Am 1. September sind zwei Landtagswahlen: In Sachsen kämpft Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für eine weitere Amtszeit. Für seinen Thüringer Amtskollegen Bodo Ramelow (Linke) ist eine Wiederwahl sehr unwahrscheinlich.
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17:00 Uhr – Tausende Menschen demonstrieren in Sachsen und Thüringen für Demokratie
Mehrere Zehntausend Menschen haben in Dresden, Leipzig und Erfurt für Demokratie und Vielfalt demonstriert. In Dresden und Leipzig gingen laut Veranstaltern jeweils rund 11.000 Menschen auf die Straße, in Erfurt rund 7.000 Menschen.
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer warnte in Erfurt vor den Folgen für die Vielfalt der Gesellschaft, sollte die AfD stärkste Kraft im Land werden. Zugleich wurde auch an die Opfer des Anschlags von Solingen gedacht. Islamisten wollten genauso wie Rechtsextremisten Angst und Hass schüren und die Gesellschaft spalten. Dies müsse verhindert werden, hieß es.
16:10 Uhr – Steinmeier warnt vor Angriff auf die Demokratie
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eine Woche vor den Wahlen vor einer politischen Attacke auf die Demokratie. „Wer die Grundfesten unserer Demokratie angreift, in dessen Hände darf Macht nicht gelangen“, sagte das Staatsoberhaupt im ZDF-Sommerinterview, ohne den Namen von Parteien zu nennen. Umfragen sehen die AfD in Thüringen klar vorne. In Sachsen liefern sich CDU und AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in einer Insa-Umfrage lag die AfD auch dort zuletzt vorn. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kommt aus dem Stand auf zweistellige Umfragewerte.
Es müsse genauer hingeschaut werden, was der Grund für die Entfremdung von Menschen von der Politik sei, forderte Steinmeier. „Da nimmt ja ein Teil der deutschen Parteienlandschaft Anleihe an Trump.“ Beim Kampf gegen das Establishment gehe es nicht um ein paar Millionäre. „Sondern gekämpft wird gegen diejenigen, die für das von manchen verhasste System stehen“, fügte der Bundespräsident hinzu.
Dabei gehe es um die Politik, politische Institutionen, Gewerkschaften, Parteien, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und freie Medien, sagte Steinmeier. Solche Anti-Establishment-Parteien machten keine „Angebote, die dieses Land jeden Tag ein Stück besser machen wollen, sondern die ein anderes Land wollen“.
03:45 Uhr – Demos in Leipzig und Dresden geplant
In Leipzig und Dresden werden am Sonntag Tausende Menschen zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus erwartet. Die Organisatoren wollen damit eine Woche vor der Landtagswahl ein Zeichen zur Verteidigung der Demokratie setzen.
00:11 Uhr – Sachsen: AfD mit 32 Prozent vor der CDU mit 30 Prozent
Laut einer Umfrage des Instituts Insa für die „Bild“-Zeitung kommt die AfD in Sachsen auf 32 Prozent und liegt damit vor der CDU, die auf 30 Prozent kommen könnte, wenn schon an diesem Sonntag gewählt würde. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht der Umfrage nach 15 Prozent, die SPD 6 Prozent und die Grünen 5 Prozent.
Die Linke würde mit 4 Prozent aus dem Dresdner Landtag ausscheiden. Die Freien Wähler kommen auf 3 Prozent, die Sonstigen wie etwa die FDP auf 5 Prozent.
Den Ergebnissen der Meinungsforscher zufolge sind aktuell keine Regierungsmehrheiten ohne Beteiligungen des BSW oder der AfD möglich. Bei einer theoretischen Direktwahl des Ministerpräsidenten sprachen sich mit 45 Prozent fast die Hälfte der Befragten für Michael Kretschmer (CDU) aus.
Für die repräsentative Erhebung hatte das Institut Insa von Montag bis Freitag jeweils tausend Wahlberechtigte in Sachsen und Thüringen befragt.
00:11 Uhr – Thüringen: AfD bei 30 Prozent, CDU 21 Prozent
Im Nachbarland Thüringen liegt die AfD laut der Umfrage des Instituts Insa mit 30 Prozent in der Wählergunst vorn, gefolgt von der CDU (21 Prozent) und dem BSW (20 Prozent). Die Linke kommt demnach auf 14 Prozent, die SPD auf 6 Prozent.
FDP und Grüne würden mit jeweils 3 Prozent den Wiedereinzug in den Landtag verpassen. Die sonstigen Parteien stehen bei 3 Prozent.
Könnten die Wähler die Ministerpräsidenten direkt wählen, läge der Amtsinhaber klar in Führung. Bodo Ramelow (Linke) käme auf 33 Prozent und AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke auf 18 Prozent.
Für die repräsentative Erhebung hatte das Institut Insa von Montag bis Freitag jeweils tausend Wahlberechtigte in Sachsen und Thüringen befragt.
18:32 Uhr – Weidel macht CDU im Osten Koalitionsangebot
AfD-Co-Chefin Alice Weidel hat der CDU ein Koalitionsangebot gemacht. „Wir von der AfD sind zu Koalitionen mit der CDU bereit, wenn das inhaltlich machbar ist und sich die Union bewegt“, sagte Weidel der WELT AM SONNTAG. „Das sind wir unseren Wählern schuldig. Der Ball liegt dementsprechend bei der CDU“, sagte Weidel weiter.
Die CDU hat in Koalitionen mit der AfD und der Linkspartei per Parteitagsbeschluss ausgeschlossen. Die AfD wird in Sachsen und Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, in Brandenburg als sogenannter rechtsextremistischer Verdachtsfall. In den jüngsten Umfragen liegt die AfD in Thüringen und Brandenburg deutlich vorn, in Sachsen liefert sie sich mit der CDU ein enges Rennen um den Platz als stärkste Kraft.
14:05 Uhr – Wagenknecht über AfD: Nicht mit Höcke koalieren
BSW-Parteigründerin Sahra Wagenknecht grenzt sich von Rechtsextremisten in der AfD ab, hält sich aber eine künftige Unterstützung von Anträgen der Partei offen. „Wir haben immer gesagt, dass wir nicht mit Herrn Höcke koalieren“, sagte die ehemalige Linke-Politikerin der „Berliner Zeitung“. Rechtsaußenpolitiker Björn Höcke ist AfD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen. In Sachsen und Brandenburg, wo ebenfalls ein neuer Landtag gewählt wird, „gibt es genug Leute aus seinem Lager“, sagte Wagenknecht.
Die Parteichefin sagte über Höcke: „Ich brauche nicht den Verfassungsschutz, um zu erkennen, dass die völkische Blut-und-Boden-Ideologie, die Höcke und sein Flügel vertreten, rechtsextrem ist.“ Der Verfassungsschutz in Sachsen und in Thüringen stuft die AfD in beiden Ländern jeweils als gesichert rechtsextrem ein, in Brandenburg ist die AfD ein rechtsextremistischer Verdachtsfall des Landesverfassungsschutzes. Die Parteiströmung „Flügel“, bei dem Höcke ideologische Führungsperson war, ist inzwischen offiziell aufgelöst.
12:31 Uhr – „Frustrierte Wähler nicht mehr erreichbar“
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) warnt davor, dass viele Menschen aus Ärger über die Regierungspolitik für die demokratischen Parteien inzwischen nicht mehr erreichbar seien. „Migration – es tut sich nichts, Energiekrise – es tut sich nichts. Deshalb gibt es Leute, die erreicht man nicht mehr“, sagte Kretschmer gut eine Woche vor der Landtagswahl in Sachsen den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Diese Menschen sind weg, sie ringen nicht mehr mit uns, man erreicht sie überhaupt nicht mehr“, führte Sachsens Regierungschef aus. Dies sei dramatisch. Zu dieser Isolation trügen auch die Sozialen Medien bei. „Die Leute leben in ihrer eigenen Realität, und man kann in diese Realität nur noch eindringen, wenn man sich persönlich gegenübersteht und miteinander redet“, sagte Kretschmer.
Der CDU-Politiker kämpft derzeit um seine Wiederwahl als Ministerpräsident. Den Funke-Zeitungen sagte, er ziehe Kraft aus seiner Aufgabe, dem Land noch einmal eine stabile Regierung zu geben. Den „Rechtsextremen“ von der AfD dürfe niemals die Macht überlassen werden. „Aber es wird dieses Mal extrem knapp“, räumte Kretschmer ein.
09:56 Uhr – Streit in der Ampel belastet Landtagswahlen
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), sieht das Erscheinungsbild der Koalition als Belastung für die politische Stimmung in Ostdeutschland. Auf die Frage der Nachrichtenagentur AFP, ob die Koalition Grund zu Selbstkritik habe, antwortete Schneider: „Jede Menge.“ Er fügte in dem Interview hinzu: „Insbesondere der permanente Streit in den Koalitionsparteien und die Versuche einer Selbstprofilierung einzelner Akteure führt dazu, dass die Leute sich fragen, ob die Politik sich wirklich um ihre konkreten Probleme kümmert.“
Wenn es darum gehe, dem Erstarken der AfD und des BSW in Ostdeutschland etwas entgegenzusetzen, sei der Koalitionsstreit nicht hilfreich – „er spielt aber nicht die entscheidende Rolle“, sagte der SPD-Politiker.
Schneider räumte ein, dass das BSW als neu gegründete Partei eine bestimmte Erwartungshaltung in der Wählerschaft erfolgreich bediene. Die Partei von Sahra Wagenknecht sei erfolgreich, „weil es einen Resonanzboden gibt für eine Partei, die auf der einen Seite nationalistisch auftritt, aber eine sozialistische Politik zum Beispiel bei der Wirtschaftspolitik verfolgt“, sagte der Ostbeauftragte.
05:20 Uhr – „Prinzen“-Frontmann Krumbiegel: „Ein bisschen gruselig“
Der Frontmann der Band „Die Prinzen“, Sebastian Krumbiegel, schaut mit Sorge auf die in Sachsen und Thüringen anstehenden Landtagswahlen. „Ich glaube, wir werden uns umgucken. Es wird hier was passieren. Politisch wird es einen Ruck geben“, sagte der Musiker im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe zwar nicht davon aus, dass ein AfD-Politiker Ministerpräsident wird, „aber die AfD wird stärkste Kraft – und das ist ein bisschen gruselig“.
04:30 Uhr – Merz: „Die Zerstörung der CDU ist das Ziel der AfD“
CDU-Chef Friedrich Merz seine Partei im Falle einer Zusammenarbeit mit der AfD vor einer Zerstörung gewarnt. „Das würde die CDU umbringen“, sagte Merz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben). „Die Zerstörung der CDU ist ja auch das Ziel der AfD. Wir dürfen denen, die uns politisch beseitigen wollen, nicht noch die Hand reichen.“ Merz stellte klar: „Wir können mit dieser Partei nicht zusammenarbeiten.“
15:03 Uhr – Wer „Riverboat“ mag, soll nicht AfD wählen, sagt Göring-Eckardt
Gut eine Woche vor der Landtagswahl in Thüringen hat Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) für den Fall eines AfD-Wahlerfolgs vor einer Gefährdung von Rechtsstaatlichkeit und Justiz in dem Bundesland gewarnt. Gleich mehrere vermeintliche Bedrohungen werden in einem Video angesprochen, das sie am Freitag auf X postete.
„Die AfD will direkt nach der Wahl den Rundfunkstaatsvertrag kündigen“, sagt die Grüne. Dann erklärt die Politikerin, dass „Riverboat, Florian Silbereisen an Weihnachten und alles, was der MDR sonst so produziert“ wegfallen sollen. „Und das BSW stört sich daran gar nicht. Katja Wolf hat gesagt, sie will mit der AfD zusammenarbeiten.“
Ein Videoausschnitt wird eingeblendet, in dem die Thüringer BSW-Chefin Wolf sagt: „Wenn es so sein soll, dann wird man darüber diskutieren. Dann ist es die Macht des Arguments im politischen Raum.“ Göring-Eckardts Werbevideo endet mit den warnenden Worten: „Wähl am besten Bündnis 90 / Die Grünen, damit deine Oma und die Schlagerwelt safe sind.“
12:52 Uhr – BSW-Chefin: „Für uns ist es selbstverständlich, dass sich die Parteispitze in Berlin eng mit uns abstimmt“
Die sächsische BSW-Chefin Sabine Zimmermann hat die Kritik von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) an Sahra Wagenknecht zurückgewiesen. „Wir können auch nichts dafür, dass Herr Kretschmer offenbar Angst vor Sahra Wagenknecht hat“, sagte sie laut einer Mitteilung. „Für uns ist es selbstverständlich, dass sich die Parteispitze in Berlin eng mit uns abstimmt“, sagte Zimmermann. Sie freue sich über die Unterstützung von Wagenknecht.
Kretschmer hatte BSW-Bundeschefin Wagenknecht für deren Versuch, Bedingungen für eine mögliche Zusammenarbeit mit der CDU in Sachsen und Thüringen zu bestimmen, kritisiert. „Die Zeiten vom Politbüro sind vorbei, wo jemand in Berlin entscheiden konnte, was vor Ort passiert“, sagte er. Wagenknecht habe „ein seltenes Talent“, Dinge zu zerstören. „Richtig etwas aufzubauen, ist ihr noch nie gelungen. Und so ist es diesmal auch.“ Kretschmer kritisierte Eingriffe, eigenartige Koppelgeschäfte und von Wagenknecht gezogene rote Linien als „Demütigung der eigenen Mitglieder vor Ort“.
Zimmermann forderte die CDU stattdessen zur inhaltlichen Auseinandersetzung auf. „In unserem Wahlkampf geht es um große Themen wie Bildung, Gesundheit und das alles überragende Friedensthema – und nicht darum, welcher Politiker an welchem Verhandlungstisch sitzt“, sagte sie. Sollte es nach der Wahl zu Gesprächen kommen, werde es um landesspezifische Themen gehen, dazu gehöre auch die Positionierung Sachsens zur Ukraine-Politik Deutschlands.
12:06 Uhr – Das wäre für die AfD „ein Meilenstein“
Die Umfragen deuten darauf hin, dass die AfD in Thüringen und Brandenburg stärkste Kraft wird – in Sachsen liefert sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU. Eine AfD-Alleinregierung wäre mit diesen Ergebnissen allerdings nahezu ausgeschlossen. Und auch koalieren will mit der in Sachsen und Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei wohl niemand. „Koalitionen mit der AfD scheinen mir selbst beim BSW in Thüringen angesichts entsprechender Aussagen eher abwegig“, sagt Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach von der Freien Universität Berlin der Nachrichtenagentur AFP. Eher würde das BSW als „Königsmacher“ die CDU unterstützen.
Die AfD als stärkste Fraktion in einem Landesparlament wäre ein Novum, das auch symbolische Kraft hätte. Reuschenbach sieht zwar noch nicht als ausgemacht, dass es in Sachsen und Brandenburg für Platz eins reicht. „Dennoch ist klar: Selbst wenn die AfD nur in Thüringen stärkste Kraft würde, wäre das für die Partei ein Meilenstein“, sagt sie. Die AfD könnte dann „wichtige Prozesse und Entscheidungen blockieren“ – auch wenn sie nur ein Drittel der Sitze im Landtag hat. Ein Sieg in Thüringen – darauf deuten die Umfragen zurzeit hin – könnte den dortigen Landeschef, seine Positionen und Unterstützer in der Partei „noch wirkmächtiger und machtbewusster werden lassen“, sagt Politikwissenschaftlerin Reuschenbach. Mehr noch als bislang würde dann „in der AfD an Höcke und seinem Lager kein Weg vorbeiführen“. Sie rechne aber für eine Kanzlerkandidatur „nicht unbedingt mit einer besonders polarisierenden Person wie Höcke.“ Die Partei sei „strategisch genug, das nicht zu tun.“
10:18 Uhr – Voigt nennt Höcke „eine Gefahr für dieses Land“
Ungeachtet der Stärke der AfD in Thüringen sieht CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt eine „Chance für eine stabile Mehrheitsregierung“ nach der Wahl. Für die CDU gehe es in den Umfragen „nach oben“, sagte Voigt am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Die Menschen werden in der letzten Woche zu entscheiden haben: Wollen sie ein Land mit Zuversicht oder wollen sie mit Höcke den Abstieg?“
Die vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD unter ihrem Vorsitzenden Björn Höcke liegt in den Umfragen stabil vorn und könnte am Sonntag kommender Woche in Thüringen erstmals eine Landtagswahl gewinnen. Voigt schloss erneut eine Koalition mit der AfD aus. Höcke sei „eine Gefahr für dieses Land“, sagte er.
Eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das in den Umfragen nach AfD und CDU drittstärkste Kraft ist, hält Voigt hingegen für eine Option. Er verbitte sich aber Einmischungen von außen. „Solange Sahra Wagenknecht von außen Ansagen macht, gibt es keine Gesprächsbasis“, stellte Voigt klar.
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Landtagswahl in Sachsen:
Landtagswahl in Thüringen:
dpa/AFP/Reuters/sebe/lk/con/jag/kami/shem