Fesselnde Rezension zu „Color Book“: Ein neu verwitweter Vater und sein Sohn mit Behinderung finden im berührenden Indie-Debüt neuen Lebensmut.

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„Color Book“ ist ein berührendes Drama von David Fortune, das die Geschichte von Lucky und seinem Sohn Mason nach dem Verlust ihrer geliebten Frau und Mutter erzählt. Der Film kombiniert stille Momente des Alltags mit tiefen Emotionen und zeigt die Herausforderungen, die sie bewältigen müssen. Mit beeindruckender visueller Klarheit und einer sensiblen Darstellung der Vater-Sohn-Beziehung wird die Trauer und die Schönheit der Liebe erforscht, während die Charaktere in einer lebendigen, aber melancholischen Welt navigieren.

Ein Blick auf die Schlichtheit von „Color Book“

Wenn Lucky sich sanft in den Rhythmus eines Soul-Klassikers einfühlt, der im Radio seines frisch erworbenen alten Wagens läuft, erleben wir einen Moment purer Schönheit im unauffälligen Meisterwerk „Color Book“. Dies gilt ebenso für das Debüt von David Fortune, der als Drehbuchautor und Regisseur fungiert. Fortune erzählt die berührende Geschichte von Lucky (William Catlett) und seinem 11-jährigen Sohn Mason (Jeremiah Daniels), die in einer Welt navigieren müssen, die durch den plötzlichen und tragischen Tod einer geliebten Person erschüttert wurde. Die Beschreibung von Lucky als frischgebackener, alleinstehender Vater eines Kindes mit Down-Syndrom ist sowohl treffend als auch etwas übertrieben, wird jedoch mit unerschütterlicher, stiller Sorgfalt behandelt.

Die tiefgreifende Erzählweise und Emotionen

„Color Book“ bietet lo-fi Vergnügen (wie Roy Ayers’ „Everybody Loves the Sunshine“) und strahlt dennoch eine bemerkenswerte Klarheit aus, die sich in der visuellen Umsetzung des Kameramanns Nikolaus Summerer zeigt, der mit tiefschwarzen Tönen, sanften Graufarben und strahlendem Weiß arbeitet. Was dieses Drama jedoch wirklich auszeichnet, ist seine Fähigkeit, eine neue Dimension zu schaffen – nennen wir es „tiefe Treue“. Der Filmemacher fängt auf ehrliche und authentische Weise das materielle, emotionale und spirituelle Leben seiner Charaktere ein. Analogien zu Klassikern wie Charles Burnetts „Killer of Sheep“ oder dem aktuellen Dokumentarfilm „Time“ von Garrett Bradley drängen sich auf.

Wie in den besten Filmen, die sich mit dem stillen Leben befassen, passiert nicht viel und gleichzeitig so viel. Eine Mutter spielt mit ihrem Sohn, ein Vater bereitet Waffeln zu, ein Kind zeichnet, und ein Vater hilft seinem Sohn, ein Hemd anzuziehen. Eine Mutter wird geehrt, und der Sohn sowie der Vater müssen beginnen, mit der Abwesenheit der Geliebten umzugehen, während sie gleichzeitig die frische Trauer verarbeiten.

Die Zeitstruktur ist zentral für „Color Book“. Ein Tag entfaltet sich wie ein ganzes Leben, und das Zuspätkommen zu einem Ziel bleibt ein ständiges Ärgernis. Diese seltsame Verzerrung von Minuten und Stunden wird besonders im Kontext des Todes von Luckys Frau und Masons Mutter deutlich. Der Druck, aktiv zu werden – wie in dem Fall, Mason zu seinem ersten Baseballspiel zu bringen – verstärkt die Dynamik.

Brandee Evans verkörpert die trauernde Tammy mit einer mühelosen Präsenz, die das Publikum einlädt, sie ebenfalls zu vermissen. Nach ihrem kurzen Auftritt, in dem sie zu Beginn des Films Perlen mit Mason auffädelt, wird sie in sporadischen Rückblenden lebendig gehalten.

Nach einer Gedenkfeier – die mit so perfekten Zeugenaussagen aufwartet, dass man sich fragen könnte, ob es sich um eine Dokumentation handelt – wird die Perlen-Szene erneut aufgegriffen. Diesmal teilen Lucky und Mason einen kreativen Moment. Ein Gefühl der Anspannung liegt in der Luft. So sehr er es auch versucht, Luckys Engagement ist weniger freudig. Dennoch hält er an ihren Routinen fest, leitet Mason beim Zähneputzen und beim Abendgebet an. „Es wird nur ich und du sein, in der Zwischenzeit“, sagt er zu Mason.

Als Lucky versucht, sein Versprechen einzuhalten und Mason zum Baseballspiel zu bringen, wird das Duo mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Einige davon kommen von äußeren Umständen, während andere wie kleine unmittelbare Bestrafungen wirken. Mason möchte seinen besonderen Ballon zum Spiel mitnehmen, doch Lucky sagt „nein“. Ein kurzes Stalemate zwischen dem ernsten Vater und dem schmollenden Kind entsteht, der Ballon bleibt zurück. Doch weitere Ballons könnten ins Bild schweben und Lucky könnte sich wünschen, er hätte „ja“ gesagt.

„Color Book“ ist nicht nur eine Meditation über das Verhältnis von Vätern und Söhnen, sondern auch eine Hommage an die unauffälligen Wege, auf denen schwarze Väter präsent sind. Immer wieder blickt Lucky durch den Schleier seiner Trauer, um die Gegenwart seines jungen Sohnes wahrzunehmen. Frustration weicht, Zuneigung blüht auf. Wenn die Worte zwischen ihnen nicht ausreichen, aber die Liebe es tut, greifen sie auf ihre verspielte Muskelmann-Routine zurück, bei der sie ihre Bizeps anspannen und sich in die Hocke begeben. Es ist die geheime Sprache zwischen Vater und Sohn. Fortune gelingt es immer wieder, die Qualität des Zusammenseins und der Trennung dieses neu geformten Duos einzufangen. Die Musik von Komponist Dabney Morris trägt oft zur emotionalen Balance zwischen Trauer und der gedämpften Schönheit der Liebe bei.

Bereits bevor Lucky seine erste Rückblende in schönere Tage hat, spiegelt Catlett das Gewicht und die bittersüße Kraft der Erinnerung in seinem Gesicht wider. Wir sehen Lucky, der versucht, seine Rolle als alleinerziehender Vater neu zu definieren, indem er Zärtlichkeit und Stärke miteinander verbindet.

Mason, gespielt von Daniels, verkörpert ebenfalls die Ästhetik des Films, der Stille und die Ehre der Ruhe. Es gibt Momente, die ihn amüsant stur zeigen, während er seinen Vater anstarrt, so wie Lucky ihn anblickt: mit Neugier, Bewunderung und gelegentlichem Unmut.

In diesem eindrücklichen Porträt von Vater und Sohn entfaltet sich auch eine Skizze von Gemeinschaft und Heimat. Eine besonders eindringliche Szene, die den Film prägt, findet in einer U-Bahn statt, als Lucky und Mason auf die Familienfreundin Meech (Njema Williams) treffen. Sie bittet Mason, sie in seinem Notizbuch zu zeichnen. Es wird deutlich, dass Mason von den Freunden seiner Eltern umgeben ist. Mit feinem Gespür gelingt es dem Drehbuchautor und Regisseur, diese Nähe sowohl selbstverständlich als auch bemerkenswert darzustellen.

„Color Book“ spielt in Atlanta – einem kalten, nassen ATL. Die öffentliche Fahrt von Lucky und Mason zum Baseballfeld bietet eindrucksvolle Ausblicke auf eine weitläufige Metropole, die sich durch ihre Mischung aus industriellen Zonen und bescheidenen Wohnvierteln auszeichnet.

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