Klimagipfel COP26 kompakt: Aktivisten küren Gipfel-Vorsitz zum “Fossil des Tages”

Alle Entwicklungen und Nachrichten zum Klimagipfel COP26 in Glasgow kompakt bei stern.de.

Seit Sonntag läuft der UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow. Auf Einladung der Vereinten Nationen beraten Regierungsvertreter und Fachleute aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Menschheit die beschleunigte Erderhitzung noch auf ein erträgliches Maß eindämmen kann. Die Erwartungen sind enorm. Alle Entwicklungen und Nachrichten zum Klimagipfel kompakt hier bei stern.de.

Gipfel-Vorsitz zu “Fossil des Tages” gekürt

Die britische Regierung als Ausrichter des Weltklimagipfels ist von den Umweltschützern des Climate Action Networks (CAN) zum “Fossil des Tages” gekürt worden – unter anderem wegen Organisationsmängeln bei dem Mammuttreffen in Glasgow mit 28.000 Teilnehmern. Die versprochene inklusive Einbindung aller Interessen und Aktivisten zeige sich derzeit vor allem in dem, was die Briten am besten könnten: nämlich “in der Kunst des Schlangestehens”, erklärten sie ironisch. An den ersten beiden Tagen hatten sich sehr lange Schlangen vor dem Kongresszentrum gebildet. Die Wartezeit betrug etwa am Dienstag weit mehr als eine Stunde bis zum Sicherheitscheck.

CAN rügte zudem, Vertretern der Zivilgesellschaft, die von weit her angereist seien, werde gesagt, es gebe keinen Platz in den Veranstaltungen und sie sollten diese online anschauen. “Da hätten wir gleich zuhause bleiben können – obwohl: Dann hätten wir das Wetter verpasst”, bilanzierten sie mit Blick auf den trüben schottischen Herbst. Man hoffe, dass dieser Negativpreis der COP26-Präsidentschaft in dieser Hinsicht ein “Weckruf” sei.

Ministerin im Rollstuhl kann nicht auf COP26-Gelände gelangen

Die israelische Energieministerin Karine Elharrar hat nach eigenen Angaben aufgrund fehlender Barrierefreiheit zunächst nicht an der Weltklimakonferenz teilnehmen können. “Es ist traurig, dass die UN, die Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen fördert, sich im Jahr 2021 nicht um Barrierefreiheit bei ihren Veranstaltungen kümmern”, schrieb Elharrar am Montagabend auf Twitter. Laut Medienberichten versuchte die Ministerin am Montag erfolglos, über mehrere Eingänge in das entscheidende Gebäude zu kommen. Die Organisatoren hätten der Ministerin zudem die Fahrt mit einem Shuttle angeboten, das allerdings auch keinen rollstuhl-gerechten Zugang gehabt habe. Elharrar habe zwei Stunden draußen gewartet und sei dann wieder in ihr Hotel zurückgekehrt. Der britische Botschafter in Israel, Neil Wigan, entschuldigte sich bei der Politikerin und zeigte sich verstört über den Vorfall. Großbritanniens Umweltminister George Eustice bedauerte ebenfalls, hätte sich von Israel jedoch Informationen “über diese besondere Anforderung für ihre Ministerin” gewünscht, sagte er im BBC-Radio.

Studie nennt Klimawandel als Hauptursache für verheerende Brände in den USA

Der Klimawandel ist einer neuen Studie zufolge die Hauptursache für die verheerenden Waldbrände in den USA. Zwischen 2001 und 2018 zerstörten Brände im Westen der USA pro Jahr durchschnittlich 13.500 Quadratkilometer Land – und damit doppelt so viel wie zwischen 1984 und 2000. “Es ist so viel schneller passiert, als wir bisher angenommen hatten”, sagte die Klimaforscherin Rong Fu der “Los Angeles Times”.

Um zu verstehen, was zu der deutlichen Verschlechterung der Lage binnen kurzer Zeit geführt hat, analysierten Fu und ihr Team für die just zum Weltklimagipfel in Glasgow in der Fachzeitschrift “PNAS” veröffentlichten Studie verschiedene Faktoren, die das sogenannte Sättigungsdefizit (VPD) der Luft beeinflussen. Dieser Wert gibt an, wie viel Feuchtigkeit die Luft bei einer bestimmten Temperatur aufnehmen kann.

Je höher das Defizit ist, umso mehr Wasser wird aus dem Boden und aus der Vegetation gezogen. Diese trocknen dann aus und die Waldbrandgefahr erhöht sich. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Zunahme der Waldbrände im Westen der USA während der Sommermonate eng mit dem Sättigungsdefizit der Luft zusammenhängt. Den Berechnungen von Fu und ihrem Team zufolge waren natürliche Klimaschwankungen nur für einen durchschnittlichen Anstieg des VPD um 32 Prozent verantwortlich. Die restlichen 68 Prozent des Anstiegs in den vergangenen 20 Jahren seien auf die globale Erwärmung zurückzuführen. “Vor dem Jahr 2000 konnten wir dieses Feuer begünstigende Wetter gut mit Wetterdaten erklären”, sagte Fu. Mittlerweile sei jedoch weniger als ein Drittel davon auf natürliche Phänomene zurückzuführen. 

100 Staaten wollen bis 2030 Entwaldung stoppen

Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Staaten verpflichtet, die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften bis 2030 zu stoppen. Dies hat die britische Regierung, die der UN-Konferenz vorsitzt, am späten Montagabend bekanntgegeben. Die beteiligten Länder, darunter Deutschland und die gesamte EU, repräsentieren demnach 85 Prozent der weltweiten Waldfläche, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer. Mit dabei sind die Staaten mit den größten Wäldern überhaupt, also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo.

Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 etwa 12 Milliarden US-Dollar (rund 10,3 Milliarden Euro) an öffentlichen Geldern mobilisiert. Hinzu kommen 7,2 Milliarden US-Dollar private Investitionen.

Brasilien verschärft Klimaziel für 2030

Brasilien hat pünktlich zur Weltklimakonferenz (COP26) in Glasgow sein Klimaziel für 2030 verschärft. “Die von unserem Land bis 2020 erzielten Ergebnisse zeigen, dass wir noch ehrgeiziger sein können”, sagte Staatschef Jair Bolsonaro in einer am Montag in Glasgow gezeigten Videobotschaft. Demnach sollen sich die Treibhausgasemissionen des Landes bis 2030 im Vergleich zu 2005 halbieren. Bislang war eine Reduktion um 43 Prozent vorgesehen.

Nach Angaben von Brasiliens Umweltminister Joaquim Leite will das Land bis 2050 Kohlenstoffneutralität erreichen. Diese Zusagen werde er nächste Woche bei seiner Teilnahme an der COP26 formalisieren. Außerdem kündigte er an, dass nun bis 2028 – und somit zwei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen – illegale Abholzungen im Amazonasgebiet vollständig unterbunden werden sollen.

Indien will bis 2070 Klimaneutralität erreichen

Indien strebt erst bis 2070 Klimaneutralität an. Wie Premierminister Narendra Modi am Montag bei der Weltklimakonferenz in Glasgow bekanntgab, will der drittgrößte CO2-Emittent der Welt das Ziel sogenannter Netto-Null-Emissionen in 50 Jahren erreichen. Nach UN-Angaben haben sich mehr als 130 Länder das Ziel gesetzt, die Treibhausgas-Emissionen bereits bis 2050 auf Null zu reduzieren.

Neben dem Ziel für die Klimaneutralität kündigte Modi Nachbesserungen in weiteren Bereichen an. Demnach will Indien auch den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben und bis 2030 eine Gesamtkapazität durch nicht-fossile Energieträger von 500 statt wie bisher 450 Gigawatt erreichen. Ebenfalls bis 2030 soll 50 Prozent des Energiebedarfs in Indien aus Erneuerbaren gedeckt werden. Die sogenannte Kohlenstoffintensität der indischen Wirtschaft soll bis zum Ende des Jahrzehnts um 45 Prozent reduziert werden. Bisher geplant waren 35 Prozent. 

Johnson fliegt von COP26 in Glasgow zurück nach London

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson wird im Flugzeug von der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zurück nach London reisen. “Wir stehen unter erheblichem Zeitdruck”, entgegnete Johnsons Sprecher am Montag auf Kritik an der Flugreise. Johnson hatte die an der COP26 teilnehmenden Staats- und Regierungschefs zuvor eindringlich dazu aufgerufen, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen.

Umwelt- und Klimaschützer verlangen, den Flugverkehr, insbesondere Privat- und Kurzstreckenflüge, deutlich zu verringern. Flugzeuge stoßen pro Passagier und Kilometer bedeutend mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als alle anderen Fortbewegungsmittel.

Johnson war am Sonntagabend vom G20-Gipfel in Rom mit einer gecharterten Airbus-Maschine nach Glasgow geflogen. Das selbe Flugzeug werde ihn am Dienstag zurück nach London bringen, erklärte sein Büro. “Der Kraftstoff, den wir verwenden, ist nachhaltig und die Emissionen werden auch ausgeglichen”, sagte sein Sprecher.

Kanada will Export von Kohle bis 2030 verbieten

Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Glasgow hat Kanada sich dazu verpflichtet, bis 2030 keine Kohle mehr zu exportieren. Damit sollten vor allem Entwicklungsländer dabei unterstützt werden, “so schnell wie möglich auf saubere Kraftstoffalternativen umzustellen”, teilte das Büro von Premierminister Justin Trudeau am Montag mit. Auch werde Ottawa umgerechnet bis zu 700 Millionen Euro internationaler Hilfen für das Umschwenken auf saubere Energien bereitstellen. Die Trudeau-Regierung hatte bereits angekündigt, dass Kanada ab 2030 komplett auf Strom aus Kohle verzichten werde.

Xi fordert Welt zur Einhaltung von Klimaversprechen auf

Chinas Präsident Xi Jinping hat die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz zu einer Intensivierung ihrer Klimabemühungen aufgefordert. “Taten sind die einzige Möglichkeit, Visionen in die Realität umzusetzen”, schrieb Xi der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge in einem Statement zum Auftakt der Konferenz am Montag. Nach den von Xinhua veröffentlichten Auszügen machte Xi zunächst keine konkreten neuen Zusagen, forderte jedoch alle Seiten auf, “ihre Versprechen einzuhalten”. Die Industrieländer sollten nicht nur selbst mehr tun, sondern auch die Entwicklungsländer dabei unterstützen, mehr zu tun, so der chinesische Präsident. 

Der chinesische Präsident hatte auf eine Reise nach Glasgow verzichtet und hielt auch keine Rede per Videoschalte. In einem kurz vor dem Gipfel vorgelegten Aktionsplan wiederholte die Regierung in Peking zur Enttäuschung von Klimaschützern größtenteils zuvor zugesagte Ziele. So soll der CO2-Ausstoß bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Zudem wird Klimaneutralität bis 2060 angestrebt. Kein Land produziert eine so große Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie China. 

Macron: Länder mit hohen Emissionen brauchen ambitioniertere Ziele

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Länder mit besonders hohen Treibhausgasemissionen zu engagierterer Klimapolitik aufgerufen. “Der Schlüssel für die nächsten zwei Wochen ist, dass die größten Emittenten, deren nationale Pläne mit dem 1,5-Grad-Ziel nicht übereinstimmen, ihre Ambitionen höher stecken”, sagte Macron am Montag bei der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. Er forderte, es müsse ausreichend Engagement gezeigt werden, um zurück zum Ziel zu gelangen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dabei gehe es vor allem um nationale Strategien. Derzeit werde auf eine Erwärmung von 2,7 Grad Celsius zugesteuert, sagte Macron.

Neben mehr Ehrgeiz verlangte der französische Staatschef Solidarität und Transparenz. Reiche Länder müssten ihrer Verantwortung gerecht werden und ausreichend Gelder für Klimaschutz in ärmeren Regionen zur Verfügung stellen. Die Umsetzung der Versprechen und die Verwendung von Geldern sollten transparent sein. Macron sprach sich zudem dafür aus, wirtschaftliche Entscheidungen mit der Klimapolitik vereinbar zu machen. Verträge müssten Klimaambitionen widerspiegeln.

Thunbergs Klima-Aufruf erreicht in Kürze eine Million Unterschriften

Ein offener Brief führender Klimaaktivistinnen um die Schwedin Greta Thunberg an die Staatenlenker der Erde hat in kurzer Zeit mehr als eine Million Unterstützer gefunden. Bis zum Montagnachmittag hatten den zum Start der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlichten Aufruf fast 1,1 Millionen Menschen online mit ihrer E-Mail-Adresse unterzeichnet. Das war auf der Webseite des Kampagnennetzwerks Avaaz zu sehen, mit dem die Aktivistinnen den Appell ins Leben gerufen haben.

In dem Aufruf fordern Thunberg, Vanessa Nakate aus Uganda, die Polin Dominika Lasota und Mitzi Tan von den Philippinen die Staats- und Regierungschefs der Erde auf, der Klimakrise endlich entscheidend und mit sofortigen und drastischen Maßnahmen zu begegnen. “Verrat. So beschreiben junge Menschen weltweit das Versagen unserer Regierungen bei der Reduzierung der CO2-Emissionen”, schreiben sie.

Die Welt sei “katastrophal weit” vom entscheidenden Ziel des Pariser Weltklimaabkommens entfernt – der Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. “Dennoch beschleunigen Regierungen weiterhin die Krise, indem Sie Milliarden in fossile Brennstoffe investieren.” Für die Erde bedeute das “Alarmstufe Rot”.

Merkel: Sind beim Klimaschutz nicht da, wo wir hinmüssen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die internationale Gemeinschaft bei der Weltklimakonferenz in Glasgow zu ehrgeizigeren Klimazielen aufgerufen. “Wir sind nicht da, wo wir hinmüssen”, sagte Merkel am Montag im Plenum der Staats- und Regierungschefs bei der COP26. Die von den Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens von 2015 eingereichten Emissions-Reduktionsziele “ergeben zusammen nicht das, was wir in Paris vereinbart haben”.

Merkel verwies gleichwohl auf Fortschritte beim Klimaschutz. So sei die Einigung der G20-Gruppe vom Wochenende auf einen Stopp der internationalen Finanzierung von Kohlekraftwerken ab dem kommenden Jahr “sehr wichtig”. Allerdings werde es “mit staatlichen Aktivitäten alleine” kein Vorankommen beim Klimaschutz geben, warnte Merkel. “Es geht um eine umfassende Transformation unseres Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens.”

Nachdrücklich plädierte Merkel deshalb für die Bepreisung von CO2-Emissionen. In der derzeitigen “Dekade des Handelns” müsse es darum gehen, “national ambitionierter zu sein, aber auch globale Instrumente zu finden, die nicht nur Steuergelder einsetzen, sondern auch wirtschaftlich vernünftig sind”, sagte Merkel. “Das ist für mich die CO2-Bepreisung.”


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Biden: Nur noch kurzes Zeitfenster bei Kampf gegen Klimawandel

Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise hat US-Präsident Joe Biden die Staats- und Regierungschefs beim UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow zum Handeln aufgerufen. “Wir stehen an einem Wendepunkt der Weltgeschichte”, sagte Biden am Montag. “Wir haben nur noch ein kurzes Zeitfenster vor uns.” Weiter sagte der US-Präsident: “Glasgow muss der Startschuss für ein Jahrzehnt des Ehrgeizes und der Entschlossenheit sein.” Biden warnte vor den Konsequenzen, sollten die Maßnahmen unzulänglich sein. “Mit jedem Tag, den wir warten, steigen die Kosten der Untätigkeit.”

Biden sagte, aus dem Kampf gegen den Klimawandel erwüchsen auch Chancen. Millionen gut bezahlter Jobs könnten entstehen. Die USA wollten mit gutem Beispiel vorangehen. “Ich weiß, dass das nicht der Fall war. Deshalb macht meine Regierung Überstunden, um zu zeigen, dass unser Engagement für den Klimaschutz aus Taten und nicht aus Worten besteht.” Trumps Vorgänger Donald Trump hatte daran gezweifelt, ob der Klimawandel menschengemacht ist – was wissenschaftlich klar widerlegt ist.

Klimagipfel: Sportler-Aufruf an Staats- und Regierungschefs

Über 50 Teilnehmer der Olympischen Spiele und der Paralympics in Tokio haben in einem Video die Staats- und Regierungschefs der Welt zur verstärkten Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen.Initiatorinnen sind die zweimalige Segel-Olympiasiegerin Hannah Mills und ihre Landsfrau und Ruderin Melissa Wilson.

“Beim olympischen Traum geht es darum, so gut wie möglich zu sein – und das bedeutet nicht nur, an Wettkämpfen teilzunehmen oder Medaillen zu gewinnen, sondern auch, ein guter Weltbürger zu sein”, sagte Mills. “Ich bin der Meinung, dass wir die Verantwortung haben, unsere Plattformen zu nutzen, um darauf hinzuweisen, dass wir alle verantwortungsvoller leben und handeln müssen.”

An dem Video mit dem Titel “Dear leaders of the world” (“Liebe Staats- und Regierungschefs der Welt”) beteiligten sich Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt. Darunter waren die Hamburger Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig, der langjährige NBA-Basketballprofi Pau Gasol aus Spanien, der zweimalige Tennis-Olympiasieger Andy Murray und die Rennrollstuhl-Fahrerin und siebenmalige Paralympics-Siegerin Hannah Cockroft (beide Großbritannien). Unterstützt wurde die Aktion durch das Internationale Olympische Komitee (IOC). In einer Mitteilung vom Montag verwies das IOC unter anderem darauf, dass von 2030 an alle Olympischen Spiele klimapositiv sein müssen.

US-Präsident Biden fallen bei UN-Klimakonferenz die Augen zu

US-Präsident Joe Biden hat bei der Eröffnungsveranstaltung der UN-Klimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow am Montag sichtbar mit Müdigkeit gekämpft. In einem Video, das auf Twitter kursierte, ist zu sehen, wie dem 78 Jahre alten Präsidenten der Vereinigten Staaten mehrmals die Augen zufallen, während er mit verschränkten Armen eine Rede anhört. Erst als ihn ein junger Mann anspricht, scheint er wieder etwas wacher zu werden. Er klatscht zum Abschluss der Rede, reibt sich aber auch gleich die Augen. Biden war erst am Montag aus Rom vom G20-Gipfel zum Auftakt der Konferenz angereist.

Prinz Charles betont Privatsektor-Rolle im Kampf gegen Klimawandel

Prinz Charles hat beim Auftakt der Weltklimakonferenz an die wichtige Rolle des Privatsektors für eine klimaneutrale Zukunft erinnert. Industrie und Banken hätten Billionen, um die Transformation voranzutreiben, sagte der britische Thronfolger am Montag vor Staats- und Regierungschefs in Glasgow. Sie, die Politikerinnen und Politiker, müssten dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen klar seien und sich nicht immer wieder änderten. Nur dann hätten Investoren das Vertrauen, Geld in die Hand zu nehmen.

“Wir wissen durch die (Corona)-Pandemie, dass der Privatsektor Fristen drastisch verkürzen kann, wenn sich alle auf die Dringlichkeit und Richtung einer Sache einigen”, sagte Prinz Charles. Jeder Sektor müsse Prozesse nun beschleunigen, um Innovationen zur Marktreife zu bringen. Je mehr nachhaltige und finanzierbare Projekte es gebe, desto mehr Investitionen würden locker gemacht. “Ich beschwöre Sie, die Entscheidungsträger der Welt, praktische Wege zu finden, Meinungsverschiedenheiten zu überwinden, damit wir alle mit der Arbeit beginnen können, diesen kostbaren Planeten und die bedrohte Zukunft der jungen Menschen zu retten.”

Naturfilmer David Attenborough: “Wir sind größte Problemlöser der Erde”

Der britische Naturfilmer David Attenborough hat die Verhandlerinnen und Verhandler des Weltklimagipfels COP26 an ihre Verantwortung für zukünftige Generationen erinnert. Die Menschen von morgen würden zur COP26 zurückblicken und sich fragen, ob die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre durch die dortigen Entscheidungen zurückgegangen sei oder nicht, sagte Attenborough bei der Eröffnungszeremonie der Konferenz am Montag in Glasgow. “Wir haben allen Grund zu glauben, dass die Antwort JA sein kann”, sagte der 95-Jährige. Es werde allerdings hart werden und riesige Anstrengungen benötigen, auch eine industrielle Revolution.

“Letztendlich sind wir aber noch immer die größten Problemlöser, die je auf der Erde gelebt haben”, sagte der Brite zu den Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Attenborough, der durch seine aufwendigen Naturdokumentationen weltweit bekannt geworden ist, gilt in Großbritannien als Großvater der Nation, den viele sich sogar als Staatsoberhaupt wünschen würden.

Erdogan: Keine Teilnahme am Klimagipfel wegen mangelnder Sicherheit

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seine Teilnahme am UN-Klimagipfel in Glasgow nach eigenen Angaben wegen mangelnder Sicherheitsstandards abgesagt. “Nachdem unseren Anforderungen nicht entsprochen wurde, haben wir darauf verzichtet, nach Glasgow zu reisen”, sagte Erdogan nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu vom Montag im Flugzeug vor mitreisenden Journalisten. “Das ist eine Angelegenheit, die nicht nur unsere eigene Sicherheit betrifft, sondern auch das Ansehen unseres Landes”, sagte er. Sie hätten “in letzter Minute” erfahren, dass den Anforderungen der Türkei nicht entsprochen werden könne. Einem anderen Land seien dieselben Standards aber ausnahmsweise genehmigt worden. “Das entsprach auch nicht den diplomatischen Gepflogenheiten. Das konnten wir nicht akzeptieren”, sagte er.

UN-Chef Guterres: “Wir schaufeln uns unser eigenes Grab”

Die von den Staaten weltweit versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz reichen nach Worten von UN-Generalsekretär Antonio Guterres hinten und vorne nicht aus, um eine Katastrophe abzuwenden. Er rief die Regierungsvertreter auf der Weltklimakonferenz am Montag in Glasgow auf, mehr zu tun. “Wir schaufeln unser eigenes Grab”, warnte Guterres bei der feierlichen Auftaktveranstaltung mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs. Regierungen müssten Subventionen für fossile Brennstoffe beenden, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Emissionen festlegen, verlangte er.

“Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug”, sagte Guterres. “Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen.”

Guterres äußerte Zweifel an den Klimaschutzversprechen mancher Staaten. Selbst, wenn alle tatsächlich eingehalten würden, steige die Erwärmung zur Jahrhundertwende auf 2,7 Grad über vorindustriellem Niveau. “Wir steuern immer noch auf eine Klimakatastrophe zu”, sagte er. Die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) habe eine besondere Verantwortung, weil sie für 80 Prozent der schädlichen Treibhausgase verantwortlich sei. Die G20 hatten sich gerade in Rom darauf geeinigt, daran zu arbeiten, die Erwärmung möglichst bei 1,5 Grad zu begrenzen. Wie sie das erreichen wollen, blieb aber vage.


Klimagipfel COP26 kompakt: Peinliche Organisationspannen: Aktivisten küren Gipfel-Vorsitz zum "Fossil des Tages"

Boris Johnson: COP26 muss Bombe des Klimawandels entschärfen

Der britische Premierminister Boris Johnson hat als Gastgeber des Klimagipfels COP26 die Weltgemeinschaft auf schnelles und ehrgeiziges Handeln gegen die drohende Klimakatastrophe eingeschworen. Das Treffen müsse “diese Bombe” entschärfen und “der Anfang vom Ende” des zerstörerischen Klimawandels werden, sagte Johnson zu Beginn der feierlichen Eröffnungszeremonie am Montag in Glasgow. “COP26 kann und darf nicht das Ende der Geschichte sein.” Man habe mit dem Pariser Klimaabkommen ein Rettungsboot geschaffen, dem man nun einen Schubs in die Richtung einer grüneren, saubereren Zukunft geben müsse.

“Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs”, sagte Johnson. “Wir fühlen uns vielleicht nicht wie James Bond und sehen vielleicht auch nicht so aus.” Aber mit Blick auf den Film-Geheimagenten und die Gefahr der Erderhitzung sagte er: “Lasst uns diese Bombe entschärfen.” Man habe nun die einmalige Chance, das Ruder herumzureißen und dafür zu sorgen, dass kommende Generationen die heutigen Mächtigen nicht verurteilen würden, sagte der Premier zu seinen Amtskolleginnen und -kollegen.

Chinas Präsident Xi will Klimagipfel schriftlich adressieren

Chinas Präsident Xi Jinping wird auf dem UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow voraussichtlich weder persönlich sprechen noch sich per Video zuschalten. Wie aus der am Montag abrufbaren Version der offiziellen Rednerliste hervorging, soll stattdessen ein schriftliches Statement von Xi Jinping auf der Website des Gipfels veröffentlicht werden. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums wollte dies zunächst nicht bestätigten. Genau wie sein russischer Amtskollege Wladimir Putin war Xi Jinping bereits am Wochenende nicht zum G20-Gipfel der führenden Wirtschaftsmächte nach Rom gereist. Dort waren beide per Video zugeschaltet. Kein Land produziert eine so große Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie China.

“Moment der Wahrheit”: Von der Leyen erklärt Klimarennen für eröffnet

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat zu Beginn der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow von einem “Moment der Wahrheit” gesprochen. Das globale Rennen für Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts sei eröffnet, schrieb die deutsche Politikerin am Montag auf Twitter. Europa habe sich dazu verpflichtet, als erster Kontinent in der Welt klimaneutral zu sein und sich für einen ehrgeizigeren Klimaschutz mit seinen Partnern zusammenzutun. “COP26 ist ein Moment der Wahrheit für unsere Pläne, den Klimawandel zu stoppen”, schrieb von der Leyen.

Die Europäische Union hat sich bereits dazu verpflichtet, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken. Bis 2050 will die Staatengemeinschaft dann klimaneutral sein, also alle Treibhausgase vermeiden oder speichern. 

rw
DPA
AFP

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