Corona aktuell: Zunehmend Corona-Fälle nach Reisen – Politik


Corona-Ansteckungen, die wahrscheinlich auf Reisen passiert sind, spielen laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine zunehmende Rolle beim Infektionsgeschehen in Deutschland. Das schreibt das RKI in seinem wöchentlichen Lagebericht vom Donnerstagabend. In der Zeit vom 28. Juni bis 25. Juli sind demnach 3662 Fälle gemeldet worden, in denen die Betroffenen dem Virus wahrscheinlich im Ausland ausgesetzt waren. Als wahrscheinliche Infektionsländer in den vier betrachteten Wochen wurden Spanien, die Türkei und die Niederlande am häufigsten genannt, vor Kroatien und Griechenland.

Der überwiegende Anteil der Corona-Übertragungen finde allerdings weiterhin innerhalb Deutschlands statt, betont das RKI – die Rede ist von mindestens 81 Prozent. Angaben zum wahrscheinlichen Infektionsland liegen bei weitem nicht bei jedem Fall vor. In Deutschland und dem europäischen Ausland sind dem Bericht zufolge als besorgniserregend eingestufte Virusvarianten vorherrschend. Hierzulande wird die deutlich ansteckendere Delta-Variante in einer Stichprobe mittlerweile in rund neun von zehn Fällen gefunden (91 Prozent).

Apotheken: Impfzertifikate schrittweise wieder erhältlich

Erste Apotheken in Deutschland stellen nach einer Unterbrechung wieder digitale Corona-Impfzertifikate aus. Schrittweise werde begonnen, den Service für Geimpfte wieder anzubieten, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mitteilte. Wer das Zertifikat haben möchte, solle sich jedoch vorab auf der Internetseite www.mein-apothekenmanager.de informieren, welche Apotheke man zu dem Zweck aufsuchen kann. Man rechne damit, dass in den kommenden Tagen die Allermeisten wieder an das notwendige System angeschlossen seien, sagte ein Sprecher des Apothekenverbandes.

Vor gut einer Woche hatte der Deutsche Apothekerverband (DAV) das Ausstellen der digitalen Zertifikate nach Rücksprache mit dem Bundesgesundheitsministerium gestoppt. Grund waren Hinweise auf eine Sicherheitslücke. Dem Handelsblatt war es demnach gelungen, “mithilfe von professionell gefälschten Dokumenten” auf dem DAV-Server einen Gastzugang für einen nicht existierenden Apothekeninhaber zu erzeugen, mit dem dann zwei Impfzertifikate online ausgestellt worden seien. Nun seien alle Zugänge verifiziert worden, heißt es vom Apothekerverband. Auch technische Schritte für mehr Sicherheit seien umgesetzt worden. (29.07.2021)

Seehofer: Corona-Tests sollten kostenlos bleiben

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist dagegen, Corona-Tests für Ungeimpfte bald kostenpflichtig zu machen. “Solange die Pandemie anhält, würde ich nichts an der Kostenfreiheit ändern. Ich möchte, dass denen, die weder geimpft noch genesen sind, die Chance des Tests bleibt”, sagte Seehofer der Mittelbayerischen Zeitung. “Was glauben Sie, wie viele Leute den Test nicht mehr machen oder machen können, wenn er nicht kostenfrei ist? Damit könnte ein verstecktes Infektionsgeschehen stattfinden”, warnte er.

Seehofer stellte sich damit gegen Überlegungen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und auch von CSU-Chef und Bayerns Regierungschef Markus Söder. Diese hatten zuletzt dafür plädiert, Corona-Tests auf Dauer nicht mehr öffentlich zu bezahlen – wenn alle, die sich impfen lassen können, ein Impfangebot erhalten haben.

Eine Impfpflicht etwa von Unternehmen für ihre Mitarbeiter lehnt Seehofer strikt ab. “Ganz allergisch reagiere ich, wenn jemand sagt: Wenn du nicht geimpft bist, wirst du bei uns nicht mehr beschäftigt. Oder weil du nicht geimpft bist, bekommst du keine Kranken- oder Lebensversicherung. Davor kann ich nur dringend warnen.” Er selbst könne “nur dafür werben, dass man sich impfen lässt”, sagte Seehofer und betonte: “Die Impfung hilft. Es ist bis dato der beste Schutz gegen eine potenziell tödliche Krankheit.” Man solle aber nicht dazu zwingen: “Es braucht nicht jeden Tag ein Stimmengewirr, was alles am Horizont droht, wenn sich die Leute nicht impfen lassen.” (29.07.2021)

Länder unterstützen Testpflicht für Reiserückkehrer

Viele Länderchefs unterstützen den Vorschlag, eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus dem Ausland vom 1. August an einzuführen und erhöhen so den Druck auf die Bundesregierung. Zuletzt hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) öffentlich gesagt, ihm sei zugesichert worden, die Testpflicht, die derzeit in der Bundesregierung debattiert wird, werde bereits zum Wochenende kommen.

Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) sagte dem TV-Sender Phoenix, eine Entscheidung müsse möglichst schnell fallen und nicht erst Mitte oder Ende August. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): “Die Tests sind der zentrale Baustein, um das Infektionsgeschehen in der ungeimpften Bevölkerung einzudämmen.” Deshalb sollten alle Reiserückkehrer entweder einen negativen Test, einen Genesenen-Nachweis oder einen Impfnachweis vorlegen können.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte, aus dem vergangenen Jahr wisse man, dass Reiserückkehrer viel zum Anstieg des Infektionsgeschehens beigetragen hätten. “Es ist ein kleiner Mehraufwand für jeden von uns, schafft aber viel Sicherheit”, sagte der CDU-Politiker dem RND. An die Adresse der Bundesregierung sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Deutschlandfunk, diese hätte sich besser darauf vorbereiten können. “Das erst im September zu machen, ist natürlich viel zu spät.” Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte dem RND, sie erwarte von der Bundesregierung ein Konzept, wie die Kontrolle und die Einhaltung der Testpflicht sichergestellt werden sollen.

Derweil verlieh Söder seinen Forderungen noch einmal Nachdruck. In der ZDF-Sendung “Markus Lanz” sagte der bayerische Ministerpräsident am Mittwochabend, er dränge sehr darauf, dass man es jetzt mache. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatten dies bereits vergangene Woche gefordert, am Dienstagabend erhöhte Söder den Druck, die Testpflicht bereits zum 1. August einzuführen. Dann müssten Reiserückkehrer nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen, wenn sie nicht genesen oder vollständig geimpft sind. Dies soll für alle Urlauber gelten, egal ob sie mit dem Flugzeug, der Bahn oder dem eigenen Auto unterwegs sind. Bisher müssen nur Flugreisende bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen. Die Bundesregierung hatte ursprünglich geplant, eine Testpflicht erst ab dem 11. September einzuführen. Zu diesem Zeitpunkt sind in den meisten Bundesländern die Sommerferien bereits zu Ende. (29.07.2021)

Intensivmediziner befürchten Erstarken viraler Erreger neben Corona

Intensivmediziner in Deutschland rechnen für Herbst und Winter wieder verstärkt mit Menschen mit diversen Atemwegserkrankungen. “Durch das Tragen von Masken und die anderen Regeln war die Zahl der Patienten mit Grippe und anderen viralen Krankheitserregern während der Corona-Zeit verschwindend gering”, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Deutschen Presse-Agentur. “Wir befürchten, dass dieser positive Effekt nun verschwinden wird und wir zu den potenziellen Corona-Patienten zwischen Oktober und März auch die anderen Patienten mit viralen Erkrankungen betreuen werden.”

Die Patientenzahlen seien schwer einzuschätzen, auch vor der Corona-Zeit schwankten die Werte von Saison zu Saison. “Aber klar ist, dass Grippe- und Covid-19-Patienten unter Umständen die gleichen Therapien brauchen, zum Beispiel die künstliche Lunge. Die Ecmo-Kapazität (extrakorporale Membranoxygenierung; Anm. d. Red.) in Deutschland ist im internationalen Vergleich sehr gut, aber jede Kapazität hat ihre Grenzen.” Ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf von Grippe haben laut Robert-Koch-Institut (RKI) unter anderem ältere Menschen und solche mit bestimmten Grundkrankheiten oder schwerer Fettleibigkeit. Außerdem erhöhe eine Schwangerschaft, vor allem im fortgeschrittenen Stadium, dies Risiko.

Das RKI mahnte kürzlich in einer Herbst-Winter-Strategie für die stationäre und ambulante Versorgung eine frühzeitige Vorbereitung “auf ein verstärktes Krankheitsgeschehen” an, “auch angesichts der zusätzlich zu erwartenden Belastung durch akute Atemwegsinfektionen”, die in der Saison 2020/21 nicht in der Bevölkerung zirkuliert seien. Genannt wird neben der Grippe auch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), ein weltweit verbreiteter Erreger, der laut RKI einfache Atemwegsinfektionen, aber auch schwere Erkrankungen auslösen kann. (29.07.2021)

RKI registriert 3520 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 16,0

Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich in gut drei Wochen mehr als verdreifacht. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) lag sie am Donnerstag bei 16,0 – am Vortag betrug der Wert 15,0 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 3142 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei etwa 1900 gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 21 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 42 Todesfälle gewesen. (29.07.2021)

Söder: Testpflicht für alle Einreisenden kommt am 1. August

Der Bund plant nach Angaben des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) schon vom 1. August an eine Testpflicht für alle, die nach Deutschland einreisen. “Der Bund hat uns heute zugesichert, er wird das jetzt bis zum 1.8. alles probieren mit einer einheitlichen Testpflicht nicht nur für Flugreisen, sondern auch beispielsweise für alles, was an normalem Autoweg oder Bahnweg kommt”, sagte Söder in den “Tagesthemen” der ARD. Er glaube, dass das jetzt verständlicher, klarer und sicherer sei. Das ursprünglich angedachte Datum für eine Einreiseverordnung vom 11. September an wäre “ein Witz gewesen”, sagte Söder, “da ist der Urlaub vorbei selbst in den Ländern mit späten Ferien”.

Die stellvertretende Sprecherin Ulrike Demmer nannte am Mittwoch in Berlin keinen Termin und wies auf noch laufende interne Abstimmungen hin. Regelungen für Reiserückkehrer stünden auch auf der Themenliste der Corona-Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder am 10. August. Was schon vorher geklärt werden könne, werde selbstverständlich geklärt. Es gelte: “Je schneller, desto besser.” Noch am Dienstag hatte es aus Kreisen der Bundesregierung geheißen, Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sträube sich aus Gründen der Verhältnismäßigkeit gegen schärfere Regeln.

Die Länder hätten Druck gemacht, weil sie eine verlässliche Basis für die Einreise bräuchten, sagte Söder am Dienstagabend. Am Nachmittag sei ihm mitgeteilt worden, dass eine Rechtsgrundlage geschaffen werde, damit die Umsetzung zum 1. August klappe. “Die Regel ist ja relativ einfach, jeder braucht einen Test, der sozusagen wieder anreist, ob er mit dem Auto, der Bahn oder mit dem Flugzeug kommt.” Derzeit gilt die Testpflicht nur für Menschen, die per Flugzeug nach Deutschland einreisen.

SPD-Chefin Saskia Esken unterstützt eine kurzfristige Einführung der Testpflicht: “Ich bin unbedingt dafür, dass wir Reisende uns genau anschauen”, sagte sie bei RTL/ntv. “Es ist ganz deutlich ja zu sehen, dass Reisen ins Ausland Risiken mit sich bringen.” Rückkehrer brächten möglicherweise die Delta- oder andere Varianten mit. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte im ZDF, seine Partei wolle, dass Reisen sicherer werde. “Das bedeutet, die Testpflicht auszuweiten.” Das müsse aber rechtlich sauber und verhältnismäßig sein. “Wir sind auf jeden Fall bereit, diesen Schritt zu gehen.”

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte der Bild-Zeitung gesagt, dass nachweislich Geimpfte oder Genesene kein negatives Testergebnis nachweisen müssten. Seehofer und auch Söder sagten, dass die Kontrollen im Individualverkehr stichpunktartig erfolgen sollten. Stationäre Grenzkontrollen wolle keiner und mache auch keiner, sagte Söder.

Die AfD hält eine Testpflicht für Reiserückkehrer für eine “unverhältnismäßige Belastung der Reisenden, der Grenzbehörden und der Tourismuswirtschaft”, wie Spitzenkandidatin Alice Weidel sagte. Sie sprach von einer Verunsicherung der Urlauber, die endlich aufhören müsse. Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion kritisierte zugleich, dass für Geimpfte und Genesene nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet aktuell nicht die gleichen Quarantäne-Regeln gelten wie für alle anderen Einreisenden: “Die Quarantänebefreiung von Geimpften und Genesenen benachteiligt Gesunde und setzt sie so weiterem Impfdruck aus.” (28.07.2021)

Die Hälfte der Menschen in Deutschland ist vollständig gegen Corona geimpft

Gut sieben Monate nach dem Start der Corona-Impfungen ist die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen das Virus geimpft. Wie aus aktuellen Daten des Bundesgesundheitsministeriums hervorgeht, haben nach den Impfungen vom Vortag 41 790 697 Menschen einen vollständigen Impfschutz, für den bei den meisten Vakzinen zwei Dosen im Abstand mehrerer Wochen vonnöten sind. Das entspricht laut Ministerium 50,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. (28.07.2021)

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