soldatinnen und Soldaten an diesem schweren Gerät durch die Bundeswehr sicherzustellen. Die aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine abgegebenen Waffen, Munition, Ausrüstungsgegenstände und Ersatzteile sollten unverzüglich nachgekauft werden.

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10:16 Uhr – Russland: Über 60.000 ukrainische Soldaten seit Kriegsbeginn getötet

 Knapp sieben Monate nach Kriegsbeginn hat Russland die Zahl getöteter ukrainischer Soldaten mit mehr als 60.000 beziffert. Hinzu kämen fast 50.000 Verletzte, so dass die „Verluste“ insgesamt bei mehr 100.000 lägen, sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch im Staatsfernsehen.

Damit habe die Ukraine mehr als die Hälfte ihrer einstigen Streitkräfte, die anfangs aus mehr als 200.000 Menschen bestanden haben sollen, verloren, behauptete Schoigu. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht. Die Ukraine selbst hatte die Todesopfer in den eigenen Reihen Ende August auf annähernd 9000 Soldaten beziffert.

09:34 Uhr – Betreiber meldet neue Angriffe auf AKW Saporischschja

Der ukrainische Betreiber des Atomkraftwerks Saporischschja hat Russland beschuldigt, erneut das Gelände des Kernkraftwerks in der Südukraine angegriffen zu haben. „Russische Terroristen haben in der Nacht erneut das Atomkraftwerk Saporischschja bombardiert“, teilte Energoatom im Messengerdienst Telegram mit. Das Akw ist das größte in Europa und seit März von russischen Truppen besetzt. Das Kraftwerksgelände wurde in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen, was die Angst vor einer Atomkatastrophe schürte. Russland und die Ukraine hatten einander für die Angriffe verantwortlich gemacht. Kämpfe in der Umgebung sorgten immer wieder für Stromausfälle.

08:58 Uhr – Moskau spricht von Verlust von 6000 Soldaten

Russland beziffert die Zahl getöteter ukrainischer Soldaten mit mehr als 60.000. Hinzu kämen fast 50.000 Verletzte, sodass die „Verluste“ insgesamt bei mehr 100.000 lägen, sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Staatsfernsehen. Damit habe die Ukraine mehr als die Hälfte ihrer einstigen Streitkräfte, die anfangs aus mehr als 200.000 Menschen bestanden haben sollen, verloren, behauptete Schoigu. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht. Die Ukraine selbst hatte die Todesopfer in den eigenen Reihen Ende August auf knapp 9000 Soldaten beziffert.

Zuvor hatte Schoigu auch erstmals seit dem Frühjahr wieder Zahlen zu den russischen getöteten Soldaten genannt. „Die Verluste Russlands belaufen sich auf 5937.“ Unabhängige Beobachter gehen allerdings von deutlichen höheren Verlusten Russlands aus. Die Ukraine nennt mehr als 55.000 getötete russische Soldaten.

08:55 Uhr – Ukraine: Teilmobilmachung war zu erwarten

Die angekündigte Teilmobilmachung Russlands zeigt nach Worten des ukrainischen Präsidentenberaters Mychailo Podoljak, dass der Krieg für Russland nicht nach Plan laufe. Der Schritt sei zu erwarten gewesen. Die anderen Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin seien rhetorisch, sagt Podoljak. Ziel sei es, den Westen für den Krieg und die sich verschlechternde Wirtschaftslage in Russland verantwortlich zu machen.

„Ich möchte keine Panik schüren, aber wir haben eine Verschärfung der Situation“

„Die Teilmobilmachung bedeutet eine weitere Eskalation in diesem Krieg“, sagt Christoph Wanner. „Wenn Putin das Wasser bis zum Hals stehen sollte, wird er im absoluten Notfall Massenvernichtungswaffen einsetzen“, so unser Russland-Korrespondent.

Quelle: WELT / Marie Droste

08:45 Uhr – Habeck kritisiert „falschen und schlimmen Schritt Russlands“

Vize-Kanzler Robert Habeck hat die in Russland angekündigte Teilmobilmachung der Streitkräfte kritisiert. Dies sei eine weitere Eskalation des völkerrechtswidrigen Krieges gegen die Ukraine, sagte der Grünen-Politiker in Berlin. Es sei ein „schlimmer und falscher Schritt“. Die Bundesregierung werde beraten, welche Antwort darauf zu geben sei. Jedenfalls werde die Ukraine weiterhin vollumfänglich unterstützt.

Großbritannien verurteilte Putins Rede als beunruhigende Eskalation. Die Drohungen müssten ernst genommen werden, sagt die Staatssekretärin im britischen Außenministerium Gillian Keegan bei Sky News.

08:10 Uhr – Putin kündigt Teilmobilmachung an

Knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Die Mobilisierung beginne noch an diesem Mittwoch. „Es handelt sich um eine Teilmobilisierung, das heißt, nur die Bürger, die sich derzeit in der Reserve befinden, werden der Wehrpflicht unterliegen“, sagte Präsident Wladimir Putin.

Zugleich kündigte der Kreml-Chef an, die „Referenden“ in den besetzten Gebieten über einen Beitritt zu Russland zu unterstützen. Trotz massiver internationaler Kritik sollen eilige Scheinreferenden über einen Anschluss der von Moskau gestützten Separatistengebiete Donezk und Luhansk sowie die im Krieg eroberten Regionen Donezk und Saporischschja entscheiden.

05:41 Uhr – Steinmeier will von Mexiko Einigkeit und Flüssiggas

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor dem mexikanischen Senat zu einem Schulterschluss der demokratischen Staaten angesichts des Ukraine-Kriegs aufgerufen. „Damit wir, Deutsche und Mexikaner, damit die demokratische Welt gestärkt aus dieser Auseinandersetzungen hervorgeht, gilt es, jetzt eine gemeinsame Linie zu halten“, sagte Steinmeier vor der für Außenpolitik zuständigen Kammer des mexikanischen Kongresses. Zugleich vereinbarte er mit dem mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador die Prüfung einer Flüssiggas-Kooperation beider Länder, um den wirtschaftlichen Folgen des Krieges entgegenzutreten.

„Wir müssen einig sein in der Antwort auf einen Aggressor, der versucht, die Macht des Rechts durch das Recht der Macht zu ersetzen“, sagte Steinmeier. Wer versuche, Grenzverletzungen und Landraub zu normalisieren, bedrohe letztlich die ganze Welt und nicht nur Europa.

Mexiko hat bislang eine ambivalente Haltung zum Ukraine-Krieg gezeigt. Zwar verurteilte das nordamerikanische Land den russischen Angriff im UN-Sicherheitsrat. Es beteiligt sich jedoch nicht an Sanktionen gegen Russland und lehnt auch Waffenlieferungen in die Ukraine ab.

4:14 Uhr – Japans Kishida verurteilt russische Invasion der Ukraine vor UN

Der japanische Regierungschef Fumio Kishida verurteilt den Einmarsch Russlands in die Ukraine in seiner Rede vor der Vereinten Nationen scharf. „Die russische Invasion der Ukraine trampelt die Philosophie und die Grundsätze der UN-Charta mit Füßen“, sagte Kishida in New York. Dieses Verhalten dürfe niemals toleriert werden.

4 Uhr: Scholz wirft Putin „blanken Imperialismus“ vor

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russland vor den Vereinten Nationen „blanken Imperialismus“ vorgeworfen und der Ukraine weitere Unterstützung auch mit Waffen zugesichert. „(Präsident Wladimir) Putin wird seinen Krieg und seine imperialen Ambitionen nur aufgeben, wenn er erkennt: Er kann diesen Krieg nicht gewinnen“, sagte Scholz vor der UN-Vollversammlung in New York. „Er zerstört dadurch nicht nur die Ukraine, er ruiniert auch sein eigenes Land.“

Deshalb werde man keinen russischen „Diktatfrieden“ akzeptieren – und auch keine Scheinreferenden, betonte Scholz. Damit spielte er auf die von Separatisten geplanten Abstimmungen in mehreren ukrainischen Regionen an, die am Dienstag angekündigt worden waren. Es wird nun befürchtet, dass Russland wie 2014 im Fall der Halbinsel Krim auch diese Regionen annektieren könnte.

Scholz wirft Putin „blanken Imperialismus“ vor

Bundeskanzler Scholz hat Russland vor den Vereinten Nationen in New York scharf verurteilt. Die Rückkehr des Imperialismus sei nicht nur ein Desaster für Europa, sondern auch für die globale Friedensordnung.

00:36 Uhr – Ukraine meldet russische Verluste bei Bachmut

Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte meldet erhebliche russische Verluste in der Donezk-Region in der Nähe der Städte Bachmut und Awdjiwka. Russland habe diese Städte und Dutzende andere im Nordosten und Süden der Ukraine beschossen. Die Angaben konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

00:15 Uhr – Panzer für Kiew – „Deutschland stünde es gut an, die Führung zu übernehmen“

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz spricht sich für die Lieferung von Kampfpanzern wie den Leopard 2 an die Ukraine aus. „Die Bilder aus den befreiten Gebieten der Ukraine sind schrecklich. Die russischen Soldaten haben dort systematisch Kriegsverbrechen begangen“, sagte Christoph Heusgen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland laut Vorabbericht.

Deutschland müsse die ukrainischen Streitkräfte jetzt nach Kräften unterstützen, damit sie ihr Land zurückerobern und das Leiden der Menschen beenden könnten. „Dazu gehören auch schwere Waffen, gerade auch Kampfpanzer, die die Ukrainer jetzt benötigen.“ Natürlich solle Deutschland nicht allein liefern, sagte Heusgen weiter. Es solle sich vielmehr zusammentun mit den Ländern, die zum Beispiel über den Leopard-Panzer verfügten. Die Länder könnten nach seinen Worten gemeinsam ausbilden, liefern und für die Instandhaltung sorgen. Heusgen meinte: „Deutschland stünde es gut an, dabei die Führung zu übernehmen.“

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