Corona aktuell: Verbände für Ende kostenloser Tests – Politik

Mehrere Medizinerverbände plädieren für ein Ende der generell kostenfreien Corona-Bürgertests. Tests nur nach Anlass “würden die Zahl der zu übermittelnden Testergebnisse deutlich reduzieren”, sagte Elke Bruns-Philipps vom Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) der Ärzte Zeitung. Ein Sprecher des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) sagte der Zeitung: “Die Weiterführung anlassloser Tests, zu denen auch die Bürgertests gehören, ist aus Sicht der fachärztlichen Laboratorien nicht mehr erforderlich.”

Bürger ohne Symptome haben nach der Corona-Testverordnung Anspruch auf kostenlose Schnelltests. Anfang der Woche hatte bereits der Pandemierat der Bundesärztekammer geurteilt: “Bürgertests und anlasslose Massentestungen haben im aktuellen Testkonzept keinen Platz.”

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, fordert hingegen, an den Bürgertests festzuhalten. Die Inzidenzen gäben ein Bild über das Infektionsgeschehen ab, sagte er der Zeitung. “Deshalb plädieren wir auch weiterhin für niedrigschwellige Testangebote, zum einen, um Bürgerinnen und Bürgern Klarheit über ihren eigenen Corona-Status zu geben, zum anderen, um früh erkennen zu können, wenn sich das Infektionsgeschehen massiv ändert.” (22.04.2022)

Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 733,4

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Freitag 161 718 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 4854 Fälle mehr als am Freitag vor einer Woche, als 156 864 positive Tests gemeldet wurden. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen bei mehr als 24 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 733,4 von 720,6 am Vortag. 289 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 133 921. Wie das RKI mitteilt, kann es wegen der Osterfeiertage und Ferien in einigen Bundesländern zu geringeren Test-, Melde- und Übermittlungsaktivitäten kommen.

Die Infektionszahlen haben zur Zeit generell nur eingeschränkt Aussagekraft. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenz-Blog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (22.04.2022)

Neue Omikron-Varianten in Deutschland laut RKI noch selten

Mehrere der recht neuen Omikron-Sublinien und Mischvarianten sind nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) bisher relativ selten oder gar nicht in Deutschland gefunden worden. Von der Linie BA.5 seien mit Stand 18. April insgesamt 25 Proben nachgewiesen, heißt es im RKI-Wochenbericht von Donnerstagabend. Der Anteil in einer Stichprobe betrug demnach vorletzte Woche 0,2 Prozent. Aktuellere Werte gibt es noch nicht. BA.4 sei bislang nicht nachgewiesen worden. In Deutschland wird allerdings nur bei einem kleinen Anteil der positiven Proben das Erbgut entschlüsselt.

Der in Deutschland vorherrschende Subtyp ist derzeit BA.2, in der Stichprobe gibt das RKI den Anteil für vorletzte Woche mit über 95 Prozent an. Er war – noch besser übertragbar – auf BA.1 gefolgt. BA.4 und BA.5 sind erst kürzlich bekannt geworden und werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Teil von Omikron als besorgniserregend einstuft. Nach WHO-Angaben kamen Nachweise aus Südafrika und einigen europäischen Ländern.

Insgesamt spricht das RKI im Bericht von rückläufigen Trends bei mehreren Corona-Indikatoren in Deutschland. Unter anderem nähmen Kennzahlen zu Krankenhausaufnahmen und zu Ausbrüchen in Einrichtungen ab. In mehr als 200 Laboren bundesweit wurden zuletzt aber auch immer weniger PCR-Tests durchgeführt, auf denen die offiziellen Statistiken beruhen. Der deutliche Rückgang vorige Woche sei auch durch den Feiertag Karfreitag mit bedingt, schreibt das RKI. Laut Bericht fiel mehr als jeder zweite Test positiv aus. Insgesamt schätzen die Gesundheitsexperten den Infektionsdruck in der Bevölkerung weiter als hoch ein. (22.04.2022)

WHO empfiehlt Covid-Pille von Pfizer für bestimmte Corona-Patienten

Das in Deutschland schon eingesetzte Covid-19-Medikament Paxlovid bekommt grünes Licht von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Paxlovid werde für Patienten empfohlen, die noch nicht schwer krank sind, aber das höchste Risiko einer Krankenhauseinweisung haben, berichtete der zuständige WHO-Expertenrat in der Fachzeitschrift British Medical Journal (BMJ). Dazu gehören Menschen mit Vorerkrankungen, Betagte oder Ungeimpfte. Der Rat berief sich auf Studien mit knapp 3100 Patientinnen und Patienten. Das Risiko einer Krankenhauseinlieferung sei bei den mit Paxlovid Behandelten um 85 Prozent geringer gewesen als bei der Gruppe, die ein Scheinmedikament erhalten habe, schreibt die WHO in einer Mitteilung.

Die Tabletten des US-Pharmakonzern Pfizer sollen die Virusvermehrung im Körper hemmen. Sie enthalten die Wirkstoffe Nirmatrelvir und Ritonavir. Seit Ende Januar ist das Mittel in der EU bedingt zugelassen. Deutschland hat eine Million Packungen bestellt.

Mit der Empfehlung kommt das Medikament auf eine WHO-Liste mit geprüften Medikamenten. Für viele Länder, die anders als die EU oder die USA keine eigene Regulierungsbehörde für Arzneimittel haben, ist dies die Grundlage für eine Zulassung ohne weitere größere Abklärungen. Die WHO ist besorgt, dass sich wie bei den Corona-Impfstoffen reiche Länder den Großteil der Produktion sichern und für ärmere Länder zunächst nicht genügend zur Verfügung steht. Pfizer hat das Ziel, in diesem Jahr Tabletten für 120 Millionen Patienten zu produzieren. Die WHO rief Pfizer zu mehr Transparenz über die Produktion, bilaterale Verträge und Preise auf. (22.04.2022)

Maskenpflicht im Bundestag fällt weg

Angesichts der gesunkenen Corona-Infektionszahlen fallen auch im Bundestag die Vorsichtsmaßnahmen gegen das Virus. Die Maskenpflicht und der 3-G-Nachweis als Voraussetzung für die Teilnahme an Plenar- und Ausschusssitzungen werden zur nächsten Sitzungswoche abgeschafft. Das teilte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas den Abgeordneten mit. “Angesichts der derzeitigen Entwicklung der pandemischen Lage habe ich mich nunmehr dazu entschlossen, die Allgemeinverfügung mit Ablauf des 24. April 2022 aufzuheben”, heißt es in dem Schreiben.

“Selbstverständlich bleibt es jeder und jedem unbenommen, dennoch weiterhin eine Maske zu tragen. Insbesondere dort, wo es nicht möglich ist, Abstand zu halten, erscheint dies auch weiterhin empfehlenswert”, schrieb die SPD-Politikerin weiter. Die Abgeordneten könnten Masken und Selbsttests weiter selbst bestellen und über ihr Sachleistungskonto abrechnen. Bis zum 20. Mai 2022 bestehe zudem die Möglichkeit, sich an den von der Bundestagsverwaltung vorgehaltenen Teststrecken testen zu lassen.

Im Bundestag hatte für die 736 Abgeordneten, ihre Mitarbeiter und die Verwaltung des Parlaments zeitweise die 2-G-plus-Regel gegolten. Wer nur doppelt geimpft oder genesen war, brauchte einen zusätzlichen negativen Test für den Zutritt zum Plenarsaal oder zu Ausschüssen. Lediglich Geboosterte oder Genesene mit doppelter Impfung brauchten diesen nicht. Zudem waren FFP2-Masken Vorschrift. Abgeordnete, die weder geimpft noch genesen waren, konnten die Sitzungen nur auf einer bestimmten Tribüne verfolgen. Dort saßen fast nur AfD-Abgeordnete. (21.04.2022)

US-Regierung will zurück zur Maskenpflicht in Zug und Flugzeug

Die US-Regierung geht juristisch gegen das Ende der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln vor. Sie reichte am Mittwochabend einen Beschwerdebescheid ein und setzte damit die Berufung gegen eine entsprechende Entscheidung einer Bundesrichterin in Gang, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht. Zuvor hatte sich die US-Gesundheitsbehörde CDC für eine Berufung ausgesprochen. Man sei weiterhin der Meinung, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln für die Gesundheit notwendig sei, teilte die Behörde mit.

Eine Bundesrichterin im US-Bundesstaat Florida hatte die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln am Montag für ungültig erklärt. Die vom vorherigen US-Präsidenten Donald Trump ernannte Richterin Kathryn Kimbell Mizelle sagte, die US-Gesundheitsbehörde CDC habe mit der Anordnung ihre Befugnisse überschritten, keine öffentlichen Stellungnahmen eingeholt und ihre Entscheidungen nicht angemessen erläutert. Vorerst müssen Passagiere in Flugzeugen, Zügen und anderen Verkehrsmitteln daher nun keine Masken mehr tragen. Die US-Regierung hatte mit juristischen Schritten gegen die Entscheidung auf eine Stellungnahme der CDC gewartet.

Präsident Joe Biden hatte die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln kurz nach seinem Amtsantritt im Januar 2021 angestoßen. Die Gesundheitsbehörde CDC verfügte einige Tage später, dass in Flugzeugen, auf Schiffen, Fähren, in Zügen, U-Bahnen, Bussen, Taxis und ähnlichen Verkehrsmitteln Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss. Die Pflicht gilt auch in Flughäfen, Bahnhöfen und Häfen. Die Regelung wurde mehrfach verlängert, zuletzt bis Anfang Mai. In den vergangenen Monaten gab es zunehmend Widerstand, auch von Fluggesellschaften. (21.04.2022)

Finanzminister Lindner positiv auf Corona getestet

Bundesfinanzminister Christian Lindner ist bei der IWF-Tagung in Washington positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das sagen Mitarbeiter des Finanzministeriums zu Journalisten. Später schrieb Lindner bei Twitter: “Nach zwei Jahren ohne Covid19-Infektion, gestern einem negativen Ergebnis im Testzentrum und heute einem negativen Schnelltest: positiv.” Er fügte hinzu, “Dank dreier Impfungen” habe er “nur leichte und wieder abklingende Erkältungssymptome.”

Ob Lindner am Donnerstag wie geplant mit der Regierungsmaschine zurück nach Berlin reisen würde, blieb zunächst offen. Zuvor hatte er am Treffen der Finanzminister der G-20-Staaten teilgenommen. (21.04.2022)

Moderna will Impfzulassung für Kleinkinder noch im April einreichen

Der US-Biotechnologiekonzern Moderna will bis Ende des Monats für seinen Corona-Impfstoff eine Notfallzulassung bei der US-Gesundheitsbehörde FDA für Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren beantragen. Das teilt ein Konzernsprecher mit.

Im März hatte das das US-Unternehmen erste Studienergebnisse veröffentlicht, wonach sich das Präparat auch bei Kleinkindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren als sicher und gut verträglich erwiesen habe. Die Immunantwort sei trotz der geringeren Dosierung ebenso stark ausgefallen wie bei den Erwachsenen. Modernas Impfstoff könnte das erste zugelassene Corona-Vakzin für Kinder unter fünf Jahren in den USA werden. (21.04.2022)

Amtsärzte: Corona-Zahlen wohl doppelt so hoch

Die Amtsärzte gehen davon aus, dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland doppelt so hoch ist wie offiziell ausgewiesen. “Wir rechnen mit einer Dunkelziffer mal zwei, was die gemeldeten Corona-Fälle angeht”, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Die genaue Zahl kennen wir nicht, aber nach zwei Jahren Pandemie können wir ungefähr abschätzen, wie sich die Dunkelziffer entwickelt.”

Ähnlich hatte sich Ende März Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geäußert. Er rechnet damit, dass die Zahl der tatsächlichen Neuinfektionen mehr als doppelt so hoch ist als bekannt. Experten führen die hohe Dunkelziffer unter anderem darauf zurück, dass viele Gesundheitsämter überlastet sind und längst nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik.

Auch Nießen verwies darauf, dass nicht mehr alle positiven Schnelltests mit einem PCR-Test überprüft würden. “Zudem beobachten wir einen lockereren Umgang mit Corona, nicht alle mit Erkältungssymptomen lassen sich auf Corona testen, Geimpfte testen sich kaum noch und 3G gilt nur noch in wenigen Bereichen. Das führt dazu, dass das Dunkelfeld größer wird”, sagte er.

Unionsfraktionsvize Sepp Müller brachte eine geänderte Meldestrategie für Neuinfektionen ins Gespräch. “Meiner Meinung nach würde eine Status-quo-Meldung pro Woche während des Sommers ausreichen”, sagte Müller dem RND. “Seit zwei Jahren sind die Gesundheitsämter über dem Limit dessen, was sie leisten können. Die Bundeswehr verlängert ihre Amtshilfe nicht mehr, was ich nachvollziehen kann.” Eine wöchentliche Meldung während des Sommers würde die Ämter entlasten.

Schon heute ist es so, dass einzelne Bundesländer nicht an jedem Wochentag Daten melden, am Wochenende zum Beispiel Baden-Württemberg, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen nicht oder nicht vollständig. Das wiederum führt zu Nachmeldungen an Folgetagen. Ein Vergleich von Tageswerten wird damit zunehmend schwierig. (21.04.2022)


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