Demonstrierende verschanzen sich in Tunneln

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Von: Caspar Felix Hoffmann, Romina Kunze, Sarah Neumeyer, Lucas Maier, Kilian Bäuml

Die Räumung von Lützerath geht weiter. Tunnel bereiten der Polizei indes Probleme. Die Besetzung der NRW-Grünen-Zentrale ist zu Ende. Der News-Ticker.

+++ 7.40 Uhr: Nach mehr als zehn Stunden haben Polizeibeamte am frühen Freitagmorgen (13. Januar) die Besetzung der Parteizentrale der NRW-Grünen beendet. Das teilte ein Parteisprecher mit. Die Aktivisten wollten das Büro nicht freiwillig verlassen. Deshalb musste die Partei von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Nach Angaben eines Polizeisprechers blieb die Räumung friedlich. Was nun auf die Aktivisten zukommt, war zunächst nicht bekannt. Rund 30 Aktivisten mehrerer Klimaschutzorganisationen hatten am Donnerstagmittag (12. Januar) das Büro der Partei in Düsseldorf besetzt. Sie wollten gegen die Haltung der Grünen zur Räumung des Dorfes Lützerath protestieren (s. Update v. 12. Januar, 20.40 Uhr).

Rettungskräfte stehen im Dorf Lützerath vor eine Gebäude, in dem sich zwei Personen in einem Tunnel verschanzt haben. © David Young/dpa

Räumung von Lützerath: Aktivisten verschanzen sich in Tunneln

Update vom 13. Januar 2023, 5.15 Uhr: Am dritten Tag der Räumung von Lützerath für den Braunkohle-Abbau legt die Polizei den Fokus offensichtlich auf Aktivist:innen, die sich in unterirdischen Gängen befinden. „Wir wissen nicht, wie stabil diese unterirdischen Bodenstrukturen sind. Wir wissen auch nicht, wie die Luftzufuhr dort ist“, sagte der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach am Donnerstagabend im WDR. Entsprechend gefährlich sei die Situation. In der Nacht zu Freitag beendete das Technische Hilfswerk seinen Einsatz, ohne die Aktivist:innen aus dem Tunnel zu holen. Außerdem will die Polizei am Freitag ein letztes besetzt gehaltenes Haus räumen.

In der Nacht harrten die Klimaaktivist:innen bei starkem Regen, kräftigem Wind und Temperaturen unter zehn Grad aus. Weiter geräumt wurde von der Polizei zunächst nicht. Zwar waren nach wie vor zahlreiche Polizisten und Polizistinnen vor Ort. Laut einem Polizeisprecher wollte man in der Nacht aber nur aktiv werden, wenn Aktivist:innen aus potenziell gefährlichen Lagen befreit werden müssten.

Die Besetzer:innen des Ortes, der dem Braunkohle-Abbau weichen soll, hatten am Donnerstag in den sozialen Netzwerken über einen Tunnel berichtet und die Polizei gewarnt, mit schwerem Gerät in den Bereich zu fahren. Die Polizei bestätigte, dass es mindestens zwei Tunnel gebe.

Lützerath-Räumung: Rezo ruft zu Demo auf

+++ 22.41 Uhr: Der YouTuber Rezo ruft in den sozialen Medien dazu auf, sich an den Protesten in Lützerath zu beteiligen. „Wenn Lützerath fällt, dann war es das praktisch auch mit den Klimazielen“, behauptet Rezo in einem bei Instagram veröffentlichten Video. Deshalb sei es „unfassbar wichtig“, den weiteren Abbau von Braunkohle durch den Energiekonzern RWE in dem Ort zu verhindern. „Fahrt nach Lützerath, da ist jeden Tag Demo!“, bittet er seine Zuschauer:innen.

Lützerath-Räumung: Polizeieinsatz läuft weiter – Neubauer wird weggetragen

+++ 20.40 Uhr: Wie schon am gestrigen Abend, geht der Polizei-Einsatz zur Räumung des Geländes auch an diesem Abend weiter. Viele Baumhäuser wurden bereits von der Polizei geräumt. Einige Bauten der Aktivist:innen ragen bis zu 20 Meter in die Höhe. Für diese Räumungen werden Kräne von der Polizei eingesetzt. Starker Wind und strömender Regen in Lützerath erschweren die Räumungsarbeiten zusätzlich.

Währenddessen ist auch die Partei-Zentrale der Grünen in Düsseldorf weiterhin von Aktivist:innen besetzt. Etwa 15 Demonstrant:innen sollen sich noch in dem Gebäude befinden. Ihre Forderungen nach einem Aufschub für den Abbau von Lützerath, einen Räumungsstopp bis nach der Großdemonstration am Samstag und den Einlass von Sanitäter:innen nach Lützerath sowie ein Gespräch mit der Wirtschaftsministerin von NRW Mona Neubaur lehnen die Grünen offiziell ab.

Lützerath-Räumung: Luisa Neubauer von Polizei weggetragen

+++ 17.52 Uhr: „Wir wollen hier sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden“, hatte Klima-Aktivistin Luisa Neubauer im Laufe des Donnerstags der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Nun ist die deutsche „Fridays for Furture“-Organisatorin vom Zufahrtsweg des Braunkohleorts Lützerath von Einsatzkräften laut dpa weggetragen worden. Dort hatte sie sich mit rund 100 Aktivist:innen zu einer Sitzblockade eingefunden, die am frühen Abend von der Polizei aufgelöst wurde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Blockade seien eingekreist und nach und nach weggetragen oder abgeführt worden.

Ein Polizeisprecher sagte, die Protestierende seien auf dem Weg zur Tagebauabbruchkante gewesen. Dies sei gefährlich und habe durch die Polizei verhindert werden müssen. Nach Neubauers Angaben setzte die Polizei vereinzelt auch Pfefferspray ein. Der Sprecher konnte dies laut dpa weder bestätigen noch ausschließen.

Proteste gegen Lützerath-Räumung: Grünen-Büros wird zur Zielscheibe von Klima-Aktivist:innen

+++ 17.23 Uhr: Die Proteste gegen die Räumung des Braunkohleortes Lützerath gegen längst weit über die ehemaligen Ortsgrenzen des besetzten Dorfes hinaus. Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche wurde am Donnerstag (12. Januar) die Parteizentrale der nordrhein-westfälischen Grünen von Klima-Aktivist:innen zur Zielscheibe ihres Protests. Einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur zufolge haben rund 30 Aktivistinnen und Aktivisten das Düsseldorfer Büro der NRW-Grünen besetzt und gefordert, mit NRW-Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) persönlich zu verhandeln. Außerdem verlangten sie ein Moratorium, „um die unsinnige und gefährliche Räumung im Rheinischen Braunkohlerevier zu stoppen“, wie es in einer Mitteilung von „Bündnis Lützerath Unräumbar“ heiße.

Bereits am Dienstag (10. Januar) sei es zu einem Vorfall gekommen. Ein Düsseldorfer Bündnis hatte laut dpa 250 Kilo Braunkohle-Briketts vor der Landesparteizentrale der Grünen aufgestapelt. Damit sollte der Öko-Partei symbolisch vorgehalten werden, „dass sie nicht mehr die Partei der Klimaschützer sind, sondern die Kohle-Partei“.

Polizei: Ende der Räumungsaktion in Lützerath ist noch nicht absehbar

+++ 16.39 Uhr: Zahlreiche Holzhütten wurden im Laufe des Donnerstags von Baggern niedergerissen, etliche Besetzer und Besetzerinnen von den Einsatzkräften wegtragen: so das Zwischenfazit der Polizei Aachen, die die Leitung der Räumung in Lützerath hat. Dennoch rechne die Polizei nicht mit einem baldigen Ende des Einsatzes; auch, weil einige Aktivist:innen weiterhin erbitterten Widerstand leisten. Das sagte ein Polizei-Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor Ort.

„Akute Lebensgefahr“ in Lützerath: Aktivist:innen warnen Polizei

+++ 15.00 Uhr: Über den offiziellen Twitterkanal der Aktivist:innen warnen diese die Polizei davor, mit schwerem Gerät in das Waldstück von Lützerath zu fahren. In dem Bereich soll sich laut den Aktivist:innen ein Tunnel befinden.

Laut den Aktivist:innen würde der Tunnel einstürzen, wenn dort mit schweren Fahrzeugen darüber gefahren wird. Es wird vor „akuter Lebensgefahr“ gewarnt. Eine unabhängige Bestätigung, ob das Tunnelsystem wirklich existiert, gibt es bisher nicht. Bereits bei der Besetzung des nahe gelegenen Hambacher Forstes 2018, waren Tunnel immer wieder ein Thema.

Lützerath-Räumung: Neubauer blockiert den Zufahrtsweg – „Wollen sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden“

+++ 14.15 Uhr: Mittlerweile hat die Polizei die ausgebrochenen Demonstrant:innen auf dem Zufahrtsweg in den Braunkohleort Lützerath festgesetzt. Unter den Demonstrierenden, die sitzend die Zufahrt blockieren, befindet sich auch die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer.

„Wir wollen hier sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden“, sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur. Auch Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser befindet sich ebenfalls auf dem Zufahrtsweg.

Pressearbeit über Lützerath-Räumung wird behindert: Ausländischem Journalisten wird Akkreditierung entzogen

+++ 13.00 Uhr: Die Demonstration aus Keyenberg ist von ihrer Route ausgebrochen und hat sich in Richtung Lützerath in Bewegung gesetzt. Die Polizei setzt wohl Pfefferspray gegen die Aktivist:innen ein, wie Bilder auf mehreren Twitter-Kanälen belegen. Unter den Demonstrierenden soll sich auch Luisa Neubauer befinden.

Im Lützerath selbst scheint es erneut zur Behinderung von Pressearbeit durch die Polizei gekommen sein, wie die Journalistengewerkschaft dju anprangert. Um kurz nach 11 Uhr, soll einem Journalisten aus Mexiko die „Akkreditierung“ entzogen worden sein. Zudem soll der Journalist einen Platzverweis erhalten haben und seine Identität festgestellt worden sein, wie Jörg Reichel, der Geschäftsführer der dju auf Twitter schreibt.

Klimaaktivist:innen: 800 Demonstrierende ziehen in Richtung Lützerath

+++ 12.25 Uhr: Um gegen die Räumung von Lützerath zu demonstrieren, zogen rund 800 Menschen vom Erkelenzer Ortsteil Keyenberg in Richtung des etwa vier Kilometer entfernten Lützerath. Die Demonstration wurde von Fridays for Future und anderen Initiativen veranstaltet.

Kurz vor Beginn der Demonstration hatte Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer die Polizei für ihr Vorgehen kritisiert. Es sei unverständlich und gefährlich, dass die Polizei ihre Räumung bei Dunkelheit bis in die Nacht fortgesetzt habe, so Neubauer.

Besetztes Lützerath: „Verteidigen die Klimaziele der Regierung vor der Regierung selbst“

+++ 11.25 Uhr: „Wir verteidigen hier die Klimaziele der Regierung vor der Regierung selbst. Die Gewalt geht von den Emissionen dieses Tagebaus aus“, sagte die Aktivistin Dina Hamid im Interview mit dem ZDF-„heute journal“.  In Lützerath setzt die Polizei auch heute wieder schwere Gerät zur Räumung der besetzten Häuser ein.

Die Aktivist:innen setzen sich auch heute gegen die Räumung zur Wehr. Es wird derzeit auch versucht, Besetzer:innen von sogenannten Monopods und Bipods zu räumen, wie die Aktivist:innen mitteilen.

Bei der Räumung des Eckhardts Hofs soll die Polizei laut den Aktivist:innen „willentlich Menschen“ gefährdet haben, wie diese über Twitter mitteilen. Konkret soll die Polizei versucht haben, Türen aufzubrechen, an denen sich Aktivist:innen festgeklebt hatten.

Lützerath-Räumung: Polizei-Chef verteidigt Vorgehen der Einsatzkräfte – Kritik hagelt von der Gegenseite

+++ 10.35 Uhr: Nachdem die Aktivist:innen zu Beginn der Räumung am Mittwoch (11. Januar) teils militanten Widerstand leisteten, sprach der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach heute davon, dass die Gewalt vonseiten der Aktivist:innen nicht bestimmend gewesen sei. Weinspach verteidigte im ZDF-„Morgenmagazin“ das Vorgehen der Polizei. Ansprachen hätten dazu geführt, dass Aktivist:innen freiwillig das Gelände verlassen hätten.

Von Seite der Aktivist:innen wird auch am heutigen Tag Kritik am Vorgehen der Polizei laut. „Nicht ausgebildete Polizist:innen greifen Menschen über 2,5m Höhe an — ist das nicht illegal?!“, heißt es im Aktionsticker Lützerath auf Twitter. Zudem soll die Polizei „Journalist:innen angegriffen“ haben.

Räumung in Lützerath geht weiter – Aktivist:innen hoffe, dass der Sturm nicht stärker wird

+++ 10:03 Uhr: Das stürmische und regnerische Wetter macht den Aktivist:innen im besetzten Braunkohledorf Lützerath zu schaffen. „Wir hoffen, dass der Sturm nicht noch stärker wird“, sagte eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“ vor Ort am Donnerstagmorgen (12. Januar) laut dpa. Der starke Wind und Regen sei vor allem für die Menschen in den Baumhäusern und auf den Tripods gefährlich. „Im Normalfall kommen sie bei Sturm runter“, so die Sprecherin weiter.

Die Polizei hatte am frühen Mittwochmorgen (11. Januar) mit der Räumung des Ortes zugunsten der Braunkohleförderung durch RWE begonnen und am Donnerstag fortgesetzt. Nachdem am Vortag Polizei-Berichten zufolge einige Aktivist:innen der Aufforderung, das Lager zu verlassen, nachgekommen sind, harren andere weiterhin in den provisorisch errichteten Baumhäusern und besetzten Gebäuden aus. Wie viele aktuell noch vor Ort sind, dazu machte die Sprecherin keine Angaben.

+++ 7.45 Uhr: Ein dpa-Reporter vor Ort berichtet von einer weitgehend ruhigen Nacht in Lützerath. Einmal seien am Mittwochabend einige Böller geworfen und Feuerwerksraketen aus einem besetzten Gebäude gezündet worden, verletzt wurde niemand. Währenddessen holte die Polizei nicht weit davon entfernt eine Gruppe von Klimaaktivistinnen und Aktivisten von einem Lagerhallendach.

Update vom Donnerstag, 12. Januar, 5.15 Uhr: In Lützerath geht die Räumung durch die Polizei am heutigen Donnerstag (12. Januar) voraussichtlich weiter. Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach sagte am Mittwoch, die eigentliche Herausforderung liege noch vor der Polizei – dabei bezog er sich auf die Räumung der sieben Gebäude auf dem Gelände.

Die Einsatzkräfte gingen bis in die Nacht weiter gegen Aktivist:innen vor, die das Abbaggern der Kohle unter dem Ort verhindern wollen. Die Polizei sei „selbstverständlich weiter vor Ort“, sagte eine Sprecherin.

Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer nannte das Vorgehen der Polizei „absolut unverständlich“. „Räumungen nachts in der Dunkelheit. Das ist gefährlich, provozierend, eskalierend. Was soll das, wovor hat man solche Angst?“, fragte sie auf Twitter.

Räumung in Lützerath: Sanitäter:innen Zugang verweigert

+++ 19:45 Uhr: Der Bundessprecher der Grünen Jugend Timon Dzienus, der ebenfalls aktiv am Protest teilnimmt, berichtete via Twitter, dass die Polizei am Mittag verhinderte, dass Sanitäter:innen Zugang zum Protestdorf erhielten. Dies ist besonders problematisch, da die Aktivist:innen teilweise unter schwierigen Bedingungen in Baumhäusern oder Hochständen protestieren, sodass eine gesundheitliche Versorgung gewährleistet sein muss.

Darüber hinaus haben Polizisten einige Demonstrant:innen beispielsweise durch Schmerzgriffe verletzt, wie eine Sprecherin der Protestaktion der dpa mitteilte. Außerdem sei es zu einer bizarren Allianz zwischen der Polizei und RWE gekommen. Auf einem Video, das Dzienus postete, ist zu sehen, wie verhaftete Klimaaktivist:innen in Transporter von RWE eskortiert werden, der die Demonstrant:innen dann aus dem Dorf transportiert.

Einsatz in Lützerath läuft laut Polizei nach Plan

+++ 17:32 Uhr: Die Einsatzkräfte, die an der Räumung von Lützerath beteiligt sind, ziehen eine zufriedene Zwischenbilanz. „Für die Polizei läuft bislang alles nach Plan“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochnachmittag. Vorab rechneten die Beamtinnen und Beamten mit massivem Widerstand durch die Klima-Protestierenden, doch nach einem „sicherlich durchmischten Beginn“ am Morgen, habe sich die Lage nach Einschätzung der Polizei beruhigt. Mit dem Beginn der Räumungsaktion seien die Einsatzkräfte von einigen wenigen gewaltbereiten Aktivist:innen mit Steinen, Pyrotechnik und mitunter auch Molotowcocktails begrüßt worden.

„Wir begrüßen vor allen Dingen auch ausdrücklich, dass sich doch eine Vielzahl von Aktivisten dazu entschlossen haben, den Bereich hier friedlich und ohne Gegenwehr zu verlassen“, so der Polizeisprecher am Mittwochnachmittag weiter. Zu Verletzungen auf beiden Seiten oder Festnahmen von Aktivist:innen lägen bislang noch keine Informationen vor, sagte der Sprecher.

Luisa Neubauer und Greta Thunberg auf dem Weg nach Lützerath

+++ 17:13 Uhr: Neben der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich nun auch die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer zu den Protesten im Braunkohledorf Lützerath geäußert. Die Bilder, die von der Räumung des besetzten Ortes durch die Presse und das Netz gingen, seien „mächtig“, schreibt die „Fridays For Furture“-Organisatorin in ihrer Instagram-Story. Mit Verweis auf das Pariser Abkommen und die für Deutschland gesetzten Klima-Ziele, legitimierte sie gegenüber dem Deutschlandfunk die Proteste. Aktivist:innen vor Ort hätten „jedes Recht“ dem Energieversorger RWE „eine Ansage zu machen“. Sie selbst sei gerade auf dem Weg nach Lützerath, schreibt sie in ihrer Story, die darauf schließen lässt, dass sie auf einer Bahnfahrt ist.

Aachener Bischof ruft zu friedlichen Umgang bei der Lützerath-Räumung auf

+++ 16:37 Uhr: Der Bischof von Aachen appelliert an alle Beteiligten der Lützerath-Räumung zu einem friedlichen Miteinander. Klima-Aktivist:innen und Einsatzkräfte dürften keine „Spirale der Gewalt“ auslösen. „Friedliche Proteste sind zentraler Bestandteil einer lebendigen Demokratie“, sagte Helmut Dieser am Mittwoch laut Mitteilung des Generalvikariats. „Zu einem glaubwürdigen Rechtsstaat gehört aber auch, dass Regeln und Vereinbarungen eingehalten werden“, so der Aachener-Bischof weiter. Die Aufgabe von Lützerath zugunsten des Kohleabbaus sei ein Kompromiss im Ausstieg aus der Braunkohleförderung in Deutschland, betonte Dieser.

Habeck verteidigt Lützerath-Räumung: „Eine gute Entscheidung für den Klimaschutz“

+++ 15:35 Uhr: Für Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Die Grünen) ist die Aufgabe des Dorfes Lützerath zugunsten des Kohleabbaus „die richtige Entscheidung“. Mit Verweis auf die Vereinbarung des vorgezogenen Kohleausstiegs zum Jahr 2030 (anstatt 2038) sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch (11. Januar) in Berlin: „Es ist eine gute Entscheidung für den Klimaschutz. Es beendet verbindlich die Abbaggerei im Rheinischen Revier ab 2030. Und fünf Ortschaften, in denen Menschen leben, werden gehalten.“

Prominente und Wissenschaftler:innen zeigen sich solidarisch mit Klima-Protestierenden in Lützerath

+++ 15:12 Uhr: Der Fall Lützerath beschäftigt nicht nur Umweltaktivist:innen, Politik und Polizei, nun haben sich auch Wissenschaftler und Prominente zu Wort gemeldet. In einem offenen Brief, der dem Spiegel am Mittwoch vorlag, stellten sich demnach mehr als 200 Prominente „solidarisch an die Seite der Klima-Protestierenden in Lützerath“. Initiiert wurde der Brief Spiegel-Berichten zufolge von der in Wien geborenen Schauspielerin Luisa-Céline Gaffron („Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) und Schauspieler Jonathan Berlin („Der Bergdoktor“).

In einem weiteren Protestbrief forderten zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Räumungsmoratorium für Lützerath. Der Zusammenschluss „Scientists for Future“ halte es für seine Pflicht, „auf die Konsequenzen einer Räumung von Lützerath hinzuweisen“. In ihrem Schreiben führen die Wissenschaftler:innen mehrere Gutachten an, die zu dem Schluss kommen, dass ein Abbau der Braunkohle für eine Versorgungssicherheit nicht nötig, „sondern politisch bestimmt“ sei.

Lützerath: Klimaaktivistin Greta Thunberg kündigt Teilnahme der Protest-Aktion an

+++ 14.33 Uhr: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg will sich an den Protesten gegen die Räumung des Dorfs Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier beteiligen. Thunberg werde am Samstag zu einer Demonstration in die Region kommen, teilten die Organisatoren der Proteste am Mittwoch mit. Thunberg gehört zu den international bekanntesten Klimaaktivisten.

Bundesregierung kritisiert Gewalt bei Lützerath-Räumung

+++ 14.18 Uhr: Die Polizei hat am Mittwochmittag damit begonnen, Aktivist:innen in Lützerath von Bäumen und Podesten zu holen. Die Polizeikräfte setzten dabei an verschiedenen Stellen Hebebühnen ein, berichtete ein dpa-Reporter. Am Ortseingang von Lützerath begannen Bagger mit Abrissarbeiten. Auch eines der Ortsschilder von Lützerath wurde am frühen Nachmittag entfernt.

Bei der Räumung von Lützerath leisteten Aktivist:innen am Morgen Widerstand. Laut Polizeiangaben wurden dabei vereinzelt Molotow-Cocktails, Steine und Pyrotechnik auf die Beamt:innen geworfen. „Es gab heute Widerstand und auch Ausschreitungen bei der noch laufenden Räumung des Dorfes. Diese Gewalt verurteilt die Bundesregierung ausdrücklich“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. „Dafür haben wir kein Verständnis.“

Zur Räumung von Lützerath gebe es eine „eindeutige Rechtslage“. „Und die gilt es zu akzeptieren.“ Die letzten noch anhängigen Klagen gegen einen Abriss seien abgewiesen worden. „Insofern erwartet die Bundesregierung, dass das Recht eingehalten wird.“

Lützerath-Räumung: NRW-Innenminister kritisiert die Übergriffe auf die Polizei

+++ 13.50 Uhr: Laut Polizei-Angaben wurden Einsatzkräfte zu Beginn des Räumungseinsatzes vom besetzten Braunkohleort Lützerath von den Aktivist:innen mit Steinen, Pyrotechnik, vereinzelt auch mit Molotow-Cocktails beworfen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat diese Übergriffe gegenüber der Presse scharf kritisiert.

„Ich bin eigentlich nur fassungslos und verstehe es nicht, wie Menschen sowas machen können“, sagte Reul und rief alle friedlichen Demonstrant:innen auf, sich von gewaltbereiten Protestierenden zu distanzieren. „Man kann woanders demonstrieren, man muss denen jetzt nicht noch behilflich sein dadurch, dass man da steht und die Polizei bei der Arbeit stört“, so Reul weiter.

Lützerath-Räumung: BUND fordert Ende der Polizeiaktion

+++ 13.29 Uhr: Seit den frühen Morgenstunden läuft die Räumungsaktion des besetzten Braunkohleorts Lützerath. Rückendeckung haben die Aktivistinnen und Aktivisten nun vom Vorsitzenden vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) erhalten. In einem offiziellen Kommentar von BUND forderte Olaf Bandt das sofortige Ende der Polizeiaktion sowie ein Räumungsmoratorium.

„Die Proteste gegen die Räumung von Lützerath zeigen, dass ein „Weiter So“ beim Braunkohletagebau vor allem von jungen Menschen nicht mehr akzeptiert wird“, kommentiert Bandt. Es gebe keine energiepolitische Notwendigkeit, die Kohle unter Lützerath abzubaggern. Daher sei es „ein fatales Signal, wenn dennoch das Abbaggern von Lützerath mit einem großen Polizeieinsatz ermöglicht“ würde. „Die Räumung muss jetzt sofort gestoppt werden!“, schreibt Bandt abschließend. 

Kritik auf Twitter an der Räumungsaktion: Pressearbeit durch Einsatzkräfte behindert

+++ 12.35 Uhr: Bei der Räumungsaktion in Lützerath wird angeblich die Arbeit von Journalist:innen durch die Polizei behindert. Das wirft die Nachrichten-Website zu digitalen Freiheitsrechten „netzpolitik.org“ den Einsatzkräften auf Twitter vor. Demnach seien Journalist:innen der Zugang zu dem Gebiet verweigert worden, andere Reporter:innen seien von Beamten abgeführt worden.

„Die Einschränkungen der Pressefreiheit in Lützerath haben nach Berichten der Journalistengewerkschaft dju heute massiv zugenommen. Journalisten wurden laut dem Bericht von der Polizei gezwungen, Bilder zu löschen. Updates dazu gibt es bei @ver_jorg“, schreibt Markus Reuter von „netzpolitik.org“ auf Twitter. Eine Stellungnahme der Polizei dazu gibt es aktuell nicht.
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Räumung von Lützerath: Unter den Protestierenden laut Polizei auch Familien mit Kleinkindern

+++ 12.02 Uhr: Unter den Besetzer:innen des Braunkohleorts Lützerath sind nach Angaben der Polizei auch Familien mit kleinen Kindern. „Aufgrund weitreichender Gefahren im Einsatzraum, appelliert die Polizei Aachen an die Erziehungsberechtigten, den Bereich umgehend mit ihren Kindern zu verlassen“, schrieben die Beamten auf Twitter, ehe es im Verlauf der Räumungsaktion zu Rangeleien mit den Klima-Aktivist:innen kam. Berichten der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge seien einige Protestierende den Aufforderungen der Polizei gefolgt und verließen freiwillig das Gebiet. Doch der Großteil wolle weiter Widerstand leisten.

„Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen“, sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“. Andere Demonstrant:innen protestierten auch bewusst mit leisen Tönen gegen den Polizeieinsatz, so die dpa. Ein Aktivist saß demnach mitten im Regen an einem alten Klavier und spielte, während die Beamten in den Ort vorrückten. Andere hatten sich um ein Kreuz versammelt, beteten und sangen.

Lützerath-Räumung: Polizei beginnt mit Einsatz, Protestierende werfen mit Pyrotechnik und Steinen

Erstmeldung vom Mittwoch, 11. Januar: Erkelenz – Der Räumungseinsatz für das von Klimaaktivist:innen besetzte Lützerath ist am Mittwochmorgen (11.01.2023) begonnen worden. Der Ort wurde von Polizeikräften umstellt und es kam zu gewalttätigen Zwischenfällen. Die Einsatzkräfte wurden von den Protestierenden mit Molotowcocktails, Pyrotechnik und Steinen beworfen, berichtet das Polizeipräsidium Aachen.

Der Konflikt um Lützerath hält seit Monaten an, der Ort ist ein zentrales Symbol für Klimaschutzaktivist:innen aus ganz Deutschland. Für die seit längerem angekündigte Räumung wird deshalb eine Eskalation befürchtet. Die Polizei ist bei der Räumung als sogenannte Amtshilfe tätig. Die Entwicklung der Räumung von Lützerath werden im oben verlinkten Livestream der Tagesschau gezeigt.

Lützerath wird geräumt: Aktivistinnen und Aktivisten wollen bleiben

Die Polizei appellierte zunächst an die Aktivist:innen, friedlich zu bleiben und den Bereich zu verlassen. Inzwischen wurden die Protestierenden von der Polizei ultimativ aufgefordert, die Besetzung des Braunkohleortes aufzugeben. Das sei die letzte Möglichkeit, den Ort freiwillig zu verlassen. Andernfalls „müssen Sie mit der Anwendung unmittelbaren Zwangs rechnen“, hieß es in einer Durchsage der Polizei am Mittwochmorgen. Auch die RWE, Eigentümer der Siedlung, appelliert an die Protestierenden, das Gelände zu verlassen. Viele Protestierende möchten jedoch weiterhin Widerstand leisten.

Die Protestierenden wehren sich mit Barrikaden und Menschenketten gegen die laufende Räumung. Bei einer weiteren Aktion mit dem Namen „Gegenschlag“ wurde der Zugang in den Tagebau bei Jackerath von einem Dutzend Menschen blockiert. Dadurch sei der Hauptzugang der Polizei zu ihrem Logistiklager im Tagebau gesperrt.

Lützerath soll der Braunkohle weichen: Protestierende blockieren die Räumung der Polizei

Der Energiekonzern RWE will den bei Lützerath liegenden Tagebau Garzweiler ausdehnen und die unter dem Ort liegende Kohle abbauen. Zu diesem Zweck soll das verlassene Dorf abgerissen werden. Die RWE ist mittlerweile Eigentümer und erklärte, dass der Rückbau der Siedlung am Mittwoch beginne und anschließend „bergbaulich in Anspruch genommen werden“.

Als eine der ersten Maßnahmen werde „aus Sicherheitsgründen“ ein gut anderthalb Kilometer langer Bauzaun aufgestellt. „Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden“, erklärte RWE. Zudem würden Bäume und Sträucher entfernt. Anschließend könne der nahe Tagebau Garzweiler damit beginnen, die Braunkohle für die Stromerzeugung in den Kraftwerken der Region unter dem ehemaligen Ort freizulegen.

Eskalation bei Räumung von Lützerath befürchtet: Protestierende wollen „dass die Kohle im Boden bleibt“

Die Klimaaktivist:innen befürchten, dass es zu einer Eskalation kommen wird. „Wir sehen in den letzten Tagen, also schon vor Beginn der tatsächlichen Räumung, eine große Provokation und Eskalation von Seiten der Polizei in Richtung der Aktivist:innen – das bereitet mir große Sorgen“, sagt die Klimaaktivistin Pauline Brünger dem Bayerischen Rundfunk. Weiter betont sie, dass die Protestierenden friedlich demonstrieren wollen. Ihr Ziel sei es, „dass die Kohle im Boden bleibt“. Auch die bekannte deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat sich zu den Protesten in Lützerath geäußert.

Vorwürfe gibt es auch für die Grünen. Sie sollen einen schmutzigen Deal mit der RWE ausgehandelt haben, der kein CO₂ spart, sagt Brünger. Auch die Grünen Jugend reiht sich ein. Es gebe einen Konflikt mit der Mutterpartei. Dieser betreffe jedoch nicht nur die Grüne Jugend, sondern auch viele andere Partei-Mitglieder, sagt Sarah-Lee Heinrich, Bundessprecherin der Grünen Jugend. (kiba/afp/dpa)

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