Lois Henderson, ein Opfer von Messerkriminalität, schildert ihren brutalen Angriff durch eine ehemalige Klassenkameradin. Trotz schwerer Verletzungen erhielt die Angreiferin lediglich 32 Monate Haft, von denen sie nur 16 Monate absitzen musste. Lois fühlt sich vom Justizsystem im Stich gelassen, besonders angesichts der alarmierenden Zunahme von Messerangriffen im Vereinigten Königreich. Ihre Erfahrungen verdeutlichen die Unzulänglichkeiten im Umgang mit Opfern und die Notwendigkeit für Reformen im Rechtssystem.
Ein verheerender Angriff und die Folgen
„Ich wusste nicht einmal, wie oft ich gestochen worden war, weil so viel Blut war.“ So schildert Lois Henderson den schrecklichen Moment, als sie mit einem 30 cm langen Küchenmesser angegriffen und mit nur 17 Jahren am Kopf verletzt wurde. Die heute 24-jährige Frau aus Lancaster ist ein weiteres Opfer von Messerkriminalität, als die eifersüchtige ehemalige Klassenkameradin Anna Dickinson in das Haus einbrach, in dem sie sich aufhielt, um einen brutalen Angriff durchzuführen. Trotz der Schwere des Verbrechens erhielt Anna, die zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt war, lediglich eine Haftstrafe von 32 Monaten und wurde nach nur 16 Monaten wieder entlassen. Tragischerweise war Lois nicht einmal darüber informiert, dass ihre Angreiferin auf freiem Fuß war, bis sie sie zufällig in der Stadt sah, als würde nichts geschehen sein. Jetzt, sechs Jahre später, erzählt Lois von der Messerkriminalitätskrise, die das Land plagt, und gibt einen beunruhigenden Einblick in die unzureichenden Strafen, die Opfern wie ihr das Gefühl geben, dass ihre Angreifer lediglich eine „Ohrfeige“ erhalten haben.
Die erschreckenden Statistiken
„Ich fühle Wut. Ich fühlte mich in gewisser Weise nicht einmal wie das Opfer, wegen des Mangels an Unterstützung“, sagte sie. „Ich fühle mich einfach komplett über den Tisch gezogen. Ich habe nicht das Gefühl, dass Gerechtigkeit geübt wurde.“ Tragischerweise ist Lois’ Geschichte kein Einzelfall. In den letzten zehn Jahren sind Messerangriffe um alarmierende 80 Prozent gestiegen. Jede Woche verlieren vier Menschen im Vereinigten Königreich ihr Leben durch Messerstiche. Allein in diesem Jahr gab es bereits eine Reihe von erschreckenden Vorfällen, darunter den Mord an dem 15-jährigen Harvey Willgoose an seiner Schule und die Ermordung des 12-jährigen Leo Ross im Birminghamer Park. Diese Vorfälle sind nur die Spitze des Eisbergs, denn über 509 Kinder unter 17 Jahren wurden zwischen April 2023 und April 2024 aufgrund von Verletzungen durch Messer und andere scharfe Objekte ins Krankenhaus eingeliefert, wie der Youth Endowment Fund berichtet.
Für Lois bleibt der 19. Februar 2018 ein unvergessliches Datum. An diesem Tag wurde sie von ihrer ehemaligen Klassenkameradin Anna und ihrer Gruppe angegriffen, während sie im Haus ihres Freundes Tyrone war. Der Angriff war brutal und hinterließ Lois mit schweren Verletzungen. „Ich dachte einfach, ich würde sterben“, erinnert sie sich. „Ich habe alles versucht, um mich zu verteidigen.“ Trotz der Schwere ihrer Verletzungen wurde Anna lediglich wegen Körperverletzung mit Vorsatz verurteilt und erhielt eine verhältnismäßig kurze Haftstrafe, die Lois als unzureichend empfindet. „Ich hatte mit mehreren Jahren gerechnet, denn in meinen Augen war es versuchter Mord“, erklärte sie. Die Tatsache, dass Anna nach nur 16 Monaten wieder auf der Straße war, hat Lois tief verletzt und ihre Angst verstärkt. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, zog sie von Lancaster nach Cornwall, wo sie nun mit ihrem Partner und zwei kleinen Kindern lebt.
Lois’ Erfahrungen spiegeln die Gefühle vieler Opfer wider, die sich vom Justizsystem im Stich gelassen fühlen. Im September dieses Jahres wurden über 1.700 Gefangene in England und Wales vorzeitig entlassen, um die Überbelegung in Gefängnissen zu verringern. Viele Opfer erhielten jedoch keine Informationen über die Entlassung ihrer Angreifer. Die Wut und Verwirrung über die kurzen Strafen sind verständlich, da Lois nach dem Angriff mit Angstzuständen und PTSD zu kämpfen hat. „Ich verstehe nicht, wie eine Strafe wie diese Menschen von solchen Verbrechen abhalten soll“, sagt sie und fordert Veränderungen, um sicherzustellen, dass die Justiz den Opfern den Schutz bietet, den sie verdienen.