Radioaktive Gefahr nach Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja

  • 17:47 Uhr: ➤ Ukrainische Atombehörde warnt vor radioaktiver Gefahr nach Beschuss
  • 16:58 Uhr: Zweiter Getreidefrachter aus der Ukraine in Istanbul angekommen
  • 16:05 Uhr: Ukrainische Amnesty-Leiterin tritt zurück
  • 14:39 Uhr: Prorussischer Seperatistenführer mit Vergiftungserscheinungen in Klinik
  • 12:12 Uhr: SPD-Chefin Esken kritisiert Schröders Aussage zu Verhandlungsbereitschaft Russlands

+++ News-Ticker zum Krieg in der Ukraine hier aktualisieren +++

➤ Warnung vor radioaktiver Gefahr durch AKW Saporischschja

Nach dem Beschuss des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja besteht weiter erhöhte Brand- und Strahlungsgefahr. “Das Atomkraftwerk Saporischschja arbeitet mit dem Risiko einer Verletzung der Normen für Strahlen- und Brandschutz”, teilte die staatliche ukrainische Atombehörde Enerhoatom am Samstag auf ihrem Telegram-Kanal mit. Beide Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den Angriff auf die Anlage verantwortlich.

Durch den Beschuss am Vortag seien eine Stickstoffanlage und ein Hilfskorpus des Kraftwerks beschädigt worden. “Es bleibt das Risiko, dass Wasserstoff austritt und sich radioaktive Teilchen verteilen, auch die Brandgefahr ist hoch”, berichtete Enerhoatom. Das ukrainische Kraftwerkspersonal versuche, auch unter diesen Bedingungen die atomare Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Die Bedrohung aufgrund der Besetzung des Kraftwerks durch russische Truppen bleibe allerdings hoch. (dpa)

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.


Karte zur militärischen Lage in der Ukraine. (Achtung: Diese Infografik wird regelmäßig aktualisiert)

© AFP

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen über 10,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 2. August), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Die weiteren Meldungen vom 6. August

33.000 Tonnen Mais aus Ukraine exportiert

Ein Schiff mit 33.000 Tonnen Mais aus der Ukraine ist am Samstag zur Inspektion in Istanbul eingetroffen. Dies teilte das türkische Verteidigungsministerium auf Twitter mit. Es ist der zweite Getreidefrachter, seit unter Vermittlung der Türkei ein internationales Abkommen über ukrainische Ausfuhren über das Schwarze Meer erzielt wurde. Zwei weitere Schiffe werden in Kürze erwartet.

Präsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte unterdessen, dass die Türkei fortan russische Gaslieferungen in Rubel bezahlen und auch das russische Zahlungssystem Mir stärker nutzen werde. Ein neuer Plan zur Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit werde als “Machtquelle zwischen der Türkei und Russland in finanziellen Angelegenheiten” dienen, sagte Erdogan laut Nachrichtenagentur Anadolu auf seinem Rückflug aus der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi. Dort war er am Freitag mit Präsident Wladimir Putin zusammengetroffen. Die Nutzung des Mir-Zahlungssystems werde auch russischen Touristen den Aufenthalt in der Türkei erleichtern, sagte Erdogan weiter.

Ukrainische Amnesty-Leiterin tritt zurück

Als Reaktion auf einen umstrittenen Bericht zur Kriegsführung der ukrainischen Armee ist die Leiterin der ukrainischen Filiale der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zurückgetreten. “Wenn Sie nicht in einem Land leben, in das Besatzer einfallen, die es in Stücke reißen, verstehen Sie wahrscheinlich nicht, wie es ist, eine Armee von Verteidigern zu verurteilen”, schrieb Oxanna Pokaltschuk in der Nacht zu Samstag auf Facebook. “Mit dem Ziel, Zivilisten zu schützen, ist diese Studie stattdessen zu einem Werkzeug der russischen Propaganda geworden.”

Amnesty hatte in einem am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Bericht der ukrainischen Armee unter anderem vorgeworfen, sich in Wohnvierteln zu verschanzen und damit Zivilisten unnötig in Gefahr zu bringen. Pokaltschuk hielt ihren ehemaligen Kollegen nun vor, der Bericht sei nicht sauber genug aufbereitet.

Die Organisation verteidigte ihren Bericht auf Nachfrage der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. “Wenn wir Verstöße der Ukraine gegen das internationale humanitäre Völkerrecht feststellen, wie wir es in dem Fall getan haben, werden wir darüber ehrlich und genau berichten”, heißt es demnach in einer Stellungnahme.


Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der ukrainischen Armee vor, mit ihrer Kriegsführung teils Zivilisten in Gefahr zu bringen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Menschenrechtsorganisation nun kritisiert.

Prorussischer Separatistenführer auf Intensivstation

Der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson, Wolodymyr Saldo, liegt mit Vergiftungserscheinungen im künstlichen Koma auf einer Intensivstation in Moskau. “Heute wurde er im künstlichen Koma mit einem Spezialflugzeug von der Krim nach Moskau geflogen”, berichtete der russische Telegram-Kanal Baza am Samstag. Sein Zustand gilt als kritisch, eine Vergiftung wird als mögliche Ursache genannt.

Der 66-jährige Saldo ist gebürtiger Ukrainer und war bereits vor der russischen Invasion politisch aktiv. Von 2002 bis 2012 war er Bürgermeister von Cherson, anschließend saß er bis 2014 für die Partei von Ex-Präsident Viktor Janukowitsch im Parlament. 2015 verlor er die Wahl zum Bürgermeister von Cherson. Kurz nach der Besetzung großer Teile der Südukraine wurde Saldo dann von den Russen als Chef der Militärverwaltung in Cherson etabliert.

Saldo liegt im Moskauer Sklifosowski-Institut für Notfallmedizin – eine Spezialklinik, die sich auch auf Vergiftungen spezialisiert hat. Er wurde zunächst mit dem Verdacht auf Herzinfarkt und Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert, der Verdacht bestätigte sich aber nicht. Stattdessen äußerten die Ärzte den Verdacht, dass er vergiftet worden sei. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich mit der Zeit rapide, so dass er ins Koma versetzt wurde.

Saldo gilt als eins der Hauptziele ukrainischer Partisanenaktivitäten, die sich in den vergangenen Wochen im Süden der Ukraine verstärkt haben. Am Samstag wurde ein Anschlag auf einen lokalen Beamten der Besatzungsbehörden bekannt.

Moskau: Himars-Raketenwerfer vernichtet, fast 600 Ukrainer getötet

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben mit Luft- und Artillerieschlägen fast 600 ukrainische Soldaten getötet. “Nahe der Ortschaft Bilohirka im Gebiet Cherson wurden durch Luftschläge und Artilleriefeuer der zeitweise Standort der 46. ukrainischen Luftsturmbrigade getroffen”, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Mehr als 400 “Nationalisten” seien getötet worden. Daneben seien durch Raketenangriffe an der Front in Cherson mehr als 70 weitere Soldaten getötet und 150 verletzt worden. Bei Raketenangriffen im Gebiet Dnipropetrowsk seien mehr als 80 “ausländische Söldner” gestorben.

Konaschenkow berichtete zudem über die Vernichtung mehrerer Artilleriesysteme der Ukraine. So sei eine Batterie von “Olcha”- und Himars-Raketenwerfern zerstört worden. Himars sind präzise US-Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite. Moskau hat schon in der Vergangenheit mehrfach die Außergefechtsetzung dieser Waffensysteme gemeldet. Kiew und Washington dementierten dies dann später. Auch für den aktuellen Bericht Konaschenkows gibt es keine unabhängige Bestätigung. (dpa)

SPD-Chefin Esken: Schröder handelt im eigenen Interesse

Die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hat Altkanzler Gerhard Schröder für seine Äußerungen über eine angebliche Verhandlungsbereitschaft von Russlands Präsident Wladimir Putin im Ukraine-Krieg scharf kritisiert. “Gerhard Schröder agiert nicht als Ex-Kanzler, sondern als Geschäftsmann, und so sollten wir seine Äußerungen auch interpretieren”, sagte Esken den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. “Mit allem, was er tut und sagt, handelt er im eigenen Interesse und in dem seiner Geschäftspartner.”

Schröder steht seit langem wegen seiner Nähe zu Putin und zur russischen Öl- und Gaswirtschaft in der Kritik. Auch nach der russischen Invasion in die Ukraine im Februar hat er sich nach Auffassung auch vieler SPD-Genossen nicht ausreichend von Russland distanziert.

Ende Juli war der Altkanzler erneut zu Besuch bei Putin in Moskau und gab anschließend dem Magazin “Stern” sowie den Sendern RTL und ntv ein Interview, in dem er mit Blick auf den Ukraine-Krieg behauptete: “Die gute Nachricht heißt: Der Kreml will eine Verhandlungslösung.” Diese und andere Äußerungen in dem Interview stießen in Deutschland parteiübergreifend, aber auch international auf massive Kritik.

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Britischer Geheimdienst sieht Ukraine-Krieg vor neuer Phase

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine tritt nach britischen Informationen in eine neue Phase ein. Das britische Verteidigungsministerium rechnet damit, dass sich die schwersten Gefechte auf eine knapp 350 Kilometer lange Frontlinie verlagern, die sich südwestlich nahe Saporischschja bis nach Cherson erstreckt und damit parallel zum Fluss Dnepr verläuft. Das teilte das Ministerium am Samstagmorgen in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit.

In Saporischschja befindet sich ein von Russland besetztes ukrainisches Atomkraftwerk, das leistungsstärkste in Europa. Cherson ist über eine strategisch wichtige Zugstrecke mit der besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbunden.

In Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive oder vorbereitend für einen möglichen Angriff versammelten sich die russischen Streitkräfte mit ziemlicher Sicherheit im Süden der Ukraine, schrieben die Briten. Lange russische Militärkonvois bewegten sich weiterhin weg von der ukrainischen Donbass-Region in Richtung Südwesten. Militärische Ausrüstung soll auch aus den russisch besetzten Gebieten Melitopol, Berdiansk und Mariupol sowie über das russische Festland über die Kertsch-Brücke auf die Krim gebracht worden sein. (dpa)

Selenskyj fordert neue Sanktionen gegen Russland

Nach dem Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Sanktionen gegen Russlands Nuklearindustrie gefordert. “Wer nukleare Bedrohungen für andere Völker schafft, ist definitiv nicht in der Lage, Nukleartechnologie sicher einzusetzen”, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Samstag. Konkret forderte er etwa Strafmaßnahmen gegen den russischen Staatskonzern Rosatom.

Kiew und Moskau hatten sich am Freitag gegenseitig den Beschuss von Europas größtem Atomkraftwerk in der von Russland besetzten Stadt Enerhodar vorgeworfen. Die Ukraine warf Russlands Truppen vor, das Akw-Gelände selbst angegriffen zu haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau hingegen machte ukrainische Soldaten für den Beschuss verantwortlich und teilte mit, ein Kraftwerksblock habe teilweise abgeschaltet werden müssen. Zudem sei in Enerhodar die Strom- und Wasserversorgung in einigen Bezirken ausgefallen. (dpa)

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Ukrainischer Verteidigungswall im Donbass gerät unter Druck

08:32 Uhr: Die russischen Truppen attackieren nach Angaben aus Kiew mit aller Härte Bachmut, einen Eckpfeiler des Verteidigungssystems rund um den letzten von Ukrainern gehaltenen Ballungsraum im Donbass.

“Der Feind führt einen Angriff auf Bachmut durch, die Kämpfe halten an”, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Samstag mit. Die prorussischen Rebellen hatten am Vortag vermeldet, es gebe Gefechte bereits innerhalb des Stadtgebiets. Unabhängig können die Angaben beider Seiten nicht überprüft werden.

Seit der Eroberung des Gebiets Luhansk konzentrieren sich die russischen Offensivbemühungen in der Ostukraine auf das benachbarte Gebiet Donezk. Schrittweise konnten die russischen Invasoren in den letzten Wochen die ukrainischen Verteidiger zurückdrängen. Sie kontrollieren inzwischen etwa 60 Prozent des Territoriums. Das Hauptquartier der ukrainischen Truppen im Donbass befindet sich im Ballungsraum Slowjansk – Kramatorsk, wo vor dem Krieg gut eine halbe Million Menschen lebten. Von Osten her ist dieser Raum durch die Festungslinie Siwersk – Soledar – Bachmut gesichert.

Diese gerät nun an mehreren Stellen ins Wanken. Russische Truppen stehen auch vor Siwersk und Soledar. Die schwersten Gefechte laufen aber derzeit um den Verkehrsknotenpunkt Bachmut, den die Russen mit Artillerie und Panzern beschießen.

Auch direkt vor der ehemaligen Gebietshauptstadt Donezk, seit 2014 in der Hand prorussischer Separatisten, dauern die Gefechte an. Die moskautreuen Truppen versuchen hier, die Ukrainer weiter abzudrängen. Im Raum der Kleinstadt Awdijiwka, nördlich von Donezk, habe es mehrere Angriffsversuche gegeben, die seien abgewehrt worden, meldete der Generalstab. Großflächig wird das Gebiet mit Artillerie beschossen.

Ukraine-Krieg - Donezk Gebiet

Eroberung des Gebiets Luhansk konzentrieren sich die russischen Offensivbemühungen in der Ostukraine auf das benachbarte Gebiet Donezk. Jetzt attackieren die russischen Truppen mit aller Härte den Ort Bachmut.

Das waren die News vom 5. August

Finnischer Rundfunk: Russland fackelt unverkauftes Gas ab

Russland brennt offenbar unverbrauchtes Gas ab, das nicht mehr über Pipelines ins Ausland geliefert wird. Yleisradio, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Finnland, berichtet, dass seit Wochen in Russland ungewöhnlich große Flammen von der finnischen Küste aus zu sehen sind.

Der finnische Rundfunk berichtet zudem, dass sich die Beobachtungen mit Satellitenaufnahmen der US-Weltraumbehörde Nasa decken. Die Nasa habe seit dem 17. Juni täglich große Flammen an der Kompressorstation Portovaya des russischen Erdgas- und Ölkonzerns Gazprom ausgemacht. Dort wird das Gas für den Transport über die Pipeline Nord Stream 1 verdichtet.

Wegen der Sanktionen der Europäischen Union – aber auch weil es selbst die Liefermengen gesenkt hat – transportiert Russland derzeit deutlich weniger Gas ins Ausland als vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die überschüssigen Mengen müssen nun gelagert oder möglicherweise verbrannt werden. (fab)

Papst empfängt hohen Moskauer Kirchenvertreter im Vatikan

Papst Franziskus hat am Freitag einen der höchsten Amtsträger der russisch-orthodoxen Kirche zu einem Gespräch im Vatikan empfangen. Damit wurden Hoffnungen genährt, dass sich das durch den Ukraine-Krieg angespannte Verhältnis der zwei wichtigen Kirchen verbessern könnte.

Der Heilige Stuhl berichtete von der Audienz von Metropolit Antonij, dem einflussreichen Leiter des Außenamtes des Patriarchats von Moskau. Er gilt als Nummer zwei und Vertrauter von Patriarch Kirill – das Kirchenoberhaupt hatte in den vergangenen Monaten zum großen Missfallen des Papstes für den Krieg geworben.

Franziskus drängt schon seit Jahren auf ein zweites Treffen mit Kirill nach deren bislang einzigem Aufeinandertreffen 2016 auf Kuba. Das Treffen mit Antonij in Rom – über dessen Inhalt der Vatikan wie üblich schwieg – werten Beobachter als Vorbereitung auf die Reise des Papstes nach Kasachstan im September. Dann kann der Pontifex bei einem Treffens von Religionsführern womöglich mit Kirill sprechen. (dpa)

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EU-Notfallplan für Gas kann in Kraft treten

Der europäische Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Gaslieferungen tritt kommende Woche in Kraft. Am Freitag nahm das Gesetz die letzte formelle Hürde, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilte.

Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gaskonsum ab Anfang August bis März nächsten Jahres freiwillig um 15 Prozent senken, verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der letzten fünf Jahre in dem Zeitraum. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine hat Russland seine Lieferungen an die EU bereits drastisch reduziert. (dpa)

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Ukraine schließt Stadt Mykolajiw für Suche nach Kollaborateuren

In der südukrainischen Hafenstadt Mykolajiw wird für die Suche nach Helfern der russischen Armee eine mehr als zweitägige Ausgangssperre verhängt. “Am Wochenende wird die Stadt geschlossen, kaufen Sie rechtzeitig Wasser und Lebensmittel. Wir arbeiten, darunter in Bezug auf die Kollaborateure”, sagte Gouverneur Witalij Kim am Freitag in einer Videobotschaft. Die allgemeine Ausgangssperre gilt demnach von Freitag 23 Uhr Ortszeit (22 MESZ) bis Montag 5 Uhr Ortszeit (4 MESZ).

Der Gouverneur hatte die Sperre bereits im Juli angekündigt. Für Hinweise auf Artilleriebeobachter, die das russische Feuer auf Objekte in der Stadt lenken, hatte der 41-Jährige zudem eine Prämie von umgerechnet knapp 100 Euro ausgelobt.

Mykolajiw wird beinahe täglich aus rund 25 Kilometern Entfernung von der russischen Armee mit Raketen beschossen. Den Behörden zufolge werden dabei fast nur zivile Objekte getroffen. Die Stadt hatte vor dem Krieg fast 500.000 Einwohner. (dpa)

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Russland weist 14 bulgarische Diplomaten aus

Russland hat die Ausweisung von 14 bulgarischen Konsulats- und Botschaftsmitarbeitern angekündigt. “Wir möchten betonen, dass die Verantwortung für die Folgen dieser kontraproduktiven Schritte allein bei der bulgarischen Regierung liegt”, teilte das russische Außenministerium am Freitag mit. Damit reagiere Moskau auf die “ungerechtfertigte” Entscheidung Sofias, russische Diplomaten auszuweisen. Die Maßnahme sei zudem eine Reaktion auf eine vorübergehende Schließung eines Generalkonsulats in Bulgarien.

Bulgarien hatte im Juni erklärt, 70 russische Diplomaten ausweisen zu wollen. Es handelte sich um die größte Zahl, die der Balkanstaat in einem Zuge auswies. Sofia kündigte auch die vorübergehende Schließung des russischen Generalkonsulats in Ruse im Norden Bulgariens an.

Das EU- und Nato-Mitglied war einst ein enger Verbündeter der Sowjetunion und hat bis heute enge kulturelle, historische und wirtschaftliche Verbindungen zu Russland. Eine Reihe von Spionage-Skandalen hat die Beziehungen der beiden Staaten seit 2019 jedoch belastet. (afp)

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Rüstungshersteller Rheinmetall steigert Umsatz

Der deutsche Panzer- und Artilleriehersteller Rheinmetall bleibt vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und globaler Spannungen auf Wachstumskurs, schraubt seine hohen Erwartungen aber etwas herunter. Im ersten Halbjahr habe der Umsatz um 3,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zugelegt, teilte das Unternehmen am Freitag in Düsseldorf mit. Das Betriebsergebnis stieg um acht Prozent auf 0,2 Milliarden Euro.

Vor allem eine hohe Nachfrage nach Munition machte sich in den Kassen der Waffenschmiede bemerkbar. Die Auftragsbücher sind im Bereich Waffe und Munition prall gefüllt, der Ordereingang verdreifachte sich hier auf 1,5 Milliarden Euro. Andere Geschäftsbereiche legten ebenfalls zu, allerdings nicht so stark wie dieser. Die Technologie-Firma ist auch als Autozulieferer tätig, die Bedeutung dieses Geschäftsteils sinkt allerdings tendenziell.

Rheinmetall gehört zu den großen Rüstungskonzernen, die von dem 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen des Bundes profitieren dürften. (dpa)

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Der russische Staatskonzern Gazprom verbrennt offenbar einen Teil des Gases, das nach Deutschland geliefert werden sollte. Das geht aus einem Bericht der “Welt” hervor. An der Verdichterstation im russischen Portowaja bei Sankt Petersburg ist demnach Feuer zu sehen.

SPD-Politikerin kritisiert Öl-Embargo: “Wir sind nicht verpflichtet, uns selbst zu schaden”

Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange fordert ein Ende des Embargos gegen russisches Pipeline-Öl. Es sei völlig unklar, wie die Versorgung im Osten Deutschlands stattfinden soll, sagte die SPD-Politikerin im Interview mit dem Deutschlandfunk. “Wir unterstützen die Ukraine finanziell, politisch, militärisch. Wir sind aber nicht verpflichtet, uns selbst zu schaden – zumal wenn das überhaupt nichts bringt”, sagte Lange. Die Sanktionspolitik bewirkt aus ihrer Sicht kein Ende des Kriegs. “Da muss erlaubt sein, einmal innezuhalten und neu nachzudenken.”

Die Landesministerin kritisiert nicht alle Sanktionen, allerdings das Embargo gegen russisches Öl aus der Pipeline Druschba. Damit seien Deutschland und Polen über die innerhalb der Europäischen Union verabredeten Sanktionen hinausgegangen. (fab)

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Experte: Abtransport von ukrainischem Getreide kaum zu schaffen

Der Abtransport von Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine mit Schiffen ist nach Angaben des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) kaum zu schaffen. Für die eingelagerten 20 Millionen Tonnen müssten rund 570 Schiffsladungen abgefertigt werden. “Gerade weil die Ernte von Getreide jetzt wieder beginnt und die Lager dafür dringend gebraucht werden, müssen auch andere Transportmöglichkeiten wie Züge und Lkw voll ausgeschöpft werden”, teilte der Leiter des Kiel Trade Indicators des IfW, Vincent Stamer, am Freitag mit. (dpa)

Weitere Getreide-Frachter legen in ukrainischen Häfen ab

Drei weitere Getreide-Frachter haben am Freitag ukrainische Häfen verlassen. Die Lieferungen sollen helfen, Lebensmittelengpässe zu vermeiden.

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Türkischer Präsident Erdogan reist zu Treffen mit Putin

Innerhalb nur weniger Wochen kommen der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan erneut zu einem persönlichen Treffen zusammen. Erdogan reist am Freitag in den russischen Badeort Sotschi. Das Treffen solle gegen 14 Uhr MESZ beginnen, hieß es aus dem türkischen Präsidialpalast. Es werde um aktuelle globale und regionale Fragen gehen, hieß es vom Kommunikationsministerium in Ankara. Neben dem Krieg in der Ukraine dürften auch die türkischen Pläne zu einer neuen Syrien-Offensive besprochen werden. Von einem solchen Vorgehen hatte auch Moskau Ankara zuletzt deutlich abgeraten. (dpa)

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Russland startet Offensive: Heftige Kämpfe im Osten

Die russischen Truppen haben nach ukrainischen Angaben im Gebiet Donezk eine größere Offensive gestartet. “Im Raum Donezk führt der Feind eine Angriffsoperation Richtung Bachmut und Awdijiwka durch”, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Freitagmorgen mit. Mit den Gefechten versuchen die russischen Truppen demnach, sich in eine gute Ausgangsposition für die Eroberung der Städte Soledar und Bachmut zu bringen und ihre Kontrolle auf das Gebiet westlich von Donezk zu erweitern.

Die Städte Soledar und Bachmut sind Teil der Verteidigungslinie östlich des Ballungsraums um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk. Dort lebten vor dem Krieg mehr als eine halbe Million Menschen. Es ist der letzte Großraum im Donbass, der noch von Kiewer Truppen kontrolliert wird. Die Ukraine hat das Gebiet zu einer Festung ausgebaut.

Laut dem Generalstab sind die Gefechte vor Bachmut ergebnislos verlaufen. Vor Awdijiwka hingegen, direkt nördlich an Donezk angrenzend, hielten die Kämpfe an. Unabhängig sind die Berichte nicht zu überprüfen. Schon in den vergangenen Tagen hatten die Kampfhandlungen in der Region nach einer kürzeren Pause wieder an Schärfe zugenommen. (dpa)

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Deutsche Post stellt nationales Geschäft in Russland ein

Der Logistikkonzern Deutsche Post wird sein nationales Geschäft in Russland nicht fortführen. “Wir haben diese Entscheidung vergangene Woche getroffen”, sagte Konzernchef Frank Appel in einer Telefonkonferenz zur Vorlage der Quartalszahlen am Freitag in Bonn. Finanzchefin Melanie Kreis erläuterte, dass die Entscheidung zu Wertberichtigungen im laufenden dritten Quartal führen werde. Die Größenordnung entspreche der Wertberichtigung aus dem Auftaktquartal. Damals hatten die gesunkenen Geschäftserwartungen in Russland zu Wertminderungen in Höhe von 30 Millionen Euro geführt.

Die nun getroffene Entscheidung bezieht sich zunächst auf das nationale Geschäft in Russland, also Sendungen und Transporte innerhalb des Landes. Es werde nun ein Sozialplan für die von der Entscheidung betroffenen Angestellten entwickelt, hieß es am Freitag. Im Im- und Exportgeschäft bestünden noch vertragliche Verpflichtungen, sagte Appel. Vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und den darauffolgenden Sanktionen gegen Russland erzielte die Deutsche Post ein Prozent ihres Gesamtumsatzes in Russland. (dpa)

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Drei Getreideschiffe starten aus ukrainischen Häfen

Drei Getreidefrachter sind am Freitagmorgen aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen ausgelaufen. “Aus den Häfen von Groß-Odessa ist die erste Karawane mit ukrainischem Getreide aufgebrochen”, teilte Infrastrukturminister Olexandr Kubrakow auf dem Telegram-Kanal der Behörde mit. Insgesamt befinden sich an Bord der drei Schiffe 57.000 Tonnen Mais.

Die Schiffe sind nach ukrainischen Angaben auf dem Weg in die Türkei sowie nach Großbritannien und Irland. Laut dem türkischen Verteidigungsministerium werden sie in Istanbul inspiziert.

Neben den drei Schiffen, die ukrainische Häfen verlassen haben, soll außerdem ein unbeladenes Schiff nach Tschornomorsk geschickt werden. Die unter der Flagge von Barbados fahrenden “Fulmar S” sei bereits in Istanbul kontrolliert worden, twitterte das türkische Verteidigungsministerium. (dpa)

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Britische Geheimdienste sehen Atomkraftwerk gefährdet

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste gefährden Aktionen der russischen Streitkräfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja. Moskaus Absichten im Hinblick auf das größte Atomkraftwerk in Europa seien fünf Monate nach Beginn des Krieges noch immer unklar, hieß es am Freitag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums.

Die Russen setzten wohl Artillerieeinheiten in den an das Kraftwerk angrenzenden Gebieten ein, um ukrainische Regionen westlich des Dnipro-Flusses anzugreifen. Womöglich nutzten sie dabei den Hochsicherheitsstatus des Kraftwerkgeländes aus, um sich und ihre Ausrüstung vor nächtlichen ukrainischen Gegenangriffen zu schützen, hieß es.

Mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6000 Megawatt ist das Werk in der Stadt Enerhodar in der Oblast Saporischschja das größte Atomkraftwerk Europas. Russische Truppen hatten die Anlage Anfang März besetzt. Danach wurde das Kernkraftwerk von ukrainischem Personal weiterbetrieben, aber von russischen Nuklearspezialisten überwacht. (dpa)

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Mit Material von dpa, Reuters und AFP

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