Avignon (Frankreich) – [–>Mit erhobenem Haupt betritt Gisèle Pelicot (72) den Gerichtsaal. Stoisch erträgt sie den Anblick des „Teufels von Avignon“, der mal ihr Ehemann war. Dominique Pelicot (71) ließ sie von dutzenden Männern vergewaltigen. Ein Zeuge berichtet nun, der Mann habe ihm seine Frau als Gegenleistung für Gartenarbeit angeboten.
Gisèle Pelicot ist eine starke Frau. Im Missbrauchsprozess gegen ihren Peiniger hatte sie zuletzt zwei Wochen lang dafür gekämpft, dass Fotos und Videos ihrer Vergewaltigungen als Beweismittel während des Prozesses gezeigt werden. Zuschauer verließen mit Tränen kämpfend den Saal. Gisèle blieb sitzen.
Auch am Dienstag kamen schreckliche Details des jahrelangen, immer wiederkehrenden Missbrauchs zur Sprache.

So hielt der Gerichtszeichner eine der Begegnungen von Gisèle Pelicot mit ihrem angeklagten Ex-Mann Dominique fest

Dominique Pelicot ließ seine Frau immer wieder von anderen Männern vergewaltigen, verging sich auch selbst mehr als 100 Mal an ihr
Vergewaltigung für Gartenarbeit
Ein Zeuge, Jérôme B. (42), sagte aus, dass ihm Dominique Pelicot seine damalige Frau zur Vergewaltigung angeboten habe. B. sollte im Gegenzug Unkraut jäten: „Er bat mich, die Gartenarbeit zu machen, und im Gegenzug bot er mir seine Frau an.“ Jérôme B. lehnte ab.
Andere Männer ließen sich auf den Missbrauch ein, wie Pelicot Jérôme B. gegenüber zugab: „Er fügte hinzu, dass er seine Frau unter Drogen setzt und sie sehr oft Männern anbietet.“
Vergewaltigungen über zehn Jahre
Dominique Pelicot hat während des Prozesses bereits gestanden, seine Frau von 2011 bis 2020 immer wieder mit heimlich ins Essen gerührten Schlafmitteln betäubt und mindestens 108 Mal vergewaltigt zu haben, sagte: „Ja, ich bin ein Vergewaltiger.“ In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, die der Täter in Internetforen kontaktiert hatte.
Von den Taten bekam die Frau nichts mit. Die mit der Betäubung einhergehenden Gedächtnislücken erklärte der Mann seiner Frau mit zunehmender Vergesslichkeit. Er fuhr sie deshalb sogar zum Arzt.
Anwältin verhöhnt Vergewaltigungs-OpferEklat im Prozess von Avignon
Erst als er wegen eines anderen Verdachts ins Visier der Polizei geriet, fanden die Ermittler etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Ehefrau. Die Ermittler identifizierten mehr als 50 Mittäter, die sich nun neben dem Hauptangeklagten vor Gericht verantworten müssen. Jedem Einzelnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Dominique Pelicot hatte auch einen Ordner mit dem Namen des Zeugen, Jérôme B., angelegt. Doch darin fanden die Ermittler keine Fotos oder Videos, da es nie zu einem Treffen kam.