In Bagdad wurde eine neue Skatebahn eröffnet, die jungen Menschen einen Raum für Sport und Gemeinschaft bietet. Rukaya al-Zubaidi, eine 22-Jährige, versucht sich begeistert im Skateboardfahren. Das Projekt, das nach fünf Jahren Verhandlungen realisiert wurde, soll Inklusion fördern und eine positive Ablenkung von den Konflikten im Land bieten. Die Bahn, versteckt und schwer zugänglich, ist ein Ort, an dem sich Skater trotz gesellschaftlicher Vorurteile treffen und Freundschaften schließen können.
Ein neuer Raum für Skateboarder in Bagdad
Die 22-jährige Rukaya al-Zubaidi setzt vorsichtig ihren Fuß auf das Skateboard und balanciert zwischen einer lebhaften Menge von Skatern auf der neu eröffneten Skatebahn in Bagdad. „Es ist erst mein zweiter Versuch, aber ich möchte unbedingt weiter skate,“ sagt sie begeistert, während die Musik und das Lachen der Skater durch die Luft schwirrt. Nach der ersten Skatebahn in Sulaymaniyah, die im Norden des Irak eröffnet wurde, ist die neue Bahn im Ministerium für Sport in den Vororten von Bagdad das Ergebnis von fünf Jahren Verhandlungen zwischen den Behörden und drei Organisationen, die das Projekt vorangetrieben haben.
Ein Ort für Gemeinschaft und Sport
Diese Skatebahnen bieten der Jugend in einem Land, das lange unter Konflikten gelitten hat, eine willkommene Abwechslung und einen Raum, der oft außerhalb des kritischen Blicks der konservativen Gesellschaft liegt. Rukaya beobachtet die verschiedenen Skater auf ihren bunten Boards und erinnert sich an ihre anfänglichen Ängste. „Als meine Freunde mir vom Skateboarden erzählten, hatte ich Bedenken, nicht nur wegen der Stürze, sondern auch wegen der Reaktionen meiner Familie und der Gesellschaft. Aber als ich es ausprobierte, fühlte ich mich voller positiver Energie.“ Ishtar Obaid von der irakischen Organisation Forsah, die für „Gelegenheit“ steht, erklärt, dass das Projekt „inklusiv und gemeinschaftlich“ sein soll. „Die Schönheit des Sports ist, dass Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenkommen“, fügt sie hinzu. Forsah plant, Skateboardkurse für Kinder und Trainer anzubieten, was ein „neues Kapitel für den Sport im Irak“ darstellt.
Nachdem sie Ende 2024 die Genehmigung von den Behörden erhalten hatten, benötigten die drei beteiligten Verbände nur einen Monat, um die Bahn zu errichten. Make Life Skate Life, eine belgisch-amerikanische Organisation, die bereits in anderen Ländern Skatebahnen eingerichtet hat, war ebenfalls an diesem Projekt beteiligt. Kjell Van Hansewyck von Make Life Skate Life beschreibt die Herausforderung, einen geeigneten Standort in der „sehr bevölkerten und verschmutzten Stadt“ zu finden, wo es an öffentlichen Plätzen mangelt. Die Behörden boten schließlich einen Standort im Ministerium für Sport an, und trotz der Schwierigkeiten mit Kontrollpunkten entschieden sich die Verbände, diese Chance zu ergreifen.
Die Bahn ist von der Straße aus nicht sichtbar, aber Kjell hofft, dass sich die Nachricht durch Mundpropaganda verbreitet. Der 19-jährige Mohammad al-Qadi erinnert sich, wie er 2019 sein erstes Skateboard kaufte, während er an einer nationalen Protestbewegung teilnahm. Bagdad war das Herzstück dieser Bewegung, die voller kreativer und sportlicher Events war, bevor sie brutal niedergeschlagen wurde. „Jedes Mal, wenn wir skaten gingen, wurden wir als ‚schlechte Jungs‘ bezeichnet“, sagt er. Skateboarden wird in diesem konservativen Land oft als rebellischer Sport angesehen, und obwohl sich die Wahrnehmung langsam verändert, fehlte es den Skatern bislang an einem eigenen Platz. „Wenn ich Stress wegen meines Studiums oder meiner persönlichen Probleme habe, gehe ich skaten“, erzählt er. Die neue Bahn bietet ihm und anderen die Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen und den Kopf freizubekommen.
Hussein Ali, 18 Jahre alt und seit fünf Jahren im Skateboarding aktiv, hofft auf ein „Nationalteam“ im Irak, insbesondere seit Skateboarding seit den Olympischen Spielen in Tokio 2020 offiziell anerkannt ist. Für ihn ist das Skaten auch eine Möglichkeit, neue Freunde zu finden. „Wenn du jemanden skaten siehst, streck einfach die Hand aus, und so entstehen Freundschaften“, bemerkt er mit einem Lächeln.