Konsequenzen für Rammstein-Sänger Lindemann von Verlag

Die neusten Meldungen aus dem Feuilleton-Ressort.

Rammstein bezieht auf Instagram Stellung

Nach den Vorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann hat sich die Band auf ihrem Instagram-Account geäussert. In einem Post heisst es: «Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne.» Die Bandmitglieder verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten:
«Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.» Die Band habe aber auch ein Recht – «nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.»

Kiepenheuer & Witsch beendet Zusammenarbeit mit Rammstein-Sänger Till Lindemann

Till Lindemann während eines Auftritts in Helsinki, 2023.

Venla Shalin / Redferns / Getty

zin. · Gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann werden aktuell schwere Vorwürfe laut. Eine Recherche der «Süddeutschen Zeitung» und des «NDR» beschreibt ein mögliches Muster von Machtmissbrauch und sexuellen Gefälligkeiten, das nun auf juristischem Wege aufgeklärt werden muss. Mutmassliche Opfer legen dar, wie junge Frauen gezielt rekrutiert wurden, um mit dem «Rammstein»-Sänger Sex zu haben. Zwei Frauen berichten zudem von sexuellen Handlungen, denen sie nicht zugestimmt hätten.

Nun reagiert der Verlag Kiepenheuer & Witsch, bei dem 2013 Lindemanns Buch «In stillen Nächten» erschien. In dem Gedichtband finden sich auch Darstellungen sexueller Gewalt, die der Verlag zuletzt noch vehement und mit Blick auf die «Freiheit der Kunst» verteidigt hatte und für eine Trennung zwischen Autor und dem «lyrischen Ich» geworben hatte.

Verlegerin Kerstin Gleba begründet die Entscheidung nun damit, dass Lindemann «unverrückbare Grenzen» überschritten habe, das Vertrauensverhältnis sei «unheilbar zerrüttet». Daher beende man die Zusammenarbeit mit dem Sänger.

Finnische Komponistin Kaija Saariaho verstorben

Die Komponistin Kaija Saariaho (1952–2023).

Die Komponistin Kaija Saariaho (1952–2023).

Christine Olsson / AP

(pd)/wdh. · Kaija Saariaho gehörte zu den meistgespielten Komponistinnen unserer Zeit. Am Freitag (2.6.) ist die gebürtige Finnin nach Angaben ihrer Familie im Alter von Alter von 70 Jahren in Paris gestorben.

Saariaho hinterlässt ein beeindruckendes Werk von weit über hundert Kompositionen. Mit ihrem neoimpressionistischen Bühnenwerk «L’amour de loin», das im Jahr 2000 seine Uraufführung an den Salzburger Festspielen erlebte, wurde sie weit über die zeitgenössische Musik hinaus einem breiteren Publikum bekannt. Auch ihre späteren Bühnenwerke «Adriana Mater», «Emilie» und zuletzt «Innocence» (2021 am Festival von Aix-en-Provence) wurden von führenden Institutionen erfolgreich zur Aufführung gebracht und vielerorts nachgespielt.

Nach einem Geigen-, Klavier- und Kunststudium begann Saariaho ihre Ausbildung als Komponistin an der Sibelius-Akademie in Helsinki bei Paavo Heininen. Zusammen mit Magnus Lindberg und anderen gründete sie die Gruppe «Open Ears». Später setzte sie ihr Kompositionsstudium in Freiburg im Breisgau bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber fort und nahm an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil. Am Pariser Forschungsinstitut für Akustik und Musik IRCAM begann sie, elektronische und akustische Klänge zu mischen und mit Computer-Musik zu experimentieren.

Kaija Saariaho war im Sommer 2009 «composer in residence» am Lucerne Festival. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den schwedischen Polar-Preis, den Grawemeyer Award und einen Grammy. Zuletzt wurde sie 2021 von der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk geehrt.

Jonas Kaufmann wird Intendant der Tiroler Festspiele Erl

«Zusätzliche Karriere»: Der Tenor Jonas Kaufmann wird 2024 Intendant in Erl.

«Zusätzliche Karriere»: Der Tenor Jonas Kaufmann wird 2024 Intendant in Erl.

Imago/Thomas Bartilla

(dpa) Der international bekannte Tenor Jonas Kaufmann übernimmt die Leitung der Festspiele Erl in Österreich. Der deutsch-österreichische Sänger folgt im September 2024 auf Bernd Loebe, den Intendanten der Oper Frankfurt, wie das Tiroler Konzert- und Opernfestival am Freitag (2. 6.) in Wien bekanntgab. Der aus München stammende Kaufmann habe sich mit seinem Enthusiasmus und seinem Konzept gegen 42 andere Bewerber durchgesetzt, hiess es von der Jury.

Kaufmann betonte, dass die neue Aufgabe ab nächstem Jahr nicht das Ende seiner Sängerkarriere bedeute. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich abtreten sollte, und ich will das auch nicht», sagte er. «Es wird eine zusätzliche Karriere sein, keine alternative.» Kaufmann kündigte an, dass er in Erl auch selbst auf der Bühne stehen werde, allerdings nicht in jeder Saison.

Bernd Loebe, der langjährige Intendant der Oper Frankfurt, leitete seit 2019 zusätzlich die Festspiele in Erl. Loebe hatte Interesse an einer Verlängerung seines Vertrages in Erl durchblicken lassen, sich aber einem von den Verantwortlichen durchgesetzten neuerlichen Bewerbungsverfahren verweigert.

Loebe hatte das Festival in ruhigere Bahnen geführt, nachdem dessen Gründer, der Dirigent und Regisseur Gustav Kuhn, nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurückgetreten war. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Kuhn wurden inzwischen eingestellt.

Fassbinder-Star: Die Schauspielerin Margit Carstensen ist tot

Die deutsche Schauspielerin Margit Castensen in «Die Bitteren Tränen der Petra von Kant», 1972.

Die deutsche Schauspielerin Margit Castensen in «Die Bitteren Tränen der Petra von Kant», 1972.

Corbis / Getty

(dpa) Sie gehörte zu den grossen Fassbinder-Stars: Die Schauspielerin Margit Carstensen ist tot. Sie starb am Donnerstag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Heide (Schleswig-Holstein), wie ihre Agentin unter Berufung auf die Familie am Freitag (2. 6.) mitteilte.

2016 war Carstensen noch im «Tatort – Wofür es sich zu leben lohnt» zu sehen. Neben Eva Mattes als Kommissarin Klara Blum spielte sie zusammen mit Irm Hermann und Hanna Schygulla ein kurioses Trio alter Damen, die aus moralisch-ethischen Gründen zu Mörderinnen werden.

Seit vielen Jahren lebte Carstensen zurückgezogen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Heide. Schon seit längerer Zeit konnte sie keine Rollen mehr übernehmen, weil sie gesundheitlich stark angeschlagen war. Seit Jahren litt die starke Raucherin an einem Lungenemphysem, das ihr das Atmen schwer machte.

Carstensen wuchs in Kiel auf. Nach dem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg spielte sie an verschiedenen Bühnen, von 1965 bis 1969 gehörte Carstensen zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses. 1969 wechselte sie nach Bremen, wo sie den charismatischen Theaterautor und Filmemacher Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) kennenlernte. Mit ihm drehte sie Filme wie «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» (1972), «Martha» (1974) und «Chinesisches Roulette» (1976).

Eine jahrelange künstlerische Zusammenarbeit verband sie auch mit Christoph Schlingensief (1960-2010), in dessen Film «100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker» (1989) sie Magda Goebbels verkörperte und in dessen Medien-Persiflage «Terror 2000» (1992) sie eine Detektivin spielte. Mit dem Regisseur Leander Haussmann drehte sie unter anderem die Ex-DDR-Komödie «Sonnenallee» (1999). 2019 wurde sie in Berlin mit dem Götz-George-Preis für ihr Lebenswerk geehrt.

Kim Cattrall: Gastauftritt in «Sex and the City»-Nachfolger

Kim Cattrall im Jahr 2022 in New York.

Kim Cattrall im Jahr 2022 in New York.

Caitlin Ochs

dpa. «Sex and the City»-Star Kim Cattrall soll doch in der Nachfolgeserie «And Just Like That…» auftauchen. Die 66-Jährige habe bereits im März in ihrer Rolle als Samantha Jones eine Szene aufgenommen, teilte ein Sprecher von HBO Max dem US-Sender CNN mit. Der Instagram-Account der Serie teilte einen Zeitungsartikel über Cattralls Rückkehr in Staffel zwei und schrieb dazu: «Das Geheimnis ist gelüftet!».

Die erste Staffel «And Just Like That…» hatte im Dezember 2021 ihre Premiere. Während Sarah Jessica Parker, Kristin Davis und Cynthia Nixon in ihre Rollen als Carrie, Charlotte und Miranda zurückgekehrt waren, war Cattrall darin merkbar abwesend. Die Geschichte ihrer Figur Samantha wurde dabei in Textnachrichten weitererzählt. In der Serie ist sie von New York nach London gezogen.

Die Nachricht dürfte Fans überraschen, da Cattrall sich zuvor deutlich dazu geäussert hatte, dass sie keine Rückkehr zu ihrer «Sex and the City»-Rolle plane. Auch Sarah Jessica Parker hatte in einem Interview gesagt, dass sie lieber weiter ohne Cattrall drehen wolle. Die zweite Staffel zu «And Just Like That…» soll am 22. Juni anlaufen.

Men in Black»-Schauspieler Sergio Calderón gestorben

Sergio Calderón wurde 77 Jahre alt.

Sergio Calderón wurde 77 Jahre alt.

Imago/Image Press Agency / www.imago-images.de

(dpa) Der Schauspieler Sergio Calderón, der in Hollywood-Filmen wie «Men in Black» und «Fluch der Karibik» mitspielte, ist tot. Calderón sei im Alter von 77 Jahren in Los Angeles gestorben, berichteten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf seine Familie und seinen Sprecher. Der in Mexiko geborene Schauspieler spielte in seiner jahrzehntelangen Karriere in Dutzenden Filmen mit, meist in Nebenrollen.

Immer Probleme mit Til

Til Schweiger in «Manta, Manta» (1991). Jetzt verklagt der Drehbuchautor des Kultfilms die Filmproduktionsfirma Constantin.

Til Schweiger in «Manta, Manta» (1991). Jetzt verklagt der Drehbuchautor des Kultfilms die Filmproduktionsfirma Constantin.

United Archives / Hulton Archive

ubs. Und wieder sorgt Til Schweiger für Aufregung. Oder zumindest die Produktionsfirma Constantin, die seine Filme realisiert. Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, wird sie nun von Stefan Cantz verklagt, dem Drehbuchautor von «Manta, Manta». Der 67-Jährige zählt zu den gefragten deutschen Filmautoren. So hat er unter anderem mehrere «Tatort»-Drehbücher geschrieben. Das Skript zum Film «Manta, Manta», den unterdessen mehr als eine Million Kinogänger gesehen haben, war sein erster grosser Auftrag.

Auf indirektem Weg habe er erfahren, dass eine Fortsetzung des Films geplant sei. Weder Constantin Film noch Til Schweiger hätten ihn direkt informiert. Und als sich Cantz bei der Produktionsfirma informierte, liess ihn diese über ihre Anwälte wissen, dass man ihn gar nicht als Drehbuchautor anerkenne: Er habe das Filmskript damals diktiert bekommen und abgetippt. Seltsam nur, dass Cantz im Abspann des Films durchaus als Autor figuriert.

Gemäss der «Süddeutschen Zeitung» hat Cantz beim Landgericht München nun eine Klage «wegen Nachvergütungsanspruch und Verletzung des Bearbeitungsrechts» eingereicht. Es geht einerseits um ausstehende Tantiemen. Andrerseits will Cantz im Hinblick auf das geplante Film-Sequel «Manta, Manta – Zwoter Teil» einen Anspruch auf Schadensersatz erheben.

Offenbar werden Witze und Figuren aus seiner Feder im «Zwoten Teil» nochmals verwertet. Seine Anwälte argumentieren, dass Constantin Film aufgrund des Drehbuchvertrags von 1991 zwar ein Remake, nicht aber eine Fortsetzung produzieren darf.

Das Schauspielhaus Zürich präsentiert das Programm der neuen Spielzeit

Nicolas Stemann (links) und Benjamin von Blomberg hoffen, dass sie nach ihrer letzten Spielzeit vermisst werden in Zürich. (Bild: Karin Hofer / NZZ)

Nicolas Stemann (links) und Benjamin von Blomberg hoffen, dass sie nach ihrer letzten Spielzeit vermisst werden in Zürich. (Bild: Karin Hofer / NZZ)

Karin Hofer

ubs. Der Schmerz sitzt tief, noch brennt die Wunde. Dass ihr Vertrag als Intendanten des Zürcher Schauspielhauses nicht verlängert worden ist, haben Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg nicht weggesteckt. Und als sie am Mittwochmorgen – zusammen mit all den Hausregisseuren, die ihre Zürcher Intendanz mitgeprägt haben – das Programm ihrer letzten Saison, der Spielzeit 2023/24, bekanntgaben, machten sie kein Hehl daraus, dass sie gerne länger geblieben wären.

So tropfte der Wermut, es gab zunächst auch etwas sarkastische Selbstironie: Man habe versprochen, das Schauspielhaus zum Stadtgespräch zu machen – mindestens das sei ihnen geglückt, sagte Stemann. Dann aber versprach von Blomberg, man werde die letzte Saison nicht beleidigt absitzen; vielmehr sei es ihr Ziel, zuletzt vom Zürcher Publikum vermisst zu werden.

Die Saison wird am 8. September in der Schiffbau-Box mit «Der Junge aus der letzten Reihe» beginnen. Das Stück des Spaniers Juan Mayorga, in dem es um die Abhängigkeit eines Lehrers von seinem talentierten Schüler geht, wird Christiane Jatahy in der Schiffbau-Box inszenieren.

Für den zweiten Streich sorgt am 9. September im Pfauen Nicolas Stemann mit einem Klassiker: «Das Leben des Galilei» von Bertolt Brecht feierte vor rund achtzig Jahren Premiere. Stemann will der Frage nachgehen, wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Gesellschaft eingehen: Wer spiele heute die Rolle der katholischen Kirche, wenn die Klimaerwärmung infrage gestellt werde? Einen Schweizer Klassiker inszeniert Stemann dann überdies im März 2024: Max Frischs «Biedermann und die Brandstifter».

Auch Christoph Rüping profiliert sich in der kommenden Saison mit einem Klassiker – mit Tschechows «Die Möwe». Wenn im Stück ums Theater gestritten wird, so will er damit auch Bezug nehmen auf die Zürcher Aktualität. Wu Tsang bringt im Januar 2024 Shakespeares «Der Sturm» in den Pfauen und im Frühjahr «Carmen» in die Schiffbauhalle. Der Klassiker-Reigen wird ergänzt durch «Antigone im Amazonas», ein Gastspiel von Milo Rau.

Aber auch die literarische Aktualität hat ihren Platz in der Spielzeit 2023/24 – vor allem durch Adaptionen prominenter Werke. Leonie Böhm bringt im Oktober Kim de l’Horizons «Blutbuch» als «Blutstück» auf die Bühne. Und Yana Ross inszeniert im November im Pfauen «Liebes Arschloch» nach dem Roman von Virginie Despentes. Alexander Giesche sorgt im April für die deutschsprachige Erstinszenierung von Tennessee Williams’ Roman «Moise und die Welt der Vernunft», und Leonie Böhm adaptiert für die Bühne überdies einen Teil aus Wolfram von Eschenbachs «Parzival».

Das Programm 2023/24 wartet schliesslich mit Eigenproduktionen auf. Trajal Harrell geht in seiner Choreografie von «Tambourines» im Pfauen (Premiere: 10. Februar) seiner Faszination für diese Handtrommeln nach. Und mit ihrem Stück «Last Night a DJ Took My Life», das im März Premiere feiert, thematisiert die Bühnenkünstlerin Joana Tischkau die Eurodance-Szene der neunziger Jahre, als sich europäische DJs an den Vocals afroamerikanischer Sängerinnen vergriffen.

An der Seite der Hausregisseurin Suna Gürler entwickeln Lucien Haug und Yunus Ersoy Stücke für ein junges Publikum: «Jetzt, Jetzt, Jetzt» (Arbeitstitel) wird am 28. September im Pfauen vorgestellt; im Oktober folgt das Klassenzimmer-Stück «Amore United». Auch die Kleinen kommen nicht zu kurz: Nicolas Stemanns Schneewittchen-Inszenierung kommt ab November zur Wiederaufführung. Im Dezember zeigt René Geerlings im Rahmen eines Gastspiels «The Ozard Of Wiz.»

Bei der ganzen Vielfalt des Programms fällt auf, dass mit «Carmen» eine einzige Inszenierung in der Schiffbau-Halle präsentiert wird. Das hat offenbar mit den Sparbemühungen der jetzigen Intendanz zu tun. Die Schiffbau-Halle nehme viel mehr Kapazitäten in Anspruch als der Pfauen. Deshalb habe man sich entschlossen, die Schiffbau-Halle lediglich für eine neue Produktion zu nutzen.

Rücktritt von Gustavo Dudamel: Pariser Oper sucht neuen Musikchef

Der venezolanische Dirigent Gustavo Dudamel, hier im Februar 2023 in New York.

Der venezolanische Dirigent Gustavo Dudamel, hier im Februar 2023 in New York.

John Minchillo / AP

(dpa)/wdh. · Nach nur rund zwei Jahren im Amt hat der Dirigent Gustavo Dudamel überraschend seinen Rücktritt als Musikdirektor der Opéra de Paris bekanntgegeben. Das führende Opernhaus in Frankreich hat umgehend mit der Suche nach einer Nachfolgeregelung begonnen. Bislang sei allerdings noch nicht bekannt, wer die Funktion des venezolanischen Dirigenten übernehmen werde, bestätigte das Haus. Auch wer die im September geplante Neuproduktion von Richard Wagners «Lohengrin» übernehmen soll, sei noch ungewiss.

Dudamel hatte erst im August 2021 seine ursprünglich auf sechs Jahre angelegte Amtszeit in Paris angetreten. Für seine Entscheidung gab er in der Pressemitteilung private Gründe an. Er wolle mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.

Erst im Februar war bekannt geworden, dass Dudamel, der seit der Saison 2009/2010 auch an der Spitze des Los Angeles Philharmonic steht, mit der Spielzeit 2026/27 Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker werden soll.

In einem Interview des Radiosenders «France Musique» schloss der deutsche Intendant der Pariser Oper, Alexander Neef, eine weitere Zusammenarbeit mit Dudamel nicht aus, dann allerdings in der Rolle des Gastdirigenten. Er würde sich sehr wünschen, dass Dudamel in Zukunft, vielleicht schon in der nächsten Saison, als Gastdirigent zurückkommen könnte. Mit der Ernennung eines Nachfolgers will sich Neef Zeit lassen. Man werde in die Entscheidung die Musiker des Opernorchesters einbeziehen. Es werde auf jeden Fall einen neuen Musikdirektor geben, denn das Amt sei für das Haus wichtig.

Man sei nicht im Bösen auseinander gegangen, betonte Neef. Damit spielte er auf die Annullierung von Konzerten in Wien und London Anfang des Jahres mit dem Opernorchester an. Die Gewerkschaften und die Oper konnten sich nicht über die Vergütung der Musiker auf der Tournee einigen.

Schauspieler Peter Simonischek gestorben

Peter Simonischek während der Berlinale im Februar 2023.

Peter Simonischek während der Berlinale im Februar 2023.

Imago

(dpa) Der Schauspieler Peter Simonischek ist tot. Der Österreicher sei im Alter von 76 Jahren in der Nacht zum 30. Mai im Kreise seiner Familie zu Hause in Wien gestorben, bestätigte das Burgtheater am Dienstag entsprechende Medienberichte.

Der Österreicher war in Rollen auf der Bühne, im Film und im Fernsehen zu sehen. So spielte er in der berührenden Vater-Tochter-Geschichte «Toni Erdmann» die Titelrolle an der Seite von Sandra Hüller. Der Streifen war 2017 im Finale für den Oscar als bester internationaler Film. Bei den Salzburger Festspielen verkörperte er von 2002 bis 2009 den «Jedermann». Mehr als 100 Mal, so oft wie kein anderer, spielte er den reichen Mann, den der Tod langsam aber sicher holt.

Die Karriere des am 6. August 1946 in Graz geborenen Schauspielstars war facettenreich. Simonischek spielte in den vergangenen Jahrzehnten praktisch alle wichtigen Partien im deutschsprachigen Raum. Nach ersten Auftritten am Schauspielhaus Graz erhielt er ein festes Engagement am Stadttheater St. Gallen. Von dort wechselte er 1970 nach Bern und kam dann über das Staatstheater Darmstadt ans Schauspielhaus Düsseldorf.

Ab 1979 gehörte er zwanzig Jahre lang dem Ensemble der Berliner Schaubühne an. 1999 kehrte er nach Wien ans Burgtheater zurück. Prägend für ihn wurde die Zusammenarbeit mit renommierten Regisseuren wie Bob Wilson, Dieter Dorn, Luc Bondy, Peter Stein und Andrea Breth.

Eine der letzten Rollen des äusserst vielseitigen Künstlers war im Film «Ein Platz an der Sonne» die eines Professors, der mit seinen rassistischen Lehren den deutschen Völkermord an den Hereros und Nama rechtfertigt. «Ich bin so dankbar, dass ich machen kann, was ich liebe», sagte Simonischek der DPA, der in seiner Karriere unter anderem zwei Grimme-Preise, den Europäischen und den Deutschen Filmpreis eingesammelt hat.

Der russisch-amerikanische Installationskünstler Ilja Kabakow ist 89-jährig gestorben

Ilja Kabakow, 1933 in der UdSSR geboren, emigrierte 1988 nach New York. Aufnahme aus dem Jahr 2017.

Ilja Kabakow, 1933 in der UdSSR geboren, emigrierte 1988 nach New York. Aufnahme aus dem Jahr 2017.

Von Garagemca – Garage Museum of Contemporary Art

(pd) Der russische Konzept- und Installationskünstler Ilja Kabakow ist mit 89 Jahren gestorben. Das teilte die Ilya and Emilia Kabakov Foundation mit. Kabakow gilt als einer der bedeutendsten Konzeptkünstler der Gegenwart. Er arbeitete zusammen mit seiner Frau Emilia als Künstlerpaar.

Während seiner Zeit in der Sowjetunion war er ein bedeutender Vertreter des Moskauer Konzeptualismus und beschäftigte sich mit den Lebensbedingungen der Menschen in der UdSSR. Nach seiner Emigration lebte er hauptsächlich in Amerika. Mit seinen zahlreichen Zeichnungen, Gemälden, Installationen und theoretischen Texten über gesellschaftliche Utopien übte er grossen Einfluss auf viele zeitgenössische Künstler aus.

Dabei betrachtete er die Sowjetunion als ein utopisches Projekt neben anderen, den Kapitalismus eingeschlossen. Kabakows Arbeiten wurden in der ganzen westlichen Welt und schliesslich auch in Russland ausgestellt.

source site