- Das Robert-Koch-Institut senkt seine Corona-Risikobewertung ab
- Medienbericht: Lauterbach macht Vorschlag für Triage-Regelung
- USA schränken Zugang zu Impfstoff von Johnson & Johnson ein
- Das RKI meldet am Freitag weiter rückläufige Corona-Zahlen
- Die bundesweite Inzidenz liegt bei 553,2
- Die Ständige Impfkommission fordert bestimmte Personen auf, sich rasch die vierte Impfung geben zu lassen
Berlin. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist sinkt weiter. Am Freitag lag die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 85.073 – gegenüber 101.610 in der Vorwoche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 553,2. Am Vortag hatte der Wert laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 566,8 gelegen (Vorwoche: 758,5; Vormonat: 1322,2). Mehr dazu: Corona in Deutschland – Die aktuellen Zahlen des RKI im Überblick
Die Ständige Impfkommission hat unterdessen davor gewarnt, auf an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe zu warten. Vulnerable Gruppen wie Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich bereits jetzt die vierte Impfung geben lassen, sagte der Stiko-Vorsitzende Klaus Mertens dieser Redaktion. Nach Worten von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schützt eine zuvor erfolgte Infektion mit der Omikron-Variante nicht oder nur wenig vor einer Ansteckung mit den Omikron-Subtypen BA.4 und BA5. Damit steige die Wahrscheinlichkeit neuer Infektionswellen im Herbst, so der SPD-Politiker.
Corona-News von Freitag, 6. Mai: RKI-Chef Wieler: “Wir können mit Risiko besser umgehen”
18.00 Uhr: Der Präsident der Robert Koch-Instituts hält die Corona-Pandemie nicht für beendet, traut den Bürgern inzwischen aber mehr Eigenverantwortung zu. “Nein, die Pandemie ist natürlich nicht vorbei”, sagte Lothar Wieler am Freitag beim Kongress der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (FAZ) zum Thema “Sind die Gefahren der Covid-19-Pandemie gebannt?”
Dennoch habe das RKI am Donnerstag zu Recht das pandemische Risiko von “sehr hoch” auf “hoch” heruntergestuft. Für diese Einstufung seien drei Faktoren entscheidend, erklärte Wieler: die Infektionsdynamik, die Krankheitsschwere und die Belastung des Gesundheitssystems. “Und all diese Signale sind positiv.”
Auch die Verkürzung der Isolationsdauer nach einer Infektion auf fünf Tage sei verantwortbar, sagte Wieler. Empfehlungen müssten sich der Situation anpassen. Inzwischen sei es in Ordnung, manche Maßnahmen weniger stringent durchführen als zu Beginn der Pandemie. “Nicht nur weil wir müde sind, sondern weil wir alle wissen, wie wir uns schützen können und mit dem Risiko besser umgehen können.”
Studie aus drei Bundesländern: Kein Suizidanstieg in Corona-Pandemie
15.31 Uhr: Während der Corona-Pandemie hat es laut einer Studie mit Daten aus drei Bundesländern bislang keinen Anstieg der Suizidrate gegeben. Das geht aus einer im “Ärzteblatt” veröffentlichten Untersuchung hervor, die den Zeitraum bis Ende 2021 betrachtet. Die drei Wissenschaftler aus Leipzig und Ulm hatten Daten zu Suizidfällen der polizeilichen Kriminalstatistiken von Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein im Zeitraum Januar 2017 bis Dezember 2021 untersucht.
Die Forscher schränken ein, dass die ausgewerteten Daten “als vorläufig zu betrachten sind und für die vorliegende Studie nur für drei Bundesländer im erforderlichen Umfang verfügbar waren”.
“Historisch ist bekannt, dass wirtschaftliche Krisen, Epidemien oder andere Bedrohungsszenarien die Suizidraten der betroffenen Populationen beeinflussen”, schreiben die Autoren. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sei daher eine Zunahme von Suiziden befürchtet worden. Eine Analyse internationaler Daten aus den ersten Monaten der Pandemie hätten diese Annahme jedoch weitgehend widerlegt. “Studien aus Deutschland, die bislang nur kleinere regionale Populationen untersuchten, fanden ebenfalls keine auffällig erhöhten Suizidraten”, schreiben die Studienautoren.
In ihrer eigenen Untersuchung werteten die Forscher nun Statistiken aus den drei Bundesländern mit rund 11 Millionen Einwohnern aus. Demnach wurden bei Männern – über alle Altersgruppen hinweg betrachtet – in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 sogar etwas weniger Suizide registriert als in den drei Jahren zuvor. Allerdings war der Rückgang nicht statistisch signifikant. Auch bei den Frauen gab es keine belastbare Veränderung der Suizidzahl. Zum Teil gab es bei Frauen wie bei Männern in den verschiedenen Altersgruppen relevante Zu- und Abnahmen der Suizidhäufigkeit, “die jedoch kein übergeordnetes Muster erkennen ließen”, wie die Forscher schreiben.
Indien kritisiert WHO-Schätzungen zu Toten durch die Corona-Pandemie
10.30 Uhr: Nach der Veröffentlichung von Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Toten durch die Corona-Pandemie hat Indien diese heftig kritisiert. Laut den WHO-Schätzungen kostete die Pandemie 2020 und 2021 in Indien 4,7 Millionen Menschen das Leben – rund zehn Mal so viele wie dies offizielle indische Corona-Todeszahlen angeben. Laut WHO ereignete sich knapp jeder dritte Todesfall im Zusammenhang mit der Pandemie weltweit in Indien.
Das indische Gesundheitsministerium nannte in einer Mitteilung die Methodik für die Schätzungen “fragwürdig” und kritisierte, dass die WHO solche Bedenken nicht angemessen berücksichtigt hätte. Da indische Behörden “authentische Daten” zu Geburten und Todesfällen veröffentlichen würden, sollten für das Land keine mathematischen Modelle genutzt werden, um Übersterblichkeit zu berechnen, hieß es. Das Land bezweifelt auch, dass die Methodik bei einem Land wie Indien mit 1,3 Milliarden Einwohnern funktioniere.
Vor einem Jahr erlebte Indien eine besonders schlimme Welle im Zusammenhang mit der Delta-Variante. Die Bilder von überfüllten Krematorien und Krankenhäusern gingen um die Welt.
Robert-Koch-Institut senkt Corona-Risikobewertung
9.48 Uhr: Das Robert-Koch-Institut hat seine Risikobewertung für die Gefahren durch die Corona-Pandemie abgesenkt. Wie das RKI am Donnerstagabend auf seiner Internetseite mitteilte, wurde die Risiko-Einstufung von “sehr hoch” auf “hoch” geändert. Das Risiko für eine schwere Erkrankung lasse sich durch eine Grundimmunisierung durch eine zweimalige Impfung in Verbindung mit einer Auffrischungsimpfung “wesentlich reduzieren”, hieß es zur Begründung.
“Die aktuell dominante Omikronvariante, insbesondere BA.2, hat sich deutlich schneller und effektiver verbreitet als die bisherigen Virusvarianten, jedoch kam es nicht in gleichem Verhältnis zu einer Erhöhung schwerer Erkrankungen und Todesfälle wie in den vorherigen Infektionswellen”, erklärte das RKI weiter. Gleichwohl bleibe es weiterhin wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger bewährte Vorsichtsmaßregeln wie das Halten von Abstand und das Tragen von Masken weiterhin einhielten.
Medienbericht: Lauterbach macht Vorschlag für Triage-Regelung
7.34 Uhr: Bei knappen Kapazitäten in Kliniken soll es einem Medienbericht zufolge künftig rechtlich auch möglich sein, die intensivmedizinische Behandlung eines Menschen zugunsten eines Patienten mit einer höheren Überlebenschance abzubrechen. Das gehe aus einem überarbeiteten Gesetzesvorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für den Schutz von Menschen mit Behinderungen in einer sogenannten Triage-Situation hervor, berichtet das “RedaktionsNetzwerk Deutschland” (Freitag). Das Bundesverfassungsgericht hatte gesetzliche Triage-Regelungen angesichts der Corona-Pandemie eingefordert.
Diese sogenannte Ex-post-Triage solle nach dem Gesetzesvorschlag allerdings nur dann zulässig sein, wenn drei intensivmedizinisch erfahrene Fachärzte die Entscheidung einvernehmlich treffen. Bei der Ex-ante-Triage, bei der in einer Situation knapper medizinischer Kapazitäten die Entscheidung über die Behandlung zwischen mehreren neu eingelieferten Patienten getroffen werden muss, reiche dem Entwurf zufolge die Zustimmung von zwei Fachärzten. Die Vorlage von Lauterbach werde gegenwärtig noch mit den anderen Ressorts abgestimmt.
USA schränken Zugang zu Johnson & Johnson-Impfstoff ein
7.13 Uhr: Die US-Arzneimittelbehörde hat den Zugang zu dem Covid-Impfstoff von Johnson & Johnson eingeschränkt. Künftig sollen nur noch Erwachsene den Impfstoff erhalten, die die wirksameren mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna nicht erhalten können oder wollen, erklärte die FDA am Donnerstag. Grund für die Änderung der Notzulassung des Impfstoffs sei das erhöhte Risiko schwerer Blutgerinnsel.
Aus demselben Grund hatte die FDA im Dezember bereits empfohlen, sich bevorzugt mit den mRNA-Impfstoffen behandeln zu lassen. Der J&J-Impfstoff spielt in den USA ohnehin kaum noch eine Rolle: Lediglich drei Prozent aller injizierten Corona-Impfdosen stammen von J&J-Tochter Janssen. Trotzdem “erkennen wir an, dass der Covid-Impfstoff von Janssen noch eine Rolle bei der Reaktion auf die aktuelle Pandemie zu spielen hat”, erklärte FDA-Leiter Peter Marks.
Stiko-Chef Mertens: Vierte Impfung für vulnerable Gruppen dringend nötig
5.56 Uhr: Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen dringend zu einer vierten Impfung gegen das Corona-Virus aufgefordert: “Wir müssen damit rechnen, dass das Infektionsrisiko im Herbst wieder ansteigt”, sagte Mertens dieser Redaktion. Menschen über 70 Jahre und andere Personen mit besonderem Risiko für eine schwere Erkrankung sollten deshalb jetzt die Zeit nutzen, um ihren Schutz durch eine vierte Impfung zu verbessern. Es gebe mittlerweile weitere Daten, die belegten, dass ein zweiter Booster für diese Gruppe sehr sinnvoll sei. Ältere und andere Risikogruppen sollten nicht darauf warten, bis ein an die Omikron-Variante angepasster Impfstoff kommt, so Mertens.
Skeptisch äußerte sich der Stiko-Vorsitzende mit Blick auf eine vierte Impfdosis für alle, nannte aber eine Ausnahme: “Für den Fall, dass eine Variante auftauchen sollte, die deutlich krankmachender ist als Omikron und unter Umständen sogar Delta, könnte im Herbst eine vierte Impfung für alle nötig werden”, so Mertens. Grundsätzlich glaube er aber ich nicht, dass man die gesamte Bevölkerung immer wieder gegen das Corona-Virus impfen müsse, um Infektionen zu verhindern. “Wahrscheinlich ist aber, dass wir regelmäßig diejenigen impfen müssen, die ein Risiko für eine schwere Erkrankung nach einer Infektion haben, vor der bereits die verfügbaren Impfstoffe gut schützen.”
RKI meldet Zahlen – Inzidenz sinkt weiter
5.35 Uhr: Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 553,2 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 566,8 gelegen (Vorwoche: 758,5 Vormonat: 1322,2).
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 85.073 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 101.610 registrierte Ansteckungen) und 214 Todesfälle (Vorwoche: ebenfalls 214) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.
Corona-News von Donnerstag, 5. Mai: Omikron-Subvariante BA.2 legt noch zu – andere Varianten weiter selten
20.20 Uhr: Die schon seit Wochen in Deutschland stark dominierende Omikron-Subvariante BA.2 hat nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zuletzt noch einmal zugelegt. Ihr Anteil habe nach jüngsten Erkenntnissen – einer Stichprobe von vorletzter Woche – knapp 98 Prozent betragen, wie im RKI-Wochenbericht von Donnerstagabend ausgewiesen ist. Der zuvor für die meisten Corona-Ansteckungen verantwortliche Subtyp BA.1 liegt demnach nur noch bei unter zwei Prozent, die relativ neu aufgekommenen Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5 spielen nach den Daten bisher eine untergeordnete Rolle.
So wird BA.4 mit einem Anteil von 0,1 Prozent gelistet, BA.5 mit 0,3 Prozent. Mischvarianten seien “bisher nur vereinzelt nachgewiesen” worden, heißt es. In Deutschland wird nur bei einem kleinen Teil positiver Proben das Erbgut komplett untersucht.
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Im Wochenbericht halten die RKI-Experten zudem fest, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der vergangenen Woche im Vergleich zu der davor weiter gesunken sei – nämlich um 19 Prozent. Auch die Zahl von auf einer Intensivstation behandelten Personen mit Covid-19-Diagnose sei weiter gesunken, die Zahl der Todesfälle habe ebenso abgenommen. “Der Infektionsdruck bleibt trotzdem mit knapp 600.000 innerhalb der letzten Woche an das RKI übermittelten Covid-19-Fällen weiterhin hoch”, mahnen sie. Die Impfung habe nach wie vor mit ihrer starken Schutzwirkung gegen schwere Verläufe eine große Bedeutung.
EMA rechnet mit Zulassung von Omikron-Impfstoffen bis September
15.45 Uhr: Impfstoffe gegen die hoch ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus könnten nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA spätestens Ende September eine Zulassung erhalten. Die größten Chancen bestünden dabei für entsprechend angepasste mRNA-Impfstoffe der Unternehmen Moderna und Biontech, sagte der EMA-Direktor für Impfstrategie Marco Cavaleri am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Behörde in Amsterdam.
Die erforderlichen klinischen Studien seien im Gange. Die EMA prüfe auch Präparate anderer Hersteller. Es sei aber “kein Geheimnis”, dass die Anpassungen von mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech an Omikron bereits recht weit fortgeschritten seien. Einzelheiten zu den bislang erhobenen Studiendaten nannte er nicht.
WHO: Schätzungsweise 15 Millionen Tote in Corona-Pandemie
15.23 Uhr: Rund 14,9 Millionen Menschen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Dabei handele es sich um direkt und indirekt durch das Coronavirus verursachte Todesfälle, teilte die WHO am Donnerstag in Genf mit.
Indirekt seien Menschen während der Pandemie an Covid-19 gestorben, weil überlastete Gesundheitssysteme auf die Behandlungen bestimmter anderer Krankheiten hätten verzichten mussten. Laut WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus verdeutlichen die “ernüchternden Daten” die Notwendigkeit, in Gesundheitssysteme zu investieren. In Krisensituationen müssten wesentliche Gesundheitsdienste aufrechterhalten werden können.
Hier startet ein neuer Corona-Blog. Alle bisherigen Corona-News finden Sie hier.
(fmg/dpa/afp/epd)
Dieser Artikel ist zuerst bei morgenpost.de erschienen.