Ukraine-Krieg im Liveticker: +++ 11:03 Buschmann: Strafgerichtshof kann gegen Putin ermitteln +++

Bundesjustizminister Marco Buschmann sieht in den russischen Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur einen Grund für strafrechtliche Ermittlungen gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin. “Der Internationale Strafgerichtshof kann gegen Herrn Putin ermitteln – etwa wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit”, sagte er dem RND. “Was wir in der Ukraine sehen, könnte von Gerichten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden – also, wenn Menschen durch gezielte Vernichtung ziviler Infrastruktur ohne Strom und Heizung einem Winter mit Temperaturen von minus 30 Grad ausgesetzt werden.” Auch gebe es Belege für die direkte Verantwortung Putins für diese Taten, etwa seine Fernsehansprachen. 

Die ukrainische Bevölkerung versucht damit umzugehen, dass Strom oft über mehrere Stunden ausfällt.

(Foto: IMAGO/Ukrinform)

+++ 10:42 London: Russland startet Drohnen wohl von neuem Standort aus +++
Moskau soll in seinem Angriffskrieg in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste iranische Drohnen mittlerweile von einem anderen Standort aus einsetzen als bisher. Bei den Angriffen auf kritische Infrastruktur in den vergangenen Tagen seien höchstwahrscheinlich iranische Drohnen aus der südrussischen Region Krasnodar gestartet worden, heißt es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Zuvor seien solche Drohnen hauptsächlich von der Krim aus gestartet worden.  Die Briten werten die Verlagerung als Zeichen dafür, dass Moskau besorgt über die Verwundbarkeit der Krim sein könnte. Außerdem sei es für die Russen am neuen Standort einfacher, Nachschub zu organisieren. 

+++ 10:20 Callenius: Ukrainer wollen durchhalten und bleiben +++
Am Morgen berichete ntv-Korrespondentin Alexandra Callenius aus Odessa von anhaltenden landesweiten Luftangriffen. Auch in Odessa werde der Strom wegen der Schäden an der Infrastruktur immer wieder abgestellt. Darum sei es notwendig, “dass es diese 17.000 Generatoren geben muss”, die Ministerpräsident Denys Schmyhal am Freitag von ausländischen Partnern erbeten hat. Mit den Luftangriffen gelingt es den russischen Invasoren laut Callenius jedoch weiterhin nicht, den Willen der Ukrainer zu brechen. Sie seien “unglaublich stark” und wollten bleiben. Die Menschen in der Ukraine hätten Vertrauen in ihre Regierung, so die Reporterin. “Sie wissen, dass sie nicht allein gelassen werden.” 

+++ 09:55 Fotografin portraitiert Soldat nach Verlust seiner Beine +++
Die ukrainische Fotografin Marka Syrko hat im Internet einen Soldaten portraitiert, der bei der Verteidigung seines Heimatlandes beide Unterschenkel verlor. Oleksandr Budko, der bei Kämpfen in der Region Isjum schwer verwundet wurde, posierte nackt für mehrere Fotos. Die Fotografin schreibt auf Instagram, sie sei sich bewusst, dass manche das Projekt vielleicht verurteilen würden. “Aber ich arbeite mit Körpern und werde das auch zukünftig tun.” Die Fotoserie widmet sie den antiken römischen Statuen im Pariser Louvre. Sie erinnerten, so Syrko, an Stärke, Mut und gleichzeitig an Zerbrechlichkeit. 

+++ 09:18 Putin verlangt Vorschläge für Vorgehen in Ukraine +++
Der russische Präsident Wladimir Putin hat von den Kommandeuren der Streitkräfte Vorschläge für das weitere Vorgehen in der Ukraine gefordert. Das melden die russischen Nachrichtenagenturen Tass und Interfax. Die Vorschläge habe Putin am Freitag verlangt, bei Beratungen im Hauptquartier der Einsatzführung der “militärischen Spezialoperation”, wie Russland den Krieg gegen die Ukraine nennt. Putin habe den gesamten Freitag in dem Hauptquartier verbracht, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Auch der inzwischen sehr umstrittene Verteidigungsminister Sergej Schoigu nahm teil.

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Verteidigungsminister Sergej Schoigu beriet sich am Freitag mit Sergej Surovikin, dem Kommandeur der Streitkräfte im Angriff auf die Ukraine.

(Foto: IMAGO/SNA)

+++ 08:47 Scholz: Gespräche mit Putin sind “notwendig” +++
Bundeskanzler Olaf Scholz hält an Gesprächen mit dem russischen Diktator Wladimir Putin über eine Beendigung des Kriegs fest. “Unser Ziel ist, dass Russland seinen Angriffskrieg beendet und dass die Ukraine ihre Integrität verteidigt”, sagte Scholz der “Süddeutschen Zeitung”. Dazu werde es “notwendig sein zu sprechen”, erklärte Scholz. “Ob das per Telefon, Videoschalte oder an einem langen Tisch geschieht, muss sich erweisen.” Putin müsse “den Krieg beenden, Truppen zurückziehen und so die Möglichkeit für eine gegenseitige Verständigung schaffen”. Die Gefahr einer Eskalation sei angesichts des militärischen Misserfolgs Russlands groß. Anfang Dezember hat Scholz zum ersten Mal seit Mitte September wieder mit Putin telefoniert.

+++ 08:15 Versorgung in Kiew fast wieder hergestellt +++
Einen Tag nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Infrastruktur sind in der Hauptstadt Kiew den Behörden zufolge alle Einwohner wieder an die Wasserversorgung angeschlossen. Auch die U-Bahn sei wieder in Betrieb, teilt Bürgermeister Vitali Klitschko über Telegram mit. Zudem funktioniere in der Hälfte der Stadt wieder die Heizung und zwei Drittel der Stadt würden wieder mit Strom versorgt. Seit Oktober hat das russische Militär nahezu wöchentlich die zivile Energieinfrastruktur der Ukraine aus der Luft angegriffen. Die Regierung in Kiew spricht von Kriegsverbrechen, Russland hat erklärt, Ziel sei es, das ukrainische Militär zu schwächen.

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Am Freitagabend mussten die Bürgerinnen und Bürger Kiews wieder Stunden ohne Strom verbringen.

(Foto: IMAGO/Kyodo News)

+++ 07:53 CIA sieht Russland nicht ernsthaft an Verhandlungen interessiert +++
CIA Direktor William Burns sieht derzeit nicht die für eine Beendigung des Krieges erforderliche Ernsthaftigkeit auf Seiten der Russen. “Unserer Einschätzung nach sind die Russen zum jetzigen Zeitpunkt nicht ernsthaft an echten Verhandlungen interessiert”, sagte der Chef des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes dem Sender PBS. Er glaube, dass Russlands Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine weitergehen werden. Jedoch habe die CIA ein “reduziertes Tempo in den Kämpfen” zwischen der Ukraine und dem russischen Militär beobachtet, da der Winter einsetzt.

+++ 07:25 Ausnahmezustand in ukrainischer Stromversorgung schnell aufgehoben +++
Der ukrainische Energieversorger Ukrenergo hat der Nachrichtenseite “Ukrainska Pravda” zufolge den Ausnahmezustand vom Freitag noch am selben Tag wieder beenden können. Gestern hatten groß angelegte russische Raketenangriffe auf Wärmekraftwerke, Wasserkraftwerke und Umspannwerke zu einem Ausfall von mehr als 50 Prozent des integrierten Stromsystems geführt. Ukrenergo hatte daraufhin den Notstand ausgerufen.

+++ 06:53 Freuding: Russen in Bakhmut zahlen “unglaublich hohen Blutzoll” +++
Die Kämpfe im Donbass konzentrieren sich weiter auf die Region um die Stadt Bakhmut, die nach Ansicht von Brigadegeneral Christian Freuding “unglaublich symbolisch aufgeladen” ist. Dort würden mit Masse die Söldner der Wagner-Gruppe eingesetzt, die zeigen wollten, dass man stärker und erfolgreicher sei als die regulären russischen Streitkräfte. Allerdings zu einem “unglaublich hohen Blutzoll”, so Freuding im Format “Nachgefragt” der Bundeswehr. “Wir haben Erkenntnisse darüber, dass es Tage gibt, an denen bis zu 500 Wagner-Kräfte dort zu Tode kommen.” Die Bundeswehr wisse, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Wagner-Soldaten “nur wenige Tage beträgt”. Die Wagner-Truppen versuchen demnach, Bakhmut in einer Zangenbewegung zu umfassen, “bislang halten die ukrainischen Verteidigungsstellungen dem aber stand”.

+++ 06:04 Selenskyj drängt auf Luftabwehrsysteme +++
Angesichts des erneuten massiven Beschusses der Infrastruktur seines Landes verstärkt der ukrainische Präsident seine Forderung nach Lieferung von Luftabwehrsystemen. Der Westen müsse gegenüber Russland “den Druck erhöhen”, sagte der Staatschef in der Nacht zum Samstag. Kiew möchte vom Westen das hochentwickelte Patriot-Luftabwehrsystem. Diesem Wunsch stand die NATO lange sehr zögerlich gegenüber. Inzwischen wollen die USA laut Medienberichten aber doch eines dieser Raketensysteme an die ukrainischen Truppen liefern. Eine offizielle Bestätigung dafür steht aber noch aus.

+++ 05:15 Roth: Für Ukraine alles geben, was möglich ist +++
Kulturstaatsministerin Claudia Roth unterstreicht den Willen der Bundesregierung zur Unterstützung der Ukraine. “Wir wollen geben, was immer möglich ist, um der Ukraine zu ermöglichen, sich zu verteidigen”, sagt die Grünen-Politikerin in Berlin. Dies betreffe nicht nur Waffen, sondern auch Hilfe etwa im humanitären Bereich oder bei der Rekonstruktion kultureller Einrichtungen. Roth verurteilt den russischen Angriff als Krieg auch gegen die Kultur. Seit Beginn der Auseinandersetzungen seien mehr als 1000 Museen, Theater, Kinos, Büchereien, Archive zerstört oder beschädigt worden. “Es ist eine fürchterliche Waffe, die Erinnerung und Identität von Menschen in der Ukraine zu zerstören”, so Roth.

+++ 04:08 Bischof Bätzing greift russisch-orthodoxe Kirche an +++
Für den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, gehören Waffenlieferungen “wohl oder übel” zu einer christlichen Hilfe für die Ukraine. “In Kriegszeiten” seien auch Waffen notwendig, sagt der Limburger Bischof dem Magazin “Focus” laut Mitteilung. Allerdings müsse auch jetzt schon über den Frieden geredet werden. Bätzing greift dabei massiv die russisch-orthodoxe Kirche an. Deren Verantwortliche ließen sich “in die Propagandamaschine” der russischen Staatsführung einspannen, sagt er.

+++ 03:19 Reedereien und Flugzeugverleasern droht Versicherungschaos +++
Reedereien und Flugzeugverleasern, die in der Ukraine und Russland aktiv sind, droht Insidern zufolge ab dem kommenden Jahr womöglich ein Versicherungschaos. Versicherer könnten sich ab 1. Januar weigern, Flugzeuge zu versichern, die in die Ukraine flögen, heißt es aus Branchenkreisen. Betroffen könnten auch Schiffe sein, die im Schwarzen Meer unterwegs seien. Grund sei, dass Rückversicherer die Region aus ihren Policen ausschließen wollten. Sie würden dann nicht mehr die Deckung von kriegsbedingten Risiken für Schiffe und Flugzeuge übernehmen, die nach Russland und in die Ukraine unterwegs seien.

+++ 01:42 Moldawien sperrt TV-Sender wegen angeblicher Fake-News +++
Eine Sonderkommission in Moldawien, einem Nachbarland der Ukraine, sperrt vorübergehend sechs Fernsehanstalten wegen angeblich fehlerhafter Berichterstattung über Ereignisse im Land und den Krieg in der Ukraine. “Moldawien muss vor Propaganda und Lügen geschützt werden”, schreibt der stellvertretende Ministerpräsident Andrei Spinu auf Telegram. Das Verbot soll am 19. Dezember in Kraft treten und zunächst bis Februar gelten, wenn der nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verhängte Ausnahmezustand endet. Die sechs Sender sind eng mit dem Politiker und Geschäftsmann Ilan Shor verknüpft, der aus seinem Exil in Israel immer wieder gegen die prowestliche Regierung von Präsidentin Maia Sandu Stimmung macht.

+++ 00:30 Russische Oligarchen klagen gegen EU-Sanktionen +++
Oligarchen und Unternehmen aus Russland und Belarus wehren sich mit Klagen am Europäischen Gerichtshof gegen EU-Sanktionen. Derzeit seien bereits 61 Klagen von sanktionierten Personen und Unternehmen in Luxemburg anhängig, berichtet die “Bild”-Zeitung. Nach Dokumenten, die auf der Website des Gerichtshofes einsehbar sind, verlangen zum Beispiel die zwei Oligarchen Grigorij Bereskin und Gennadij Timtschenko Schadenersatz für einen angeblich erlittenen “immateriellen Schaden”. Bereskin macht so geltend, er habe “schwere Reputationsschäden erlitten” und stehe in keinem Zusammenhang mit den Ereignissen in der Ukraine.

+++ 23:32 Besatzungsbehörden melden Tote nach ukrainischem Beschuss +++
Bei einem Artilleriebeschuss der ukrainischen Streitkräfte auf die russische kontrollierte Region Luhansk im Osten der Ukraine sind nach Angaben der Besatzungsbehörden mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Weitere 20 Menschen seien bei dem Angriff auf die Ortschaft Lantratowka verletzt worden, das Schicksal von 20 weiteren Personen sei ungewiss, berichtet die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf regionale Behörden. Bei dem Angriff seien eine Schule sowie mehrere Wohnhäuser getroffen und schwer beschädigt worden. Das ukrainische Militär habe dabei Raketenartillerie vom US-amerikanischen Typ Himars eingesetzt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

+++ 22:00 NATO: “Putin auf langen Krieg eingestellt” +++
Der russische Präsident Wladimir Putin ist nach Einschätzung der NATO auf einen noch “langen” Krieg in der Ukraine eingestellt. Es gebe kein Anzeichen dafür, dass Putin sein Ziel aufgegeben habe, “die Ukraine zu kontrollieren”, sagt NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Der Kreml-Chef sei dafür auch bereit, neue Militäroffensiven in dem Nachbarland zu führen. “Wir sollten Russland nicht unterschätzen. Russland plant für einen langen Krieg”, betont Stoltenberg. Die russische Führung mobilisiere weitere Kräfte und sei bereit, “zahlreiche Verluste” unter ihren Soldaten hinzunehmen. Es sei auch zu beobachten, dass Russland sich weitere Waffen und Munition für seinen Angriffskrieg zu beschaffen versuche. Stoltenberg bezeichnet es als notwendig, dass die NATO-Staaten die Ukraine weiterhin mit Waffenlieferungen unterstützen.

Die früheren Entwicklungen im Ukraine-Krieg lesen Sie hier.

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