Erste Kritik an Ampel-Plänen – Politik

Kurz nachdem sich die Spitzen von SPD, Grünen und FDP für Koalitionsverhandlungen im Bund ausgesprochen haben, regt sich erste Kritik an den Plänen der drei Parteien.CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt findet scharfe Worte. “Das ist keine Grundlage für eine Fortschrittskoalition, sondern für Linksträumereien”, teilt er mit. “Die Ampel steht deutlich auf Rot: Steuererhöhungen für Millionen Bürger durch die Abschaffung sogenannter Subventionen und eine Vergemeinschaftung von Schulden in Europa.”

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat das Ergebnis der Ampel-Sondierung als “kunterbunten Wunschzettel mit vielen großen Worten und noch mehr Fragezeichen” bezeichnet. Es fehle an Antworten auf die Frage, woher das Geld für all die Maßnahmen kommen solle. “Wir werden sehr genau hinsehen, was die Pläne die Bürgerinnen und Bürger konkret kosten werden. Und wir werden genau darauf achten, welche Hypotheken SPD, Grüne und FDP zu Lasten der jungen Generation eingehen.” Aus der selbst ernannten Fortschrittskoalition könne ganz schnell ein “Rückschrittsbündnis” für Deutschland werden.

Dass es mit einer Ampel-Koalition keine Vermögenssteuer und “keine Umverteilung von oben nach unten geben” werde, kritisierte die Linke-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow. Die FDP habe sich bei den Sondierungen in vielen Punkten durchgesetzt, schrieb sie auf Twitter.

Auch ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen, wie von den Grünen im Wahlkampf gefordert, gehört nicht zu den Zielen, auf die sich die Unterhändler geeinigt haben. “Wenn das nicht in den Koalitionsverhandlungen massiv verändert wird, droht eine neue Ampel-Regierung den Kampf gegen die Klimakrise alleine im Verkehrsbereich schon zu verspielen”, warnt der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hingegen sieht in einer Aufnahme von Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP “den richtigen Schritt für eine stabile und zukunftsweisende Bundesregierung”https://www.sueddeutsche.de/politik/.”Deutschland braucht eine handlungsfähige Regierung, die unsere Zukunftsaufgaben entschlossen angeht”, twitterte der SPD-Politiker am Freitag.

Zuvor hatten sich die Unterhändler von SPD, Grünen und FDP in den Sondierungsgesprächen einhellig für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen ausgesprochen. Während der SPD-Bundesvorstand noch am Freitag darüber entscheiden wollte, wird sich bei den Grünen am Sonntag ein Kleiner Parteitag damit befassen. Die FDP-Gremien wollen am Montag entscheiden. (15.10.2021)

Spitzen von SPD, Grünen und FDP für Koalitionsverhandlungen im Bund

Die Sondierungsgespräche von SPD, Grünen und FDP sind zu einem erfolgreichen Ende gekommen. Die Ampelkoalition rückt damit einen Schritt näher. Olaf Scholz drückte das bei einer Pressekonferenz zum Abschluss der Sondierungswoche in Berlin in seinem gewohnt sachlich-nüchternen Ton aus: “Wir haben uns auf ein Papier, einen Text zur Sondierung verständigt”, sagte Scholz. Dieser zwölfseitige Text soll jetzt für die Parteien eine Grundlage sein, um über Koalitionsverhandlungen zu entscheiden.

Die Unterhändler von SPD, Grünen und FDP waren am Morgen zusammengekommen, um eine Bilanz ihrer bisherigen Verhandlungen zu ziehen. Man habe bis zum Schluss “intensiv gearbeitet”, betonte Scholz. Es gehe um Fortschritte für das Land: um Verwaltungsabläufe, die schneller und digitaler werden müssten. Um eine industrielle Modernisierung, die zugleich auch den menschengemachten Klimawandel aufhalten müsse. “Es wird das größte industrielle Modernisierungsprojekt, das Deutschland wahrscheinlich seit über 100 Jahren durchgeführt hat”, betonte Scholz. Zudem gehe es um Themen wie Wohnungsmangel, Kinderarmut und stabile Renten.

Gemäß der Vereinbarung soll Deutschland bereits 2030 aus der Kohle aussteigen, acht Jahre früher als bisher geplant. SPD und Grüne akzeptieren die Forderung der FDP, 2023 zur Schuldenbremse zurückzukehren und keine neuen Steuern einzuführen. Im Jahr 2022 soll es ein Klimaschutz-Sofortprogramm geben. Ziel sei es, Deutschland auf den Pfad zu bringen, die Pariser Klimaziele einzuhalten und die Erderwärmung zu begrenzen. Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für Solarenergie genutzt werden. Für Windkraft an Land sollen zwei Prozent der Fläche ausgewiesen werden. Die Gewinnung von Energie durch Windkraft auf See soll erheblich gesteigert werden.

Der gesetzliche Mindestlohn soll im ersten Jahr der neuen Regierung auf zwölf Euro pro Stunde angehoben werden. “Im Anschluss daran wird die Mindestlohnkommission über die etwaigen weiteren Erhöhungsschritte befinden”, heißt es im Sondierungspapier.

“Die letzten Tage waren geprägt von einem besonderen politischen Stil”, sagte FDP-Chef Christian Lindner. “Allein dieser Stil markiert schon eine Zäsur in der politischen Kultur Deutschlands.” Es bestehe die Chance, dass eine Koalition größer werde als die Summe ihrer Teile. “Wir haben uns nicht um Formelkompromisse bemüht.” Es gebe “klare Richtungsentscheidungen”, sagte Lindner. “Lange Zeit hat es keine vergleichbare Modernisierungschance gegeben wie jetzt.” Er werde den FDP-Gremien am Montag Koalitionsverhandlungen empfehlen.

Grünen-Parteichef Robert Habeck nannte die Verständigung bei Finanzen und Investitionen einen Erfolg. Hier hätten gerade Grüne und FDP weit auseinander gelegen, sagte er. “Trotzdem ist es gelungen, dass Belastungen für Bürger nicht kommen, aber dennoch Investitionen möglich gemacht werden. Ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis nach langen Verhandlungen.” (15.10.2021)

Union sackt in “Politbarometer”-Umfrage unter die 20-Prozent-Marke

Nach ihrem historisch schlechten Ergebnis bei der Bundestagswahl ist die Union in einer Umfrage unter die Marke von 20 Prozent gerutscht. Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen CDU und CSU nur noch auf 19 Prozent, wie die Forschungsgruppe Wahlen für das “Politbarometer” des ZDF ermittelte. Dabei handelt es sich erneut um den laut ZDF bisher schlechtesten Projektionswert der Union im “Politbarometer”. Anfang Oktober lagen CDU/CSU dort noch bei 20 Prozent, bei der Bundestagswahl waren sie auf 24,1 Prozent der Stimmen gekommen.

Die SPD läge unverändert bei 28 Prozent. Die Grünen kämen auf 17, die FDP auf 13, die AfD auf elf und die Linke auf fünf Prozent. 63 Prozent der Befragten erwarten, dass die Union noch länger in ihrem Tief verharren wird.

Drei von vier Befragten fänden es gut, wenn SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz Kanzler würde – das sehen selbst 55 Prozent der befragten Unions-Anhänger so. 88 Prozent der Befragten rechnen damit, dass es zu einer Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP kommt. 62 Prozent fänden das gut, 16 Prozent wäre es egal und 19 Prozent fänden das schlecht. Eine Jamaika-Koalition von Union, Grünen und FDP fänden hingegen 64 Prozent schlecht.

Wahlumfragen sind generell mit Unsicherheiten behaftet. Grundsätzlich spiegeln sie nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. (15.10.2021)

CDU-Vize Breher will nicht Parteichefin werden

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Silvia Breher schließt aus, für den Parteivorsitz zu kandidieren – wegen ihrer Familie. Das stehe für sie “aktuell nicht zur Diskussion”, sagte sie in einem Interview mit T-Online. Der Grund sei, dass ihre Kinder auch “mindestens ein Recht” auf Zeit mit ihr als Mutter hätten.

Zugleich kritisierte Breher die mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen in ihrer Partei. “Wir hatten über Jahre oft Frauen in Spitzenpositionen, die eher keine Kinder hatten. Ursula von der Leyen war eine Ausnahme. Aber viele Frauen in der Partei haben komplett auf ihre Karriere gesetzt”, sagte die 48-Jährige. “Und es darf doch einfach nicht sein, dass man sich innerhalb der Partei entscheiden muss, ob man jetzt Karriere oder Kinder will.” Das sei “teilweise auch das Problem der CDU”. Breher sitzt seit vier Jahren im Bundestag und ist seit zwei Jahren stellvertretende CDU-Vorsitzende.

Eine Doppelspitze, so wie es sie etwa bei den Grünen, der Linkspartei oder der SPD gibt, hält Breher auch für die CDU für denkbar, auch wenn sie dafür derzeit “keine Mehrheit” ausmache. Die Doppelspitze lasse sich dennoch diskutieren: “Ich bin da offen. Wichtig ist, dass die Union als Team sichtbar wird, das nicht nur aus Männern aus Nordrhein-Westfalen besteht – obwohl das alles kompetente und gute Kollegen sind.” (14.10.2021)

Scholz rechnet mit “mehreren Milliarden Euro zusätzlich”

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz geht nach den bisherigen Sondierungen mit Grünen und FDP davon aus, dass die angestrebte Ampelkoalition bis Weihnachten gebildet sein wird. “Alle haben sich vorgenommen, jetzt zügig zu arbeiten”, sagte Scholz am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Washington. Zu der eigentlich eine Woche dauernden Tagung ist Scholz trotz der laufenden Sondierungsgespräche gereist, bereits am Donnerstagabend will er aber wieder zurück in Berlin sein, denn am Freitag soll verkündet werden, ob aus den Sondierungsgesprächen offizielle Koalitionsverhandlungen werden.

Die Sondierungen würden “in einer sehr, sehr guten und konstruktiven Atmosphäre” geführt, so Scholz. Deshalb gehe er davon aus, dass er bereits als Bundeskanzler die Neujahrsansprache halten werde. “Wenn die Regierung zustande gekommen ist, werden alle ihre Aufgaben machen”, so der bisherige Finanzminister.

Für die Staatsfinanzen sehr hilfreich sei die geplante globale Mindeststeuer für große Unternehmen. Ihr haben weltweit 136 Staaten zugestimmt. Große, international tätige Firmen sollen demnach unabhängig von ihrem Sitz vom Jahr 2023 an mindestens 15 Prozent Steuern zahlen. Außerdem sollen profitable, weltweit operierende Digitalunternehmen wie Amazon und Google nicht mehr nur in ihrem Mutterland besteuert werden, sondern auch da, wo sie gute Geschäfte machen.

Die Mindeststeuer gilt als großer internationaler Verhandlungserfolg von Scholz. Der Fiskus werde durch diese Steuer “mehrere Milliarden zusätzlich” pro Jahr einnehmen. “Das sind Mehreinnahmen ohne Steuererhöhung”, sagte Scholz mit Blick auf die Sondierungsgespräche mit Grünen und FDP. Letztere hat Steuererhöhung bislang stets ausgeschlossen.

In einer noch unveröffentlichten Studie des Münchner Ifo-Instituts, über die die Agentur Reuters berichtet, werden die Zusatzeinnahmen auf 4,8 bis 5,2 Milliarden Euro beziffert. Langfristig geht das Institut sogar von etwas mehr als sechs Milliarden Euro jährlichen Mehreinnahmen aus. “Natürlich erhöht das auch die Spielräume”, sagt der Finanzminister über die Einnahmen aus der Mindeststeuer. Allerdings ist fraglich, ob diese reichen, um die umfangreichen Entlastungspläne zu finanzieren, die der Sondierungspartner FDP sich wünscht. (13.10.2021)

Schäuble zieht sich aus Parteiführung zurück

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble will beim geplanten Sonderparteitag der CDU nicht für den Bundesvorstand antreten. “Für eine Kandidatur für den Bundesvorstand seiner Partei steht er nicht zur Verfügung”, sagte ein Sprecher Schäubles. Im Bundestag will der 79-Jährige aber die volle Legislaturperiode bleiben, in seinem Wahlkreis in Offenburg hatte er bei der Wahl wieder das Direktmandat gewonnen. Das wolle er über die volle Wahlperiode wahrnehmen, so der Sprecher.

Die CDU will nach ihrem historischen Debakel bei der Bundestagswahl auf einem Sonderparteitag den kompletten Bundesvorstand neu wählen. Ob der Parteitag noch im Dezember oder womöglich erst im Januar stattfinden wird, ist offen. Dem CDU-Präsidium gehört Schäuble bisher als Bundestagspräsident qua Amt an. Das Amt wird aber nach der Bundestagswahl neu besetzt, in der Regel geht es an die stärkste Fraktion im Bundestag, nun also an die SPD. (12.10.2021)

CDU-Fraktionsvize Schön fordert stärkere Beteiligung von Frauen

Die Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Nadine Schön, ist der Meinung, bei der Neuaufstellung der CDU müssten Frauen stärker eingebunden werden. “Wir haben seit Jahren zu wenig Frauen in Parlament und Partei. Wir müssen mehr werden”, sagte sie der Rheinischen Post. Zwar sei das Geschlecht des künftigen Vorsitzenden oder der künftigen Vorsitzenden zweitrangig: Es brauche jemanden, “der die Partei zusammenführt und breiter aufstellt”. Gleichwohl habe die Partei lange Zeit weibliche Vorsitzende gehabt – das habe der Partei gutgetan, so Schön.

Auch die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, findet: “Die Neuaufstellung der CDU Deutschlands kann inhaltlich, personell und strukturell nur mit den Frauen in der Partei gelingen.” Das sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Frauen-Union bringe sich in den jetzt angestoßenen Prozess mit einer Verbands- und Mandatsträgerinnenkonferenz ein. Diese werde zeitnah stattfinden. Der Frauen-Union gehören alle weiblichen Mitglieder der CDU an. (12.10.2021)

.
source site