Corona-Impfpflicht ab 60 Jahren scheitert – Karl Lauterbach reagiert sofort

  1. Startseite
  2. Politik

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Katja Thorwarth

Eine Corona-Impfpflicht in Deutschland kommt aktuell nicht. Nach der Debatte im Bundestag scheitern neben dem Antrag der Ampel auch alle anderen Vorlagen.

  • Entscheidung im Bundestag: Die Abgeordneten haben über die Corona-Impfpflicht* abgestimmt und entscheiden sich gegen den Ampel-Entwurf.
  • Auch alle anderen Anträge, jener der Union, der Antrag von Wolfgang Kubicki (FDP) und der AfD-Antrag werden abgelehnt.
  • Lesen Sie hier die Debatte und die Abstimmungen chronologisch nach.

Zusammenfassung: Die Debatte und die Abstimmungen sind beendet, und das Prozedere dauerte länger als geplant. Es wird auf absehbare Zeit keine Corona-Impfpflicht in Deutschlandgeben. Dass der Gesetzentwurf der Ampel – einer Impfpflicht ab 60 Jahren – scheiterte, dürfte auf das Abstimmungsverhalten der FDP zurückzuführen sein. Zusätzlich konnte die Ampel keine Stimmen jenseits der Koalition für ihren Antrag gewinnen. Die Union sorgte mit der Geschäftsordnungsdebatte für eine Verzögerung, wobei bemerkenswert ist, dass sich die Ampel bereits bei der Abstimmung um die Abstimmungsreihenfolge der Anträge nicht durchsetzen konnte.

Für die Pandemie-Situation in Deutschland ist zu konstatieren, dass sich der Bundestag im Hinblick auf den Herbst nicht zu einer Gesetzesvorlage durchringen konnte. Bundesgesundheitsminister Lauterbach reagierte bereits mit einer Prognose.

Kanzler Scholz und Karl Lauterbach sind mit ihrem Corona-Impfpflicht-Antrag im Bundestag gescheitert. © Kay Nietfeld/dpa

Corona-Impfpflicht: Alle Anträge scheitern im Bundestag

+++ 13.40 Uhr: Der AfD-Antrag ist mit 79 Ja-Stimmen abgelehnt worden. 607 Abgeordnete haben mit Nein gestimmt. Somit beschließt der Bundestag keine Neuerung bezüglich der Corona-Impfung.

+++ 13.30 Uhr: Der Kubicki-Antrag wurde abgelehnt. Der Antrag, den neben Sahra Wagenknecht (Linke) überwiegend Abgeordnete aus der FDP-Fraktion unterstützt hatten, erhielt 85 von 687 abgegebenen Stimmen. 590 Abgeordnete lehnten den Verzicht auf eine Impfpflicht gegen Covid-19 ab. Nun folgt die Abstimmung zum AfD-Antrag.

+++ 13.00 Uhr: Aktuell wird der Antrag der Union abgestimmt. Auch der Antrag der CDU/CSU wird abgelehnt, er erhält 172 Ja-Stimmen. Trotz Fraktions-Zwang erhält der Antrag nicht alle Unionsstimmen. Nun wird der Vorschlag von Wolfgang Kubicki abgestimmt. Immer weniger Abgeordnete beteiligen sich an der Abstimmung.

Bundestag stimmt ab: Keine Corona-Impfpflicht für ältere Menschen

+++ 12.44 Uhr: In Deutschland wird es keine Corona-Impfpflicht für ältere Menschen geben. Eine Mehrheit im Bundestag stimmte am Donnerstag gegen den zuletzt gefundenen Kompromiss, der eine Impfpflicht ab 60 Jahren vorsah. Im Bundestag stimmten 296 Abgeordnete für die Impfpflicht ab 60, 378 dagegen. Neun Parlamentarier enthielten sich. 

 +++ 12.40 Uhr: Die Ampel-Koalition hat im Bundestag eine Abstimmung über die Reihenfolge der Entscheidungen über die unterschiedlichen Anträge zur Impfpflicht verloren. Die Union setzte sich am Donnerstag mit ihrem Wunsch durch, wonach über den Gesetzentwurf für eine Impfpflicht für alle Menschen ab 60 zuerst abgestimmt werden soll. Damit wurde im Anschluss begonnen. 

Corona-Impfpflicht: Abgeordnete stimmen über die Reihenfolge der Abstimmungsanträge ab

+++ 11.53 Uhr: Die Geschäftsordnungsdebatte ist beendet. Nun wird zunächst die Abstimmungsreihenfolge abgestimmt. Mit der Sache Corona-Impfpflicht hat das nichts zu tun. Über die Abstimmungsreihenfolge konnte man sich im Vorfeld nicht einigen. Eigentlich müsste nach der Logik „weitestgehender Antrag zuerst, den Status quo erhaltender Antrag zuletzt“ der AfD-Antrag als vorletztes abgestimmt werden. Der Antrag von Kubicki müsste als letztes abgestimmt werden – und die Ampel-Vorlage zuerst. Die Ampel plädiert jedoch dafür, die AfD zuerst abzustimmen.

Friedrich Merz und Thorsten Frei bestehen im Bundestag auf eine Geschäftsordnungsdebatte zur Corona-Impfpflicht.
Friedrich Merz und Thorsten Frei bestehen im Bundestag auf eine Geschäftsordnungsdebatte zur Corona-Impfpflicht. © Michael Kappeler/dpa

+++ 11.45 Uhr: Johannes Vogel (FDP) wirft Frei Beschädigung der „politischen Kultur“ vor. Die Union wolle keine Abstimmung, das sei aber Usus und das Verhalten der Union unangemessen. Da es keine Einigkeit gegeben habe, müsse über die Abstimmungsreihenfolge abgestimmt werden. Dagegen spricht sich die Union aus. Wie Vogel vermutet, weil die CDU/CSU zuletzt abgestimmt werden möchte. Der weitestgehende Antrag müsse zuerst abgestimmt werden, erklärt hingegen Jan Korte von der Linken.

Corona-Impfpflicht: Debatte um Abstimmungsreihenfolge folgt der Impfpflicht-Debatte

+++ 11.30 Uhr: Die Hauptdebatte ist beendet, nun beschwert sich die Union über die Reihenfolge der Abstimmung bezüglich der Anträge. Thorsten Frei (CDU) spricht zum Thema Geschäftsordnung gegen die vorgelegte Reihenfolge. Eine Geschäftsordnungsdebatte ist die Folge. Katja Mast (SPD) spricht hier von „Verächtlichmachung der Demokratie“. Mast betont die „Klarheit“, den die Menschen verdient hätten. Eine Debatte wird von einer weiteren abgelöst.

Corona-Impfpflicht: Friedrich Merz verteidigt Franktionszwang bei Abstimmung

+++ 11.25 Uhr: Letzter Redner ist Dirk Wiese von der SPD. Auch er verweist auf den Herbst, wenn eine neue Welle der Corona-Pandemie drohe. Nur mit einer Impfpflicht werde die Pandemie „beherrschbar“. Er bedauert, dass es mit er Union keine Verhandlungen gegeben hätte, hier werde die CDU/CSU-Fraktion ihrer Verantwortung nicht gerecht. Er spricht Friedrich Merz insofern an, als das Oppositiojn nicht von staatspolitischer Verantwortung entbinde.

Merz betont, dass es sich bei der Abstimmung zur Impfpflicht nicht um eine „Gewissensentscheidung“ handele. Daher gebe es einen gemeinsamen Antrag – man sei sich, bis auf wenige Ausnahmen, innerhalb der Fraktion einig. Er plädiert für den Unionsantrag, außerdem lenke die Ampel davon ab, dass die Koalition nicht geschlossen hinter dem Antrag stehe.

Corona-Impfpflicht: Schattenfamilien seit zwei Jahren in Isolation

+++ 11.05 Uhr: Die Abgeordnete Nina Stahr (Grüne) plädiert für die Zustimmung der vorgestellten Impfpflicht und verweist auf die Not von Schattenfamilien. Diese leben seit Beginn der Corona-Pandemie isoliert, da Familienmitglieder durch Vorerkrankungen besonders gefährdet sind. Auch sie ist für die Impfpflicht ab 18 Jahren, bittet nun aber um die Zustimmung für den Kompromiss. Die Abstimmung erfolge „zum Wohle der Menschen“: Freiheit für die Menschen, die „seit zwei Jahren isoliert sind“.

+++ 10.50 Uhr: In der Kritik steht nun der Fraktionszwang der Union. Die CDU/CSU würde sich bezüglich der Impfpflicht wegducken. Sepp Müller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union, betont die Aktivitäten der Fraktion; insbesondere sei es der Union als Volkspartei gelungen, eine Meinung „zu einen“.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt im Bundestag für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt im Bundestag für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus. © Michael Kappeler/dpa

Corona-Impfpflicht: Wagenknecht erklärt Impfung zur Privatsache

+++ 10.30 Uhr: Als Nächstes redet Sahra Wagenknecht. Corona-Impfung würde vor Infektion nicht schützen, und an Omikron würde kaum jemand schwer erkranken. Sie attackiert die Ampel, insbesondere Karl Lauterbach, und stellt sich hinter den Antrag von Kubicki. Impfung müsse Privatsache bleiben. Die Impfpflicht würde nur debattiert, um die Durchsetzungskraft von Kanzler Olaf Scholz zu demonstrieren: „Und trotzdem halten Sie unbeirrt daran fest, den Menschen eine Impfpflicht aufzuzwingen – weil der Kanzler Durchsetzungsfähigkeit demonstrieren muss?“ Weiter sprach sie von „deutschen Geisterfahrern gegen des Rest der Welt, wo kein Mensch mehr über Impfpflichten nachdenkt und diskutiert“.

Corona-Impfpflicht: Grüner Abgeordneter plädiert gegen Impfpflicht

+++ 10.20 Uhr: Die Ampel muss um Mehrheit ihres Antrags bangen, da innerhalb der Koalition nicht mit einer einstimmigen Haltung zu rechnen ist. Zumal die Union einen Fraktionszwang dergestalt angekündigt hat, dass man sich „abstimme“.

+++ 10.10 Uhr: Max Luchs von den Grünen spricht sich gegen eine Corona-Impfpflicht aus. Es sei eine Umsetzung nicht sichergestellt, insofern sei ein solches Gesetz nicht hilfreich. Mit Druck erreiche man nichts, so Luchs. Er plädiert für den Antrag von Kubicki. Der Antrag zielt darauf ab, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung ohne eine Verpflichtung zu erhöhen. Paula Piechotte hält es anders als ihr Parteikollege und ruft zur Unterstützung des Antrags der Ampel auf.

Corona-Impfpflicht: Karl Lauterbach appeliert an Union

+++ 10.05 Uhr: Gesundheitsminister Karl Lauterbach plädiert für den Antrag und die Corona-Impfpflicht ab 60 Jahren. Er appelliert an die Abgeordneten der Union: „Wir brauchen heute Ihre staatstragende Unterstützung.“ Heute müsse eine Entscheidung fallen. Mit Impfpflicht verhindere man 90 Prozent der Todesfälle, diese Gelegenheit müsse man nutzen. Er finde es „bestürzend“, wenn Kolleginnen aus der Medizin etwas sagen, was durch die Wissenschaft widerlegt worden sei. Er bezieht sich auf die Intervention einer AfD-Abgeordneten. Karl Lauterbach weist weiter darauf hin, dass eine neue Virusvariante nicht vorhergesagt werden kann.

Corona-Impfpflicht im Bundestag: Union hält Impfplicht „zum jetzigen Zeitpunkt“ für unangemessen

+++ 09.35 Uhr: Andrew Ullmann von der FDP widerspricht Parteikollegen Kubicki. Eine Welle im Herbst werde es geben, „nicht machen“ würde zu Corona-Winter führen. Daher müsse man Impflücken schließen. Reden habe bislang nichts gebracht. „Reißen Sie die Mauer des Parteistolzes ein und lassen Sie Ihr Gewissen sprechen.“ Ullmann ist für Impfpflicht ab 60 Jahren.

+++ 09.30 Uhr: Nächster Redner ist Wolfgang Kubicki. Er hat eine Gruppe von 50 Menschen um sich versammelt, um den eigenen Vorschlag vorzustellen. Er plädiert gegen Corona-Impfpflicht aus verfassungsrechtlichen Gründen. Impfung sei Selbstschutz und kein Fremdschutz – der Staat dürfe zu Selbstschutz nicht zwingen. Die Menschen müssten durch Aufklärung zur Impfung gebracht werden.

Corona-Impfpflicht: Alice Weidel von der AfD spricht von „radikaler Maßnahme“

+++ 09.22 Uhr: Alice Weidel von der AfD stellt den Antrag der Rechten vor. Sie spricht von einer „verfassungsfeindlichen“ Impfpflicht und einer „radikalen“ Maßnahme. Es gehe um die „Lust an der völligen Verfügungsgewalt“, jetzt gehe es um den „Körper“. Weidel behauptet, dass keiner der Impfstoffe eine „reguläre Zulassung“ hätte. Die AfD plädiert gegen die Corona-Impfpflicht und die Abschaffunf der Impfpflicht für Pflegekräfte.

+++ 09.15 Uhr: Die Union will bei Impfpflicht nicht pauschal „ja oder nein“ entscheiden. Eine Impfpflicht würde vor einer Überlastung der Intensivstationen nicht schützen. Die Union fordert ihrerseits in einem Antrag zuerst den Aufbau eines Impfregisters. Die Impfpflicht könne später noch eingeführt werden. Der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge rief dazu auf, „sich die Hand zu reichen und für den Vorschlag der Union zu stimmen.

Corona-Impfpflicht: Beratung für alle – Impfpflicht ab 60

+++ 09.05 Uhr: Die Aussprache zur Impfpflichtabstimmung beginnt. Erste Rednerin ist Dagmar Schmidt (SPD). Sie trat für eine allgemeine Impfpflicht ein und war an dem Kompromiss für die Impfpflicht ab 60 beteiligt. Sie mahnt vor einer neuen Welle im Herbst und erneuten Einschränkungen, sollte die Impfquote nicht gesteigert werden.

Corona-Impfpflicht – Um diesen Entwurf ging es hauptsächlich:

  • Pflichten: Für alle ab 60 Jahre soll eine Pflicht kommen, bis zum 15. Oktober über einen Impf- oder Genesenennachweis zu verfügen. Für alle von 18 bis 59 Jahre, die nicht geimpft sind, kommt zunächst eine Beratungspflicht – sie müssen bis dahin „eine individuelle ärztliche Beratung“ nachweisen. Über die Pflichten, Beratungs- und Impfangebote sollen die Krankenkassen bis 15. Mai die Bürger informieren.
  • Ausnahmen: Von den Pflichten ausgenommen sind Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, und Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel.
  • Kontrollen: Die Nachweise muss man Behörden ab 15. Oktober zusammen mit einem Lichtbildausweis vorlegen können. Zum Durchsetzen sollen im Notfall nur Zwangsgelder zulässig sein, keine Ersatzhaft. Unabhängig von Kontrollen müssen Nachweise bis 15. Oktober der Krankenkasse vorgelegt werden, die Kassen sollen dies zum 1. September anfordern.
  • Zusätzliche Stufen: Der Bundestag soll im Licht des aktuellen Infektionsgeschehens beschließen können, dass die Nachweispflicht noch ausgesetzt wird. Ab dem 1. September kann das Parlament zudem beschließen, dass die Impfpflicht auch für 18- bis 59-Jährige kommt. Die gesamten Regelungen sollen bis 31. Dezember 2023 gelten.
  • Register: Bis Ende 2023 soll ein Register eingerichtet werden, das erhaltene Impfungen gegen bestimmte übertragbare Krankheiten oder eine vorliegende Immunität erfasst. 

Bundestag stimmt über die Corona-Impfpflicht ab

Erstmeldung: Berlin – Am heutigen Donnerstag (07.04.2022) entscheidet der Bundestag über eine mögliche Ausweitung der Corona-Impfpflicht. Ab 9 Uhr werden die Abgeordneten abschließend entscheiden, welcher der vier vorliegenden Vorschläge zur Anwendung kommt. Für die Debatte sind rund 70 Minuten vorgesehen, anschließend wird namentlich über die einzelnen Vorlagen abgestimmt.

Vorgeschlagen wird von Abgeordneten aus den Reihen der Koalition eine Impfnachweispflicht für alle Menschen ab 60 Jahren ab Oktober. Gesundheitsminister Karl Lauterbach* (SPD*) sieht gute Chancen, dass dieses Modell den Zuschlag erhält. Die Unionsfraktion will eine mögliche spätere Impfpflicht vorbereiten; für die konkrete Einführung wäre ein erneuter Bundestagsbeschluss nötig. Ein weiterer Antrag wirbt für die Impfung, lehnt eine Pflicht aber ab. Die AfD-Fraktion* will eine allgemeine Impfpflicht ausschließen und die bereits geltende einrichtungsbezogene Impfpflicht wieder abschaffen.

Corona-Impfpflicht im Bundestag:

Die Abstimmung fällt in eine Zeit, in der die Corona-Pandemie sich noch nicht abgeschwächt hat. Die Zahl der Neuinfektionen* lag am Donnerstag (07.04.2022) etwa bei 201.729, die Inzidenz betrug 1251,3. Experten gehen davon aus, dass nur die Erhöhung der Impfquote eine weitere Welle und einen damit einhergehenden Lockdown verhindern kann. Aktuell liegt die Quote bei denjenigen, die einmal geimpft sind, bei 76,6 Prozent. Zweimal geimpft sind 76 Prozent und geboostert 58,8. (ktho/afp)

 

source site